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Von Heinrich von Grünigen um 14:45 |
400 Millionen Erwachsene sind adipös, weltweit. Wenn nichts geschieht, erhöht sich diese Zahl bis zum Jahr 2015 auf über 700 Millionen, und das ist bald. So weit eine Schätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Ein bescheidener Beitrag, um diese Entwicklung einzudämmen, liegt darin, dass in Restaurants und FastFood-Ketten die Kalorienzahlen der Speisen öffentlich angeschrieben werden. In New York, wo diese Regelung vor einiger Zeit eingeführt wurde, haben bei einer Umfrage 79% angegeben, dass sie diese Informationen schätzen, und 55% haben gesagt, dass sie seitdem bewusster und zurückhaltender konsumieren. In Amerika denkt man daran, diese Deklaration per Gesetz zur landesweiten Pflicht zu machen.
Und jetzt hat England diese Lösung entdeckt. Zunächst auf freiwilliger Basis werden Verpflegungsstände und FastFood-Anbieter, aber auch Restaurants dazu angehalten, den Kalorienwert ihrer Speisen zu deklarieren, auf dass sich Ernährungsbewusste bewusster ernähren können.
Von einer solchen amtlichen Empfehlung dürfen wir hierzulande nur träumen. Die Gastro-Verbände sind die ersten, die sich schon vorsorglich gegen jede gesundheitsförderliche Auflage zur Wehr setzen, und im zuständigen Departement fehlt jeder Wille, sich mit der Lebensmittelindustrie anzulegen, um eine klare, einfache und (auch ohne Brille) lesbare Deklaration durchzusetzen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang für Leute mit Ernährungsbewusstsein eine Website, die in stetigem Ausbau begriffen ist und wo man zahlreiche Produkte nachschauen und auf ihren Inhalt (die genaue Zusammensetzung und die besonderen Eigenschaften der Bestandteile) hin kontrollieren kann. Das Projekt nennt sich Codecheck und stellt ein hilfreiches Online-Nachschlagewerk dar, auch für viele Produkte aus dem Non-Food-Bereich..
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Von Heinrich von Grünigen um 23:24 |
Das war ein rüdes Spektakel in der Kult-Serie Dr. House! – Ein Mann wird in die Klinik eingeliefert, er liegt im Koma. Aber er ist 300 Kilo schwer. Ein bekennender Bonvivant, der leidenschaftlich gerne kocht und noch lieber isst, am liebsten in grossen Mengen. Und der löst durch seine blosse Anwesenheit bei einem Teil des Pflegepersonals die bekannten Reflexe aus: was sollen wir uns um den kümmern? er hat sich selber so dick gefressen! wie kommt er dazu, zu erwarten, dass wir uns um ihn bemühen, wenn er seinen Zustand doch bewusst und gewollt selber herbei geführt hat.
Der Mann ist zu dick, um in den Resonanz-Tomografen geschoben zu werden (kommt mir irgendwie bekannt vor)… und überdies ist er so schwer, dass unter seiner Last das millionenteure Gerät zusammenkracht… – Aber was die Sache noch schwieriger macht: der Dicke ist überdies unsympathisch, rechthaberisch, stur und steckköpfig… genau wie Dr. House, der ihn behandeln muss (und nebenbei noch mit der Polizei zu kämpfen hat, da diese ihn wegen Drogenverdacht verhaftet hat, wobei es sich doch nur um Schmerzmittel gehandelt hatte…).
Der Mann will nicht in der Klinik bleiben. Er behauptet, dass es ihm absolut gut gehe, dass er noch nie Probleme mit der Gesundheit gehabt habe, er sei einfach ein wenig zu schwer, und weil er zu schwer sei, hackten alle auf ihm rum und gäben ihm und seinem Gewicht die Schuld an allen möglichen Befindlichkeiten. Als er auf seiner Entlassung besteht, vergehen ihm die Kräfte. Auf dem Weg aus dem Spital bricht er zusammen, verliert Orientierung, Gleichgewicht und das Bewusstsein.
Verdacht auf eine Infektion, man will seinen Schädel öffnen, um die Gehirnflüssigkeit zu untersuchen… da erblindet er. Man will weitere Tests unternehmen, die lehnt er alle ab. Es macht den Anschein, als wären wir Übergewichtigen die schlimmstmöglichen Patienten, von Compliance keine Spur… – Aber dann hat Dr. House wieder seine geniale Eingebung: es muss sich um Krebs handeln! Und die letzte Untersuchung zeigt: ein Lungenkarzinom ist schon in fortgeschrittenem Stadium und hat die Folgeerkrankungen ausgelöst, es hatte tatsächlich nichts mit seinem Gewicht zu tun!
Und welche Lehren ziehen wir frommen Zuschauer aus dieser instruktiven Parabel? Da wir kaum eine Chance haben, im richtigen Leben dem Dr. House zu begegnen, können wir uns ja nur an dem dicken Patienten orientieren und uns vornehmen, uns nicht so widerborstig aufzuführen und dankbar eine medizinische Untersuchung zu akzeptieren, auch wenn sie weniger stark von genialischen Visionen geprägt sein sollte wie die von Dr. House.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:50 |
Sorry, aber wenn man es nachlässig ausspricht, das neue Wort, klingt es direkt unanständig, so ähnlich wie „Scheisse“. Schreiben tut man es allerdings auf englisch in einer Form, die für viele Scrabble-Spieler extrem verheissungsvoll wäre: JYZE.
Jyze ist der letzte Schrei im Fitness-Wesen als Kalorienverbrennungs-Gimmick: es ist ein kleines Kreisel-Schwungrad an einer elastischen Kordel mit zwei Handgriffen. Zieht man diese seitlich auseinander, so beginnt sich der Kreisel zu drehen und zwirbelt mit seinem Schwung das Seil zusammen, so dass es wieder kürzer wird. Streckt man es mit Kraft erneut, so nimmt der Kreisel frischen Schwung für die nächste Kontraktion. Dies straffe die Schultern und den Rücken, sagen Leute, die es schon probiert haben, und man stellt fest, dass Personen, die während des Gehens „jyzen“, dadurch dreimal so viele Kalorien verbrennen wie wenn sie einfach gehen würden.
Der Anblick könnte gewöhnungsbedürftig sein. Die Sache hat zudem gegenüber andern Walking-Spezialitäten einen grossen Vorteil: es gibt kein nerventötendes Klöppeln auf dem Asphalt wie beim Nordic Walking in unseren Städten. – Aber ehrlich: würden Sie so auf die Strasse gehen?
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Von Heinrich von Grünigen um 22:39 |
Der Gedanke hat mich beim nachmittäglichen TV-Gucken beschlichen. Es gibt ja die verrücktesten und lebensgefährlichsten Mutproben und höchst riskanten akrobatischen Leistungen, die normalerweise von Stuntmännern ausgeführt werden. Wenn einer auf dem Drahtseil ohne Sicherung von Kirchturm zu Kirchturm balancieren will, dann braucht er dazu eine Bewilligung. Wenn eine Achterbahn auf dem Rummelplatz mit einem dreifachen Hochgeschwindigkeits-Salto rückwärts besonderen Nervenkitzel erzeugen soll, so muss die Installation vorher durch spezialisierte Prüfdienste minuziös kontolliert werden und sie darf erst in Betrieb genommen werden, wenn sichergestellt ist, dass nirgendwo eine Schädigung der Benutzenden eintreten kann. So gut meint es Väterchen Staat mit unserer leiblichen Hülle.
Aber was ist mit unseren Innereien? – Da sehe ich in einem TV-Magazin einen Bericht über ein Wirtshaus in deutschen Landen mit dem romantischen Namen Waldgeist. Dort werden Speisen und Getränke in sogenannten XXXXXL-Portionen serviert. Das sind dann z.B. panierte Schnitzel à 2,5 Kilo mit 600 Gramm Pommes, zusammen haben sie 8’000 Kalorien, den vierfachen Tagesbedarf eines erwachsenen Menschen. Und Getränke werden in 2- bis 5-Liter-Gefässen serviert. Gelegentlich werden Wett-Gelage organisiert: wer am meisten verdrückt, wird „Schnitzel-König“ des Tages. Und wer es schafft, die ganze Megaportion auf einmal zu verschlingen, nach dem wird die Speise künftig benannt. Und das Lokal muss sich nicht vor Besuchermangel fürchten.
Ein perverser Anreiz, berühmt zu werden! Wo bleibt hier der kulinarische TÜV, die Sicherheits-Organisation, welche den Speisezettel überprüft auf mögliche gesundheitliche Folgen und Schädigungen? Wer erteilt hier die Bewilligung für Aktivitäten, die in höchstem Masse gesundheitsgefährlich sein können? – Auf der Achterbahn sind wir unter strenger Aufsicht, am Speisetisch dürfen wir tun und lassen, wonach uns gelüstet. Jeder sein eigener Stuntman.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:58 |
Überall das gleiche Bild: da soll etwas gegen die Übergewichtsepidemie unternommen werden, Regierungsstellen entwerfen eine Kampagne, investieren Millionen… und dann wird reklamiert und es passt denen nicht, die sich medizinisch mit dem Thema bgefassen (müssen).
So unlängst geschehen in Grossbritannien: mit Plakaten und TV-Spots hat das Gesundheitsministerium die Aktion Change4Life gestartet (sie könnte auch bei uns so heissen). Die Botschaft ist einfach formuliert: zuerst sieht man Knetmännchen als Steinzeit-Leute, wie sie Mammuts und Dinos erledigen, dann sind die Leute modern, gucken TV, essen Pizza, Gamen, bis sie sich schliesslich aufmachen, Früchte zu essen, herumzuturnen und mit ihren Knetmasse-Körpern den Slogan formen: Iss richtig, beweg dich und lebe lang!
Und schon ist die Kritik auf dem Platz: happige Vorwürfe erhebt die führende medizinische Fachschrift The Lancet: die millionenteure Kampagne sei zu simpel in der Argumentation und die Hauptsünde sei begangen worden, indem man Firmen zur Mitwirkung eingeladen habe, die selber Teil der Übergewichts-Problematik sind: Süssgetränkehersteller Pepsi und die grossen Lebensmittelverteiler, welche all das Zucker- und Fettzeugs in rauen Mengen verkaufen.
Das sei der Gipfel der Heuchelei: wenn Pepsi sich an einer solchen Kampagne beteilige, so könnte die Botschaft ja nur lauten: bewegt euch tüchtig, dann ist es ok, wenn ihr viel Pepsi trinkt! – Partnerschaften mit Firmen, die das Übergewicht mit verursachen, sollten vermieden werden, fordert Lancet.
Das britische Gesundheitsministerium betonte, es gebe einen strikten Verhaltenkodex für Firmen, die an der Kampagne berteiligt seien, und man werde streng darauf achten, dass dieser auch eingehalten werde. – Die Probleme, merkt man, sind überall die gleichen. Das Sagen hat die Lebensmittelindustrie und die Regierungen hüten sich, ihr zu nahe zu treten.
Bei uns hat man dieser Tage gehört, dass Migros und coop letztes Jahr fantastische Zuwachsraten hatten von zusammen fast 30 Prozent. Umsatzsteigerung um fast ein Drittel!? Davon wird ein grosser Teil den Food-Bereich betreffen… Etwas Gutes hat der „simple“ Werbespot der Briten: in einer Animation sieht man, wie das Fett aus der Nahrung sich im Körper verteilt und in die Polster wandert. Eine Art Gewinn-Depot.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:32 |
Abnehmen beginnt im Kopf. Es muss Klick machen. Man muss es wollen. Niemand kann zum Abnehmen gezwungen werden… und was der Volksweisheiten mehr sind. Wir kennen die Sprüche und ich wiederhole sie oft, wenn eine besorgte Mutter anruft und fragt, was sie machen könne, damit ihre Tochter endlich abnehme…
Nun zeigt eine aktuelle Studie aus Amsterdam, dass gutes Zureden offenbar doch etwas bewirken kann. Dazu wurden 1’400 übergewichtige Niederländer in drei Gruppen eingeteilt: die eine Gruppe erhielt regelmässig Empfehlungen für mehr Bewegung und ausgewogene Ernährung per E-Mail zugeschickt; die zweite Gruppe erhielt dieselben Tipps per Telefon und die dritte, die Kontrollgruppe, erhielt gar keine Informationen.
Nach sechs Monaten wurden die Teilnehmenden gewogen und siehe da: die Kontrollgruppe hatte ihr Gewicht gehalten. Die E-Mail-Empfänger hatten im Schnitt 600 Gramm abgenommen… und die Leute, die per Telefon begleitet wurden, hatten 1,5 Kilo abgenommen. – Der relativ bescheidene, aber doch deutliche Erfolg komme wohl daher, dass man kein klares Ziel vorgegeben habe und es bei allgemeinen Empfehlungen habe bewenden lassen. Würde per Telefon mehr und direkter Druck ausgeübt, liesse sich das Resultat wohl noch verbessern, sagen die Forscher.
Diese telefonischen Daumenschrauben wirkten offenbar bei Menschen, die sonst dem direkten Gespräch über ihr Gewicht ausweichen. Die persönliche Ansprache, von Mensch zu Mensch, aber unter Wahrung der Anonymität. – Nichts wurde gesagt über den Aufwand und wie eine solche Telefon-Therapie zu finanzieren wäre…
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Von Heinrich von Grünigen um 23:29 |
Ein vielleicht etwas geschwollenes Wort für eine an sich einfache Sache: es sind die Faktoren der gesellschaftlichen Umwelt, die in unserem Leben (und für unsere Gesundheit) eine besondere Rolle spielen… und die sollte man beeinflussen können. Zum Guten, wenn es geht.
Das jedenfalls ist das Thema der diesjährigen nationalen Gesundheitsförderungs-Konferenz, zu der sich über 400 ExpertInnen aus dem Gesundheitswesen im Seedamm-Center Plaza in Pfäffikon SZ eingefunden haben. Nach einigen regierungsrätlichen Selbstdarstellungen kam der erste Referent, Professor Richard Wilkinson aus Nottingham, mit klaren Fakten zur Sache: es ging um die sozialen Ungleichheiten, um die Kluft zwischen arm und reich, zwischen gebildet und ungebildet… und deren Auswirkungen auf das körperliche und geistige Wohlbefinden der Menschen. – Prof. Dr. Dr. Thomas Abel aus Bern befasste sich mit den Ressourcen für gesundheitsförderliches Verhalten: diese bestehen nicht nur aus materiellen Werten, sondern auch das „kulturelle Kapital“ kann und soll immer mehr genutzt werden. Prof. Ueli Mäder aus Basel reflektierte über die Bedeutung des sozialen Umfeldes für das Psychische Wohl des Menschen und Robin Cornelius, der quirlige Chef der Textilfirma Switcher, stellte sich und sein Unternehmen in einem launigen Bericht als Musterknaben bezüglich gesundheitsförderlichen Patronates dar. – Leise Unruhe huschte durch den Saal, als die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Rita Fuhrer mit sanfter Stimme zu bedenken gab, eigentlich solle sich der Staat aus der Gesundheitsförderung heraushalten, denn dafür sei doch schliesslich jeder ganz alleine und für sich selber zuständig. Sie fahre im Sommer mit dem Rennvelo zur Arbeit und stelle ihren Mitarbeitenden wöchentlich einen Früchtekorb hin. – Soviel zu den sozialen Determinanten.
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Von Heinrich von Grünigen um 18:06 |
Zum Glück bin ich kein Marathonläufer oder Triathlonist… – Sonst hätte ich mir vorgeworfen, meine Knie mit dieser sportlichen Höchstleistung mutwillig zugrunde gerichtet zu haben. So jedenfalls will es bis jetzt die Volksmeinung. Denn die Belastungen, die im knöchernen Geh-Gestänge entstehen, sind enorm.
Auf jedem Knie ruht bei jedem (Marathon-)Schritt die Last des dreifachen Körpergewichts! Bei einem Läufer mit 150 Kilo Körpergewicht sind das 450 Kilo, also fast eine halbe Tonne, welche das Kniegelenk aushalten muss. Das ergibt ganz bizarre Rechenbeispiele: Angenommen, dieser Marathonläufer legt seine Strecke von 42 Kilometern in Schritten von 1,5 Meter Länge zurück, so macht er dabei 28’000 Schritte. Seine Knie haben dadurch ein Gewicht von insgesamt 12,6 Tonnen zu ertragen. Würden diese auf 40-Tönner-Lastwagen verladen, so ergäbe dies einen Konvoi von 300 Fahrzeugen…
Also eine mörderische Angelegenheit für die Knie? – Eine in der österreichischen Fachzeitschrift Ärzte-Woche publizierte Studie kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Marathonlaufen als solches schädigt die Gelenke nicht wesentlich. Man hat eine Gruppe von Läufern während zehn Jahren regelmässig untersucht und dabei keine merkliche Beeinträchtigung der Gelenke feststellen können. – Freilich: die ausgewählten Probanden befanden sich punkto Gewicht im Normalbereich, keiner entsprach dem oben aufgeführten Rechenbeispiel… – Der Körper hat offenbar die Fähigkeit, bei kontinuierlichem Gebrauch und stetiger Belastung so etwas wie ein Selbst-Reparatur-Programm auszuführen.
Die nachweislichen Schäden an Knien und anderen Gelenken, unter denen Adipöse zu leiden haben, entstehen nicht durch regelmässige Bewegung, sondern wohl eher durch übermässige und z.T. falsche und unregelmässige Belastung. – Ob Marathonlaufen denn ein geeignetes Mittel zur Gewichtsreduktion durch Fettverbrennen wäre? Diese Frage wird im genannten Artikel anhand des Beispiels von Obelix erörtert. Er würde auf der Marathon-Strecke rund 6’300 Kilokalorien verbrennen, was nicht ganz einem Kilo Fett entsprechen würde… was der brave Recke aber mit einer einzigen knusprig gebratenen Wildschweinkeule wieder aufgeholt haben würde…
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Von Heinrich von Grünigen um 15:17 |
Dass Leute aus der Unterschicht eher von Übergewicht betroffen sind, ist seit längerer Zeit bekannt und durch viele Studien erhärtet. Die aktuelle Wirtschaftskrise kann bedeuten, dass die Menschen weniger Geld für ihre Nahrung ausgeben. Aber die Experten in Amerika befürchten, dass sie gerade deswegen an Gewicht zulegen werden…
Reuters publiziert Aussagen von Professor Adam Drewnowski, Direktor des Programms für Ernährungswissenschaft an der University of Washington in Seattle. Befürchtet wird, dass die Leute beginnen, an ihrem Essen zu sparen und billigere Nahrungsmittel kaufen, welche einen höheren Gehalt an Fett und „leeren“ Kalorien haben. Gemäss Studien in Kalifornien bedeuten 10 Prozent mehr Armut einen Zuwachs um 6 Prozent Übergewichtige in der erwachsenen Bevölkerung. Schon heute ist in USA jeder dritte Erwachsene adipös (in der Schweiz sind es erst 9%).
Eindrücklich ist in diesem Zusammenhang eine Gegenüberstellung der Kosten von verschiedenen Lebensmitteln mit einem Energiegehalt von 200 Kilokalorien: schon rein optisch/quantitativ steht hier ein gehäufter Teller mit Broccoli gegen eine Fingerspitze von Erdnussbutter… die Butter kostet 17 Cent für 200 kcal, der Broccoli kostet 1,95 Dollar! Weitere schlagende Kostenvergleiche: Chips: 39 Cents, M+Ms: 39 Cents, Gummibärchen: 40 Cents, Cheeseburger: 57 Cents, Frittes: 73 Cents, Äpfel: 1,43 Dollar, Kiwi: 1,93 Dollar, Rüebli: 2,50 Dollar, Peperoni: 3.23 Dollar… – also: je gesünder, desto teurer, immer für 200 Kilokalorien Energiewert…
Man solle, empfiehlt Professor Drewnowski, sich an die Nahrungsmittel erinnern, mit denen Amerika die Depression in den 30er Jahren des letzten Jahrunderts überstanden habe: Rindfleisch, Bohnen, Milch, Nüsse, Käse, Karrotten, Kartoffeln, Tomaten, Suppe und Reis… Das war allerdings, bevor coop/Migros/Aldi/Lidl ihren gnadenlosen Preiskampf eröffnet haben.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:11 |
In der neuen Staffel von Desperate Housewives wird ein Thema angeschnitten, das ungewöhnlich ist für eine Klatsch-und-Tratsch-Soap: es geht um ein übergewichtiges Kind und um all die familiären Mechanismen, die in diesem Zusammenhang zum Tragen kommen. Die einst strahelnd verführerische Gabrielle hat fünf Jahre später – so heisst die aktuelle Serie – einige Pfunde zugelegt und hat vor allem pummelige Mädchen, insbesondere die vierjährige Juanita.
Mama mit Juanita beim Kleiderkaufen. Das schöne Prinzessinnenkleidchen geht der Kleinen keineswegs, eine grössere Gröse gibt es nicht. Die Verkäuferin versucht der Mutter klar zu machen, dass das Kind ein Gewichtsproblem hat. Diese schnappt zurück: Mein Kind hat kein Gewichtsproblem, es hat etwas Babyspeck! – Und schnaubend verlässt sie das Geschäft, in dem sie mit der ungeliebten Wahrheit so handgreiflich konfrontiert wurde.
Der Vater (er ist bekanntlich blind) meint es gut mit der Kleinen und bereitet ihr kalorienreiche Nahrung zu. Was fällt die ein, sagt die Mutter, unser Kind hat ein Gewichtsproblem! – Das hat es nicht, sagt der Vater. – Alle in eurer Familie sind dick, keift die Mutter, sie hat das Fett-Gen von dir!
Kindergeburtstagsparty: die kleine Junaita hat ein passendes Kleidlein gefunden. Jetzt steht sie am Buffet und mampft ein riesiges Stück Crèmetorte. Was soll das, fragt die Mutter, du hättest doch ein kleineres Stück nehmen können, und dafür zweimal! – Das ist mein zweites Stück, sagt das Kind. – Die Mutter will es überreden, dass es auf dem Heimweg im Park noch etwas herumtollt und sich bewegt. Das Kind will nicht und schmollt. Schliesslich lässt sich die Mutter einen Trick einfallen: Sie fährt mit dem auto vor, lädt das Kind zum Mitfahren ein und braust ihm dann im letzten Moment vor der Nase davon, ein paar Meter weit. Das Kind rennt verzweifelt hinterher, und als es den Wagen eingeholt hat, fährt die Mutter wieder ein Stück weiter… zwanzig Mal insgesamt. Am Schluss steigt die Kleine vollig zerstört und erschöpft in einen Bus ein, der in der Nähe hält.
Es sind krasse Szenen aus dem alltäglichen Erziehungswahnsinn, wie so vieles in dieser Serie karikiert und überzeichnet… aber mit einem irritierenden Kern von Wahrheit, aus dem wirklichen Leben gegriffen. Wer hat sich in diesem Spiegel wieder erkannt?
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