3/5  Aufgeblasen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:17

Es war eine rührende Szene. Nella Martinetti, die sympathische Ulknudel aus dem Tessin, wurde in einer TV-Medizinsendung von einem Adipositas-Spezialisten gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, ihr immer ausgeprägteres Übergewichtsproblem mit einer operativen Intervention anzugehen. In der Sendung war als „neue Methode“ der Magen-Ballon vorgestellt worden, und Nella verdrehte halb verschämt die Augen und sagte: Ja, vielleicht könnte sie tatsächlich daran denken, sich „ein Ballönli einsetzen zu lassen“

An diese Aussage musste ich denken, als ich jetzt einen Bericht in einer technischen Zeitschrift las über Versuche in Amerika, eine „Pille“ oder vielmehr eine Kapsel zu konstruieren, die man schlucken kann und die sich nach der Einnahme im Magen selbsttätig zu einem veritablen Ballon aufbläst, der die gleiche Wirkung hat wie der bereits bekannte Magenballon: er füllt den Magen zu einem Teil aus und hilft so mit, die Nahrungsmenge zu verringern, bis das Sättigungsgefühl eintritt. Der klassische Magenballon hat den Nachteil, dass man ihn nach einem halben Jahr operativ wieder entfernen und einen neuen einsetzen muss, soll die Wirkung nicht nachlassen. Der neue Pillen-Ballon ist so konstruiert, dass er ein Ventil besitzt, das von aussen per Magnet geöffnet werden kann, wodurch der Ballon wieder zur Kapsel schrumpft und mit dem Stuhl ausgeschieden werden kann… Allerdings muss man sich dann monatlich eine Ballon-Pille einwerfen.

Praktische Erfahrungen mit dem Magenballon, von denen ich bis jetzt gehört habe, klangen nicht euphorisch. Völlegefühl, Übelkeit, Druck, Unwohlsein und Schmerzen sind Nebenwirkungen, die man sich von einer Abnehm-Hilfe nicht wünschen mag. Wie das mit der Ballon-Kapsel ist, wissen wir noch nicht, denn das Ding wurde bisher in der Anwendung nur an einem Schwein erprobt und das hatte sich nicht so deutlich über die Wirkung geäussert. In dem Versuch hatte es in einer Woche immerhin anderthalb Kilo abgenommen, während seine Genossen in der Kontrollgruppe ohne Ballon bei gleicher Kost leicht an Gewicht zulegten.

Nun sind Langzeit-Versuche mit Menschen geplant. Wenn die klappen, soll „EndoPil“ in einem Jahr auf den Markt kommen. Nella hätte das „Pilleli“ vielleicht geschluckt.