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Von Heinrich von Grünigen um 16:19 |
Wir alle essen zu wenig Früchte und Gemüse. Nicht nur wegen unserem Gewicht, überhaupt: für unsere Gesundheit wäre es gut, möglichst viel und möglichst häufig natürliche Produkte aus dem Garten zu konsumieren. Seit Jahren wird uns die Botschaft „5 am Tag“ in homöpathischen Dosierungen eingeträufelt, ja man macht es uns noch etwas leichter, indem auch Fruchtsäfte und Smoothies – ausnahmsweise – mit diesem Label geschmückt werden. Aber ein durchschlagender Erfolg hat sich hierzulande noch nicht eingestellt, auch wenn die periodischen Erhebungen eine sanfte Zunahme ausweisen.
Bemerkenswert ist die Entwicklung in Frankreich. Dort hat eine umfassende Studie gezeigt, dass der Früchte- und Gemüse-Konsum in den letzten sechs Jahren generell rückläufig war, und zwar vor allem in den sozial benachteiligten Bevölkerungsschichten mit geringerem Bildungsniveau und kleinerem Einkommen. So sank der Anteil der Erwachsenen, die fünfmal täglich in den Früchte/Gemüse-Korb griffen, von 31% auf 25% (in der Schweiz sind das sogar nur 12%!), während sich der Anteil jener, die „weniger“ als fünfmal Grünzeug assen, von 45% auf 54% erhöhte. Bei den Kindern und Jugendlichen nahm die Zahl derer, die täglich bloss zwei oder weniger Früchte/Gemüse verspeisten, von 32% auf 45% zu.
Zu den Ursachen für dieses Phänomen äussert sich die Studie nicht. Sie weist jedoch darauf hin, dass in Frankreich vor 15 Jahren ein grosses nationales Programm für eine gesunde Ernährung lanciert wurde. Ich erinnere mich, dass dieses damals auch bei uns an einer Fachtagung vorgestellt wurde und wir waren beeindruckt von der Stringenz, mit welcher von Paris aus dieses Programm ins Land getragen wurde… Ich hatte allerdings damals schon meine Zweifel daran angemeldet, ob die guten Vorsätze denn auch wirklich alle ungeschmälert in den französischen Departementen umgesetzt würden… – Eines der wesentlichen Ziele dieser Kampagne war es, den Verzehr von Früchten und Gemüsen anzukurbeln.
Dieses Ziel wurde offensichtlich verfehlt! Woran das liegen mag? Vielleicht daran, dass sich eine staatliche Gesundheits-Kampagne weniger „sexy“ kommunizieren lässt als die vereinigte, milliardenschwere Übermacht an Werbe-Botschaften für Zuckerzeug und Co? Und könnte eine der Erkenntnisse dieser neuen Untersuchung darin bestehen, dass es eben nicht reicht, fromm an die selbstregulierende Kraft des Marktes zu glauben und die Versprechungen auf Selbstbeschränkung der Lebensmittelproduzenten ernst zu nehmen?
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Von Heinrich von Grünigen um 15:52 |
Heute ist – sagen mir die Medien – Welttofutag. Zur besseren Verständlichkeit: Welt-Tofu-Tag. Interessant, dass ein in Mode gekommenes Lebensmittel, das in den meisten Grossmärkten auf den Regalen immer noch ein verschämtes Nischen-Dasein fristet, irgendwo angesiedelt zwischen den Milchprodukten und dem Fleischersatz, „schon“ einen eigenen Welt-Tag hat!
Gut, das Lebensmittel ist in Asien, vor allem in China, seit vorchristlicher Zeit bekannt und hat erst in den letzten Jahrzehnten die Aufmerksamkeit vor allem der vegetarischen und der veganen Szene gefunden: Eiweiss, das nicht von Tieren stammt. Mittlerweile gibt es alle Varianten und Spielarten, nicht nur den etwas zähen, weisslichen Block, der wie frischer Ziger aussieht, aber nach nichts schmeckt. Es gibt geräucherten Tofu, gewürzten, angereichert mit Kräutern, mit Kernen, mit Gemüsen… Im Reformhaus ist die Auswahl gross.
Vor Kurzem habe ich für mich den Seidentofu entdeckt, mit der angenehmen Konsistenz eines Caramel-Flans, den ich seitdem als „Stabilisator“ verwende, für die selbstgemachte, Zucker- und Zusatzstoff-freie Salatsauce: ein Gedicht!
Gut, dass dieser weltweite „Gedenk-Tag“ diesem unauffälligen, sympathischen und vielseitig verwendbaren Lebensmittel etwas Aufmerksamkeit verschafft! Falls jemand originelle und spezielle Rezepte kennt, sind wir dankbar fürs Teilen.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:06 |
Klar: Werbung muss sein. Sie hält die Wirtschaft am Laufen und ist aus einer freien Marktwirtschaft nicht wegzudenken. Und trotzdem sollte sie in vernünftigen, kontrollierten Bahnen verlaufen. Da es beim Fernsehen immer mehr und neue technische Möglichkeiten gibt, Werbebotschaften wegzublocken oder auszublenden, hat sie sich auf andere Medien-Kanäle verlagert, sucht uns zielgerichtet über Online-Plattformen und Websites heim, füllt in den Suchmaschinen die vorderen Ränge aus, völlig unabhängig von jeder qualitativen Relevanz.
Und nun erfahren wir, dass die privaten TV-Anbieter in Deutschland an etwas Neuem basteln: HbbTV 2.0. Das ist ein Format, welches es unter anderem auch erlaubt, im Fernsehprogramm Werbespots kundengerecht und punktgenau auf bestimmte Zielgruppen auszurichten, um diese möglichst direkt anzusprechen. Wer sich für die Hintergründe der aktuellen Entwicklung interessiert, findet hier ausführlichere Informationen.
Spannend an der Sache ist, dass für einen ersten grossen praktischen Feldversuch ausgerechnet der Süsswarenhersteller Ferrero gewonnen wurde, dessen Produkte für eine vernünftige Ernährung so überflüssig sind wie ein Kropf: nun werden denen, die ein entsprechend ausgerüstetes Gerät haben, Rafaello, Nutella, Schoko-Bons, Kinderüberraschung und Co. noch differenzierter ins Gehirn gehämmert…
Wie soll man prospektiv damit umgehen? Jammern bringt es nicht. Aber diese Programme kommen aus Deutschland über Kabel und Satellit auch zu uns, der technische „Fortschritt“ macht an keiner Grenze Halt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass vor allem die Kinder und Jugendlichen, welche für solche Verführungen besonders anfällig sind und noch kaum über ein kritisches Urteilsvermögen verfügen, vor solchen Botschaften bewahrt werden.
Das Departement Leuthard werkelt derzeit an einer umfassenden gesetzlichen Grundlage für die Medien, eingeschlossen die neuen Formen der Online-Kommunikation. Es wird eine noble Aufgabe des verantwortungsbewussten politischen Gesetzgebers sein, sich hier richtig und im Interesse des jugendlichen Wohlbefindesn zu entscheiden.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:21 |
Manchmal habe ich den Eindruck, alles sei verklebt. Immer dann, wenn in der TV-Werbung diese zähe, grauslich pinkfarben-schleimige Flüssigkeit wie aus Kübeln gegossen auf Menschen und Gegenstände herunterprasselt und ich mir vorstelle, mit welchem Aufwand die beteiligten Dinge, Personen und das ganze Studio wieder gereinigt werden müssen, nur um auf die Online-Handelsplattform „Siroop“ aufmerksam zu machen.
Und heimlich frage ich mich dann, ob es sich hier wirklich um eine klebrige Zuckerbrühe handelt oder ob es bloss ein tv-technischer Fake-Sirup ist, der sich mühelos wieder aufwischen und trocknen lässt.
Aber auch sonst ist Sirup allgegenwärtig. Ich habe noch keine Menükarte gesehen, bei der nicht unter der Rubrik „für unsere Kleinen“ fein säuberlich darauf hingewiesen worden wäre, dass das Glas Sirup zum Dagobert-, Pinocchio- oder Shrek-Menü im Fall „gratis“ sei…
Wenn ich mit der Enkeltochter den alternativen Dorfladen besuche, wo es eine Spielecke für die Kleinen hat, wird sie jedesmal liebevoll vom Personal gefragt, ob sie einen Sirup wolle… zuhause bekommt sie das nie und sie ist sich gewohnt, reines Wasser zu trinken. So klein sie ist, sagt sie bestimmt: ich nehme lieber Wasser. – Bloss einmal, da wurde ihr das Sirupglas, aus reinem Gutmeinen, ohne zu fragen einfach hingestellt… und sie hat es brav getrunken. – Was braucht es, um den Anbietern klar zu machen, dass sie den Kindern mit farbigem Zuckerwasser keinen gesundheitlichen Gefallen tun?
Immerhin, die diesbezüglichen Aufklärungsbemühungen scheinen doch zumindest ein wenig Früchte zu tragen, wie eine Statistik aus USA beweist: vor acht Jahren wurden in den Restaurants zum Kindermenü in 93 Prozent der Fälle automatisch Süssgetränke und Sirups angeboten; heute, sind es noch 74 Prozent. Das unreflektierte Zucker-Angebot ist also um einen guten Fünftel zurückgegangen. Das ist ein kleiner Schritt, aber er führt in die richtige Richtung. Vernünftig wäre, wenn das Standard-Angebot aus gratis Wasser bestünde und jedes davon abweichende Getränk extra bestellt werden müsste. Die Entscheidungsfreiheit bliebe beim verantwortungsbewussten Konsumenten.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:18 |
Elvis lebt. Zumindest in all den Schlagzeilen, Artikeln und TV-Berichten zu seinem 50. Todestag. Eine Glosse in meiner morgendlichen Zeitungslektüre ist mir aufgefallen. Darin reflektiert der Autor über den Elvis-Kult, der nach wie vor ungebrochen anhält, über ein Museum, das ein Unternehmer in Dänemark im Graceland-Stil „nachbauen“ liess und in dem man nicht nur Gegenstände aus Elvis‘ Leben bestaunen, sondern auch sein Lieblings-Sandwich für 10 Franken erwerben kann: „Es besteht aus geröstetem Toastbroat, Speck, Bananen, Konfitüre und Erdnussbutter. Solches Essen hat wohl zu Elvis Presleys smartem Career Move beigetragen: Bei seinem Tod wog er 120 Kilogramm; er war 42 Jahre alt.“
Diese Formulierung suggeriert, dass Elvis, hätte er weniger ungesunde Sandwiches gegessen, nicht so dick geworden wäre und demzufolge wohl länger gelebt hätte, dadurch aber nicht den ultimativen Karriere-Sprung geschafft hätte, der den Nachfahren erst nach seinem Tod so richtigen Reibach eingebracht hat…
Da konnte ich nicht umhin, irgendwie innerlich zu schmunzeln: das wirkt ja gerade so, als wäre sein Übergewicht mitschuldig für den verfrühten Tod gewesen. Dabei: was sind denn schon 120 Kilogramm?! Das ist doch bald einmal amerikanisches Durchschnittsgewicht! Daran würde heute keiner mehr sterben. Elvis wäre ein idealer Promi-Kandidat für jede Art von modischem Schlankheitsprogramm, hätte einen Stammplatz bei Oprah Winfrey für die Promotion von einschläguigen Diäten und würde sich an vorderster Front gegen Body-Shaming einsetzen…
Gut, inzwischen wäre er ja 92 Jahre alt, verschrumpfelt und eingedünnt, altershalber, ginge wohl am Rollator, wenn auch mit leicht aus den Hüften wiegenden Schrittlein würde er durch seine Residenz trippeln und jetzt – endlich ohne schlechtes Gewissen – mit den Dritten „sein“ Sandwich mümmeln. Elvis lebt!
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Von Heinrich von Grünigen um 17:34 |
Man hätte sich daran gewöhnen können. Drei Wochen lang ein fast perfektes Rentnerdasein: keine Termine, keine Sitzungen, keine Telefonate, kein Herumreisen… nur ab und zu eine Schaltung ins Internet, um nachzusehen, ob sich die Welt noch dreht.
Und sonst: einfach ums Weekendhäuschen lungern, dem Herrgott den Tag abluchsen, Einkäufe machen, in der Küche was brutzeln, im Garten werkeln, längst fällige Reparaturen endlich ausführen, lesen, lesen, lesen und am Abend die Glotze… von Zeit zu Zeit ein Ausflug – es war äusserst angenehm.
Zwar hatte ich mir feste vorgenommen, in diesen drei Wochen endlich ein lange pendentes Projekt anzugehen und unsere seit über einem jahr vergriffene allgemeine Übergewichts-Info-Broschüre zu überarbeiten, zu aktualisieren und wo nötig zu ergänzen. Ich hatte mir die nötigen Unterlagen eigens auf einen Stick kopiert, um das Material immer griffbereit zu haben… aber dann habe ich das Projekt doch Projekt sein lassen. Am Anfang der Ferien war es noch zu früh… und gegen Ende hin eindeutig zu spät!
Aber jetzt sind wir wieder alle im Büro, die -zig Mails siond abgetragen und sortiert, der Terminkalender für die kommenden Wochen ist bereinigt, die Pendenzen sind erfasst und nach Dringlichkeit geordnet: der Alltag hat uns wieder und die Geschäfte rollen an, erste Anfragen wurden beantwortet, Korrespondenzen geführt. Und irgendwie hat man das Gefühl, die Sache sei in sich doch sinnvoll und hilfreich.
Ok, wir bleiben dran.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:54 |
Über Nacht waren sie da. Überall. Die silbrig-gelben Dinger, die man von ferne für gute alte Pöstler-Velos halten mochte… Rudelweise standen sie bei den Bahnhöfen, an Fahrrad-Abstellplätzen, vor Warenhäusern… Und bald waren sie auch in den Schlagzeilen. Die Mietvelos aus Schanghai, oBikes genannt, mit einer App auszulösen für CHF 1.50 pro halbe Stunde. Ich habe noch keines ausprobiert. Offenbar muss man zuerst einen Geldbetrag überweisen, als „Guthaben“ gewissermassen, von dem dann die Benutzungsgebühren abgebucht werden.
Nicht, dass ich etwas gegen Velos hätte. Ich bin mit Zweirädern aufgewachsen, habe mir als Knirps per Laubsäge, Besenstiel und Holzscheiben ein improvisiertes Dreirad selber gebastelt, bin beim Vater auf der Rahmenstange sitzend mitgefahren und habe gelernt, wie man „quer“ in die Pedale beim Herrenvelo treten kann, wenn man zu kurze Beine hat, um auf dem Sattel zu sitzen (eine Technik, die heute wahrscheinlich verboten ist und unweigerlich die KESB auf den Plan rufen würde oder die Polizei). Meine Tanzstunden-Partnerin habe ich auf dem Gepäckträger nach Hause chauffiert und aus einem schweren alten Raleigh-Modell (mit Brems-Gestänge und Kettenkasten) habe ich mir mit aufgeschweisster Verstärkung und schwarzer Farbe eine Art Panzer-Velo namens „Centurion“ konstruiert, sogar mit einem Tarnlicht-Scheinwerfer…
Ohne meinen Flyer hätte ich meine „schwerste Zeit“ mit den 180 Kilo nicht überstanden, er war mein Transportmittel für alle Strecken zwischen 20 und 1’000 Metern, von der Haustür bis zur Tramstation, ins Büro oder zum Einkauf auf den Marktplatz…
Aber die neuen China-Bikes irritieren mich: sie wirken klobig mit ihren Vollgummireifen, dem einen und einzigen „Gang“, den rudimentären Kotflügeln und einer Fertigung, die an billige Kindervelos erinnert. 900 Stück sollen es bereits in Zürich sein, weitere Städte stehen auf der Wunschliste der Anbieter.
Digitale Hightech macht es möglich, die Zweirad-Flotte aus der „Cloud“ zu überwachen, aber letztlich handelt es sich um herrenlose Gegenstände, für die niemand Verantwortung tragen muss. Man kann sie anonym nutzen und irgendwo wieder stehen lassen. Wie weit die zwei Personen, die sich offenbar um die stadtweite Instandhaltung kümmern sollen, ihre Aufgabe erfüllen können, muss sich im Verlauf der Zeit erweisen.
Ob sich die gelbe Offensive für die weitere Entwicklung des – an sich höchst begrüssenswerten – Velo-Verkehrs in unseren Städten positiv auswirken wird, bleibt abzuwarten. Auf persönliche Erfahrungen von BenutzerInnen darf man gespannt sein.
Gibt es schon welche?
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Von Heinrich von Grünigen um 21:33 |
Diesmal bin ich dran geblieben. Weil das Thema auch „unser“ Thema war und ist. Es kommt nicht häufig vor, dass ich mir die Sendung „DER CLUB“ integral anschaue, obwoh Urs Gredig sich als Glanzpunkt in der Gesprächsführung entpuppt hat und man seinen Wechsel weg von SRF nur bedauern kann. Aber diesmal war ich gespannt, wie die Runde mit der heiklen Thematik umgeht. Es ging um den Mythos vom „schönen Körper“ und um das Problem des „Body Shaming“, von dem hier auch schon die Rede war.
Ebenso gespannt war ich, ob wohl jemand aus „unserer Fakultät“ aus Betroffenen-Sicht reden würde. Aber eine schwer übergewichtige Person, die ihr Leben lang gegen die verächtlichen Vorurteile zu kämpfen hatte, war nicht in der Runde. (Erst nachträglich hat sich herausgestellt, dass jemand zwar angefragt wurde, aus Termingründen jedoch nicht mitmachen konnte.)
So blieben die „Schönen“ unter sich: junge Frauen (Anja Zeidler und Milo Moiré), welche Schönsein als ihren Beruf gewählt hatten, der Fitness-Guru Werner Kieser (der als einziger auf die unausgewogene Zusammensetzung der Runde hingewiesen hatte) und die debattierende Allzweckwaffe Regula Stämpfli, die ausser ihrer eigenen Ansicht keine andere Meinung gelten lassen wollte. Zum Glück war da noch die geerdete Ärztin und plastische Chirurgin Cynthia Wolfensberger, die immer wieder die handfesten, praktischen Aspekte des aktuelloen Schönheitswahns und des Umgangs damit einbrachte.
Besonders gefallen hat mir Morena Diaz, Lehrerein und Bloggerin in der „Body-Positivity“-Bewegung. Sie hatte sich lang um einen „idealen“ Body bemüht, um sich dann schliesslich zu ihrem Körper zu bekennen, so wie er ist. „Sie steht zu ihren Speckröllchen“ schreibt die Presse über sie. Wobei der Akzent auf dem „-chen“ liegt: es ist eben keine richtige Fett-Rolle, es sind hübsche, appetitliche Röllchen, die sie auf den Bildern zeigt, welche sie von sich postet. Umso mehr betrifft und beschämt einen, was für Beleidigungen und Hass-Botschaften sie dafür einstecken musste!
Dieser Diskurs hat die Sendung sehenswert gemacht, endend im gemeinsamen Appell, wer nicht der vermeintlichen „Norm“ entspricht, solle versuchen, sein Selbstbewusstsein zu fördern, sich selber mit all den Stärken anzunehmen, die man bekommen hat, und nicht einem „fremden und falschen“ Ideal nachzueifern, das in den meisten Fällen in eine Katastrophe führt. – Trotzdem, das wurde auch gesagt, gibt es den medizinisch-gesundheitlichen Aspekt, der nicht vergessen werden darf. Aber das ist ein anderes Thema.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:29 |
Die Alten waren ausgebüxt. Fort aus der luxuriösen Residenz, um eine eigene Alters-WG zu gründen. Eine der Hauptursachen für diese Flucht war die überaus tüchtige, resolute Heimleiterin, die eine neue Köchin engagiert hatte, die wiederum ihr ganzes Können darauf verwendete, die „alten Leutchen“ zu verwöhnen, indem sie ämtliche Speisen, die auf den Tisch kamen, fein säuberlich pürierte, um dann aus der Pampe wieder Strukturen zu formen, die aussahen wie der ursprüngliche Rohstoff… Aus zermanschtem Schweinefleisch wurden auf den Tellern mit entsprechenden Förmchen putzig rosarote Säulein geformt…
An diese hintergründige TV-Filmkömodie musste ich heute denken, als ich über die Sache mit den Fleisch-Smolothies las: da kam doch tatsächlich ein Metzger auf die Idee, aus Gemüse und Fleisch – Poulet oder Rind – einen Smoothy-Drink herzustellen! Da muss man sich schon die Finger wund schreiben, um den Leuten klar zu machen, dass Fruchtsäfte und Smoothies zwar gut schmecken können, dass sie aber ernährungsphysiologisch weit weniger gut zu beurteilen sind als ihr Ausgangsprodukt, die Frucht und das Gemüse. Und dass sie vor allem zu viele Kalorien enthalten im Vergleich zu ihrem eingeschränkten Sättigungs-Effekt.
Und jetzt sollen also auch noch das Pouletbeinchen, das leckere Spare-Rib und das Kotelett „verflüssigt“ werden!?
Da lobe ich mir doch die Astronauten-Kost aus der Tube: sie wurde erfunden, damit die Pioniere in der Schwerelosigkeit des Alls bequem und vor allem sicher futtern konnten. Nach Jahren der Tubennahrung ist man davon wieder abgekommen und hat Spitzenköche verpflichtet, die eigens auserlesene Menüs komponierten, die dann aus speziellen Büchsen verkostet werden konnten… Und nun soll also der stressgeplagte Mensch in seiner zu kurzen Mittagspause sein Menü in ein, zwei Schlucken hinunterspülen?
Zu Recht sind die konsultierten Gastro-Fachleute skeptisch. Die Smoothy-Phase können wir getrost überspringen und darauf warten, dass jemand auf die noch genialere Idee kommt, man könnte doch ganze Mahlzeiten zu einer Pille komprimieren, die sich dann problemlos überall und jederzeit schnell schlucken liesse…
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Von Heinrich von Grünigen um 15:19 |
Kitschiger geht es wohl nicht. Das dachten wir, als vor einigen Jahren der Film „Charlie und die Schokoladefabrik“ in die Kinos kam. Kunterbunte Süssigkeiten quollen über die Leinwand und eine turbulente Story involvierte eine entfesselte Kinderschar, die ein veritables Bad in jeder erdenklichen Form von Schokolade-Produkten nahm…
Bis zum letzten Sonntag. Da besuchten wir mit unserer Enkelin das Schoko-Museum „Chocolarium“ in Flawil, das vor wenigen Monaten eröffnet wurde: attraktiver Anziehungspunkt und geniales Marketing-Instrument der Firma Maestrani. „Wie das Glück in die Schokolade kommt“ lautet das Leitmotiv der Präsentation, und diese ist selber so aufgemacht, als wäre sie ein Kinofilm: durch einen nachgebauten Kino-Eingang im American-Style geht es zunächst in einen Projektionsraum, wo man auf Sitzpolstern Platz nimmt, die aussehen wir überdimensionierte, glänzend braune Schokolade-Täfelchen. Ein kurzer Dokumentarfilm rekapituliert die Firmengeschichte, dann geht es auf einen Rundgang, in stetem Wechsel zwischen interaktiven Präsentationen in bester didaktischer Aufmachung, für Kinder und Erwachsene, und verglasten Wandelgängen, aus denen man hinunter blicken kann in die Produktionshallen der Fabrik mit ihren industriellen Fertigungsanlagen, während oben auf Bildschirmen in animierten Grafiken die einzelnen Arbeitsschritte im jeweiligen Bereich gezeigt und erläutert werden.
Den absoluten Schlaraffen-Traum verkörpern auf diesem Rundgang unter der Hallendecke die kleinen Automaten-Boxen, die aussehen wie schmale „einarmige Banditen“ – auch sie über das Glücksspiel mit Bezug zum „Glück“ – aber sie kassieren nichts ein, sie spucken aus: zieht man kurz am seitlich angebrachten Hebel, purzeln unten in die Schale, in der sonst die gewonnen Münzen klingeln, frisch gebrochene Schokolade-Stückchen… für jede Tafel-Sorte gibt es einen eigenen „Automaten“, bei dem man sich im Vorübergehen bedienen kann – so oft man mag.
Dann kommt die Abteilung, in der man seine eigene Schokoladetafel „kreieren“ kann: wer ein entsprechendes Ticket gelöst hat, bekommt eine kleine Plastic-Wanne mit flüssiger Schokolade; darauf kann man dann aus einer Fülle von süssen, fruchtigen oder nussigen Zutaten ein eigenes Muster nach Belieben streuen… das so verzierte Gebilde wird in einen Kühlturm eingeführt, wo das weiche Schoko-Bett erstarrt und sich mit der persönlichen Verzierung verbindet, zu einem leckeren Unikat.
Den Abschluss des Rundgangs bildet ein opulenter „Shop“ in Form eines Selbstbedienungsladens, wo man von sämtlichen Produkten, die in der Fabrik hergestellt werden, engros einkaufen kann. Und auch hier wird der Kunde fachgerecht verführt, indem bei jedem Regal und bei jedem Angebot eine Schale angebracht ist, aus der man das betreffende Produkt nach Lust und Laune degustieren kann.
Unsere Enkelin fühlte sich im Paradies. Und nicht nur sie. An den ersten drei Automaten war ich noch asketisch und konsumfrei vorbeigekommen, mit dem festen Vorsatz, mir trotz der Versuchung nichts zuschulden kommen zu lassen. Aber dann waren da die drei Brunnen mit der flüssigen Schokolade, weiss, braun und dunkel, die mit einem Plastik-Löffelchen aufgefangen werden konnte. Nur ein einziges Mal davon naschen… – Aber es war, als hätte dieses einzige Mal sämtliche guten Vorsätze weggesprengt: Von da an kam ich an keinem der folgenden Automaten ungeschoren vorbei…
Ein Besuch in Flawil ist auch dann empfehlenswert, wenn man nicht auf Süsses verzichten sollte. Denn wo sonst kriegt man für so wenig Geld so viel Glück?
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