9/6  Zero Zucker?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:48

Auf dem Tischset im Gartenrestaurant wirkt die Werbung echt erfrischend: Voller Geschmack, und zero Zucker! Kurz vor der EM haben sie in den grösseren Bahnhöfen kleine anderthalb-Dezi-Dosen des bräunlichen Getränks verteilt, um uns auf den Zero-Geschmack zu bringen, damit wir das Gebräu – kalorienbewusst – in den Fanzonen trinken sollen, wenn der Freudendurst uns übermannt.

Aber nun lese ich über eine neuen Studie von der Duke University in North Carolina, die zu einem interessanten, an Mäusen getesteten Resultat kommt. In populäre Worte gefasst: Um Gewicht zu verlieren reicht es auf die Dauer nicht aus, Zucker-Kalorien durch einen kalorienfreien Süssstoff zu ersetzen. Denn der Süssstoff vermag wohl die Zunge in ihrem Geschmacksempfinden zu täuschen und ihr „Süsse“ vorzugaukeln, aber das Gehirn lässt sich nicht überlisten. Denn das Wohlbehagen und das Glücksgefühl, das wir beim Konsum von Süssem verspüren, wird nicht durch den süssen Geschmack ausgelöst, sondern durch die Kalorien, die im Zucker enthalten sind…

Mäuse, denen die Geschmacksempfindungs-Nerven opereativ entfernt worden waren, zogen, wenn sie die Wahl hatten, die mit richtigem Zucker gesüsste Speise der künstlich gesüssten vor… – Und, so haben die Forscher herausgefunden, der Körper holt sich dann halt die Kalorien, die er zum Glücklichsein braucht, anderswo, wenn er sie im künstlich gesüssten Getränk vermisst. Eine böse Erkenntnis, die uns freilich vor allem das eine vor Augen führt: ungesüsste Getränke oder frisches Wasser sind und bleiben die besten Durtslöscher. Auch ausserhalb der Fanzonen.




8/6  Und die Gesundheit?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:14

Ein TV-Event von Jahrhundertbedeutung, wie es das Fussball-Spektakel in diesem Lande zu sein scheint, wirft Schlaglichter und Schatten nach allen Seiten. Eine der Schattenseiten ist wohl, dass sich zig-Tausende von Sportkonsumenten mit Bierdosen und Chipsschale in der Sofaburg verschanzen und drei Wochen lang am Abend nur noch den Fernbedienungsdaumen bewegen, wenn sie nicht gerade die Dose ansetzen oder eine Handvoll Chips einwerfen.

Ganze Völkerstämme von Couch-Potatoes liegen in den Wohnzimmern herum, und die Freunde der Volksgesundheit haben sich rechtzeitig Gedanken gemacht, wie dem vorzubeugen sei. Zwei Beispiele führe ich hier an: in der Schweiz hat ein Verbund von Gesundheits-Organiationen eine kleine Sammlung von Rezepten für Snacks und Drinks zusammengestellt, zu jedem der teilnehmenden Ländern eine Seite, schmuck aufbereitet in einem virtuellen Büchlein, das online abgerufen werden kann, unter anderem auch auf der SAPS-Website, unter dem Motto Gesundes, Erfrischendes, Überraschendes! Die Federführung für die Aktion Der gesunde Snack während der EURO 2008 lag bei der Organisation 5 am Tag.

Und da die EURO 2008 ja bekanntlich nicht nur in der Schweiz stattfindet, sondern gleichzeitig auch in unserem alpenländischen Rot-Weiss-Zwilling, geziemt es sich, auf vergleichbare Anstrengungen auch dort hinzuweisen, so etwa auf den gewichtsbewussten Blog von Frau Dr. Rosa Aspalter, die sich im Kurier ihre Gedanken zum Thema macht. Bleiben Sie also schön beweglich!




7/6  Rot in Rot

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 20:55

Die Schweiz versinkt im roten Farbenmeer, aus dem noch einige kreuzförmige weisse Tupfer blinken… Aus allen Zeitungen, Prospekten, Schaufenstern und Kanälen schwappt der EM-Frohsinn, der angeblich ansteckend sein soll.

Eigentlich wollte ich der Sache entgehen, aber ich hatte keine Chance. Beim Zappen zufällig ins Joggeli geraten, blieb ich doch tatsächlich hängen und bekam die Eröffnungszeremonie mit, bin dann allerdings eingeschlafen und erst wieder erwacht, als die Kommentatoren zu ergründen versuchten, warum die Schweiz eins zu null verloren hat. Heisst das jetzt, dass es vorüber ist? Noch stehen in unserem Quartier die Häuser und von Strassenschlachten habe ich trotz offener Fenster bisher nichts gehört. Am Ende haben wir nochmals Glück gehabt und die Katastrophe zieht an uns vorbei.




6/6  Dick schreckt ab

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:36

Mit einer Schock-Kampagne geht man in London von der Regierung aus gegen den Alkoholismus bei Frauen an. Die Botschaft ist brutal: Wenn du trinkst wie ein Mann – könnte es sein, dass du am Ende aussiehst wie einer. Das Bild zeigt einen Frauenkopf mit beginnender Glatze, schnapsroter Nase, breiten Hängebacken, derben Lippen und Augensäcken, auf einem eindeutig dick angelegten Rumpf…

Ein abschreckender Anblick, vor allem vor dem Hintergrund gängiger Schönheitsideale, auch wenn diese letztlich unrealistisch sind. – Übermässiger Alkoholgenuss, das ist die Botschaft, verschlechtert das Aussehen, gibt schlaffe Haut, erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt und macht dick. Interessanterweise hat eine Umfrage gezeigt, dass mehr Frauen mit Trinken aufhören würden, um nicht Gewicht zuzulegen, als um einer Herzerkrankung zu entgehen.

Das ist ein sehr zwiespältiger Befund: da kämpfen wir dafür, dass übergewichtige Menschen nicht diskriminiert werden, dass die Vorurteile abgebaut werden, mit denen Adipöse heute immer noch konfrontiert sind… und dann werden all diese Clichés in plakativer Verstärkung zelebriert, um zu schocken. Freilich: zu einem „guten“ Zweck, denn der Alkoholismus bei Frauen ist offenbar ein gesellschaftliches und gesundheitliches Problem geworden, nicht nur in England. Aber: heiligt der Zweck wirklich die Mittel? Was fühlen Betroffene, wenn sie diese Plakate sehen? Müssen sie nicht in weit stärkerem Mass verletzt sein, als sie es etwa bei uns durch die übergrossen Schlitten und Kindervelos waren? – Eine Frage, die nur Betroffene selber beantworten können.




5/6  Frau Köbi

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:29

Die ganze Schweiz nimmt Anteil. Und die Boulevardpresse hält uns auf dem Laufenden. Da habe ich gelesen, dass die Feuerwehr mit dem grossen Kran vorgefahren ist und die Frau Kuhn aus der Attikawohnung über den Balkon in die Strasse hinunter gehievt hat. Solche Meldungen nehmen wir mit Staunen zur Kenntnis, sie kommen sonst meist aus Südamerika und handeln vom schwersten Menschen der Welt oder so, der mit einem Lastwagen in eine Spezialklinik verfrachtet werden musste, nachdem die Mauer herausgebrochen worden war.

Im Fall Kuhn ist sogar der Boulevard diskreter: sozusagen verschämt und durch die Blume wird – in einem Zitat des Feuerwehrmanns – mitgeteilt, dass man mit der Patientin auf der Trage kaum die Treppe hinab gekommen wäre… selbst wenn sie weniger gewogen hätte. – Ich kann das nachfühlen. Ich habe mit wachem Bewusstsein erlebt, wie die Ambulanz-Equipe damals meine 140 Kilo auf eine Art Rollstuhl gepackt und die Aussentreppe hinunter gewuchtet hat, mit Unterstützung eines eingebauten Motors.

Beim Lesen des Evakuationsberichts ist mir ein seltsames Telefonat wieder in den Sinn gekommen. Das war vor einiger Zeit, es war wohl während der WM, als sich Köbis Mannen nicht ganz schlecht geschlagen hatten und der gute Jakob Kuhn samt Familie in aller Munde und Medien war… da ging an einem Vormittag das Telefon und ein Anrufer empfahl mir, wir sollten uns von der SAPS aus um Frau Kuhn kümmern, ihr eine Beratung und Therapie vorschlagen. Und wenn sie erfolgreich abgenommen hätte, wäre das die beste Reklame für die Adipositas-Stiftung und auch eine gute Motivation für alle Adipösen, es ihr gleich zu tun.

Ich habe den Vorschlag abgelehnt. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, Menschen zu einem bestimmten Verhalten zu nötigen, und wenn es noch so zu deren Vorteil wäre. Man hätte mehr wissen müssen über die Frau und ihre Geschichte, und sie hätte vor allem selbst den Wunsch haben müssen, etwas in dieser Richtung zu tun. Vielleicht hatte ich damit eine Chance vertan, die Stiftung in der Öffentlichkeit zu profilieren… und vielleicht wäre der Alice Kuhn jetzt die akute Erkrankung erspart geblieben… vielleicht, vielleicht. Was soll das Spekulieren? Wir halten ihr die Daumen und wünschen gute Besserung!




4/6  Nase vorn

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:32

Kennen Sie den Coiffeur-Witz? Da waren in einer Strasse drei Konkurrenten (es könnten auch Wirte gewesen sein). Der erste hängte ein Schild in sein Fenster: Bester Coiffeur der Schweiz! Der zweite wollte ihn übertrumpfen und klebte eine Tafel an mit der Inschrift: Bester Coiffeur der Welt!! – Der dritte dachte lange nach… und schrieb dann mit leuchtender Farbe an seine Tür: Bester Coiffeur in dieser Strasse.

An diese Geschichte fühlte ich mich erinnert, als ich am Dienstag im Auftrag des Institutes für Sozial- und Präventivmedizin das Forum Prävention und Gesundheitsförderung moderierte. Highlight sollte die Ansprache des kantonalen Gesundheitsdirektors sein, nachdem die Zürcher Kantonsregierung die Prävention von Übergewicht und Adipositas als eines ihrer erklärten, „gemeinsamen“ (weil ressort-übergreifenden) Legislaturziele festgelegt hatte. Dies war an sich beachtlich, denn der zuständige Regierungsrat gehört der FDP an und die Bürgerlichen tun sich schweizweit im Moment eher schwer mit Massnahmen zur Prävention.

Um ihm für dieses Bekenntnis zur präventiven Herausforderung meine Anerkennung zu zollen, sprach ich davon, dass der Kanton Zürich in Sachen Legislaturziel und Adipositas eindeutig „die Nase vorn“ habe (auch wenn, seien wir ehrlich, dieses Ziel neben vielen anderen als Ziffer 17.4 an drittletzter Stelle ganz hinten figuriert…). Aber diese gut gemeinte Bemerkung kam nicht überall gut an. Der nächste Referent, er vertrat den schulärztlichen Dienst der Stadt Zürich, wies nicht ohne Stolz darauf hin, dass die vom Kanton ihre Nase haben könnten, wo sie wollten, aber klar sei, dass bezüglich Adipositas-Prävention die städtischen Schulen innerhalb des Kantons ihre Nasen noch weiter vorne hätten.

Nasenstreit hin oder her: Hauptsache, es tut sich etwas. Und es war erfreulich, in den anschliessenden Workshops zu sehen, wieviel an Aktivitäten an städtischen und kommunalen Schulen und im Alltag der Gemeinden bereits geplant oder in Gang gesetzt ist. Und es wurde mir heilsamerweise bewusst, wie unendlich kompliziert und komplex sich die Umsetzung von Aktionen bis hinunter in die kleinsten Kapillaren des sozialen Gemeinwesens gestaltet und wie viele Hindernise überwunden, Budgetpläne durchgeboxt, Gremien motiviert werden müssen, damit ein Prozess anläuft, von dem man sich in ferner Zukunft eine positive Wirkung erhofft. – Das Problem ist so gross – da kommt es dann auf die eine oder andere Nasenlänge auch nicht mehr an, distanzmässig.




3/6  Kaffee-Kalorien

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 13:20

Wer seinen Kaffee ganz rabenschwarz und ohne Zucker nimmt, der hat eine gute Chance, von zusätzlichen Flüssig-Kalorien verschont zu bleiben. Aber das ist gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns bzw. jederfraus Sache. Dass sich eine entsprechende Umstellung jedoch auf Dauer lohnen könnte, das zeigt ein Blick auf die Vergleichs-Tabelle, was den Energiewert verschiedener Kaffeegetränke betrifft, wie man sie in den angesagten Kaffeehäusern ab Stange bzw. von der schwarzen Tafel kaufen kann.

Zum Beispiel Starbucks: hier erfährt man, dass ein Espresso „nature“ gerade mal 5 kcal auf die Waage bringt; ein grosser Becher mit Choco-Minze-Rahm-Frappucino schafft hingegen locker 560 kcal, soviel wie eine ganze Mahlzeit. – Auch McDonalds bietet eine Kaffee-Kalorien-Berechnungstabelle an. Hier hat der Cappuccino mit fettfreier Milch in der grossen Portion noch 110 kcal, die grosse Tasse mit Caramel und Milch bringt es auf 270 kcal… – Es sind also die Spezialitäten-Cafés, die zu Bauche schlagen, die man sich gelegentlich „gönnt“, wenn man ausser Haus ist und im bequemen Kaffeelokal auf jemanden warten muss. Zu oft sollte man das freilich nicht tun, denn die mit einer Schlagrahm-Zipfelhaube verzierten Getränke entpuppen sich als wahre Kalorienbomben… aber guuuut sind sie doch!




2/6  70 Milliarden $

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:03

Da müsste sich das Dollarzeichen gleich mehrfach in den Augen von Dagobert Duck spiegeln! Auf 70 Milliarden Dollar wird der Markt für Medikamente zur Behandlung von Übergewicht, Adipositas und deren Folgekrankheiten weltweit geschätzt von der Ratingagentur Standard & Poors (S&P), und bis ins Jahr 2020 soll sich diese Zahl sogar noch verdoppeln. Laut einem Bericht der Online-Ausgabe der Handelszeitung profitieren auch Schweizer Pharma-Unternehmen von diesem Anti-Fett-Boom, sei es als Hersteller von patentierten Produkten oder als Zulieferer von Rohstoffen für bestimmte Medikamente.

Dabei sind hier, soweit ich sehe, die ganzen funktionalen Nahrungsmittel, die Light-Produkte und anderen Heilsbringer, noch gar nicht erfasst. Die Forschung läuft auf Hochtouren und die Leute stürzen sich auf jede Novität, die sie übers Internet zu bestellen versuchen, lange bevor sie legal im Land erhältlich ist. Wie einfach wäre da die Rückkehr zur Natur – und wie kompliziert gleichzeitig: der Verband der Schweizer Milchproduzenten weist z.B. in seiner aktuellen Publikation Newslaiter darauf hin, dass nicht alle Transfette ungesund sind, sondern nur die industriell hergestellten, nicht aber die natürlichen, die in tierischen Produkten aus Milch und Fleisch vorkommen. Den Unterschied muss man kennen und wissen, wo die entsprechenden Nahrungsmittel zu erhalten sind. Da ist es auch erfreulich, dass es eine – weitgehend noch unbekannte – Institution namens Agridea gibt: sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Bauern zu ertüchtigen, um ihr Knowhow, das sie im Umgang mit den natürlichen Ressourcen fürs Leben eindeutig haben, besser an die KonsumentInnen zu bringen. Hof-Verkäufe, Hof-Läden, möglichst direkter Kontakt zwischen Hersteller und Verbraucher: hier kann Vertrauen wachsen in eine möglichst unverfälschte und naturbelassene Ernährungsform, die auch nicht alle Welt kostet.




1/6  Für Gesundessende

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:33

Zwei Buchstaben machen den ganzen Unterschied: SP vs. MM. Nicht, dass ich jetzt die Sozialdemokraten gegen den Migrosmarkt ausspielen möchte, bewahre! Es geht um einen neuen Lieferdienst, wie ich heute der SonntagsZeitung entnehmen konnte, und der arbeitet unter der Bezeichnung Oepfelchasper. – Der Name erinnert hier in Zürich an eine historisch bekannte Gaststätte in der Altstadt namens Oepfelchammer, in welcher der gute alte Gottfried Keller verkehrt hatte. Die beiden differierenden Buchstaben machen den Unterschied aus: Oepfelchasper ist ein Kurierdienst, der einmal wöchentlich eine Lieferung von frischem Bio-Obst ins Büro bringt, damit das Personal sich in der Pause saisongerecht und gesund verpflegen kann, während in der Oepfelchammer wohl nicht immer ganz gesundheitsförderlich gespiesen und getrunken wurde, wenn man den literarischen Quellen folgt.

Man darf die beiden Dinge nicht gegeneinander ausspielen, sie haben unterschiedliche Bestimmungen zu erfüllen. Ich jedenfalls trage mich mit dem Gedanken, morgen den Apfel-Kaspar mit einer ersten Lieferung zu beauftrgen. – Die Preise können sich sehen lassen: für drei Kilo Obst zahlt man 29 Franken, das sind fast 10 Franken pro Kilo. Dafür wird das Obst schön arrangiert in einem Weidenkorb ins Büro geliefert. Auf dem Markt und im Fachgeschäft kann Bio-Obst 5-6 Franken pro Kilo kosten, dann würden für den Transport frei Büro gerade mal CHF 15 verrechnet… das ist, verglichen mit Online-Shops, durchaus preiswert. Einen Versuch sollte es allemal Wert sein.