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Von Heinrich von Grünigen um 23:21 |
Des Kaisers unsägliche Eurofussballmaskottchen, die wir in den kommenden Jahren bis zur Übelkeitsgrenze am Bildschirm und anderwo sehen werden, haben die Namen erhalten, die sie verdienen: so blöd, dass ich sie mir nicht einmal merken kann. Aber vielleicht will ich das auch nicht. Irgendwie passen sie fast noch zu dem dümmlich grinsenden Alt-Funktionär, der daneben steht.
Zwei Persönlichkeiten von ganz anderem Format, die seit Jahrzehnten ihren Platz in unseren Herzen haben, sind die beiden braven Gallier, Asterix und Obelix. Und wenn man die Sache genauer betrachtet, so stellt man fest, dass die beiden eigentlich in recht typischer Weise die heute gängigen Stoffwechsel-Grundtypen verkörpern.
Da ist Obelix, der ganz eindeutig das Adipositas-Gen hat, also die vererbte Fähigkeit, Energie in Form von Körperfett einzulagern. Er entspricht dem Jäger-und-Sammler-Typ, der viel Eiweiss braucht, der in kurzer Zeit grosse Mengen vertilgen kann und in der Lage ist, für die mageren Jahre Reserve anzulegen. – Und da ist Asterix, das schmale, wendige Kerlchen, immer in Bewegung, alert und schnell. Er setzt keinen Speck an, er verbrennt vorneweg was er verspiesen hat, er gehört zu den Viehzüchtern und Ackerbauern, ein Kohlehydrat-Typ.
Obwohl: wenn man den gallischen Speiseplan betrachtet, so stellt man fest, dass sich beide auf die gleiche, an sich „ungesunde“ Weise ernähren, von Unmengen Wildschweinbraten, die sie beim Festbankett am Schlusse eines jeden ihrer Abenteuer im Schein der Grillfeuers verzehren.
Vielleicht müsste man die beiden, bei Kindern überaus beliebten Figuren vermehrt herbeiziehen, wenn es darum geht, schon den Kleinen die Unterschiede zwischen den genetisch bedingten Stoffwechseltypen zu erklären. Bleibt dann noch Idéfix, der kleine weisse Hund. Aber der ist so viel unterwegs auf seinen kurzen Beinchen, dass er keine Chance hat, je Fett anzusetzen. – Mal schauen, ob die zackenlockigen EM-Trottelchen auch noch für eine pädagogisch wertvolle Aufgabe taugen.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:28 |
Die Rückfallquote bei Ernährungsumstellungen liegt mit 85 Prozent erstaunlich hoch. Das ist eines der Probleme, mit denen sich die „konventionelle“ Adipositas-Therapie konfrontiert sieht, die sich vor allem auf Ernährung und Bewegung abstützt.
Ernährungsprogramme und -Konzepte gibt es viele, und das ist an sich gut so, solange sie eine ausreichende Versorgung des Organismus mit den notwendigen Nährstoffen und Vitaminen garantieren. Es geht ja darum, dass man jenes Programm findet, das man am beten in seinen persönlichen Lebensstil, seine Essensvorlieben und seinen Alltag integrieren kann. – „Einfach so“ eine neue Diät zu beginnen, weil man darüber gelesen hat, weil sie von der besten Freundin empfohlen wurde oder weil man jemanden kennt, der damit wunderbar abgenommen hat, kann riskant sein. Da hilft die 10-Punkte-Checklist, die ich auf einer Website zu Ernährungsfragen gefunden habe:
1. Bist du bereit, anders zu essen als deine Freunde bei geselligen Anlässen?
2. Wirst du dir selber gegenüber objektiv und ehrlich sein, falls du wieder zunehmen solltest?
3. Wie isst du? Am Arbeitsplatz? Im Auto? Unterwegs? Wie geht das mit deinem neuen Konzept?
4. Welchen Lifestyle haben deine Freunde und deine Familie? Wie wirkt sich das auf dein neues Programm aus?
5. Bist du dir gegenüber wirklich offen und ehrlich? Wenn dein neues Programm dir vorschreibt, viel Gemüse zu essen – und du kannst Gemüse nicht ausstehen? Wie gehst du damit um?
6. Bist du bereit, Dinge zu akzeptieren, die du nicht ändern kannst? Vor allem im Umgang mit Menschen, die dich nicht unterstützen?
7. Bist du bereit, deine häusliche Umgebung zu verändern? So dass du deinem Konzept auch nachleben kannst?
8. Wie geht das mit deinem Stammlokal? Wenn du oft auswärts isst: kannst du dort deine neue Ernährungsform auch leben? Bist du bereit, Reste auf dem Teller zu lassen, wenn die Portion zu gross ist?
9. Passen deine aktuellen Gewohnheiten zum neuen Programm? Nie mahr Junk Food – kannst du das durchhalten?
10. Wie sieht es in deiner Küche aus? Wenn du dein Essen selber zubereiten und kochen musst – was bedeutet das konkret?
Wer auf diese Fragen eine ehrliche und überzeugte Antwort geben kann, der hat eine gute Chance, mit „seinem“ Gewichtsreduktionsprogramm – was die Ernährung betrifft – Erfolg zu haben. Bewegung ist dann die andere Hälfte.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:03 |
Das war eine interessaten Dokumentation am Schweizer Fernsehen, wie die Wirtschaft in China Fuss zu fassen versucht. Ein noch unverdorbener Expansionsmarkt, möchte man meinen.
Abgesehen davon: Bei all diesen Berichten über die Verlagerung unserer Fertigungsbetriebe in sogenannte Niedrigelohnländer befällt mich das mulmige Gefühl, dass wir es mit einem gigantischen, wenn auch langsam fliegenden Bumerang zu tun haben: Damit unsere Produkte billig und am Markt konkurrenzfähig bleiben, vernichten wir hier Arbeitsplätze mit allen damit verbundenen sozialen Problemen, und beuten auf schamlose Weise Menschen aus, denen es weit schlechter geht als uns, so dass sie gezwungen sind, unter unwürdigen Bedingungen für minimale Löhne so zu arbeiten, wie man bei uns kurz nach der Erfindung der Industrialisierung gearbeitet hat… Wir profitieren von den billigen Produkten und „borgen“ gewisermassen den Gewinn im voraus auf dem Buckel der Armen, nicht bedenkend, dass das ganze Kartenhaus dann einstürzen wird, wenn diese billigen Arbeitskräfte auf ihre Rechte bestehen und das einfordern, was bei uns Standard geworden ist… dann werden die Preise hier explodieren, aber wir werden dann weder die Produktionsmittel noch die Arbeitsplätze noch das Geld haben, um uns den früheren Luxus noch leisten zu können…
Aber das sind pseudo-oekonomische Spintisierereien eines Laien, ausgelöst durch einen TV-Film, in dem u.a. gezeigt wurde, wie ein Schweizer Backwarenspezialist die Chinesen in grossem Stil davon zu überzeugen versuchte, dass sie jetzt unbedingt zum Frühstück Gipfeli essen müssen. – Hierzulande wird man sich langsam der Tatsache bewusst, dass ein einzelnes Buttergipfeli schon einen Viertel des täglichen Fettbedarfs enthält und dass es von seinem Nährwert her praktisch nutzlos ist, nach kurzer Zeit wieder Hunger wachsen lässt…
Und wir gehen hin und bekehren die Chinesen zum Gipfeli-Konsum. Das hat gerade noch gefehlt. Dabei ist die Sorge vorhanden, dass auch in China, wie in ganz Asien, die Anzahl der übergewichtigen Kinder sprunghaft angestiegen ist, was von den Forschern in erster Linie darauf zurückgeführt wird, dass sich die Jungen viel weniger bewegen und dass sie westliche Ess- und Lebensgewohnheiten angenommen haben. Die Folge: Diabetes schon im Kindesalter, und zwar bereits früher als in den USA. – Ich sage jetzt nicht, daran sei nur das Gipfeli Schuld. Aber eins kommt zum andern. Und das wird zu viel.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:43 |
Ein Jahr ist eBalance jetzt online und hat sich als ein sehr gutes Instrument erwiesen für jene, die gerne mit dem PC umgehen und die nötige Selbstdisziplin aufbringen, um dran zu bleiben, wie die Erfolgsberichte auf der Einsteigsseite ja zeigen.
Das Internet als begleitender Freund und Helfer hat in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen, die Programme spriessen aus dem Boden wie Pilze nach dem Regen und es wäre wertvoll, diejenigen, die in unserem Sprach- und Lebensraum verfügbar sind, einmal aufzuspüren und zu analysieren.
Ein Modell, wie so etwas geschehen könnte, hat die ConsumersReport.org in USA gezeigt. Diese KonsumentInnen-Organisation besteht seit 1936, sie ist extrem glaubwürdig und hat Anfang dieses Jahres die 20 meistgenutzten Online-Gewichtsreduktionsprogramme analysiert, und zwar nach verschiedenen Kriterien, die sich vor allem an der Benutzerfreundlichkeit orientierten.
Der ganze Bericht kann nur von den Abonnenten des Dienstes heruntergeladen werden, aber es ist doch interessant, die Webseiten jener Produkte zu besuchen, die als „gut“ bewertet wurden. Da findet man z.T. auch Diät-Programme, die bei uns in einem schlechten Ruf stehen, wie etwa die South Beach Diät. Aber da die Suche nach einem individuellen Konzept zur Gewichtsreduktion eine sehr persönliche Angelegenheit ist, kann es nicht schaden, hier einige Tracks für Wissbegierige zu legen.
An erster Stelle steht WebMD, ein Programm, bei dem man sein Essprotokoll eingeben kann, worauf Empfehlungen und fachliche Beratung zur Verbesserung abgegeben werden. – The Biggest Looser Club ist die Bebleit-Website zu einer populären TV-Serie mit sehr guten Empfehlungen für mehr Bewegung, aber wenig Unterstützung für Menschen mit gesundheitlichen Problemen. – eDiets.com enthält eine Fülle von Informationen zu verschiedenen Programmen, die alelrdings eher oberflächlich beschrieben sind. – Die Sonoma Diät bringt sehr gute Menüvorschläge mit hilfreichen Einkaufslisten, aber der Komplex Bewegung kommt leider zu kurz…
Beim Schnuppern durch diese Seiten stelle ich fest, dass eBalance sich vor der internationalen Konkurrenz keineswegs zu verstecken braucht. Im Gegenteil: hier ist alles auf die Schweiz ausgerichtet, die Produkte sind am heimischen Markt zu finden, die Ess- und Lebensgewohnheiten entsprechen unserem Alltag, und die Expertinnen und Experten kennen unsere Probleme hier vor Ort. Und das ist einer der wichtigsten Faktoren.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:50 |
Samstagabend ist Demoabend. Nicht draussen auf der Strasse, dafür sind wir wohl zu alt. Aber drinnen in der guten Stube, bei Thomas.
Thomas hat sich das Koch-Set vor einiger Zeit angeschafft und ist extrem zufrieden. Seit er eine Magen-Bypass-Operation hat, muss er beim Esen aufpassen. Das System iCook erlaubt eine besondere Form von Garen. Ohne Fett, mit wenig Wasser, bei niedriger Temperatur und mit Unterdruck.
Wir sind zu acht in der gemütlichen Stube und das Demonstranten-Paar führt uns in die Kunst des Kochens ein. Auf einem kleinen Tisch stehen die 27 Teile des Sets aufgebaut, ein imposantes Gebirge aus Chromstahl, Pfannen, Töpfe, Deckel in allen Grössen und Formen. Auf einem zweiten Tisch steht ein transportabler 2-Platten-Elektroherd, und auf dem spielt sich das Cook-In ab.
Alles geht in die Töpfe: Poulet, Kaninchenschlegel, Fisch, dazu Gemüse sämtlicher Sorten, von Broccoli bis zu Kartoffel, Tomate bis zu Fenchel, sogar zwei ganze Eier in der Schale. Die Behältnisse türmen sich übereinander, „Kochen im Turm“, und zuoberst kommt auf den Deckel noch eine weitere Pfanne, in der schon ein Penne-Gericht angesetzt ist.
Das Besondere ist dabei, dass die oberen Pfannen bzw. die Deckel sich so dicht an die unteren Gefässe schmiegen, dass kein Dampf entweichen kann. Nach einer ersten Aufwärmphase bildet sich ein feiner Kondenswasser-Film zwischen Pfannenrand und Deckel. Jetzt wird die Wärme zurückgefahren, das Gargut in der Pfanne kühlt leicht ab, von 100 Grad zurück auf 80. Dadurch entsteht in der Pfanne ein Unterdruck, der verhindert, dass Gerüche von Gemüse oder Fisch entweichen.
Die ganze Installation schmort nun friedlich vor sich hin, so lange, wie die Speise mit der längsten Garzeit braucht. Und dann, oh Wunder, als es an Degustieren geht, zeigt sich, dass sämtliche Gemüse nach 45 Minuten Kochzeit von gleicher Knackigkeit sind. Fisch und Fleisch sind zart im Biss, aber nicht verkocht. Sie haben sowohl die Vitamine wie ihren Geschmack behalten und nichts davon an das andere Kochgut abgegeben. Das Gemüse ist schmackhaft, ohne eine Spur von Salz oder Gewürzen.
Wir sind beeindruckt und haben einiges gelernt über den schonenden Umgang mit Lebensmitteln und auch darüber, dass sich mit den gut verschiessenden Töpfen auf der einen Platte und bei niedriger Gartemperatur bis zu 60 Prozent Elektrizität einsparen lassen…
Wo man diese Pfannen kaufen kann? Sie werden nur in Wohnstuben vertrieben, mit Mund-zu-Mund-Propaganda, persönlichen Präsentationen… Sie sind nicht billig, aber – wie es scheint – doch preiswert, da sie 30 Jahre Garantie haben. So lange leben wir voraussichtlich gar nicht mehr, auch wenn wir sehr gesund kochen würden.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:15 |
Verblüffend im Zusammenhang mit der Nachricht vom Tode von Emmi Creola: als diese vor einem halben Jahrhundert die Figur der Küchenfee Betty Bossi erfand, stand diese im Dienst der Nahrungsmittelindustrie und ihr Auftrag lautete, dem Schweizervolk die Verwendung von Astra-Fetten schmackhaft zu machen.
Oh glückliche Zeiten, unbelastete Fünfzigerjahre! Als man noch guten Mutes für Fett Werbung machen konnte, wenn auch – wie Emmi C. schon damals wusste – nur indirekt, über das Vehikel von Rezepten und Küchentipps, fernab von Fettsteuer und Low-Fat, guten und schlechten Fetten… Der Aufschwung war da, nach der Kriegszeit. Wir, die wir in den Vierzigerjahren aufwuchsen, haben zwar keinen Hunger gekannt. Aber die Nachwirkungen der Rationierung spürten wir, von der Anbauschlacht hatten wir manches mitbekommen, wir hatten gelernt, nur altbackenes Brot zu essen, damit man weniger verschwenderisch damit umging… Und dann gab es wieder Fett. Sogar so viel davon, dass man für dessen Verzehr werben musste.
Heute ist Fett ein umstrittenes Nahrungsmittel. Unbestritten ist dessen Bedeutung im Ernährungsplan eines gesunden Menschen. Aber Fett ist nicht gleich Fett. Und gerade im Zeichen der immer raffinierteren industriellen Fertigprodukte, bei denen die Haltbarkeit und die Preisgestaltung eine zentrale Rolle spielen, gibt es immer wichtigere Unterscheidungen, wie zwischen gesättigten und ungesättigten Fettsäuren, Transfetten, „langkettigen“ Fetten und Nahrungscholesterin…
Orientierung tut Not. Deshalb hat die Eidgenössische Ernährungskommission EEK jetzt eine aktualisierte Fassung ihres Fettberichts herausgegeben, der auf 50 Seiten alles Wissenswerte über diese lebensnotwendige und doch so oft verteufelte Substanz vermittelt.
Kalauernderweise könnte man sagen: Es ist nicht alles Fett, was glänzt. Aber das trifft nur einen Teil des Problems: Wir brauchen es, als Träger für Geschmack, aber auch als Energiezufuhr im Alltag. Wir müssen lernen, bewusst und vorsichtig damit umzugehen, wenn wir auf unser Gewicht achten sollten. Aber wir dürfen uns positiv zur Tatsache einstellen, dass unser Organismus für sein gesundes Funktionieren durchaus etwas Fett braucht. Wieviel von welcher Art, das verrät der Bericht.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:00 |
Der Model-Streit eskaliert. Und wie um der Diskussion eine völlig neue Wendung zu geben, hat Jean Paul Gaultier vor einigen Tagen in Paris ein Model in Übergrösse auf den Laufsteg geschickt, im „grossen Schwarzen“, wie die Zeitung Daily Mail in einer Mischung aus Amüsement und Ironie berichtet. Auf der Website können die LeserInnen sich dazu äussern und 38 haben bereits einen Kommentar abgegeben.
Alles andere als schmeichelhaft, kann man sagen: Die wenigsten reagieren positiv, die meisten wünschen sich „normale“ Mädchen auf dem Catwalk, nicht zu dünn und nicht zu dick. Und wenig fair ist es, wenn man hier das Augenmerk auf Cellulite richtet.
Gaultier hat dem Anliegen übergewichtiger Menschen keinen Gefallen getan, die Frau wird vorgeführt, auch wenn sie ihre Erscheinung mit Würde und Selbstbewusstsein trägt und damit zeigt, dass man auch mit Gewicht durchaus schön sein kann. – Ist es ein Gag? Eine Freak-Show? Ein ernsthafter Diskussionsbeitrag? – Wohl eher kaum.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:56 |
Paradeplatz Zürich. Im Moment läuft dort eine Aktion. Vielmehr: sie läuft nicht, sie sitzt, sie kauert, sie hockt. Es sind schemenhafte Gestalten, auf Holz- oder Kunststoffplatten gezeichnete Menschen, die offenbar dabei sind, ihre Notdurft zu verrichten. Mitten auf dem Trottoir am noblen Zürcher Paradeplatz! Knapp verstecken sie sich hinter Koffern, Aktentaschen, kleinen Sichtblenden…
Mit dieser Darstellung will eine Organisation, die sich weltweit für die Verbesserung der sanitären Verhältnise einsetzt, darauf aufmerksam machen, dass weltweit 2,6 Milliarden Menschen unter Umständen leben müssen, in denen es weder fliessendes Wasser noch Toiletten gibt. Unvorstellbar für uns, die wir das extraflauschige, fünflagige, supersofte Klopapier mit Kamille kaufen und die wir und dank Closomat und Balena den Hintern hämorrhoidenfreundlich mit körperwarmem Wasserstrahl duschen…
Ich habe solche Zustände auf der Welt gesehen, in Flüchtlingslagern in Bangladesh, wo weite Felder übersät waren mit Kothäufchen, schön regelmässig im Ein-Meter-Abstand, in ländlichen Regionen im Kaukasus, wo sich die Menschen im Strassengraben hinkauerten, in den Slums von Kabul in Afghanistan… man nimmt es zur Kenntnis, denkt sich nicht viel dabei (man kann ja selber ins Hotel zurück, wenn man muss).
Aber wenn dann die bildliche Darstellung dieses Sachverhalts zu uns kommt, auf den Paradeplatz, ins Fadenkreuzz der Hochfinanz, dann sind viele ratlos, wie man den Medienberichten entnehmen konnte. Es ist eine andere Welt: Die Welt der jungen Banker, smart und schlank sind sie, meist dezent dunkel gekleidet, unvorstellbar, dass plötzlich einer die Hosen herunter lässt, während ich daneben aufs Tram warte.
Überhaupt, die jungen Banker. Da hat sich ein Redaktor vom „Blick“ bei uns gemeldet, mit der Frage, ob wir eine Erklärung dafür hätten, dass man unter den Bankleuten kaum je einen Übergewichtigen sehe. Nein, ich hatte dieses Phänomen noch gar nicht bedacht. woran mochte es liegen? Gibt es da so etwas wie eine stille Übereinkunft, dass bei einer Bank nur vorwärts kommt (oder überhaupt eine Lehrstelle findet), wer dünn und sportlich ist? Haben Leute in gehobenen Bank-Positionen automatisch so viel Zeit, dass es für Golf und Tennis und Fitness reicht? Oder faulen die Dicken laufend raus?
Früher, da hatten die Bank-Chefs noch Gewicht. Wie etwa ein Leo Schürmann. Auch Ulrich Bremi war als Wirtschaftsführer nicht diskriminiert… aber heute? – Ich bin gespannt, was der „Blick“-Mann zum Thema herausgefunden hat.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:02 |
Der heutige Fernsehabend hatte es in sich. Zuerst auf SF 1 in 10vor10 der Bericht über Patrick Simmen und seine Behinderungen im Alltag durch die Tatsache, dass er 220 Kilo wiegt. Er hat seinen Job verloren, das Leben ist Mühsal, der Kampf mit sich selber und gegen das Gewicht scheint hoffnungslos. Er leidet, so nimmt man an, unter einem genetischen Defekt, der ihm verunmöglicht, seinen Energiehaushalt zu regulieren. Patrick hat einen Traum. Er möchte nach Amerika auswandern, weil er dort unter Seinesgleichen wäre. Weil sein Gewicht dort alltägllicher wäre, keine Ausnahmeerscheinung, mit der man hierzulande nicht oder nur mit Mühe umgehen kann.
Dann auf VOX eine Reportage von Stern-TV: Menschen mit Extremgewicht. Der 17jährige Dirk, der über 200 Kilo wiegt und deshalb keine Lehrstelle als Automechaniker findet. Er möchte ein Magenband, das ihm beim Abnehmen helfen würde, aber die Krankenkasse lehnt ab. Zuerst muss er es mit Sport und Ernährungsberatung versuchen. Einmal pro Woche kommt das Beraterteam vorbei. Sie machen ihre Sache gut, professionell, mit viel Verständnis, aber Dirk zeigt, dass es ihm stinkt, dass er nicht will. Und die Mutter nimmt ihm den letzten Rest an Motivation, indem sie sagt: Ich kenne meinen Sohn, wenn er nicht will, dann will er nicht, der nimmt nicht ab.
Und da ist die 21jährige Birgit, 185 Kilo schwer. Sie kann kaum mehr gehen. Mit einer Personal-Trainerin lernt sie, ihr Essverhalten beim Einkauf und in der Küche umzustellen. Mit Staunen hört sie, dass man Fleisch auch ohne Fett und Öl anbraten kann. Ihr Freund unterstützt sie, gemeinsam erarbeiten die die Menüpläne und machen Sportübungen, die dem grossen Gewicht angepasst sind… in zehn Wochen schafft sie acht Kilo, sie kann wieder Kleider von früher anziehen.
Und da ist die 46jährige Petra, sie wiegt 168 Kilo. Sie bekommt einen Magen-Bypass und nimmt in vier Wochen 16 Kilo ab. Sie ist auf dem Weg, ein neuer Mensch zu werden, aber sie weiss, dass es bis dahin noch weit ist. – TV-Geschichten, die deprimieren, die aber auch Mut machen können. Geschichten, die zeigen, dass sich etwas verändern lässt, wenn das Umfeld stimmt. Geschichten aber auch, die nur einen kleinen Ausschnitt zeigen aus einer Wirklichkeit, die viel härter, viel grausamer und viel leidvoller sein kann, die Tag für Tag vorhanden ist, auch wenn man sie nicht am TV sieht.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:35 |
Gleich zweimal hat er mich in den letzten Tagen eingeholt. Da war die Dame, die an der Ausstellung für den Diabetes-Risiko-Test ihren Body Mass Index wissen sollte, worauf wir ihn mit verschiedenen Hilfsmitteln bestimmten: mit der BMI-Scheibe und mit einer Tabelle… und interessanterweise führten beide Varianten zum gleichen Resultat. Als sie ihn für sich selber notierte, setzte sie mehrmals an und schrieb schliesslich „BMX“ hin… Wir lachten und sie meinte, das käme ihr drum bekannt vor vom Velofahren.
Heute dann am SAPS-Telefon eine aufgebrachte Männerstimme in kräftigem Berndeutsch. Er wolle uns nur sagen, gab der Anrufer durch, dass das ein völliger Quatsch sei mit diesem Bodymassindex im „Schweizer Bauer“ und dass derjenige von uns, der sich das ausgedacht habe, ein Hohlkopf sei…
Moment, warf ich ein, wenn Sie die Formel meinen, die vom Gewicht in Kilos, das durch die Grösse in Metern im Quadrat zu teilen ist…? – Ja, sagte der Mann, genau die, die könne doch kein Mensch lösen. Sie hätten es zu dritt versucht: ein Bauer, ein Viehhändler und ein Metzger. Sie seien aufs Übergewicht zu sprechen gekommen, und da sagte einer, er habe im „Schweizer Bauer“ einen Artikel gesehen, wie man es feststelle. Aber wie sie auch gerechnet hätten, keinem von ihnen sei es gelungen, herauszufinden, wie das gehen sollte.
Und dabei, warf ich ein, kann man ja weder von den Bauern noch von den Viehhändlern und erst recht nicht von den Metzgern behaupten, sie verstünden sich nicht aufs Rechnen. Aber wenn es ihn tröste, fügte ich hinzu, so stolpere auch ich immer wieder über diese Formel und sei nicht in der Lage, einen BMI im Kopf auszurechnen. Dazu gebe es ja die praktischen Tools im Internet, wo man nur die Zahlen eingeben muss – und – Klick! – schon ist der Wert bis zur zweiten Kommastelle da.
Nun laufe der Bauer nicht mit einem Computer im Sack über die Felder, sagte der Mann am Telefon, was mir einleuchtete. Wobei der eine oder andere wohl das Handy dabei haben würde, meinte ich, und zur Not liesse sich die Übergewichtsfrage auch mit einem einfachen Messband klären: über 102 cm ist zuviel…
Als der Anrufer aufgehängt hatte, war mir nicht so ganz klar, ob er nun am Ende von mir erwartet, dass ich im „Schweizer Bauern“ eine Gegendarstellung verlangen würde…
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