10/4  Im Taxi

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:27

Das war wieder so ein Moment, wo Ärger hochkocht. Ich habe eine Sitzung in Basel, komme mit dem Zug knapp an, denke, mit einem Taxi klappt es noch und nähere mich erwartungsfroh dem Fahrzeug an der Spitze der wartenden Kolonne. Der Fahrer sitzt breitspurig hinter seinem Lenkrad und schaut mich abschätzend an, dann macht er mit dem Daumen ein kleines Zeichen, das über seine Schulter nach hinten zeigt. Nemme grössere Wagen! Nix fahren.

Weiter hinten in der Kolonne steht ein kastenförmiges Auto mit hohem Einstieg, wie gemacht für schwerere ältere Menschen. Aber der Fahrer zuckt nur die Schultern und weist nach vorne, macht ein Zeichen, dass er noch nicht an der Reihe sei, ich solle gefälligst mit einem Wagen fahren, der vorne steht. – Das ist typisch für Basels Taxiszene. Entweder beschimpfen sie sich gegenseitig, weil sie sich die Fahrgäste abspenstig machen, oder sie weisen dich ab, wenn du etwas grösser und breiter bist als der Durchschnitt, weil sie zu faul sind, den Sitz nach hinten zu verstellen. Ich kenne keine Stadt – und ich bin ziemlich weit herum gekommen – wo die Taxifahrer ähnlich ungehobelt und primitiv sind wie in Basel.

Als ich dann in einer andern Kolonne doch noch das Spitzenfahrzeug besteigen kann und eine entsprechende Bemerkung mache, belehrt mich der Mann, dass er mich eigentlich gar nicht fahren müsste, dass es eine Zumutung sei, einen so schweren Fahrgast aufzunehmen, das sei schlecht fürs Auto. Und was ist, frage ich, wenn jemand nicht gut zu Fuss ist? Dafür gibt es Behindertentaxis, lautet die lakonische Antwort. – Basels Taxibetrieb ist eine Schande, und niemand scheint sich daran zu stören.




9/4  Kein Trinkzwang

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:45

75 mal habe ich in meinen Blogs bisher den Begriff Wasser verwendet. Nicht immer ist es dabei ums Trinken gegangen, aber diesmal schon.

Mit den eisernen Regeln vom richtigen Essen hat man uns eingebläut, dass viel getrunken werden müsse. Zwei Liter seien das Minimum, das ergibt die Faustregel von 8 Gläsern täglich. Am besten reines Wasser, ungezuckert und frei von Kalorien. Wassertrinken ist zum Mythos geworden und wenn bei einer Sitzung nicht ausreichend Flaschen und Fläschchen auf den Tischen stehen, hat die Organisation versagt. Zahlreich sind die Tipps und Tricks, mit denen man sein Trinkverhalten kontrollieren und in die richtige Bahn lenken kann, damit man ja sein flüssiges Plansoll nicht verfehlt.

Aber jetzt wird die Frage gestellt: Wieviel Wasser braucht der Mensch – wirklich? Und es stellt sich heraus, dass die magische Zahl von den zwei Litern erst 1974 von einem Dr. Frederick Stare durch die Erwähnung in seinem Buch „Nutrition for Good Health“ in Umlauf gekommen sei. Forscher an der Universität Pennsylvania haben herausgefunden, dass es keinen medizinisch belegbaren Zusammenhang gibt zwischen bestimmten gesundheitlichen Befunden und dem Konsum von ausgerechnet 8 Gläsern Flüssigkeit. Mehr als die Hälfte des durchaus lebensnotwendigen Nass‘ nimmt man im Lauf des Tages schon durch andere Nahrung wie Gemüse und Früchte auf; sogar Kaffee zählt zu den anerkannten Flüssigkeitsquellen und die Mär, dass dieser den Körper austrockne und deshalb ein Extra-Glas Wasser nötig sei, wird ins Reich der Legenden verwiesen.

Was ist aus einer solchen Studie zu lernen? Die tröstliche Erkenntnis, dass der Körper zwar – ganz individuell – ein bestimmtes Quantum an Flüssigem braucht, dass ausreichendes Trinken gewisse Stoffwechselfunktionen günstig beeinflusst, dass es aber kein verbindliches Mass gibt, das man zwangsweise einhalten müsste. Für uns Dicken aber bleibt die unumstössliche Gewissheit, dass wir – wo immer möglich – auf flüssige Kalorien verzichten sollten. Und das gilt immer noch.




8/4  Schein-Fleisch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 19:23

Nach der Medienkonferenz wurden Häppchen gereicht. Stehlunch stand auf dem Programm. Vorgestellt wurde eine Studie über die Bezüge von Stiftungsräten in der Schweiz. Zocken sie ab? Oder sind sie selbstlos-anoyme Wohltäter? Die Studie gab Entwarnung. Alles halb so wild, nach beiden Seiten. Das Schweizer Stiftungswesen ist kein Selbstbedienungs-Paradies und kein Abzocker-Mekka, es geht eigentlich ganz gesittet zu und die Bezüge – zumindest derer, die auf die Umfrage geantwortet haben – sind nicht unmässig. Ein beruhigender Befund, der allerdings, da war man sich einig, noch der vertiefenden Interpretation durch weitere Untersuchungen bedarf.

Aber darüber wollte ich eigentlich gar nicht schreiben, sondern über die Häppchen. Es waren kleine, gediegene Sandwiches, die als erste kamen. Dann folgten die Käse-Trauben-Spiesschen: niedliche Portionen, auf kurze Hölzchen gepfählt. Ein Raunen ging durch die erwartungsfrohe Essgemeinde, als viereckige Platten hereingetragen wurden, in denen knusprig anmutende Poulet-Stückchen mit gebratenem Speck aufgeschichtet waren: jetzt kommen die warmen Speisen!

Alles drängte hinrzu und langte nach den in ihrem Schmorsafte glänzenden Stücken – der Duft von Gebratenem kräuselte sich in die Nasen, die Augen wurden halb geschlosen, die Münder geöffnet… und schon vor dem ersten Biss stellte sich die Ernüchterung ein: was wie gebackenes Hähnchenfleisch vom Poulardenbeinchen aussah, war in Wirklichkeit ein Stück gebratener Blumenkohl, und die gerollte, knusprig-dunkle Specktranche entpuppte sich als getrocknete Tomate… dazu gab es Karotten-Stücke und Gurkenscheiben, schön gegrillt und auf kleine Spiesse gesteckt.

Der Moment der Erkenntnis war ein kleiner, aber vorübergehender Schock. Denn die Gemüseteile schmeckten vortrefflich, sie waren knackig und gut gewürzt und nach dem zweiten Biss hatte sich die Sensorik von der Erwartung auf die Wirklichkeit umgestellt: ein Festschamus für Vegetarier und ein Beweis, dass „gesundes“ Essen nicht langweilig sein muss, auch wenn andere es für „Beilage“ halten mögen.




7/4  Smart-Cart

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:43

Hurra, wir bekommen einen neuen Verbündeten! Abnehmen beginnt ja bekanntlich nicht nur im Kopf, sondern auch beim Einkauf. Deshalb besteht eine der ersten Übungen mit Abnehmwilligen darin, dass man mit ihnen „richtig einkaufen“ lernt…

Das könnte sich in Zukunft einfacher gestalten. Denn in Zusammenarbeit mit dem Software-Giganten Microsoft wird derzeit ein intelligenter Einkaufswagen entwickelt, der die Kunden selbsttätig durch den Laden zu den gewünschen Regalen führt, den man mit Einkaufslisten, Ernährungsplänen und Rezepten, füttern kann, der sich auf bestimmte Muster programmieren lässt, so dass er fett- und kalorienbewusst „einkauft“ und uns auch warnt, wenn wir diskret ein Produkt posten wollen, das nicht so gut für uns ist… kurz: ein Einkaufs-Coach mit vier Rädern, der wesentlich mehr kann als die Pilot-Wägelchen, die bei coop jetzt schon getestet werden und die vor allem durch das eigenständige Zusammenzählen der Einzelpreise das Kassenpersonal entlasten.

Die schöne neue Welt ist also wieder ein Stück näher gerückt! Und wir sind jetzt ganz blauäugig und geben uns harmlos, denken an das Gute im Menschen und dass diese Erfindung nur unser Bestes will… aber natürlich wissen wir in der Tiefe unseres Herzens, dass niemand uns eine Wohltat „einfach so“ angedeihen lässt, sondern dass die Wägeli-Automatik vor allem auch die Einkaufsgewohnheiten der Kunden ausspionieren kann, dass der Einkaufs-Assistent uns wie zufällig zu den tagesaktuellen Sonderaktionen und an den Werbe-Angeboten vorbei führen wird und dass die Grossverteilen und Herr Gates in ein solches Projekt kaum etwas investieren würden, wenn sie sich davon nicht eine erhebliche Rendite versprechen würden.

In England rechnet man damit, dass diese Wagen 2009 in den Supermärkten rollen. Ich bin gespannt, wann wir die erstren Prototypen hier bei uns zu Gesicht bekommen.




6/4  Wachstum

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:40

Übers Wochenende war der Migros-Boss Herbert Bolliger in verschiedenen Medien. Er zeigte sich kampfeslustig und optimistisch und versprach für das laufende Geschäftsjahr guten Gewinn und deutliches Wachstum. Wo immer die Billig-Konkurrenz aus Deutschland, die noch im Anmarsch ist (also Lidl) eine „Blechkiste“ auf die grüne Wiese stellen werde (und die Migros-Scouts habe bis jetzt etwa 50 Standorte ausgemacht, an denen die Vorarbeiten laufen), werde die Migros auch einen ähnlichen Antrag stellen… denn bis jetzt habe man sich am Wohl der Gemeinschaft orientiert und Standorte an zentraler Lage bevorzugt, damit der Detailhandel „bei den Leuten“ bleibt und leicht erreichbar ist.

Mit der direkten Konkurrenzierung auf weiter Heide wird eine neue Strategie getestet, die zumindest in der Aufbauphase günstiger ist, denn die Infrastrukturkosten sind bei einem funktionalen Neubau draussen tiefer als in der Ortsmitte. – Aber welches können allenfalls die gesundheitspolitischen Auswirkungen eines solchen Strategiewechsels sein? Es sind die bekannten, trivialen Trends: man geht so oder so mit dem Auto einkaufen (weil man muss), man kauft in grösseren Mengen ein (weil man nicht so häufig hinfährt), man wählt die grösseren, günstigeren Packungen – und man konsumiert wacker.

Bei Vorträgen zur strukturellen Adipositas-Problematik vertrete ich jeweils die These, dass die Lebensmittel-Anbieter eine beträchtliche Verantwortung trügen, weil sich deren Wachstum, im täglichen Preiskampf, quasi auf den Hüften der übergewichtigen Käuferinnen und Käufer niederschlagen müsse, denn jeder Mehrkonsum muss zu höheren Verzehrmengen führen, wenn gleichzeitig die Preise gedrückt werden… – Nun hat Bolliger hier eine klare Gegenposition bezogen: der Detailhandels-„Kuchen“ wachse nicht mehr, die Konkurrenten könnten sich nur noch gegenseitig Marktanteile abjagen, von einem Wachstum der ganzen Branche könne nicht die Rede sein.

Das ist ein spannender Aspekt, der allenfalls etwas Tröstliches haben könnte. Aber ich traue ihm noch nicht, bis ich den Sachverhalt von einem unabhängigen Experten bestätigt bekomme. Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass all die Anbieter, von Migros (mit Denner) über coop (mit Carrefour) und Aldi bis zu Spar und zu den schon geplanten 50 Verkaufsstellen von Lidl mit Stolz ihre positiven Bilanzen und ihr prognostiziertes Wachstum verkünden… ohne dass das Fressvolk nicht happig zugelangt und zugelegt hätte. Ich muss mir einen Wirtschaftsexperten suchen. Liest keiner diesen Blog?




5/4  Bringts der Blog?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:41

Eine der ersten Erfahrungen, wenn man sein Gewicht reduzieren will, ist das Ess-Tagebuch. Die lückenlose Erfassung all dessen, was man im Lauf eines Tages zu sich nimmt, hat eine enorm kontrollierende Wirkung: zuerst einmal wird einem überhaupt erst bewusst, wie häufig und in welchem Umfang man zu Essbarem gegriffen hat… und an zweiter Stelle überlegt man sich zweimal, ob man ein bestimmtes Nahrungsmittel wirklich auf die Liste setzen will, wenn man weiss, dass jemand das Protokoll kritisch aufarbeiten wird. Dokumentation als Schutz vor Willkür: wenn man einigermassen redlich und ehrlich veranlagt ist und es nicht übers Herz bringt, eine ganze Tafel Schokolade zu verdrücken und nur ein einzelnes Täfelchen zu notieren, dann mag das ja klappen. Aber ich habe bei mir selber die Erfahrung gemacht, dass man plötzlich ganz und völlig unbewusst mit Wissens- und Erinnerungslücken konfrontiert ist, wenn es darum geht, im Tagesrückblick Bilanz zu ziehen.

Aber das Tagebuch – oder eben auch ein elektronischer Blog – hat nach allgemeiner Auffassung eine mässigende, positive Wirkung. Dabei gibt es im Internet eine ganze Reihe hilfreicher Begleitprogramme. eBalance ist eines davon: es berät und unterstützt aktiv und mit abgesichertem Experten-Wissen. – Aus der Fülle von Online-Hilfen habe ich einige auf dem internationalen Markt aufgestöbert:

In Australien hilft der CalorieKing auf die richtigen Ernährungssprünge; Weight Loss International bietet eine schier unübersichtliche Fülle an Newsletters und Inforamtionen aus USA; der Calorie Control Council hilft die Kalorien unter Kontrolle zu halten; die Online-Plattform NutritionData ist die umfassendste Datenbank in USA, die seit 2003 wissenschaftliche Fakten zur Ernährung populär aufbereitet… – Soweit nur einige wenige Beispiele, die zeigen, wie intensiv man sich selber informieren und auf dem Laufenden halten könnte… Am Wissen, da sind sich alle einig, würde es nicht fehlen.




4/4  Gluscht-Stillerli

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:44

In allen Referaten über die Ursachen der Adipositas spielt die Beschreibung der Veränderungen unserer Umwelt eine wichtige Rolle. Unter anderem hätten wir, im Unterschied zu früher, heute ein viel dichteres Angebot an jederzeit verfügbaren Nahrungsmitteln, die wir zu uns nehmen, auch wenn wir keinen eigentlichen Hunger spüren.

Diese permanente Verführung in Reinkultur hat mich heute aus der Zeitung angestrahlt: ein knuspriges Sandwich-Brot ist abgebildet, sauber in zwei Hälften geteilt, dazwischen ein Salatblättchen, zwei Scheiben geschnittener Käse und eine Gurken-Zunge, schon ein wenig angegilbt. „gluscht-stillerli“! heisst es darüber, und der Text darunter weiss nicht so recht, ob er sich poetisch oder faktisch geben soll:

Energieoase. k kiosk. Der Ort, wo Sie zu jeder Tageszeit auftanken können. Mit herzhaften Sandwichs, frischen Gipfeli und vielem mehr. Immer in Ihrer Nähe.

Viel präziser lässt sich das Adipositasproblem nicht in wenige Worte fassen. Irgendwo steht daneben in ganz kleiner Schrift noch eine relativierende Einschränkung: Nur an ausgewählten Standorten. Also vielleicht doch nicht immer in meiner Nähe. Vorläufig jedenfalls noch.




3/4  Fettes Foul!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:16

Es war ein spannendes und informatives Referat, mit dem der Berner Insel-Chirurgie-Chefarzt Dr. med. Jean-Marc Heinicke heute nach der Generalversammlung des SAPS-Trägervereins vor die anwesenden Mitglieder trat. Der grösste Teil von ihnen selber Magenband- oder Bypass-Operierte, zum Teil noch aus der Pionierphase und seit Gründung der Stiftung mit dabei.

Es ging um aktuelle Trends in der Übergewichts-Chirurgie und um einen Vergleich von verschiedenen Operations-Methoden, wie sie heute, je nach individueller Diagnose, praktiziert werden. Eines war auch den nicht selber Betroffenen nach dem Vortrag unmissverständlich klar geworden: eine Magen-Operation ist ein schwerer, risikoreicher Eingriff, der eine lebenslange Umstellung der Essgewohnheiten und eine lückenlose Nachbetreuung und Begleitung in einem multidisziplinären Kompetenzzentrum erfordert. Der Referent stellte sich den Fragen aus dem Publikum und liess dieses teilhaben an seinen Erfahrungen aus den letzten sieben Jahren. Der Eindruck, der zurückblieb: dass jede Technik, die sich eingebürgert und bewährt hat, weiter entwickelt werden kann, wenn neue Erkenntnisse vorliegen.

Und dann war da heute noch dieses Bild im Blick: es muss offenbar schon früher publiziert worden sein. Ein Leser hatte es aufgenommen und kommentiert. Es zeigt den SVP-Gesundheitspolitiker Toni Bortoluzzi als Captain der Nationalrats-Elf, wie er hart am Ball den Gegner umdribbelt… und darunter auf der Leserbriefseite die verleumderische Schlagzeile: Toni Bortoluzzi hat BMI 36,5 – Fett auf dem Tablett.

Der verhöhnende Titel stammt voraussichtlich von der Blick-Redaktion. Den Steilpass dazu lieferte der Leserbriefschreiber. Er ist Inhaber eines Sportcenters im Bernbiet und seine Formulierung verdient es, wörtlich zur Kenntnis genommen zu werden: Das Bild von Bortoluzzi finden wir fehl am Platz und einen Schandfleck für die Jugend im allgemeinen. Unsere Jugend ist zu fett – ist der allgemeine Tenor. Und dann serviert man diese fetten Säcke mit BMI 36,5/37 auf dem Tablett. Eine Glanzleistung!

Aus diesen Zeilen spricht eine tiefe Verachtung gegenüber adipösen Menschen, wie sie leider in Teilen der Bevölkerung immer noch anzutreffen ist. Solche Schlagzeilen geben den üblen Vorurteilen vieler Primitivlinge noch Auftrieb. Gedankenlosigkeit verletzt, auch wenn sie nichts als die eigene Dummheit derer aufdeckt, die es nicht besser wissen. Rote Karte!




2/4  IT-Fitness

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:26

Es sei, sagen die Informatik-Spezialisten, unglaublich, was noch alles in nächster Zukunft auf uns zukommt. Vielleicht nicht auf alle von uns. Aber doch auf die, die sich dafür interessieren. Es geht um Fitness-Geräte, sei es nun in Fitnesscenters oder zuhause im Stau(b)raum. Diese Geräte würden sich künftig an elektronischer Raffinesse überbieten und die Trainingsprogramme vollautomatisch nach dem jeweiligen therapeutischen Ziel ausrichten, die Leistung registrieren, auswerten, mit den Vorgaben abgleichen und einen Motivationsdialog mit dem Benutzer führen…

Vorbei dann die Zeit, wo man mühsam von Hand die Gewichte justieren und die Sitzhöhe verstellen muss, nachdem man versucht hat, das Piktogramm am Gerät zu deuten: man wird seinen Code eingeben und das Gerät stellt sich selber ein, auf einem kleinen Bildschirm wird die Übung vorgemacht, es ist, als stecke in jeder Maschine ein persönlicher Coach, der auch den richtigen Takt und das Tempo vorgibt.

Und für einmal ist dies nicht utopische Fabelwelt aus fernen Ländern, sondern es bahnt sich ganz konkret hier in unserer Umgebung an. Das interdisziplinäre Schulungszentrum für übergewichtige Kinder, Jugendliche und Erwachsene MadeCoach, das letzten Herbst eine erste Filiale im aargauschen Wettingen eröffnet hat, plant die Einführung von Geräten, die einerseits nach diesem Prinzip der individuellen Einstellung funktionieren, die anderseits aber auch eine zentrale Erfassung aller Trainingsdaten gestatten, so dass der betreuende Arzt oder der Tainer bequem am Terminal die Fortschritte der Teilnehmenden überwachen und beurteilen können. Sind mehrere Zentren in Betrieb, lassen sich die Daten kombinieren und zusammenfassend auswerten. Eine interessante Option für ein künftiges Gesundheitsmanagement.

Wobei uns klar ist, dass die virtuelle Begleitung – und aBalance-Leute wissen das – durchaus neben ihrem Reiz auch die Gefahr in sich birgt, dass man keinem Gegenüber aus Fleisch und Blut in die Augen schauen muss… Insofern waren ja die Leute früher, als Turnvater Jahn seine Leibesübungen noch ohne jeden Technoschnickschnack verordnet hat, nicht weniger gesund als heute, ganz im Gegenteil.




1/4  Blue Eyes

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:11

Da war doch mal ein Reich, in dem blondes Haar und blaue Augen für rassische Reiheit standen… und wiederum gilt „blauäugig“ als Inbegriff für unverdorbene Einfalt (einmal abgesehen von der anderen, eher gewaltsamen Bedeutung, die ein „blaues Auge“ hat, mit dem man eben noch davon gekommen ist)…

Neuerdings gibt es noch einen weiteren, neuen Aspekt für blaues Augenlicht: es soll eine im Ansatz gewichtsvermindernde Wirkung haben. Wie das? – Nun: man nehme eine Sonnenbrille mit blauen Gläsern, setze diese auf und betrachte die Welt völlig neu. Insbesondere was das Essen betrifft. Aus physiologischen Studien weiss man nämlich, dass Blau von allen Farben jene ist, die am wenigsten appetitanregend wirkt. Blau gefärbter Kartoffelstock, blaue Milch werden verschmäht, schmecken nicht, widerstehen dem Konsumenten (Ausnahme ist da wohl der blauschimmlige Gorgonzola, wenn er schmelzend auf der Zunge zergeht…).

Diesen Negativ-Effekt macht sich das Konzept der „Gewichtsverlust-Brille“ zunutze: durch das blaue Glas betrachtet werden die schmackhaftesten Speisen unansehnlich, der Appetit verkrümelt sich, der Hunger ist schon gestillt, ehe man mit Essen begonnen hat… – Im Gegensatz dazu stehen die Farben rot und gelb: es ist nicht von ungefähr, dass die meisten grossen Fast-Food-Ketten, von McDonald’s über Burger King und Kentucky Fried bis zum Döner-NewPoint und vielen Pizza-Diensten, mit dominantem Rot und sattem Gelb werben.

Ob die blaue Brille etwas bringt? – Einen Versuch wäre es allemal Wert, weil hier mit Bestimmtheit der alte Wahrspruch gilt: nützt’s nichts so schadet es doch nicht.