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Von Heinrich von Grünigen um 16:41 |
Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast. Ein geläufiges Bonmot, um sich vor unbequemen Resultaten zu schützen, wenn es darum geht, Fakten durch Befragung und Analyse zu erheben. Aber natürlich ein Schlag in die Magengrube der professionellen Demoskopen, die ihr Geschäft seriös, nach bestem Wissen und Gewissen und mit fachlich gestützten Methoden betreiben.
Und doch kann man dann das Resultat, wenn es vorliegt, durchaus nach seiner eigenen Optik interpretieren und darstellen. Aber was unter dem Strich zählt, das sind die Fakten.
Gestern wurden die Resultate einer gfs-Studie zur Einstellung der Schweizer Bevölkerung gegenüber „Ernährung und Bewegung“ im Kontext des gesundheitlichen Wohlbefindens (sprich: Übergewicht und Folgekrankheiten) präsentiert. Auftraggeber der Analyse ist die Interessengemeinschaft Erfrischungsgetränke, ein Zusammenschluss der Mineralwasser- und Süssgetränke-Hersteller in der Schweiz.
Die Kernbotschaften, die aus den ermittelten Werten abgeleitet werden, sind plakativ:
- „80% der Schweizerinnen und Schweizer sagen, dass das Ernährungsverhalten mit Information und Aufklärung statt über Steuern und Gesetze beeinflusst werden soll.“
- 76% der Schweizerinnen und Schweizer sagen, dass Eigenverantwortung bei der Bekämpfung von Übergewicht wichtiger ist als staatliche Massnahmen.“
Das sind doch mal eindeutige Aussagen einer qualifizierten Volksmehrheit! Also hört endlich auf mit den nervenden Forderungen nach Fett- oder Zuckersteuern (in diesem Fall geht es nur um den Zucker) und mit dem ständigen Wunsch nach Gängelung und Bevormundung des Bürgers! Überlasst ihm doch den Entscheid für sein „richtiges“ Verhalten und verzichtet auf den besserwisserischen Ruf nach Regulierung der Prävention!
Aber das wird so explizit natürlich nicht gesagt. Die Präsentation vor den IG-Mitgliedern, geladenen ParlamentarierInnen und den Vertretern der „anderen Seite“ (SAPS und Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE) war sehr angenehm, freundschaftlich und offen für den Dialog, denn wir wollen ja alle das Gleiche: eine möglichst gesunde „Kundschaft“.
Wenn ich aber die Resultate der Befragung durch „unsere“ Brille betrachte, kommen mir einige Vorbehalte. Das beginnt schon bei der Fragestellung, mit der die Probanden konfrontiert wurden: zuerst mussten sie sich zwischen zwei Alternativen entscheiden und angeben, was ihnen „lieber“ ist: „staatliche Massnahmen“ oder „Eigenverantwortung der Konsumenten“; „Information und Aufklärung“ oder „Steuern und Gesetze“; „preiswerte Lebensmittel“ oder „qualitativ hochwertige Lebensmittel“; „lust- und genussvoll“ oder „bewusst und gesundheitsorientiert“?
Bei näherem Bedenken komme ich zum Schluss, dass es sich im Grunde gar nicht um „Gegensätze“ handelt, nicht um ein klares „Entweder-Oder“, sondern in allen Punkten gibt es eher ein „Sowohl-als-auch“! Es liegt auf der Hand, dass auch bei einer staatlichen Regulierung den KonsumentInnen ein breiter Spielraum für eigenverantwortliches Verhalten bleibt, dass die Erhebung von zweckgebundenen Steuern durchaus der Finanzierung von Information und Aufklärung zugute kommen kann, dass auch preiswerte Lebensmittel qualitativ hochwertig sein sollten und dass eine bewusste und gesundheitsorientierte Ernährung weder Genuss noch Lust ausschliessen muss…
Es lohnt sich, auch die übrigen Ergebnisse der Studie auch unter diesem Blickwinkel zu würdigen. Dann steht einer gemeinsamen Suche nach der optimalen Strategie, welche sich nicht mit aktuellen Tagesresultaten zufrieden gibt, sondern im Interesse des Gemeinwohls in die Zukunft blickt, nichts im Weg. Wir vertrauen auf den Commonsense der ParlamentarierInnen und auf die Verantwortung der Produzenten. Gemeinsam können wir einen Beitrag leisten zur Linderung eines drückenden Gesundheitsproblems.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:16 |
Vielleicht hätten wir daran denken sollen. Das Thema, das wir für unsere diesjährige Informations-Veranstaltung gewählt haben, spricht offenbar keine breite Masse, sondern einen engeren Kreis direkt Betroffener an. Hochkarätige Referenten stehen auf dem Programm. Es geht um die Frage, wie und was man essen kann und soll, nachdem man sich operativ den Magen hat verkleinern lassen, sei es durch einen Magen-Bypass oder durch einen Sleeve (Schlauchmagen).
Dabei ist das Thema auch äusserst relevant für alle, die sich mit dem Gedanken befassen, sich einer solchen Operation zu unterziehen, nachdem alle anderen Versuche, Gewicht zu reduzieren, bisher ohne dauerhaften Erfolg geblieben sind.
Darüber hinaus bietet sich die Gelegenheit, interessante Möglichkeiten zur körperlichen Bewegung kennen zu lernen. Weitere Info-Stände orientieren über unterstützende Angebote und im persönlichen Gespräch mit den Referenten können all jene Fragen gestellt werden, auf die man bisher noch keine Antwort erhalten hat…
Auch für Fachpersonal ist der Anlass im Sinne der permanenten Weiterbildung eine Quelle zur Vertiefung des eigenen Wissens.
Zudem besteht die Mögliochkeit, während der Pause die speziell für extraschwere Adiposits-PatientInnen entwickelten Fahrzeuge der Firma Kyburz in einem Fahrtest auszuprobieren.
Noch hat es freie Plätze. Spätentschlossene sind herzlich willkommen, morgen einrfach in Zürich-Seebach aufzutauchen, der Wunsch nach vorgängiger Anmeldung ist hiermit aufgehoben. – Weitere Informationen zum Anlass findet man hier.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:23 |
Es kommt von Amerika. Das Gute wie das Schlechte. Das meiste zumindest, das unseren modernen Lebensstil prägt. Da mag es tröstlich sein, dass für einmal etwas frohere Kunde kommt:
Eine landesweite Erhebung der Adipositas-Statistik in allen Bundesstaaten hat erstmals einen Rückgang der Adipositas-Prävalenz in vier Staaten aufgezeigt. Es ist noch keine massive „Wende“, aber doch eine Stagnation. Allerdings – beklagen die Experten – auf „bedenklich hohem Niveau“.
1991 wies noch kein einziger US-Bundesstaat einen Adipositas-Anteil in der Bevölkerung auf, der über 20% gelegen hätte. – Bei der jüngsten Erhebung von 2015 lagen sämtliche Staaten darüber, einige sogar über 30% (zum Vergleich: in der Schweiz betrug der Anteil von erwachsenen Adipositas-Patienten bei der letzten Erfassung 10%).
An der Spitze steht Lousiana (mit 36,2%), gefolgt von Alabama, Mississippi und West Virginia (mit je 35,6%). – Zurückgegangen ist die Quote in den vier Staaten Minnesota (26,1%), Montana (23,6%), New York (25%) und Ohio (29,8%). Die einzelnen Bevölkerungsgruppen sind – je nach Ethnie – unterschiedlich betroffen, am „schwersten“ sind die „non-Hispanic Blacks“, sie haben im Schnitt einen BMI von 38,1. – Bei den Kindern und Jugendlichen (zwischen 2 und 19 Jahren) ist der Anteil, der bereits adipös ist, auf durchschnittlich 17% zurückgegangen; auch die Kids zwischen 2 und 5 Jahren sind etwas leichter geworden.
Worauf ist dieser Erfolg zurückzuführen? Das wird illustriert am Beispiel von Minnesota: dort hat man die Bewegungs-Angebote für Jugendliche massiv verbessert, hat eine gesundheitsförderliche Verpflegung und entsprechende Eltern-Beratung eingeführt, die Gestaltung „sicherer“ Schulwege hat dazu geführt, dass innerhalb eines Jahres 40% mehr der Schüler zu Fuss oder per Velo zum Unterricht kamen. Dank dieser Massnahmen hat sich der Anteil von adipösen Zwölfjährigen von 17% auf 14% reduziert.
Die Forscher kommen zum Schluss: man KANN etwas gegen das weitere Ansteigen der Adipositas-Epidemie tun, aber es braucht die konzentrierte Anstrengung aller involvierter Kreise, des Gesetzgebers, der Ärzteschaft, der Schule und der Lebensmittelindustrie. Und dann haben die Leute noch nicht abgenommen, sie sind nur nicht mehr dicker geworden… und viele der gesundheitlichen Probleme bleiben.
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Von Heinrich von Grünigen um 14:49 |
Weiter geht es mit der Nahrung. Dass „rotes“ Fleisch das Risiko erhöhen könnte, an gewissen Krebsarten zu erkranken, hat die Öffentlichkeit und die Gemeinschaft der Carnivoren in Aufregung versetzt. Doch der Konsum an Muskelfasern verstorbener Tiere ist deswegen nicht etwa zurückgegangen. Auch ich gehöre zur Kategorie der regelmässigen Fleischfresser, schreibt mir doch die ketogene Ernährung mit ihrem konsequenten Verzicht auf Kohlenhydrate geradezu eine tägliche Aufnahme tierischen Eiweisses vor, bei der überdies Milchprodukte und Hühnereier verboten sind…
80 Kilo pro Kopf werden in Deutschland verputzt, 50 sind es in der Schweiz. Was bedeutet die Fleischproduktion weltweit für die Ökologie unseres Planeten? Wo liegen allfällige gesundheitliche Risiken bei der heutigen Form der Fleisch-Erzeugung? Wie sieht die Zukunft aus, wenn man davon ausgeht, dass es sage und schreibe dreieinhalb „Erden“ brauchen würde, um genug Weideland bereitszustellen, wenn die gesamte Weltbevölkerung so viel Fleisch essen wollte wie wir…
Auf diese und weitere Fragen hat eine eindrückliche Dokumentation in der ZDF-Reihe „Leschs KOSMOS“ Auskunft gegeben. Ohne Mahnfinger, sachlich und informativ. In einer schriftlichen Zusammenfassung werden die Hintergründe und Fakten aufgelistet, die im Zusammenhang mit dem Verzehr von Fleisch jeder Art zu bedenken sind. Wägt man all diese Informationen sorgsam ab, stellt sich die Frage, was wohl „Beilage“ sei und was nicht, auf eine neue Art.
Einleuchtendes Fazit: Fleisch ist ein zu wertvolles Nahrungsmittel, als dass man es zu Billigstpreisen zu erstehen suchen sollte. In verantwortungsvollem Mass genossen stellt es eine kulinarische Bereicherung unseres Speisezettels dar, aber gleichzeitig müssen wir nach umweltverträglichen Alternativen Ausschau halten, um den Eiweissbedarf der künftigen Erdbewohner zu decken, und um gleichzeitig auch das Tier als Lebewesen zu respektieren, zu dem viele von uns keine echte Beziehung mehr haben.
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Von Heinrich von Grünigen um 14:15 |
Sie reissen nicht ab. Das ist gut so. Die Berichte, Diskussionen und Dokumentationen rund um die Thematik des überhöhten Zuckerkonsums. Und immer mehr setzt sich die Erkenntnis in unserm Bewusstsein fest, dass es schädlich und der Gesundheit abträglich ist, zuviel von dem Stoff zu sich zu nehmen.
Was einst eine willkommene und überlebenswichtige Bereicherung des öden Speiseplans unserer frühzeitlichen Vorfahren gewesen ist, wurde in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu einer unheilvollen Plage, die unser gesamtes Angebot an Nahrungsmitteln zu verseuchen droht. Aber weil es so „gut“ schmeckt und in den Belohnungszentren unseres Gehirns ganze Stürme von Wohlgefühl auslöst, die uns sonst nur von härteren Drogen beschert werden, wehren wir uns nicht dagegen. Im Gegenteil: wir geraten in eine richtiggehende Abhängigkeit, sprechen wie Süchtige unbewusst darauf an, verlangen nach mehr, nach höheren Dosen – und die werden uns auch prompt geboten.
Heute war ich im Aldi, um mir einen Mittags-Snack zu posten. Da kam ich an einem Gestell vorbei, in dem die ganze Zucker-und-Fettwaren-Fabrik in Maxi-Paketen aufgestapelt war: die „Kinder“-Produkte, die ich früher selber von Zeit zu Zeit gerne genascht habe, die „Buenos“ (die in der TV-Werbung immer am falschen Ort brechen), die „Milchschnitten“, die „Happy Hippos“, die „Country-“ und die „Kinder-Riegel“, die „Schoko Bons“… alle in grosse Packungen abgefüllt, zu einem Spottpreis von unter zehn Franken, nur darauf wartend, von liebenden Eltern mitgenommen und an die süssen Kleinen verfüttert zu werden, wie die TV-Werbung es den Müttern immer wieder einschalmeit: „Wir Mamis wissen, wie wichtig eine feine Zwischenmahlzeit für unsere Kleinen ist!“
Und das ist nur eines von zahllosen Beispielen. – Aufklärung ist daher wichtig. So wie es die ARD unlängst in einem Themenabend getan hat, mit einem „Lebensmittel-Check“ von Starkoch Tim Mälzer und einer anschliessenden Diskussion in „Hart aber fair“. Hintergrund-Informationen dazu und die wichtigsten Links wurden in einem Bericht auf der News-Plattform INFOsperber aufgearbeitet. Pflichtlektüre für alle, denen eine gesunde Lebenswseise wichtig ist!
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Von Heinrich von Grünigen um 16:18 |
Eigentlich gehört es zum Basiswissen. Adipositas kann eine der Ursachen für verschiedene Krebsarten sein. Dass es einen direkten Zusammenhang gibt zwischen einem Übermass an (Bauch-)Fett und bestimmten Krebs-Erkrankungen, das ist evident. Eine breit angelegte WHO-Studie, sowohl aufgrund vorhandener Untersuchungen wie auch auf der Basis von konkreten Experimenten, kürzlich im New England Journal of Medicine publiziert, kommt nun zum Schluss, dass weit mehr Krebs-Arten als bisher angenommen in einem direkten Zusammenhang mit der Krankheit Adipositas stehen bzw. durch diese ausgelöst oder begünstigt werden.
Der Katalog ist beeindruckend und beängstigend zugleich: als Folge von Übergewicht und Adipositas besteht ein signifikant erhöhtes Krebsrisiko für den Magen/Darm-Trakt, die Leber, die Gallenblase, die Bauchspeicheldrüse, die Eierstöcke, die Schilddrüse, das Gehirn und auch Blut-Krebs-Arten… nach der Menopause kommen bei den Frauen auch Gebärmutter- und Brustkrebs dazu, bei Männern der Prostatakrebs.
Je länge eine Person an Übergewicht/Adipositas leidet, umso höher ist das Risiko, deshalb wird empfohlen, so früh wie möglich etwas gegen eine exzessive Gewichtszunahme zu unternehmen. Da aber der Trend zu Übergewicht weltweit noch immer im Steigen begriffen ist, muss in Zukunft auch mit weltweit erhöhten Krebs-Raten gerechnet werden. Es besteht also ein gemeinsames Interesse – etwa zwischen der Adipositas-Stiftung und der Krebsliga -, in dieser Frage die vorhandenen Kräfte möglichst zu bündeln, um auf allenen Ebenen und mit allen Mitteln einer weiteren Ausbreitung der Adipositas entgegen zu wirken.
Schade, dass die Wissenschafter in ihrem analytischen Überblick lediglich auf die Formel „weniger essen – mehr bewegen“ zurückgreifen… würde diese nämlich effektiv genügen, wären längst alle Leute svelt und schlank… Leider ist die Welt komplizierter.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:46 |
Zucker bleibt im Gespräch. Gestern Abend ging die ARD-Diskussions-Runde „Hart aber fair“ der Frage nach, was der überhöhte Zuckerkonsum für die Gesundheit der Bevölkerung bedeute, mit den sattsam bekannten Argumenten beider Seiten aber ohne nennenswerte Folgerungen für eine Verbesserung der Situation. Lesenswsert ist auch der nachgelagerte Faktencheck, mit dem einzelne Aussagen auf ihre Relevanz hin überprüft werden.
Heute nun lese ich in Marion Nestles aktuellem Food-Blog von einer aktuellen Studie zur Einführung einer Sondersteuer auf gesüssten Limonaden, Sport- und Energy-Drinks in Berkeley, die genau das bewirkt hat, was man sich davon versprochen hatte: die Verteuerung der zuckerhaltigen Geränke hatte in der beobachteten Zeit eindeutig zu einem geringeren Konsum geführt. Gleichzeitig wurde 63% mehr Wasser getrunken als vorher.
Wahrend in anderen Regionen, wo es keine solche Steuer gibt, in der Vergleichsperiode „mehr“ Süssgetränke konsumiert wurden, blieben in Berkeley vor allem die Energydrinks, die Sportdrinks und die „normalen“ Brausegetränke auf der Strecke.
Der massiv erhöhte Wasserkonsum war teilweise auch der Hitzeperiode zuzuschreiben, in der die Beobachtung stattfand, aber in den vergleichbaren, „steuerlosen“ Gemeinden wurde trotz der Sommerhitze nur wenig mehr (19%) „Hahnenburger“ getrunken (wobei es sich Hauptsächlich um agbefülltes Flaschenwasser handelte, entsprechend amerikanischer Gepflogenheit).
Das Resultat dieser Untersuchung macht Mut, denn es zeigt, dass mit gezielten Massnahmen trotz aller Unkenrufe der Getränkeindustrie eine Veränderung des Konsumverhaltens bei einzelnen Bevölkerungsgruppen erreicht werden kann und dass man nicht erst die aufwändige Konstruktion eines „Gesamt-Massnahmen-Pakets“ abwarten muss, die so komplex ist, dass es immer wieder gelingt, deren Realisierung zu torpedieren oder zumindest auf die lange Bank zu schieben…
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Von Heinrich von Grünigen um 17:20 |
Das ist lesenswert. Der Tages-Anzeiger hat über die letzten Wochen in seiner zehnteiligen Sommerserie über verschiedene Aspekte rund um die Ernährung berichtet, fundiert recherchiert und reich dokumentiert, mit Verweisen auf Hintergründe, Forschung und Literatur, mit Experten-Interviews und anschaulichen Grafiken.
Ich kann es mir heute einfach machen und hier den Link einfügen: er führt zur elektronischen Zusammenfassung aller Beiträge im Überblick, eine perfekte Nachschlage-Möglichkeit mit einer Fülle an Informationen, Empfehlungen und Tipps für den bewussten Umgang mit unseren Lebensmitteln. Ich wünsche eine gute Lektüre. Denn ich weiss: das ist die Art von Artikeln, die man früher aus der Zeitung herausgetrennt hat, um sie fein säuberlich in eine Schublade zu versorgen, damit man sie sich später in Musse zu Gemüte führen kann… – Nur: wirklich gelesen hat man sie ja dann doch nicht, weil man sie irgendwann vergessen hat.
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Von Heinrich von Grünigen um 14:53 |
Es ist der Überfluss. Er macht uns wählerisch und dick. Wir schwelgen in einem schlaraffenlandartigern Konsumparadis, sind umgeben von verlockenden Angeboten, immer mehr, immer perfekter… und natürlich sollte es auch immer billiger sein. Und wir sind anspruchsvoll geworden. Was nicht mehr ganz frisch ist, was optisch nicht ganz den genormten Erwartungen entspricht, wird abgelehnt.
Ein Drittel aller Lebensmittel landet unverkauft und ungegessen auf der Müllhalde, im Kompost oder in der Biogasanlage. Ein Skandal, mit dem wir uns offenbar stillschweigend abgefunden haben.
Nicht alle, allerdings. Der Verein Foodwaste hält dagegen und hat sich bei ressourcen-bewussten Zeitgenossen gut etabliert. Neu veröffentlicht er auf seiner Website eine Übersicht der bestehenden Organisationen und privaten Start-Ups, die „verfallene“ Lebensmittel „retten“ und entweder günstig oder gratis an Bedürftige verteilen oder sie umwandeln in neue Produkte mit zusätzlicher Wertschöpfung.
Da sind einmal die reinen Verteil- und Verkaufsstellen, die Frischprodukte „von gestern“ am Folgetag – immer noch bestens geniessbar – günstig verkaufen oder gratis abgeben; dann gibt es Gaststätten, die aus solchen Lebensmitteln, die einwandfrei sind, aber ästhetisch nicht der „Norm“ entsprechen, kulinarische Highlights zubereiten. Und es gibt Unternehmen, die aus noch einwandfreien, aber überfälligen Früchten Konfitüren oder Säfte ohne Zustzstolffe zubereiten… „Upcycling“ nennt sich das, denn die Ware wird nicht „wieder“verwertet, sondern wird quasi veredelt und in einen höheren Zustand versetzt, Upgrade also, aber eben „zykliert“.
All das ist verdienstvoll, lobenswert und kann zur Unterstützung empfohlen werden. Noch besser wäre es allerdings, schon beim Einkauf bewusst vorzugehen, auch mal ein Produkt mitzunehmen, das ästhetisch nicht die höchsten Ansprüche erfüllt, dessen Verfalldatum sich schon nähert, und dann nicht allzuviel davon einzukaufen, so dass auch zuhause kein weiterer Küchenabfall entstehen muss. Wohl bekomms!
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Von Heinrich von Grünigen um 15:03 |
„Extrem schwer – mein Weg in ein neues Leben“. So heisst eine TV-Dok-Reihe auf RTL2, deren zweite Staffel gestern angelaufen ist. Ein sperriges Unterfangen: jede der vier Sendungen, jeweils Dienstagabend um 22.15 Uhr, dauert geschlagene zwei Stunden, wenn auch durch Werbung unterbrochen.
Den Auftakt machte der Beitrag über den 25jährigen Rettungshelfer Burak G., der mit einem Ausgangsgewicht von 199 Kilo verzweifelt nach einer Überlebenshilfe sucht, denn er weiss genug über die gesundheitlichen Risiken seines massiven Übergewichts, als dass er abschätzen kann, dass er nicht alt wird, wenn es so weitergeht. Zuweilen denkt er sogar daran, seinem kaum erträglichen Dasein selber ein Ende zu bereiten…
Über einen Zeitraum 3o0 Tagen wird er von RTL2-Kameras und dem „Livecoach“ Felix Klemme begleitet. Dieser treibt ihn zu körperlicher Leistung an, vermittelt ihm Kenntnisse für die richtige Ernährung (praktisch ohne Kohlernhydrate, nur mit viel Gemüse und Fleisch, alles möglichst naturbelassen, keine Fertigprodukte!) und unterstützt ihn mental, wenn wieder der Absturz in alte Verhaltensmuster droht.
Alle 100 Tage wird gewogen und Bilanz gezogen, werden neue Ziele vereinbart, Erfolge gefeiert und belohnt, Rückschläge analysiert… Ein persönlicher Bewegungscoach überwacht das tägliche Ertüchtigungsprogramm.
Solchedrart „eng geführt“ gelingt es dem jungen Mann, die gesteckten Ziele zu erreichen. In den ersten 100 Tagen nimmt er 40 Kilo ab, in den zweiten schafft er 22, im Schlussspurt nochmals 18… insgesamt 80 Kilo ist er losgeworden dadurch, dass er frühere Essgewohnheiten (praktisch ausschliesslich FastFood) über Bord geworfen und sich konsequent einem täglichen Konditionstraining unterzogen hat. Am Schluss ist er ein „neuer Mensch“, kaum wiederzuerkennen, wie er, adrett gekleidet, unter dem Jubel seiner ganzen Familie zum letzten Mal auf die Waage steigt und sich mit seinem ursprünglichen Konterfei konfrontiert sieht. „Unter hundert“ möchte er noch aus eigenem Antrieb kommen…
Also ist massive Gewichtsreduktion doch „machbar“? Alles bloss eine Frage des „richtigen“ Verhaltens und eines eisernen Durchhaltesillens? Kann „extrem schwer“ eine Anleitung für alle Adipositas-PatientInnen sein? – So grossartig sich dieser Erfolg auf der Waage und im persönlichen Gesundheits-Check auch ausnimmt: man darf sich nicht täuschen lassen. Das Sendekonzept bietet ausserordentlichem Rahmenbedingungen, einerseits durch den (nicht zu unterschätzenden) öffentlichen Druck des Mediums, sodann durch das permanente und raffinierte, „doppelte“ Coaching… und vor allem: durch das Alter der ProtagonistInnen! Ramona, die in einer der kommenden Ausgaben porträtiert wird, ist mit 32 Jahren und 136 Kilo die älteste Teilnerhmerin. Steffi (auch 136 Kilo) ist 27 und Melissa (181 Kilo) ist gerade mal 20 Jahre alt. In dieser Altersklasse ist man körperlich noch wesentlich „fitter“ als in späteren Lebensabschnitten, auch haben sich Verhaltensmuster noch nicht so nachhaltig eingeprägt, dass sie sich nicht mehr ändern liessen…
Interessant ist die Reihe aber allemal, auch mit den begleitend publizierten Rezepten für Kohlenhydrat-arme Menüs (Felix Klemme bringt nächstens auch ein Buch heraus mit dem Titel „Natürlich essen“) und ich hatte beim Zuschauen erstmals das Gefühl, dass in einer solchen Sendung „achtsam“ mit den gezeigten Menschen umgegangen wird, dass sie mit ihren Nöten ernst genommen werden, so dass Verständnis und Empathie entstehen können. Und das wäre ein grosses Verdienst, das Anerkennung verdient. – Mehr Informationen zur Sendereihe gibt es hier.
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