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Von Heinrich von Grünigen um 16:46 |
Olivier de Schutter ist ein belgischer Professor. Er ist UN-Sonder-Berichterstatter für das Recht auf Nahrung. Für die Weltgesundheitsorganisation WHO hat er eine Untersuchung durchgeführt über die aktuelle Ernährungs-Situation in der Welt, über die er kürzlich zur Eröffnung der WHO-Jahrestagung in Genf referierte.
„Ungesunde Ernährung ist heute eine grössere Bedrohung für die Volksgesundheit als der Tabak. Genauso, wie die Welt sich zusammen geschlossen hat, um die Risiken des Tabakkonsums einzudämmen, sollte man sich nun auf einen verbindlichen Plan einigen, was die richtige Ernährung betrifft,“ führte er aus.
Um dies zu erreichen, sollten weltweit Steuern auf ungesunden Produkten erhoben werden, namentlich auf gesättigten Fettsäuren, Salz und Zucker, gleichzeitig sollte die Werbung für Junkfood massiv eingeschränkt werden. Durch eine Reform der Agrar-Subventionen müssten gewisse Produkte verbilligt und andere verteuert werden, zudem sollte gezielt die regionale Verfügbarkeit von Landwirtschafts-Erzeugnissen gefördert werden, so dass jedermann Zugang bekomme zu gesunden, frischen und nahrhaften Lebensmitteln.
Die Regierungen hätten sich in der Vergangenheit vor allem darum bemüht, mehr und ausreichend Kalorien für die Ernährung der Bevölkerung sicher zu stellen, aber man habe sich nicht darum gekümmert, um welche Art von Kalorien es dabei ging, was diese kosteten. wer Zugang zu ihnen hatte und wie sie vermarktet wurden.
Es sei nun an der Zeit, dafür zu sorgen, dass die Bevölkerung geschützt werde vor aggressiver und irreführender Werbung für jene Lebensmittel, die eine der Hauptursachen für die Übergewichts-Epidemie darstellten.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:20 |
Übergewicht ist verabscheuungswürdig. Nun haben wir es schwarz auf weiss, gedruckt auf Boulevardzeitungspapier. Das ist die ultimative Argumentation fürs No-Go. Einleuchtend formuliert von der Neo-Autorin Irina Beller, die eben mit ihrer Anleitung Schlagzeilen gemacht hat, wie man sich am besten einen reichen Mann (Millionär) angelt.
In einem Interview wurde sie gefragt, ob sie denn ihren Ehemann, den Walter, verlassen würde, falls dieser verarmen sollte. Die Antwort lässt an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig: „Ich weiss es nicht. Klar muss er schauen, dass er reich bleibt. Walter würde ja auch gehen, wenn ich 200 Kilo schwer würde. Weshalb sollte ich bleiben, wenn er ein armer Schlucker ist?“
Nun wollen wir nicht unterstellen, Walter Beller könnte heimlich ein BBW-Verehrer sein und auf rubenesque Formate stehen, aber die hier geäusserte Annahme, dass massives Übergewicht quasi vollautomatisch zum Beziehungs-Aus führen müsse, ist doch ziemlich kühn, um nicht zu sagen despektierlich.
Kritische LeserInnen werden einwenden, man haben von der schriftstellernden Bauunternehmersgattin gar nichts anderes erwarten können als eine so diffamierende und verletzende Aussage und man ist versucht, ihr sozusagen als Instant-Bestrafung eine satte Kilo-Packung an den Hals bzw. Bauch und Hüften zu wünschen…
Aber das wäre gemein, vor allem dem Walter gegenüber.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:54 |
Mit einer Pressekonferenz wurde heute der Abstimmungskampf eröffnet. Es geht um die Krankenkassen. Soll die heute bestehende Vielfalt konkurrierender Versicherer weiterhin bestehen oder wäre es wünschenswert, wenn es eine einzige, für alle gleiche Kasse gäbe, wie dies eine Initiative, über die im September abgestimmt wird, verlangt?
Jedes Mal wenn ich einen Telefonanruf erhalte, in dem ich überzeugt werden soll, meine Kasse zu wechseln, weil es ein billigeres Angebot gibt, nehme ich mir vor, dieser Initiative zuzustimmen. Meiner eignen Kasse bin ich allerdings seit ewig treu: mein Vater war als eidgenössischer Beamter dort versichert, sie galt als „vorteilhaft“ und es war ein Privileg, dass die Kasse auch die Kinder ihrer Versicherten aufnahm… Mit den Leistungen bin ich zufrieden und bei den regelmässigen Ratings schneidet sie immer relativ gut ab.
In Anbetracht der enormen Herausforderungen, die in Zukunft auf unser Gesundheitswesen zukommen werden, ist die Kassen-Frage von enormer Bedeutung. Es lohnt sich, sich vertieft mit den Argumenten pro und contra Einheitskasse auseinander zu setzen, um sich eine solide Meinung zu bilden. Es wäre wohl fatal, aus einer momentanen Befindlichkeit heraus einen emotional motivierten Entscheid zu treffen, der sich – in die eine oder andere Richtung – als kontraproduktiv entwickeln könnte. Man muss sich alle möglichen Auswirkungen realistisch vorstellen können, die Masseneinwanderung lässt grüssen.
Die heute veröffentlichten Argumente GEGEN eine Einheitskasse zeigen die Meinung der gegnerischen Seite auf. Es ist nachvollziehbar, dass es Kreise gibt, die mit der heutigen Lösung bestens leben können und deshalb gegen eine Veränderung sind… Ob ihre Begründungen absolut stichhaltig sind, ist schwer nachzuprüfen. Eine Aussage scheint mir allerdings gewagt: erst ein NEIN zur Initiative ermögliche eine grundlegende Verbesserung der aktuellen Situation, für die eine Reihe von absolut unterstützenswerten Vorschlägen gemacht werden.
Das heisst also einerseits, dass der Status Quo doch nicht so optimal ist, wenn er dermassen verbesserungswürdig gezeigt wird… und gleichzeitig stellt sich dem kritischen Stimmbürger die Frage, ob denn all die hier empfohlenen Verbesserungen nicht auch und vielleicht einfacher, nachhaltiger bei einer einzigen Kasse realisiert werden könnten?
Ich bin meiner Meinung noch nicht sicher. Warten wir weitere Empfehlungen und Informationen zur Sache ab.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:51 |
Wenn schon gejammert werden soll, dann muss es Niveau haben. Möglichst hohes. So ist es mir kürzlich bei den SBB ergangen. Zwar häufen sich die technischen Probleme und Zwischenfälle und die Geleise verrotten den Zügen offenbar unter den Rädern weg… aber dafür wird versuchsweise beim Service geklotzt.
Voller Stolz wurden die neuen Railbar-Wägeli vorgestellt. Neben den bisherigen Snack- und Getränke-Angeboten verfügen sie über super Kaffee-Automaten, die nicht nur einen Espresso liefern, sondern besten Cappucino und Latte Macchiato, frisch geschäumt mit richtiger Milch (wenn auch gekapselt, Herr Federer muss ihn ja nicht trinken).
Die frühere Pampe des nicht aufgelösten Cappucino-Pulvers hatte ich gehasst, deshalb freute ich mich über die Neuerung. Was den Cappu‘ vom simplen Milchkaffee alias Schale unterscheidet, ist ja der Schaum. Ich habe es daher sehr geschätzt, dass mir zum Cappucino ein elegantes Plastic-Kaffeelöffelchen gereicht wurde, mit dem sich der schokopulversüsse Milch-Schaum am Ende genüsslich verspeisen liess. Kompliment, dachte ich bei mir selber, die Bahn hat Stil.
Zwei Wochen später war ich wieder unterwegs. Bestellte freudig einen aufgeschäumten Milchkaffee mit Schokoldepulver… und siehe da: das Ding im Kartonbecher kostete noch immer 5.40 Franken, aber ein Löffelchen gab es diesmal nicht mehr. Man muss jetzt zum stolzen Preis den Schaum wieder mit dem Glacé-Stängeli aus Plastic zusammenkratzen… Und Herr Nörgelmann hat wieder was zu meckern.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:45 |
Es ist nur ein kurzes Video. Es kommt aus Brasilien, wurde von dortigen Konsumenten-Organisationen in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Hilfswerk Oxfam produziert. Das Video zeigt, was in den süssen Getränken drin ist, die Kindern so schmecken. Es braucht keine grossen Worte, die knappen Untertitel – in Englisch – sagen alles.
Was denkst du, werden die Kinder gefragt, ist in diesem Getränk? Und sie strahlen, denn es sind schöne Früchte auf der Packung abgebildet. Wie viele Orangen sind in dem Saft? Mindestens fünf, vielleicht vierzehn? – Dann versuchen die Kinder, zu lesen, was auf der Packung steht, aber sie können die komplizierten Namen der Zusatzstoffe kaum buchstabieren. Sie klingen nicht vertrauenerweckend.
Was meinst du, ist wirklich in dem Getränk? Jetzt wird es gezeigt: ein Klümpchen Aromakonzentrat, nicht grösser als ein halber Fingernagel, ein Glas, zu einem Drittel voll mit Zucker, und ein halber Liter Wasser. Was? sagen die Kinder, das ist alles?! Sie können es kaum glauben: aber da steht es auf der Packung: höchstens 5 Prozent Fruchtanteil muss drin sein, der Rest ist Zucker und Wasser und einige chemische Zutaten.
Die Eltern sind empört. Wenn einem bewusst wäre, was da effektiv drin ist, würde man das Zeug gar nicht erst kaufen! Warum tun die Hersteller nicht mehr Fruchtanteil hinein? Ist es ihnen zu teuer? Wollen sie Geld verdienen zulasten der Kinder, ohne diesen ein reelles Angebot zu machen?
Das Video spiegelt die Lebensmittelwirklichkeit in Brasilien. Ist es bei uns so anders? – Hier geht’s zum Video.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:49 |
Süssstoffe haben keinen guten Ruf. Man traut ihnen nicht so recht, denn es ist bekannt, dass sie zum Beispiel in der Schweinemast eingesetzt werden, damit die Tiere rascher an Gewicht zunehmen… die gleiche Wirkung sei beim Menschen jedoch nicht nachgewiesen, versichert die Wissenschaft.
Andere befürchten ein mögliches Krebsrisiko und überhaupt befinden wir uns in einer kulinarischen Zwickmühle, denn einerseits erscheint der „Zucker“ immer mehr als allgegenwärtiger Bösewicht im Drama um die Adipositas-Verursacher, während gleichzeitig als eine der wichtigsten Massnahmen gegen Übergewicht der Verzicht auf möglichst alle „künstlichen“ Zuatzstoffe in der Nahrung gepriesen wird.
Was nun? – In England ist dieser Tage eine Meinung zur Diskussion gestellt worden, die bis vor Kurzem noch kaum Unterstützung gefunden hätte. Professor Jack Winkler, Ernährungswissenschafter an der Metropolitan University London, sagte vor einer Parlamentarier-Gruppe, es sei höchste Zeit, damit aufzuhören, die künstlichen Süssstoffe zu verteufeln. Denn die Risiken, die durch zu hohen Zucker-Konsum für die Gesundheit entstehen, seien um ein Vielfaches bedrohlicher als die mutmasslichen Risiken, die durch Süssstoffe verursacht werden könnten. Es sei deshalb entscheidend, dass rasch in den verarbeiteten Nahrungsmitteln der Zucker durch Süssungsmittel ersetzt werde.
Die politische Diskussion hatte sich in der letzten Zeit vor allem um die Option einer Zucker-Steuer gedreht; dies habe die Thematik der Süssstoffe völlig überlagert. Nun sei die Zeit für ein Umdenken gekommen: „Wenn wir die Essgewohnheiten der Leute nicht verändern können, müssen wir die Zusammensetzung der Nahrung verändern!“ wird Winkler zitiert.
Eine spannende These, die noch weit davon entfernt ist, mehrheitsfähig zu sein.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:01 |
Eigentlich hatte man es uns ja verboten. Als kleine Knirpse machten wir uns Fischerruten aus Haselstecken, an die wir eine Schnur banden und am Ende der Schnur befestigten wir einen kleinen Nagel, den wir auf dem Beschlagstock (für die Schuhe) krumm gehämmert hatten. Dann hängten wir die Schnüre in den Feuerwehr-Teich. Der war zwischen den Obstbäumen versteckt, etwa zehn auf zehn Meter gross, gefüllt mit abgestandenem Wasser, das man hätte zum Löschen verwenden können, falls einer der Bauernhöfe im Weiler gebrannt hätte…
Wie tief der Weiher war, wusste niemand. Er war eingefasst von einem schon etwas morschen Holzzaun. Mutter sah uns nicht gerne am Wasser. Es habe in der Tiefe des Teiches nämlich Hakenmänner, sagte sie uns, die würden mit langen Stangen versuchen, die Kinder ins Verderben zu ziehen, so dass wir elendiglich ertrinken müssten. Aber der Jagdinstinkt auf die Fische, die in dem Tümpel langsam zwischen den Wasserpflanzen herum schwammen, war stärker.
Zum Glück fingen wir auf diese Weise nichts, denn in den nackten Angelhaken mochte kein Fischlein beissen und einen lebendigen Wurm aufspiessen mochten wiederum wir nicht so richtig. So blieb das ökologische Gleichgewicht intakt. Jedenfalls so lange, bis der ganze Teich trocken gelegt wurde, weil inzwischen eine neue Wasserleitung mit Hydranten mehr Wirkung bei einem Brand versprach.
Zum Hobbyfischer habe ich es allerdings nie gebracht. Dabei wäre – wie uns die Ernährungsfachleute immer wieder sagen – gerade der Fisch ein gesundes Lebensmittel, dem wir vermehrt zusprechen sollten! Und nun vernehme ich heute aus dem Medien, dass durch den steigenden Fischkonsum die Meere radikal überfischt seien, dass man sich die Deliktesse aus den Ozeanen höchstens noch einmal im Monat gönnen solle, dass die Massen-Aufzucht von Fischen auch keine Lösung sei, denn der Bedarf an Futter sei enorm und die Tiere würden nur dank Antibiotika überleben…
Und nun plant eie EU eine neue Fischerei-Richlinie, welche es den Hochsee-Fischern untersagt, den sogenannten Beifang – also jenes Wassergetier, das nicht kommerziell verwertet werden kann – wieder über Bord zu werfen. Das sei, sagen Spezialisten aufgrund einer Computer-Simulation für die Nordsee, ein höchst problematischer Plan. Er wolle zwar die Meeresbewohner durch eine bessere Selektion davor schützen, eingefangen und dann wieder entsorgt zu werden… aber dadurch würden viele andere Tiere eine willkommene Nahrungsquelle verlieren, so dass der Schaden grösser wäre als ein möglicher Nutzen. – Und schon stecken wir wieder mitten in einem neuen Fisch-Dilemma. Tierfreunde müssten vegetarisch leben.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:52 |
Eine alte Geschichte ist mir wieder eingefallen. Zufällig bin ich auf einen Ratgeber-Beitrag gestossen darüber, wie man Schädlinge in der Küche loswerden kann. Das Tröstliche an der Botschaft ist, dass solche Vorrats-Schädlinge nicht zwingend die Folge von mangelnder Hygiene in der Küche sein müssen, obwohkl natürlich der Befall in einem Messi-Biotop eher logisch erscheinen würde.
Wir wohnten damals in einer Genossenschafts-Siedlung und zwei Stockwerke unter uns lebte eine alleinerziehende Balkan-Mutter (aus dem damals noch existierenden Vielvölkerstaat Jugoslawien). Sie war ein geselliges Wesen und wenn man auf dem Nachhauseweg nicht im Sturmschritt die Treppen hoch sauste, lief man Gefahr, auf ein Apéro-Schnäpschen in ihre Wohnung gerufen zu werden und nach dem von ihr strikt vertretenen Prinzip, dass man „auf einem Bein nicht stehen“ könne, folgten diesem meist noch einige weitere.
Sie war eine leidenschaftliche Schnäppchenjägerin und wurde nicht müde, uns die Vorzüge des Einkaufs ennet der Landesgrenze zu preisen (das war noch vor der Zeit des Franken-Hochs, schon damals war der Einkauf „drüben“ sensationell günstig). Von ihren Expeditionen ins Kaufparadies kam sie zurück mit Unmengen an Fleisch, Zucker, Mehl, Teigwaren… alles viel, viel günstiger als bei uns.
Die Vorrätete hortete sie in der Küche, bis sie zur nächsten Exkursion aufbrach. Einmal, es hatte schon eingedunkelt, stand sie plötzlich vor unserer Wohnungstür und läutete Sturm. Sie war aufgelöst und ausser Atem vom Treppensteigen und keuchte mit letzter Kraft: Habe Wurm!!! Brauche Hilfe!
Um dieser Botschaft auf den Grund zu gehen, stiegen wir nach unten in ihre Wohnung. Und siehe da: die Fenster des Wohnzimmers, in dem sich die Küchen-Nische befand, waren bedeckt mit einer Schicht von feinen, weissen Würmchen, die sich aneinander schmiegten und durcheinander wuselten, auf der Suche nach einem Ausweg ins Freie… es waren die kleinen, halbwegs durchsichtigen Maden der Haushalt-Motte, die vorzugsweise ihre Eier in Mehlvorräte legt.
Der Befall war so intensiv, dass keine andere Lösung blieb, als einen städtischen Kammerjäger zu verständigen, der die ganze Wohnung versiegelte und für zwei Tage unter Gas setzte. Die Mutter mit ihren beiden Töchtern musste während dieser Zeit ins Hotel dislozieren. – Masseneinwanderung von Würmern, fern von jeder Kontingentierung… um den Preis der vergünstigten Vorratshaltung. Schade um all das Mehl und all die anderen billigen Lebensmittel, die in den Abfall wandern mussten.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:07 |
Eine Fleisch-Kontroverse wirft derzeit Wellen in England. Es geht um Halal-Fleisch, also Fleisch von Tieren, die nach islamischem Ritus geschlachtet wurden, indem ihnen bei lebendigem Leib Halsschlagader, Luft- und Speiseröhre durchtrennt werden, bei gleichzeitiger Segnung.
In England werde – so die Kritik – Halal-Fleisch in grossem Stil in Supermärkten verkauft, ohne dass dieses speziell deklariert wäre. Diese Diskussion ist überlagert von einem kräftigen anti-islamischen Unterton, indem von einer klammheimlichen Islamisierung des Alltags gesprochen wird.
In der Schweiz ist das Schächten – die halal-konforme Art des Tötens – verboten. In vielen Ländern ist es nach wie vor erlaubt und gang und gäbe. Ich erinnere mich an einem Besuch in der damaligen Sowjetrepublik Armenien vor nunmehr 40 Jahren. Wir drehten dort einen Dokumentarfilm und waren überall willkommene Gäste. Bei einem Empfang wurde ein Schaf geschlachtet und es war eine hohe Ehre, die dem Gast zuteil wurde, das Schächtmesser zu führen und das Tier vom Leben zum Tod zu befördern… Dass ich einen Teil meiner Jugend auf einem Bauernhof verbracht hatte, erleichterte mir diese Aufgabe wesentlich…
Immerhin: ein Teil des Halal-Fleisches, das in der Schweiz verkauft wird, wird – streng kontingentiert – aus Frankreich importiert. Ansonsten hat man einen Kompromiss gefunden, die Tiere zuerst so zu betäuben, dass sie den tödlichen Schnitt und das Verbluten nicht spüren müssen. Vor drei Jahren machten die Touristik-Verantwortlichen im Berner Oberland von sich reden, als sie auf dem Brienzersee Schiffsfahrten mit Halal-Grill anboten…
Religiöse Auflagen für die Ernährung haben historische Gründe im Interesse der Gesundheit eines Volkes… Man kann sie begrüssen oder sie als unzeitgemäss ablehnen. In der säkularisierten Gesellschaft werden die alten Bräuche nicht mehr von allen strikt befolgt. Zu fürchten bleibt allenfalls, dass auch hier – wie offenbar in England – ein neuer politischer Kampfplatz geschaffen werden könnte.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:28 |
Nicht gerade ermutigend. Eine prospektive Studie im Auftrag der Weltgesundheits-Organisation WHO hat sich mit der Frage befasst, wie es in den Ländern Europas bis im Jahr 2030 punkto Adipositas und Übergewicht bestellt sein werde. An einem Kongress in Amsterdam hatte Dr. Laura Webber auws London die Resultate der verschiedenen Hochrechnungen aufgrund der bekannten Fakten aus 53 Ländern im europäischen Raum präsentiert.
Das Resultat ist ernüchternd: in sämtlichen Ländern hält der Trend des Wachstums der Anzahl übergewichtigr und adipöser Menschen an, wenn auch unterschiedlich stark. So berechnet man für Irland im Jahr 2030 einen Anteil von 90% an übergewichtigen und adipösen Bürgern, in Tschechien würeden es 80% sein und in England 75%! Die tiefsten Werte weisen Belgien und die Niederlande auf mit 44 bzw. 47%. – Adipositas-Betroffene mit BMI über 30 wird es in Irland 58% geben, in Griechenland 40% und un England 35%… am wenigsten in Rumänien (10%).
Erstmals stellen die Forscher einen kausalen Zusammenhang her zwischen der Marktordnung und dem künftigen Ausmass von Übergewicht und Adipositas in der Bevölkerung. Besonders hoch sind die Anteile in jenen Ländern (England, Irland), in denen eine liberale und wenig regulierte Marktwirtschaft herrscht. Hier führe das kaum kontrollierte Streben nach maximalem unternehmerischem Gewinn in der Lebensmittelindustrie zwangsläufig zu einer „Über-Konsumation“, während in Ländern mit einer einschränkenden Gesetzgebung wie Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Schweden die Werte deutlich tiefer liegen werden.
Es sei, sagen die Forscher, nun dringend politisches Handeln gefragt.
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