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Von Heinrich von Grünigen um 14:44 |
Die Ernährungsberaterin erzählt aus ihren Praxis-Alltag. Zu denken gegeben habe ihr, sagt sie, eine ihrer Klientinnen, die kürzlich in der Beratung gesagt habe, es sei für sie recht belastend geworden, dass man heute kaum eine Zeitung aufschlagen könne, in der nicht das Übergewicht thematisiert sei und wo sie über sich lesen müsse, dass sie „ein Problem“ sei… ein Problem für das Gesundheitswesen, für die Kostenexplosion, für die Lebenserwartung, für die Volkswirtschaft.
Es ist gewissermassen die Opfer-Umkehr-Philosophie: dicke Menschen „haben“ kein Problem, sie „sind“ eines, in grossen Teilen der öffentlichen Wahrnehmung wenigstens. Haben wir das wirklich so gewollt, als wir uns die „Sensibilisierung der Gesellschaft“ auf die Fahnen geschrieben haben? Lange wurde das Thema verdrängt, verschwiegen, nicht richtig ernst genommen in seiner langfristigen Bedeutung. Nun ist es in aller Munde und in jedem Blättchen und wir führen nicht ohne Stolz eine Statistik, in der alle Interviews und Statements und Publikationen verzeichnet sind, die u.a. dank unseren Bemühungen den Weg zum Publikum gefunden haben… und nun ist es auch wieder nicht recht!
Es ist eine Krux mit der Selbstwahrnehmung. Unser Lebensstil prägt uns in der Art und Weise, wie wir unser Leben erleben, ob wir es geniessen können, ob wir in den Tag hinein existieren oder ob wir gar daran zu leiden haben. Selbstwert und -achtung werden beeinflusst durch die Gefühle, mit denen wir uns selber begegnen. Und plötzlich entsteht der Eindruck, als würden jeder Genuss, jede Lebenslust verteufelt als eine Stufe auf dem steilen Abstieg in die Hölle der Verdammnis… Wer zu schwer ist, wird behaftet mit dem Stigma des Problems und sieht sich als Versager, wenn es ihm nicht gelingt, diesen Makel so rasch wie möglich abzuwenden.
Hier tut Gelassenheit Not. Ich bin der Ernährungsberaterin dankbar dafür, dass sie ihrer Klientin geraten hat, sich die Sache weniger zu Herzen zu nehmen. Das „Problem“ liegt weniger beim Einzelnen als in den Verhältnissen, die uns umgeben und die denen das Leben schwer machen, die entsprechend veranlagt sind. Neue Strategien sind gefragt.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:42 |
Termin mit einer TV-Equipe, heute. Es geht um einen Beitrag, der über die Festtage mal im Programm steht, in dem Tipps vermittelt werden, wie man beim Essen darauf achten kann, die Energiezufuhr etwas unter Kontrolle zu halten. Es sind an sich einfache Dinge, fast banal bzw. zu banal, als dass man sie überhaupt besonders erwähnen möchte… aber die Auseinandersetzung damit hat doch gezeigt, dass es gerade die einfachsten Dinge sind, die im Alltag gerne untergehen und vergessen werden.
Und es wird mir wieder einmal bewusst, wie beschwerlich die Arbeit mit dem bewegten Bild letztlich ist, bis alle Einstellungen klappen und jede Aussage so stimmt, wie sie gemeint war. – Um welche Tipps es ging? Das soll nicht verraten werden, ein wenig Spannung muss bleiben und man soll auch darauf warten mögen. Ich bin selber gespannt, was daraus entstehen wird, aus der Fülle von Aufnahmen, Statements, Bildern, die sich im Verlauf von drei Stunden angesammelt haben.
Zwischen Weihnacht und Neujahr werde ich die Sendung 10vor10 besonders aufmerksam verfolgen, um im Bild zu sein, wenn ich im Bild sein werde…
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Von Heinrich von Grünigen um 15:14 |
So explizit wie Barry Popkin hat das bis jetzt noch neimand formuliert. Popkin leitet ein Adipositas-Forschungszentrum in North Carolina und ist wissenschaftlicher Berater der US-Regierung. Er hat sich intensiv mit den Trinkgewohnheiten der Völker auseinander gesetzt und ist zur Überzeugung gelangt, dass die Adipositas-Epidemie am wirkungsvollsten zu bekämpfen wäre mit einer Besteuerung von zuckerhaltigen Getränken.
30 bis 60 Prozent des Übergewichts stammen nach seiner Ansicht von gesüssten Getränken; würden diese durch Wasser ersezt, so wäre bereits ein markanter Schritt zur Gewichtsreduktion getan. Ähnlich wie beim Tabak müssten die Menschen durch eine sukzessive Erhöhung der Besteuerung dazu gebracht werden, auf solche Kalorien-Drinks zu verzichten. Dabei geht es um alle Arten von Fruchtsäften, Limonaden, aber auch süsse Alkohol-Mischgetränke, Powerdrinks, bis hin zu den zucker- und fetthaltigen Milchshakes und Energy-Drinks, die in den letzten Jahren den Konsumentenmarkt überschwemmt haben.
Um täglich 300 bis 600 Kalorien könnte sich die Energie-Aufnahme verringern, rechnet Popkin aus. Auf einer Europa-Tour sprach er mit der Agentur Reuters. Je nach Land würden 10 bis 25 Prozent aller Kalorien durch gesüsste Getränke aufgenommen, deren Konsum sich in den letzten Jahren massiv erhöht habe. – Ein solcher Umorientierungs-Prozess brauche einige Zeit, räumt Popkin ein, aber es brauche eine beherzte Intervention des Gesetzgebers, wie sie im Falle des Tabakkonsums bereits messbar Früchte gezeitigt habe. Ich wünsche mir, sagt er, ein System, bei dem gezuckerte und fetthaltige Drinks am meisten besteuert werden, Diät-Getränker etwas weniger und Wasser gar nicht. Wenn durch diese Steuer der Preis um 15 bis 20 Prozent verteuert würde, so hätte dies eine Signalwirkung und wurde dazu beitragen, die Leute von Süssgetränken wegzubringen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:50 |
Seit unser aller Boulevardblatt wieder zur alten Grösse (bzw. zum alten Format) zurück gefunden hat, zieren die Aufnahmen von einigermassen unbekleideten jungen Frauen täglich die Titelseite. Ein kurzer, formelhafter Steckbrief beschreibt die Abgebildeten: Vorname, Wohnort, Grösse, Gewicht und Beruf. So wird der moderne Mensch definiert.
Heute war es Sandra (28) aus Hundwil AR. Sie ist 1,69 Meter gross und 56 Kilo leicht. Es fällt mir auf, dass diese Girls oder Mädel oder Ladies oder wie immer man sie politisch korrekt bezeichnet, die sich da mehr oder weniger im Evaskostüm räkeln, dass sie alle immer „leicht“ sind, egal, vieviel sie wirklich wiegen. Zu leicht, offenbar heute, denn Sandra kommt mit ihren Werten auf einen BMI von 19,6, was sich dem Untergewicht schon reichlich nähert.
Da die Redaktion offenbar mit Anmeldungen überschwemmt wird von jungen Damen, die ein Ganzkörperfoto einschicken, ist davon auszugehen, dass dieser Titelseiten-Auftritt eine erstrebenswerte Funktion erfüllt. Vor diesem Hintergrund halte ich es für fatal und fahrlässig, dass die Redaktion stereotyp diese Formulierung „leicht“ wählt: das stellt eine absolute Wertung dar und bedeutet, dass eine Frau nur dann ein Star sein kann, wenn sie auch „leicht“ ist. Womit wieder ein Body-Image zementiert wird, das die Mädchen direkt in die fatale Spirale von Abnehmen, Untergewicht und Übergewicht hineintreibt.
Was wäre so schlimm an einer „neutralen“ Formulierung: XY ist 1,57 Meter gross und wiegt 54 Kilo? – Vielleicht denkt mal jemand auf der Blick-Redaktion oder im neuen Newsroom darüber nach? – Oder sehe ich das zu eng?
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Von Heinrich von Grünigen um 17:46 |
7 auf einen Streich, 7 Raben, über 7 Brücken, 7 Hügel, 7 fette Jahre (und 7 magere), ein Buch mit 7 Siegeln, seine 7 Sachen packen, auf Wolke 7 schweben, 7-Meilen-Stiefel… und jetzt kommt Bill Gates ind beglückt uns mit dem Microsoft-Word-Programm Nummer 7.
Wird das nun das verflixte 7. Programm sein? Bis jetzt hört man nur Positives, im Unterschied zu Vista, das viele von uns auf dem falschen – wenn auch nicht dem siebten – Fuss erwischt hat. – In Japan hat der Software-Konzern zu einem unüblichen Werbemittel gegriffen. Er hat seine Promotionskampagne für den neuen Release im vergangenen Oktober gemeinsam mit Burger King geplant und dabei ein ganz besonderes Angebot lanciert: den Windows-7-Whopper, der aus einem normalen Burger-Brötchen mit Zwiebeln, Salat und Tomaten besteht, darunter bzw. dazwischen aber 7 gebratene Fleischklopse, so dass das Gebilde fast 15 Centimeter hoch aufragt und über 2’000 Kalorien hat. Einen totalen Tagesbedarf…
Es darf über die werbepsychologischen Motive gerätselt werden. Warum gerade in Japan? Weil dort die digitale Kultur so weit fortgeschritten ist, dass man sie mit anschaulichen Brutalo-Methoden wieder auf den Boden der alltäglichen Realität zurückholen muss? Oder weil Japaner einen gewissen Hang zu Masslosigkeit haben? – In USA, dem Mutterland des Konzerns, war dieses Angebot nirgends zu sehen. Vielleicht, so wird vermutet, weil die Amerikaner im Stande gewesen wären, solche Fett- und Kalorienbomben auch tatsächlich zu kaufen – und zu essen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:23 |
Übergewicht ist eine der wesentlichen Ursachen, die zu einer Verkürzung der Lebenszeit führen können. Das klingt widersprüchlich, wo wir doch eine zunehmend höhere Lebenserwartung feststellen. Vier Faktoren sind nach allgemeiner Auffassung entscheidend für das gesundheitliche Wohlbefinden: nicht Rauchen, kein Alkohol, Früchte und Gemüse essen, sich regelmässig bewegen.
Die Amerikanische Gesundheitsbehörde hat die möglichen Gesundheotsrisiken aufgelistet. Die Liste ist eindrücklich: verkürzte Lebenszeit, Herzkrankheiten und Schlaganfälle, Diabetes, Krebs, Atembeschwerden, Arthritis und Arthrose und Beeinträchtigung der Zeugungsfähigkeit… – Und bei den meisten Krankheiten genügt eine Gewichtsreduktion von 5 bis 15 Prozent, um das Risiko oder die Symptome deutlich zu verkleinern. Es würde sich also lohnen.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:33 |
Es sei, sagte in einem Vortrag die international renommierte Präventionsexpertin Ilona Kickbusch, absolut einzigartig und einmalig, dass sich in der Schweiz eine „Allianz“ aus Wirtschaft und Politik gebildet habe, welche GEGEN Prävention kämpft.
Faktum ist, dass in einer der nächsten Sessionen den Räten ein Entwurf für ein Präventionsgesetz vorgelegt werden soll, der im Bundesamt für Gesundheit vorbereitet wurde. Schon in der Vernehmlassungsphase hatten sich Vertreter des Gewerbes zu Wort gemeldet, hinter denen kräftige Lobbyisten der Tabak-Industrie, der Werbewirtschaft, der Gastronomie etc. vermutet wurden. Vorgeschoben wurde von den Kritikern die geplante Schaffung eines nationalen Präventionsinstitutes, das zu einem „steuerfressenden Moloch“ hochstilisiert wurde, mit dem wildgewordene Bürokraten und „Gesundheits-Taliban“ (so das gängige Schimpfwort) das freie Schweizervolk unter die Knute nehmen würden…
An einer Tagung haben wir kürzlich eine Auslegeordnung erstellt zu den vielfältigen Risiken und belastenden Rahmenbedingungen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein Drittel davon wird nach neuen Studien durch Übergewicht verursacht. Eine zentrale Erkenntnis war, dass eine sinnvolle Prävention und die Koordination aller Aktivitäten auf den verschiedenen Ebenen in Politik und Gesellschaft NUR von einer zentralen, nationalen Stelle aus vorgenommen werden kann. Auch die Formulierung von Gesundheitszielen, die mit vereinten Kräften anzustreben sind, MUSS von einer einzigen, politisch legitimierten Stelle ausgehen können.
Dass „staatstragende“ Gruppen sich gegen diese Einsicht stemmen, ist ein Phänomen, das betroffen und ratlos macht. Schon gibt es vernünftige Gesundheitspolitiker, die das Gesetz aufgegeben haben, die mutlos geworden sind, die nicht mehr damit rechnen, dass die Vorlage im Parlament eine Chance hat, angenommen zu werden. – Sind wir schon so weit, dass orchestrierter Eigennutz über Vernunft und Gemeinwohl siegen dürfen?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:31 |
Als die Geschichte auskam mit dem „künstlichen“ Käse, dem so genannten Analog-Käse, war die Empörung nicht zu überhören: eine profitgierige Lebensmittelindustrie betrügt uns mit minderwertiger, „unnatürlicher“ Ware, ohne dies offen zu deklarieren!
Was aber wäre mit „Kunst-Fleisch“? Versuche in dieser Richtung gibt und gab es schon lange: Substanzen aus Pilzgeflechten, die Eiweiss enthalten und als Fleischersatz gar nicht schlecht schmecken. Quorn etwa, aus dem täuschend ähnliche Metzgereiprodukte geformt werden, vom Schnitzel über das Gehackte, das Geschnetzelte bis zum Cordonbleu… (wobei ich mich immer gefragt habe, was es einem Vegetarier wohl bringt, wenn er ein fleischloses Gericht verzehrt, das aussieht, als wäre es Fleisch…).
Ein Fleisch-Ersatz hätte vielfältige Vorteile. Tierschützer brauchten sich nicht mehr für die artgerechte Haltung der Nutztiere einzusetzen, die Übernutzung von Weideland hätte ein Ende, mithin auch die Brandrodungen, welche ganze Kontinente verwüsten und unfruchtbar machen… immer vorausgesetzt, das Produkt ist „fleischig“ und wird auch von den Liebhabern saftiger Steaks und zarter Filetspitzen akzeptiert.
Dieser Vision scheint man neuerdings etwas näher gekommen zu sein. In Eindhoven hat ein Forscherteam eine Zellkultur ausgetüftelt, die sich im Labor zu einem Gewebe entwickelt, das durchaus fleischigen Charakter annehmen könnte… – Zwar ist das Gebilde noch nicht „muskulös“, müsste also quasi noch „trainiert“ werden, aber daran wird gearbeitet. Die Forscher sind überzeugt, dass sie mit ihrem Projekt einen wichtigen Beitrg leisten können zur Bekämpfung der Klimakatastrophe… allerdings, so räumen sie ein, brauchten sie dazu noch etwa 30 Jahre.
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Von Heinrich von Grünigen um 14:30 |
Die moderne Technik macht fast alles möglich. In Sekundenbruchteilen ist die Welt umrundet und werden Informationen zusammengestellt, die wir suchen… und wir wissen überhaupt nicht mehr, wie wir das eigentlich VOR der Erfindung des WeltWeitenWebs gemacht haben.
Aber jede Medaille hat auch ihre Kehrseite, die zuweilen richtig nerven kann. Einerseits ist es die Frage des Energiehaushalts. Die blenden wir eigentlich konsequent aus, indem wir das Internet als bequemes Werkzeug nutzen – so wie jetzt gerade beim Schreiben oder Lesen dieses Blogs -, ohne uns je zu fragen, wie das eigentlich mit dem Strombedarf ist: jeder Verkehr auf den internationalen Daten-Highways hat seinen Preis, das Surfen verbrennt Energie, die weltweit hergetellt werden muss in Atommeilern oder in Kohlekraftwerken, welche die Klimaerwärmung anheizen… legen wir uns Rechenschaft ab, wieviel Energie wir verbrauchen, wenn wir mit einem unschuldigren Mausklick durch die Weiten der virtuellen Welt sausen? Oder wenn wir auf Facebook irgend eine belanglose Botschaft verbreiten?
Wir meinen, „das Internet“ sei gratis, mal abgesehen von unsren eigenen Provider- und Haushaltkosten, die neben der Hardware auch unseren persönlichen Stromverbrauch abdecken. Aber wir vergessen gerne, dass das „kostenlose“ Anbieten von Informationen ein umkämpfter Markt ist, der sich weitgehend von Werbung, von Inseraten ernährt und zudem fette Gewinne abwirft.
Das Geheimnis der immer raffinierteren Suchmaschinen-Inserate besteht darin, dass Werbebotschaften vom jeweiligen System automatisch so konfiguriert werden können, dass sie dem Surfer gezielt jene Inhalte zuspielen, die sich mit den Themen decken, nach denen er gerade oder bevorzugt sucht. – So kommt es, dass bei der Suche nach Informationen zum Thema Übergewicht z.B. bei Google eine ganze Latte von werbenden Hinweisen aufscheinen, die zum Teil völlig fahrlässig Produkte anpreisen, bei denen es nachweislich um wirkungslose Abzocke geht oder gar um Angebote, die als „gesundheitsgefährdend“ bezeichnet werden müssen.
Die Google-Werbung bringt alles, was bereit ist, zu bezahlen. Das ist, kann man sagen, dem Inseratemarkt so eigen und es gibt keine Verpflichtung zu einer „ethischen“ Kontrolle der Werbe-Inhalte. Dadurch aber, dass diese Angebote gezielt dorthin gebündelt werden, wo eine entsprechende thematische Nachfrage besteht, ergibt sich eine fatale Wirkung: die neutral aufgemachte Information erhält eine Art der Glaubwürdigkeit, die sich an jene des – sagen wir – wissenschaftlichen Artikels anlehnt, nach dem man gesucht hat. Wer über Google (oder eine andere Suchmaschine) nach einer seriösen Antwort auf sein gesundheitliches Problem – das Übergewicht – sucht, wird zuerst einmal eingedeckt mit einer Fülle von weitgehend unseriösen, irreführenden, gar gefährlichen Angeboten.
Ein Inserate-Akquisiteur hat heute versucht, mich für einen solchen werbenden Hinweis auf unsere Stiftung zu gewinnen… da bin ich gerade mal kurzfristig ausfällig geworden, aber das war ja kaum die richtige Adresse, der arme Kerl versucht auch nur etwas Butter auf das Brot seiner Kinder zu kriegen. Man müsste dem ganzen System einen Riegel schieben können. Beim Surfen habe ich mich gefragt, ob wir nicht durch eine Expertengruppe gelegentlich diese Angebote unter die Lupe nehmen sollten, um ein aufklärendes Ranking zu erstellen und die unschuldigen Ratsuchenden vor verdeckten Fallen zu warnen? Eine interessante Überlegung, für die wir nur noch Geldgeber finden müssten… Voraussichtlich nicht durch entsprechende Inserate…
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Von Heinrich von Grünigen um 16:34 |
Das TV-Reality-Format The Biggest Looser hat bis vor kurzem auch die deutschen Privat-TV-Sender heimgesucht. Übergewichtige Menschen wurden in eine BigBrother-artige Behausung eingeschlosen, wo sie an Geräten strampeln und ein neues Koch- und Essverhalten lernen mussten. Wöchentlich wurde gewogen und wer am meisten abgenommen hatte, dem winkte am Schluss ein Preis. Wer am wenigsten Pfunde wegschaffte, wurde rausgeschmissen.
Nun ist das kampfmässige Wett-Abnehmen ohnehin ein Unding erster Güte, das jeder vernünftigen Empfehlung zu kontrolliertem Gewichtsverlust widerspricht. Kommt dazu aber noch die mediale Beobachtung durch ein sensationsgeiles Publikum und die Verheissung eines Barpreises von einer Viertelmillion (wie in USA offenbar Standard), so läuft die Sache vollends aus dem Ruder. Das hat eine Analyse bisheriger Shows und das Gespräch mit ehemaligen Teilnehmenden gezeigt.
Diese gaben zu, dass sie, um bessere Sieges-Chancen zu haben, auch „verbotene“ Tricks und Kniffe angewendet hatten, indem sie unerlaubte Präparate schluckten oder sich absichtlich austrocknen liessen, um rascher noch weniger zu wiegen. Eines aber war bzw. ist allen Teilnehmenden gemein: nach dem Ende der Show, wieder draussen im alltäglichen Leben, haben sie das verlorene Gewicht rasch wieder zugenommen – und noch etwas mehr dazu gelegt: Jojo lässt grüssen.
Und was lernen wir daraus? Der Kampf gegen Übergewicht ist – wenn er in Form eines Wettbewerbs ausgetragen wird – ein ungeeignetes Medienthema. Gut vielleicht für die vorübergehende Befriedigung des voyeuristischen Publikumsinteresses (und damit für die Quoten), aber schlecht für jene, die wissentlich ihre Gesundheit aufs Spiel setzten. Und sicher kein Vorbild für Betroffene.
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