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Von Heinrich von Grünigen um 18:35 |
Heute war Gesprächstag. Neben den Routinearbeiten auf der Geschäftsstelle waren Besuche angesagt. Am Vormittag traf ein Repräsentant einer Fundraising-Firma ein: selber ein Adipositas-Grenzgänger, präsentierte er Lösungsmöglichkeiten für einen professionellen Umgang mit Mitglieder- und Gönner-Dateien, wie er wohl unausweichlich wird, wenn wir weiterhin ein markantes Wachstum unserer Organisation anstreben. Die paar hundert Adressen, mit denen wir heute arbeiten, lassen sich ja problemlos und günstig über eine Excel-Tabelle managen, aber sollten wir es wirklich schaffen, in die Tausende vorzustossen (und von der Bedeutung der Thematik her sollte das ja je länger desto mehr drinliegen), so sind wir auf logistisches Knowhow angewiesen… Das Gespräch wurde unversehens zu einem strategischen Gedankenaustausch über Zukunftsperspektiven und Standortbestimmung, aus dem wir wertvolle Impulse mitnehmen durften.
Am Nachmittag meldeten sich zwei junge Damen an. Sie stehen vor dem Abschluss ihrer Ausbildung zu Dentalassistentinnen und haben als Thema für ihre SVA („Selbständig vertiefende Arbeit“) die Krankheit Adipositas gewählt, ausgehend vom Schicksal einer jungen Magenbypass-Patientin. Ein sehr erfreuliches Gespräch, in dem viel zu spüren war vom persönlichen Commitment und von einer interessierten Aufgeschlossenheit für die Hintergründe der Thematik, wahrscheinlich auch motiviert durch das Wissen um die direkte Betroffenheit. Wenn es gelingt, über solche „Botschafterinnen“ wichtige Aussagen zum Verständnis der Zusammenhänge unter die Leute zu bringen, dann ist ein Teil unseres Auftrags auf schöne Weise erfüllt.
Abends schliesslich dann die Vorbereitung auf ein Gespräch, das ich am Freitag im Rahmen einer Forums-Tagung leiten werde. Es geht um die Therapie von Übergewicht und Adipositas im Kinder- und Jugendalter, verschiedene Fachreferate werden gehalten und mit Interesse stelle ich fest, dass einzelne der im ersten Entwurf für das Programm noch vorgesehenen Vertreter des Gesundheitswesen (Krankenkassen, BAG) nun auf der definitiven Teilnehmerliste nicht mehr figurieren. Hat sich niemand für eine Auseinandersetzung finden lassen? Werden wir unter uns Gleichgesinnten bleiben? – Ich merke, dass ich mir noch einen gemütlichen Abend machen kann und auf interessante Fragen aus dem Publikum hoffen darf. Die Einstiegsfragen formuliere ich vor Ort, wenn ich die Referate höre. Auch Zuhören gehört zum Gespräch.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:16 |
Eigenliebe hat Vorteile. Wenn man sich selber hilft, braucht man nicht zu warten, bis es jemand anderes tut. Und man weiss dann einigermassen, was man hat, wenn man es selbst gemacht hat.
Heute Morgen hat DRS 1 in der Sendung Espresso über einen Massnahmenkatalog berichtet, den offenbar die Dachorganisation der Schweizer Lebensmittelindustrien am Vortag den Medien vorgestellt hat. Massnahmen zur Bekämpfung der Übergewichtsepidemie, aus denen die Lebensmittelhersteller auf freiwilliger Basis jene auswählen können, die ihnen richtig scheinen. – Selbstregulierung geht vor Fremdregulierung, das Prinzip ist verständlich und nachvollziehbar und wird in anderen Bereichen auch praktiziert.
Gerne hätte ich mich hier mit diesem Massnahmenkatalog etwas näher befasst. Am Radio war vor allem die Rede von der vorgeschlagenen Nährwertdeklaration, die in etwa dem zu entsprechen scheint, was im Ausland schon (freiwillig) als Gegenprogramm zur „Ampel“-Verordnung (etwa in Grossbrittannien) praktiziert wird. Bei uns macht es bereits coop und in den nächsten Tagen wird uns der Unilever-Konzern seine Version vorstellen. Ich habe deshalb versucht, übers Internet mehr über die Liste mit den vorgeschlagenen Empfehlungen zu erfahren, denn in den Zeitungen, die ich heute studiert habe, war nichts zum Thema zu finden.
Auch im Internet tote Hose. Die Föderation der schweizerischen Nahrungsmittelindustrien FIAL hat witzigerweise ausgerechnet jetzt ihre Website ausser Betrieb genommen, weil sie sie neu gestaltet. Der Zeitpunkt ist günstig. In zehn Tagen wird das Bundesamt für Gesundheit dem Gesamtbundesrat ein Projektpapier unterbreiten als Grundlage für eine Strategie zur Bekämpfung von Übergewicht und Adipositas. Da macht es sich gut, wenn man vorher noch rasch der Öffentlichkeit sagen kann, es ist alles ok, alles im Griff, es besteht kein spezieller Handlungsbedarf. Der Tatbeweis muss ja erst später angetreten werden, wenn überhaupt. Wir bleiben dran, auch wir müssen uns zu helfen versuchen.
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Von Heinrich von Grünigen um 19:25 |
Manchmal, wenn man die absolut abstrusen, haarsträubenden Inserate für neue Schlankheits-Wundermittel liest, ergreift einen der heilige Zorn und man möchte die Verursacher dieser abzockerischen Verarschung packen und schütteln können, von einigen saftigen Fusstritten und Ohrfeigen ganz zu schweigen. Aber Papier ist ja bekanntlich geduldig.
In Amerika hat die Federal Trade Commission, die nationale Handelsaufsicht, nun ein Zeichen gesetzt. Sie hat einen Mann erneut verurteilt, der schon 2004 eine Busse von 2 Millionen Dollar bezahlen musste… aber offenbar kassiert er mit seinen krummen Geschäften genug, um sich solche Bussen leisten zu können. – Es geht um Kevin Trudeau, der seit jahren in USA dubiose Gesundheitsprodukte vertreibt und sie mit irreführenden Werbespots anpreist. Nun hat er ein Diät-Buch herausgegeben unter dem Namen The Weight Loss Cure (Die Gewichtsverlust-Kur). Dieses wurde angepriesen als ein „einfaches Programm, das leicht zuhause zu machen ist“, bei dem man nach Abschluss ohne Angst vor dem Jojo-Effekt alles und woviel essen könne, wie man nur wolle… – Das Buch schaffte es auf der Sachbuch-Bestsellerliste auf Position 21. Aber eine genauere Analyse des Inhalts zeigte, dass es überhaupt nicht hielt, was sein Autor versprach:
Das Abnehm-Programm ist kompliziert und teuer, mit täglichen Hormonspritzen (HCG) und Medikamenten, die gar nicht zugelassen sind, mit einer 500-Kalorien-Diät, einer extrem einschränkenden Liste der „erlaubten“ Nahrungsmittel, dazu vorgeschriebener häufiger Saunabesuch und Verbot von Klimaanlagen und Ultraviolett-Bestrahlung, lange Spaziergänge und intensives Fitnesstraining… das Ganze in wechselnden Phasen und am Schluss ein quasi bis ans Lebensende verordneter Verzicht auf „normales“ Essen z.B. in Restaurants. – Die Beschreibung dieser „Kur“ durch die Behörde liest sich wie eine Parodie auf Dr. Eisenbarts Diätfibel und es scheint kaum vorstellbar, dass irgendjemand sich solchen Schwachsinn überhaupt antut.
Am Schluss bleibt aber doch die Frage, was eine solche Verurteilung, verbunden mit einer saftigen Busse, letztlich bringen kann, wenn der Täter bereits für den Verstoss gegen ein früheres Unterlassungs-Urteil gebüsst wird… Vielleicht erreicht die Publikation des Urteils einige der möglichen Kunden und verhindert einen Buch-Kauf. Auch bei uns gibt es eine Kommission für die Lauterkeit in der Werbung. Sie wird von Pascale Bruderer präsidiert. Jedermann kann hier Klage anmelden. Von Verurteilung irreführender Nahrungsmittel- oder Schlankheitsprogramm-Werbung hat man noch nie gehört.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:48 |
Als wir vor sieben Jahren damit begonnen haben, die Botschaften der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS zu definieren, hat mein damaliger PR-Berater Alex M. vorgeschlagen, wir sollten ein „5-Tipps-Plakat“ machen, das die 5 einfachsten, wichtigsten Aussagen zum Thema in eingängigen Worten zusammenfassen würde.
Ich habe das damals abgelehnt und gesagt, die Thematik sei viel zu komplex und verlange differenzierte Aussagen, man dürfe es den Menschen nicht zu einfach machen, man müsse sie ernst nehmen und auch Ansprüche stellen… Die Idee für das „5-Tipps-Plakat“ verschwand in der Schublade. Heute muss ich mich bei Alex in aller Form entschuldigen. Er hat gewusst, wovon er spricht – und ich habe ihm nicht geglaubt.
Tatsache ist, dass die Menschen heute kaum mehr wissen, was sie nun glauben sollen bezüglich gesunder, „richtiger“ Ernährung. Und da wird es bei uns kaum anders sein als in England. Dort hat eine Studie, in deren Verlauf über 2000 Leute befragt wurden, gezeigt, dass gerade mal rund 10% eine konkrete Ahnung davon haben, was „gesunde Ernährung“ konkret meint.
Nun ist es ja nicht so, dass das Essen in England grundsätzlich als kulinarisch hochstehend bezeichnet werden könnte, wobei ich annehme, dass sich das in den 40 Jahren, seit ich ein Jahr lang dort studiert habe, möglicherweise geändert hat und dass die Briten inzwischen von Kidney-Pies, Yorkshire-Pudding und Haggis weggekommen sind… – Die Nationale Behörde hat neue Richtlinien für den „gesunden Teller“ publiziert, und die enthalten – wen wunderts? – präzis 5 Empfehlungen:
– ein Drittel des Tellers sollen Gemüse oder Früchte sein
– ein Drittel des Tellers soll Stärkebeilage sein (Brot, Reis, Kartoffeln, Pasta)
– 15% Milchprodukte (Käse, Joghurt)
– 12% Flesich, Fisch, Eier, Protein…
– und nur 8% fett- und zuckerreiche Speisen und Getränke
So ist Alex rückwirkend rehabilitiert. Und wir können daraus lernen, dass selbst in England das Grundwissen in einfachen, handlichen Portionen vermittelt wird.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:19 |
Eigentlich ist dies ja kein politischer Blog, obwohl Politik grundsätzlich in alle Bereiche unseres Lebens hineinspielt und bei uns Gesundheitspolitik im Vordergrund steht, der wir uns explizit nicht verschliessen wollen.
Aber der heutige Tag hat uns einerseits eine neue Sonntagszeitung mit Wurzeln im Aargau beschert, von der ich noch nicht weiss, ob ich sie mir künftig kaufen muss, und anderseits haben wir die Kunde vernommen, dass unser verehrter Justizminister künftig wöchentlich im Internet eine eigene „Sendung“ von knapp einer Viertelstunde haben wird. Das Privatvideo ist über Internet zu sehen und wird auch von einzelnen kleinen Lokal-TV-Stationen übernommen. Besser als Sendepause.
Was mich hier aber sehr verwundert, das ist der Aufschrei in der Polit-Landschaft, der heute schon vorsorglich von allen Fronten zu hören war: schwere Beeinträchtigung der Demokratie! wer bezahlt den Auftritt? amerikansiche Wahlkanmpf-Methoden! Und das Bundesamt für Kommunikation wolle ermitteln… – Geht es noch? Hat jemand auch nur ein kritisches Wort verloren, als der Bundesrats-Kollege vom Verkehrs-, Energie- und Mediendepartement seinen Blog mit regelmässigen persönlichen Einlassungen zu aktuellen Themen eröffnet hat? – Ob mir der Verfasser sympathisch ist oder nicht: der neue direkte Video-Zugang zum Wahlvolk über das Internet ist auf jeden Fall weniger umweltbelastend als die frühere Verteilung seiner Ergüsse in alle Briefkästen, das zu einem wahren Polit-Littering wurde. Und billiger dürfte es allemal sein.
Was es bewirken wird, weiss ich noch nicht. Er scheint ohnehin den schon Bekehrten zu predigen und sein beflissener Stichwortgeber lässt auch keinen Verdacht aufkommen, er würde eine kritische Frage stellen wollen. Auf jeden Fall habe ich als Bürger – wenn ich es will – die Möglichkeit, mir eine zusätzliche Meinung zu bilden. Vielleicht hat die Weltwoche, die bisher als His Master’s Voice sein Lob und seinen Preis trommelte und trompetete, nur einen zu kleinen Kreis der Adepten erreicht und angesprochen. Mit dem Jedermannsmedium WWW ist da die Reichweite schon grösser, auch wenn dieses noch eine Generationenbremse hat. Aber vielleicht lassen sich so die treu ergebenen Buurezmorge-Senioren dazu bewegen, das Internet zu nutzen, was je schliesslich – und da würde sich unser Kreis auf wundersame Weise wider schliessen – auch einem Angebot wie eBalance zugute käme. Oder nicht?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:18 |
Dass zuviel Gewicht bei Kindern nicht nur zu einer körperlichen Mehrbelastung führt, sondern bleischwer auch auf den kleinen Seelen liegt, das haben wir ja eigentlich gewusst. Bestätigt wird der Befund nun durch eine Studie an der Klinik für Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters in Mannheim. Grundlage für die aktuelle Analyse ist eine Langzeit-Erhebung während 15 Jahren von Daten bei 341 Kindern der Jahrgänge 1986-88.
Das Resultat dieser Auswertung erstaunt nicht: 8-jährige Kinder mit Übergewicht haben vermehrt soziale Probleme, vor allem im Kontakt mit Gleichaltrigen, von denen sie häufiger ausgegrenzt werden. Kinder, die schon mir 8 Jahren übgergewichtig waren, hatten später, in der Pubertät ein deutlich negatives Sebstgefühl. Dass die Jugendlichen allerdings auch häufiger Anzeichen von Depressionen zeigten, konnte nicht festgestellt werden.
Die Studie unterstreicht die Gefahr von Spätfolgen des kindlichen Übergewichts, die sich auf die ganze Persönlichkeitsformung auswirken können. Umso grössere Bedeutung bekommt die frühzeitige Prävention. – Eine klare Aussage. Aber es fehlt das Pendant: dass bei allem Prophylaxe-Denken jede Form von Hysterie vermieden werden muss, die dazu führen könnte, dass Kinder – vor allem Mädchen – schon früh in einen Schlankheitswahn getrieben werden, der sie ebenso schwer belasten kann. Zu diesem Aspekt müssten die Daten der Langzeit-Studie eigentlich auch etwas hergegeben haben.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:44 |
Wenn alles nicht vor dem Rückfall bewahrt, gibt es jetzt ein ziemlich sicheres Mittel zur Selbstkontrolle. Die Firma Bellyacres bietet online ein ganzes Sortiment von Dingen, Teller, Poster, Magnete für den Kühlschrank, Folien fürs Fenster… Dinge, die man mit Botschaften nach eigener Wahl bedrucken lassen kann. Oder einen Teller, auf dem eine sportgestählte Figur abgebildet ist, auf die man mittels Fotomontge seinen eigenen Kopf setzen lassen kann, so dass man beim Essen dauernd sieht, wie man ausehen könnte bzw. müsste bzw. möchte.
Vielleichts hilfts, wenn sonst nichts hilft. Jedenfalls schadet es sicher nicht.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:48 |
Altenverpflegung in einer Spezialresidenz im Jahr 2047: die PensionärInnen sitzen im Rollstuhl, auf Kommando ihrer Pflegerin, die adrett und freundlich mit den Fingern schnippt, nehmen sie im Takt aus ihrer Effektentasche eine Rolle mit Haushaltkrepp, einen gasmaskenähnlichen Mundschutz mit Einfüllstutzen, dann wird an jeder Maske ein Schlauch angeschlossen, die Pflegerin legt den Hebel an der Zapfsäule um, und durch die Schläuche fliesst das pürierte Menü 1 in die Münder der Alten: Spaghetti Bolognese mit geriebenem Parmesan. Nach zwei Minuten sind die Leute satt und weil man mit der Speisung in Verzug ist, werden Kaffee und Dessert grad im gleichen Gang durchgespült.
Schöne neue Welt? Alptraum? Hort der Glückseligkeit? – Nichts von alledem und alles zugleich. Es ist Karl’s kühne Gassenschau mit SILO 8, dem aktuellen Programm, das so erfolgreich ist, weil es so aberwitzig gut und besonders ist, dass es nächstes Jahr in Olten nochmals aufgenommen wird, der Vorverkauf läuft eben an. – Aber die Sache mit dem durchrationalisierten Essen ist nur ein winziges Element aus einem unglaublichen Spektakel, das nach bester Karl’s kühne-Manier im flammenden Inferno und totalen Desaster endet, nachdem ein Action-Stunt den andern gejagt hat.
Es ist müssig, die Geschichte zu erzählen, sie lebt von verträumter Poesie einerseits, von gnadenloser Satire und praller Fabulierlust auf der andern Seite, und wird getragen von hervorragenden InterpretInnen, die nicht nur ihre hinfälligen Figuren beklemmend lebensecht verkörpern, sondern darüber hinaus ein sattes Mass an akrobatischer Zusatzleistung erbringen. Ein faustisches Menetekel über den Umgang mit dem Alter und der Erinnerung an eine heile Welt, und ein verrückter Reigen von unerwarteten Performances, die zwischen Schock und Traum pendeln und sich am Schluss in ein wohliges Schaudern auflösen, weil wir ja alle noch da sind, älter vielleicht, aber noch nicht so ausgeliefert. Diese Darbietung ist ein Muss. Wer sie noch nicht gesehen hat, darf sie nicht versäumen. 2008 in Olten.
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Von Heinrich von Grünigen um 18:10 |
Das Liedlein kennen wir: Wasser ist zum Waschen da… dann kommt der Titelreim – und so geht es weiter im Refrain: auch zum Zähneputzen, kann man es benutzen; Wasser braucht das liebe Vieh, fallera und falleri, selbst die Feuerwehr, benötigt Wasser sehr.
Am Schluss des Liedleins gibts noch einen Vers, der uns direkt ins Ernährungs-Thema führt: Wasser braucht das liebe Vieh, fallera und falleri – wenn man es nicht hätt, wär´ stets die Milch zu fett. – Und wie wichtig Wasser als Element und als Nahrungsmittel für unsere Gesundheit ist, zeigt ein Buch, das soeben im AT-Verlag erschienen ist: Trink Wasser und bleib gesund. Auf 126 Seiten erläutert der handliche Band den Stellenwert der Universalflüssigkeit für das Wohlbefinden und das Funktionieren unseres Körpers, er stellt die Gefahren von Wassermangel dar, zeigt die Qualitäten der verschiedenen Trinkwässer auf (nebenbei bemerkt: der Begriff „Trinkwasser“ ist wohl nicht von ungefähr akustisch gleichgesetzt mit der knappen Befehlsform „Trink Wasser!“, das wird mir beim Betrachten des Buchtitels bewusst), sodann wird auch erläutert, wie man mit gezielten „Rehydrationskuren“ einen infolge Wassermangels trocken gelegten Körper fachgerecht befeuchten kann…
Man nimmt die farblose Flüssigkeit, die bei uns so selbstverständlich aus den Leitungsrohren und den Armaturen sprudelt, als problemlos und gegeben hin, ein stets verfügbarer Verbrauchsartikel, der uns so manchen nützlichen Dienst erweist, vom Spülen der Wäsche bis zum Reinigen der Kloschüssel… aber dass sauberes, frisches Wasser eigentlich eine Medizin ist, auf die wir besonders angewiesen sind, wenn wir Gewicht abbauen wollen, das haben wir zwar gewusst, aber noch nicht so richtig in seinen Zusammenhängen verstanden. Das Büchlein von Christopher Vasey (im französischen Original heisst es „L’eau: Source vitale de votre santé“ und ist 2002 erstmals erschienen) zeigt uns dies in einfachen und verständlichen Worten auf. Mehr als eine chemische Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff.
Nachtrag vor Mitternacht: Das trifft sich ja prächtig, dass das Programm im Circus Royal, der ab heute auf der Zürcher Sechseläutewiese gastiert, unter dem Motto steht: Wasserwelt im Circuszelt. Im zweiten Teil des Programms läuft Wasser in ein blaues Plastic-Rund, in dem sich bald Seehunde tummeln und auch kleine Pinguine: putzige Kerlchen, denen man gerne zutraut, dass sie mit verspielter Neugier die übrigen Darbietungen begleiten… so wie wir auf eine magische Weise alle Tiere mögen, die sich ein wenig „menschlich“ zu gebärden scheinen, auch wenn ihnen gar nicht danach zumute ist.
„Circus Royal“ ist ein handlicher Zirkus, überschaubar und gradlinig, er bedient alle Clichés und lässt nichts aus, was zur circensischen Tradition gehört, bis zur „Zuckerwattenfrau“ von Dieter Wiesmann, die vor Programmbeginn aus den Lautsprechern tönt… Er selber, Dieter, ist auch unter dem Publikum, ein geladener Gast, der schon vor Jahren diesen Zirkusgeruch in sein Lied gebannt hat, mit dem ganze Generationen aufgewachsen sind.
Ein etwas fülliger junger Direktor, ein knochendürres Clownfräulein, gut eingespielte Akrobatik-Nummern und eine ganze Parade von exotischen Tieren lassen Kinderherzen mit einem quasi klassischen Programm höher schlagen. Beim britischen Trampolin-Komiker Max Weldy quietschen sie vor Vergnügen und es macht nichts, dass ich diese Nummer schon vor Jahren genau so gesehen habe, denn sie ist zeitlos komisch und für jede Altersklasse wieder neu, wie einst Alfredo mit seinem unverwüstlichen „Granada!“, an dem er auch kein Jota ändern durfte. Fallero.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:50 |
Da schloss sich Helsana-Chef Manser beim Hinausgehen meiner Meinung an: wer sich so bewegt, braucht keine Krankenkasse. Allenfalls eine Unfallversicherung. – Das war eines der wahnwitzigsten Akrobatik- und Zirkus-Spektakel, das ich je gesehen habe: die von André Heller auf Tournee gebrachte Afrika-Show, seit Ende 2005 unterwegs und nun auch in der Schweiz angekommen.
Es ist eine Darbietung der Superlative, sprühend vor Bewegungslust und Rhythmus, mit weit über hundert Artistinnen und Artisten aus über zehn afrikanischen Ländern, die ihr Können in einer Perfektion präsentieren, die das riesige Zelt mit seinen 2000 Plätzen zum Kochen bringt. Die verschwenderische Fülle an Farben, Tänzen und waghalsigen Nummern lässt einen vergessen, dass man hier unter einem Zirkus-Chapiteau sitzt, es ist eine verwunschene Welt, in der alles etwas anders aussieht, fremd und doch vertraut.
Von Zeit zu Zeit blitzt ein wenig dieses alte, voyeurhafte Gefühl auf, dass man einer exotischen Stammes-Darbietung beiwohnt, die eigens für Touristen inszeniert wurde… aber das ist bald wieder vergessen angesichts der Wucht, mit welcher die wilde Musik und das pralle Körpergefühl über den Rand der Arena hinaus ins Publikum strahlen. Selten sah man beweglichere Schlangenmenschen, kühnere Stangenkletterer, elegantere Jongleure, heftigere Breakdancers und verschwenderischere Kostüme… Das ist das Reizvolle an diesem Mix: dass traditionelle Formen wechseln mit modernen Ausprägungen von Strassenkultur, aber alles in einen berauschenden Strudel von Bewegung und Musik getaucht.
Bis Ende Oktober ist die unvergleichliche Produktion hinter dem Bahnhof von Altstetten bei Zürich zu Gast und es kommt einem reichlich paradox vor, dass wir uns hier krampfhaft Gedanken zu machen versuchen, wie man eine zu Ungelenkigkeit verkommene Gesellschaft wieder in gesundheitsförderliche Bewegung bringen könnte… während uns das farbige Ensemble aus dem sogenannt dunklen Kontinent in lustvoller Verspieltheit zeigt, wie es eigentlich gehen würde.
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