Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:10 |
Windbeutel ist ein mehrdeutiger Begriff. Er kann ein luftiges, cremegefülltes Gebäck sein, aber ebenso ein unzuverlässig-angeberischer Zeitgenosse, vor dem man sich hüten muss. Letztere unsympathische Bedeutung ist wohl gemeint, wenn die erhährungs-kritische Verbraucher-Organisatoin Foodwatch den Negativ-Preis Der goldene Windbeutel für die dreisteste Werbelüge vergibt.
Heute nun ist der Entscheid gefallen. Ausgezeichnet wurde aus einer Reihe von Vorschlägen die Firma Danone bzw. das Produkt Actimel. Das ist der kleine Joghurt-Drink, der auch unseren lieben Kachelfrosch im kaltnassen Nieselwetter so sehr befeuert, dass er vor Gesundheit nur so strotzt und der die flotten Pärchen in die glückliche Lage versetzt, dass sie auch bei klirrender Kälte splitternackt durch die Dünen ins Meer flitzen können.
Der Drink, fanden die Prüfer heraus, hat keine Spur mehr Gesundheitswirkung als gewöhnlicher Joghurt, ist überzuckert und massiv zu teuer, belastet mit der Plastic-Verpackung die Umwelt und wird damit zur „dreistesten Werbelüge 2009“. Es kommt mir vor, als hätte ich das schon geahnt…
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 21:39 |
Montag nach Mitternacht. Bis eins läuft auf SF 1 und DRS 3 die Talksendung Nachtwach. Letzten Montag, gut 20 Minuten vor ein Uhr, ist ein junger Mann am Telefon und seine Geschichte ist so erschütternd und gleichzeitig verrückt, dass man einen Moment sprachlos innehält und sich fragt, gibt es denn da keinen Ausweg? Er hat von sich aus die Öffentlichkeit gewählt, über diese Medienform, dei einen gewissen exhibitionistischen Reiz verströmt. Man gibt viel von sich preis und die Moderatorin, Barbara Bürer, hakt auf eine so entwaffnend neugierige und verständnisvolle Weise nach, dass man gar nicht anders kann als auf ihre Fragen offen zu antworten.
Der junge Mann, er nennt sich Tom, ist 29 Jahre alt. Vorauszuschicken ist, dass das Thema der Gespräche an diesem Montag Das letzte Mal hiess: Gespräche über Dinge, die man bewusst ein letztes Mal gemacht hat… Vor sechs Jahren, sagt Tom, habe er zum letzten Mal gegessen. Wie das? Ja, zum letzten Mal Lebensmittel zu sich genommen, die diesen Namen verdienten. Seither lebt er von Tabletten und von Astronauten-Nahrung, die er in der Apotheke bekommt. Er wiegt noch 50 Kilo bei einer Grösse von 176 cm. – Als Junge war er übergewichtig und litt darunter so sehr, dass er um jeden Preis sein Gewicht reduzieren wollte, er fühlte sich ausgeschlossen, konnte sich selber nicht akzeptieren in seiner Körperfülle. Er wollte eine Magenoperation. Ein erstes Spital, das er aufsuchte, lehnte den Eingriff ab. In einer Privatklinik fand er Gehör, damals war er 23 Jahre alt.
Es gab Komplikationen nach der Operation. Er konnte keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen, ohne dass es sogleich zum sogenannten Dumping kam: Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen oder -krämpfe, Schwitzen, Schwindel, Schwäche, Herzrasen und/oder Atemnot. Einundzwanzig weitere Operationen folgten… seine Bauchdecke sehe aus wie ein Schnittmuster… trinken kann er noch Wasser. Das Leben von Tom ist eingeschränkt, weil ihm ein wesentlicher Genuss-Inhalt verweigert ist: das Essen, als gesellschaftliches Erlebnis und als Befriedigung von oralen Gelüsten. – Wenn er einen Wunsch frei hätte, sagt Tom, dann wäre es, dass er wieder essen könnte… dass er gesund wäre… oder doch – räumt er am Ende ein – dass es ihm ein wenig besser ginge.
Das ganze Gespräch kann im Internet nachgehört werden, durch Anklicken des Bildes und und durch Vorschieben des Cursors auf der Zeitachse bis zu 36 Minuten und 45 Sekunden. – Ein Dokument, das für sich selber spricht, das betroffen macht und vieles offen lässt: was ist schief gelaufen? wo sind Fehler passiert? lässt sich heute, 6 Jahre danach, noch irgendetwas machen? oder muss Tom mit seinem Schicksal ein Leben lang zurechtkommen, so wie viele andere auch, die an speziellen und unheilbaren Krankheiten leiden? und was hätte beachtet werden müssen, damit ein solcher Fall nicht eintritt?
Fragen über Fragen, auf die wir vielleicht eine Antwort erhalten.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 21:16 |
Gibt es die ultimative Diät? Der Markt boomt mit immer neuen Büchern und Publikationen zu frischen oder alt-aufgewärmten Ernährungsweisen, die zu einem gesunden Leben und zu weniger Übergewicht führen sollen.
Anerkannt und sattsam erwiesen ist, dass jede „extreme“ Diät bzw. Ernährungweise auf die Entwicklung des Körpergewichts eine negative, schädigende Wirkung hat. Die meisten Fälle von Adipositas sind recht eigentlich dadurch mutwillig herbeigeführt worden, dass der Stoffwechsel mit einseitiger und allzu kalorienarmer Essweise richtiggehend runiniert worden ist. Dies geschieht meist in jungen Jahren, vorwiegend bei Frauen, und hat Auswirkungen, die ein Leben lang die Gesundheit schädigen und kaum mehr wegzubringen sind.
Trotzdem gibt es auch „vernünftige“ Empfehlungen für eine ausgewogene, pfiffige Gestaltung des Essplans, die hilft, die Energiezufuhr durch Nahrung unter Kontrolle zu halten, ohne dass die Lebensqualität allzusehr eingeschränkt würde, abgestimmt auf den individuellen Lebensstil und die persönlichen Vorlieben.
Da ist es gut, eine einigermassen verlässliche Übersicht zu haben, um in dem wildwuchernden Dschungel des Diätwesens den Überblick nicht zu verlieren. Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung hat vor zwei Jahren das Buch Gesund abnehmen herausgegeben, in dem die in der Schweiz am meisten praktizierten Diäten kritisch analysiert werden. – Wer englisch kann, findet auf der Website everydiet eine Übersicht mit Kurzbeschreibungen zu über 220 verschiedenen Diäten, manche davon bekannt, wohl auch schon ausprobiert, viele völlig unvertraut und aus dem Reich der absurden Ernährungs-Irrtümer, aber allemal anregend als Lektüre und zur Abschreckung.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 18:34 |
Die aktuelle Ausgabe des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL berichtet über eine Studie, die in Deutschland durchgeführt wurde, 44’610 Jugendliche in der 9. Klasse aus ganz Deutschland wurden nach ihren PC-Gewohnheiten befragt. 3 Prozent der Jungen und 0,3 Prozent der Mädchen haben sich dabei eindeutig als „von Computer-Spielen abhängig“ erwiesen. Zahlenmässig sind dies – allein im Jahrgang der 15jährigen – im ganzen Land rund 14’300 „Süchtige“, dazu kommen noch über 23’000, die als „stark gefährdet“ bezeichnet werden müssen. Im Schnitt hocken sie über 7 Stunden täglich vor dem Bildschirm, fliehen vor ihrem Alltag in eine digitale Ersatzwelt, in der sie die Rolle eines Helden spielen können, der in harten Kampfspielen seine Feinde niedermetzelt und besiegt. Darob geht die Schule vergessen, die Noten stürzen ins Bodenlose, es folgt Vereinsamung in der Familie und Rückzug von Freunden…
Bei der allgemeinen Frage nach den Hobbies von Jugendlichen figuriert immer noch TV-Gucken an erster Stelle, dicht gefolgt von PC-Spielen, mit denen sich die Jungs im Schnitt pro Tag 141 Minuten befassen, die Mädchen im Schnitt bloss 56 Minuten (bei den Girls kommen die PC-Spiele denn auch rangmässig erst an 6. Stelle). – Der grössen Beliebtheit erfreut sich das interaktive Spiel World of Warcraft, das weltweit rund um die Uhr in der Community der Spielenden läuft, das in Deutschland allein 11,5 Millionen jugendliche Mitspieler hat und das ab 12 Jahren „zugelassen“ ist.
Beim kindlichen und jugendlichen Übergewicht ist der Zusammenhang zwischen BMI und der Verweildauer vor dem Bildschirm empirisch nachgewiesen. Die empfohlene Formel lautet klar: weniger lang vor dem PC – die eingesparte Zeit draussen in Bewegung sein! Bei den im SPIEGEL-Bericht geschilderten Fallbeispielen ist zum Teil nur angedeutet, dass die Jugendlichen ein Gewichtsproblem gehabt hätten. Es ist von sozialer und persönlicher Verwahrlosung die Rede und von der Schwierigkeit, wieder davon loszukommen, wenn man der Spielsucht mal verfallen ist. Es wäre interessant zu erfahren, wie hoch der Anteil an Übergewichtigen im Segment der Spiel-Abhängigen ist. Jedenfalls öffnet sich hier ein Dossier, das von der Sache her vielen Erwachsenen bis jetzt verschlossen war.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 22:08 |
Ein ganz besonderer Brief fand sich heute in meiner Post. Da schickte mir jemand ein paar fotokpierte Seiten. Einerseits die Kopie eines Inserates, anderseits die Kopie eines Textes, den ein Arzt mit französischem Namen verfasst hatte. Es sei ein Gutachten, schrieb er, und er habe es verfasst aufgrund von Beobachtungen an 30 PatientInnen. Und nun suche er 250 Personen mit Übergewicht, um seine Erkenntnisse zu überprüfen und zu bestätigen.
So unglaublich und unwahrscheinlich es auch klingt: es geht um ein Schlankheitsbad. Man müsse nur ein Präparat aus besonderen Algen und sonst noch einer Pflanze in die Wanne geben, warmes Wasser einlaufen lassen und sich dann eine halbe Stunde hineinlegen. Und der Wirkstoff würde sofort durch die Poren der Haut ins Fettgewebe eindringen, dort die Fettzellen knacken und das verflüssigte Fett durch die Porenkanäle (so ungefähr steht es da) hinausbefördern, so dass sich auf der Wasseroberfläche Tausende von kleinen Fettaugen bilden würden. In den 30 Minuten könnten so bis zu drei Pfund Fett ausgeschieden werden.
Die Wirkung des Präparates sei so gewaltig, schreibt der Doktor, dass er einigen der Probanden habe empfehlen müssen, nur noch dreimal pro Woche zu baden… und anderen habe er sogar befehlen müssen, mehr zu essen, damit sie nicht gänzlich vom Fett fielen. – Man möge doch, hiess es in dem Schriftstück, dieses wunderbare Präparat unverzüglich zu einem Spezialpreis erwerben, ehe es auf den regulären Markt gelange, wo es dann mit Sicherheit wesentlich mehr kosten würde.
Ich hüte mich, hier irgendwelche Websites oder Adressen zu nennen, auch Links gibt es keine, weil sonst die Gefahr bestehen könnte, dass jemand diese Anpreisungen für bare Münze hält. Ich selber bin insofern gegen jede Versuchung gefeit, als ich schon lange in keiner herkömmlichen Badewanne mehr Platz finde bzw. daraus nicht mehr aufstehen könnte, wenn ich mal drin läge… und so lange im Wasser bleiben bis alles Fett weg ist, das möchte ich doch auch wieder nicht.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:25 |
Seit einigen Jahren geistert von Zeit zu Zeit der Ruf nach einer Fettsteuer durch die Medien. Hierzulande hat vor einiger Zeit EVP-Nationalrat Heiner Studer eine entsprechende Motion eingereicht, die aber nicht weiter verfolgt wurde. Generell war und ist die Meinung, ein solches Instrument wäre kaum tauglich, da eine allgemeine Erhebung auf der Substanz Fett den Wettbewerb in der Lebensmittelindustrie verfälschen könnte, zumal ja „Fett“ als Grundnahrungsmittel unverzichtbar ist, zumindest in einer begrenzten Menge.
Eine Konsumenten-Organisation namens Which? in England hat die Forderung nun dieser Tage wieder auf den Tisch gebracht. Gerade in der Wirtschaftkrise sei es ein Faktum, dass ärmere Familien zuerst beim Essen sparen und vermehrt billigere – und damit weniger gesunde – Esswaren kaufen würden. Dem solle der Staat dadurch entgegen wirken, dass er eine Sondersteuer auf Lebensmitteln erheben, die einen ungesund hohen Gehalt an Fetten, Salz und Zucker aufweisen. Zudem sollten gesunde Angebote durch den Staat radikal verbilligt werden, um zu erreichen, dass auch weniger bemittelte Familien sich weiterhin gesund ernähren können.
Nun ist die Gleichung von „billig“ und „ungesund“ bei uns nicht so eindeutig, wie sie in andern Ländern sein mag. Eine Studie der Universität Bern hat letztes Jahr gezeigt, dass die Billiglinien „M-Budget“ und „Prix garantie“ punkto Qualität den „normalen“ Angeboten in nichts nachstünden… im Gegenteil: bei zahlreichen vergleichenden Tests, wie sie etwa vom Kassensturz durchgeführt wurden, haben gerade diese Billig-Produkte meist gut abgeschnitten. Ähnlich war es mit den günstigen Produkten der Discounter Aldi – und jetzt dann auch Lidl. – Es wird sich also lohnen, die Preispolitik der Grossen im Auge zu behalten, darauf zu achten, ob auch „gesunde“ Lebensmittel im Billig-Segment zu finden sind und wie sich die Discounter punkto Ernährungs-Gesundheit profilieren werden.
Damit ist aber noch nichts gesagt über die Idee, mit Verbilligungen – z.B. bei Obst und Gemüse – den entsprechenden Konsum gezielt zu unterstützen. Das wäre nach wie vor erstrebenswert.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:37 |
Kaum haben wir uns gefreut über die zahlreichen Initiativen auf kantonaler Ebene, mit denen die Kids in Bewegung gehalten werden sollen… schon kommt die kalte Dusche in Form von Kritik: das helfe zu wenig und genüge nicht, sagen Experten in USA. „Mehr Bewegung“ greife zu kurz, was es brauche, das sei richtiges Krafttraining, verbunden mit gezielter, kohlenhydrat-armer Ernährung.
Das jedenfalls ist die Meinung des langjährigen Fitness-Experten Frederick Hahn, der eben ein Buch veröffentlicht hat mit den Titel „Strong Kids, Healthy Kids“ (Starke Kinder, gesunde Kinder). Nicht nur Bewegung brauche der kindliche Körper für sein Wohlbefinden, das sowieso, aber darüber hinaus ein spezielles Krafttraining für den Muskelaufbau, denn nur so lasse sich der Metabolismus ankurbeln und in Schwung bringen. Die Turnhallen in den Schulhäusern seien mit den entsprechenden Kraftmaschinen auszurüsten und diesbezügliche Aktivitäten müssten in den Schulalltag eingeplant werden, tagtäglich. Sonst verpufften die gut gemeinten Bestrebungen wirkungslos.
Vielleicht hat das alles System: die Fitness-Industrie will sich auch noch eine Scheibe vom Adipositas-Kuchen abschneiden und als therapeutisch-prophylaktische Institution anerkannt werden… Vor sieben Jahren hatten wir von der SAPS aus Kontakt aufgenommen mit dem Schweizer Dachverband der Fitness-Center und auf unsere Initiative hin wurde ein spezielles Programm geschaffen für Übergewichtige, das unter der Bezeichnung Corpura eingeführt wurde. Während Jahren verschwand es wieder in der Versenkung, die Dicken waren keine umworbenen Kunden in den Muskeltempeln. Und plötzlich tauchen die Fitnessleute wieder auf an Adipositas-Veranstaltungen und wenn es um die Verteilung von Geldern geht…
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 23:47 |
Es war ein interessanter Tag. Zum zwanzigsten Mal hat das Institut für Sozial- und Präventivmedizin des Kantons Zürich zu einer ganztägigen Veranstaltung eingeladen. Leichter Leben hiess das Motto (das wir bei der SAPS schon etwas früher gefunden hatten, auf das wir aber keinen Exklusivanspruch geltend machen konnten) und die Formel steht auch für das ganze Programm, das die Kantonsregierung lanciert, um der Übergewichts-Epidemie entgegen zu wirken. Das Programm umfasst über zwanzig Projekte, die sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene richten und die sich ihrerseits wieder in die nationalen Programme eingliedern, so dass sie von der Stiftung Gesundheigtsförderung Schweiz mit 1,2 Mio unterstützt werden konnten.
Damit kommen Aktionen in Gang, die wir von der Adipositas-Stiftung schon vor zehn Jahren gefordert haben… natürlich geschieht dies nicht unseretwegen, sondern wird im Rahmen weltweiter Koordinationsbestrebungen nachvollzogen. Es konkretisiert sich jetzt, was nach einer Vorlaufzeit von vielen Jahren eingefädelt und ausgedacht wurde. Und die Wirkung wird man vielleicht in einer oder zwei Generationen überprüfen können. Eine Investition in die Zukunft also.
Und doch gab es eine spezielle Koinzidenz: als kritische Beobachterin und Kommentatorin der Veranstaltung war die Journalistin Yvonne-Denise Köchli eingeladen worden. Mit scharfer Zunge fasste sie ihre Erkenntnisse und Einsichten zusammen. Eine davon ist so speziell wie verblüffend: während Generationen seien es die Frauen gewesen, deren Körper an irgendwelchen Idealen gemessen worden seien, was sie in eine elende Leidensspirale des Ab- und wieder Zunehmens getrieben habe… während es faktisch immer mehr Männer mit dicken Wänsten gegeben habe, aber die hätten sich nie darüber Gedanken gemacht. Und nun plötzlich, da auch das sogenannt starke Geschlecht mit ästhetischen Idealvorstellungen vom Sixpack konfrontiert würde, jetzt plötzlich lasse Vater Staat Millionen springen, um mit gross angelegten Kampagnen den armen Männern hilfreich unter die verfetteten Arme zu greifen… (tosender Applaus aus dem mehrheitlich von Frauen besetzten Auditorium).
Eine gewagte, aber interessante These, der ich natürlich nicht zustimmen kann… aber die doch zu Nachdenklichkeit anregt.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 21:25 |
Einst war Adel Abdel-Latif der schönste Mann der Schweiz. Das war vor 13 Jahren. Medizinstudent damals noch, kurz vor dem Staatsexamen, als er in die Mister-Maschinerie geriet. Ein freundlicher junger Mann, wir waren uns gelegentlich begegnet an Anlässen, die ich beruflich zu frequentieren hatte. Kein dummschwätzender Schönling, wie es viele gibt in der Branche.
Heute ist er etablierter Mediziner und schreibt im Blick am Abend eine Kolumne über Gesundheitsprobleme der Stars und derer, die scih dafür halten. In der heutigen Ausgabe hat er sich den früheren bundesdeutschen Aussenminister und Vizekanzler Josef „Joschka“ Fischer vorgeknöpft bzw. dessen Körpergewicht. Mit scharfem Auge diagnostiziert er ein „erschreckendes“ Aussehen: Aus dedm gertenschlanken Marathon-Mann ist ein beängstigend fettleibiger Mensch geworden.
Beflissen zählt der kleine Doktor alle Komorbiditäten auf, an denen Joschka leiden könnte, von Gefässverkalkung, Diabetes, Bluthochdruck und Hypercholesterinämie bis zu Herzinfarkt, Hirnschlag und Krebs, zudem ist da auch noch die Arthrose… Und Abdel hofft, dass Joschka durch seinen Aufruf zur Besinnung kommen und zu seinem früheren schlanken Selbst zurückfinden möge. – Das ist alles richtig und sachlich korrekt, bloss weiss der junge Mann wohl nicht, dass sich Fischer in einem ganz anderen Adipositas-Zyklus befindet. Er war schon korpulent, als er in den Turnschuhen als bundesweit erster Grüner zum hessischen Umweltminister ernannt wurde. Erst für sein Amt auf Bundesebene in der rot/grünen Koalition hat er tüchtig abgespeckt und sich unter anderem mit Marathon-Schauläufen bei Figur gehalten. Damals war er ein Vorzeige-Ex-Adipöser, dem es gelungen war, seinen stressigen Job mit der nachhaltigen Sorge für seinen Leib zu verbinden. Aber als es aus war mit dem linken Bündnis und der Macht und er bald darauf auch von seiner Partei ins politische Niemandsland verbannt wurde, da kamen die Pfunde zurück, ereilte ihn das sattsam bekannte Schicksal der 85%-igen Rückfallquote, wie sie im Adipositas-Schulbuch steht.
Ob er es nochmals schafft, ist offen. Je älter er wird, umso schwieriger wird es sein und er kann von Glück reden, wenn sich nicht das ganze Panoptikum der möglichen Begleiterkrankungen einstellt. Aber einige werden ihm nicht erspart bleiben.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 17:32 |
Die eben angelaufene Aktion für ein „gesundes Znüni“ an den Schulen der Stadt Zürich hat interessante Reaktionen ausgelöst. Viel Lob und Anerkennung seitens der Fachwelt in Sachen Ernährung, aber auch Vorbehalte gegenüber einer zu plakativen Unterscheidung zwischen „guten“ und „schlechten“ Lebensmitteln… In diesem Punkt ist auch die Nahrungsmittel-Industrie bereits auf die Barriakden geklettert und hat sich vehement gegen eine Verketzerung bestimmter Produkte (mit denen sie natürlich gute Umsätze macht) zur Wehr gesetzt. Und perverserweise gibt es auch Stimmen von Eltern, die auf ihre Freiheit pochen, ihren Nachwuchs mästen zu können wie es ihnen beliebt und sich in dieser Sache nichts vorschreiben zu lassen.
Vergleichbare Aktionen gab und gibt es auch in anderen Kantonen und Gemeinden und hier werden wichtige Grundsteine gelegt für ein später hoffentlich „richtiges“ und bewusstes Ernährungsverhalten… – Aber hoppla: da melden sich schon wieder Zweifel an, ob die Bemühungen zur Erziehung der Kinder nicht ins Gegenteil umschlagen könnten. Hierzu hat die New York Times einen aufschlussreichen Artikel publiziert: die Fachleute zeigen sich besorgt darüber, dass allzuviele Vorschriften und Ermahnungen die Kinder verunsichern und ihnen eine negative Einstellung gegenüber dem Essen vermitteln könnten. Da gibt es Kids, die sich vor bestimmten Nahrungsmitteln regelrecht fürchten und sie direkt mit Krankheiten oder dem Tod in Verbindung bringen… und wenn das „richtige“ Essen ein tägliches Thema sei, bestehe die Gefahr, dass sich im schlimmsten Fall schwere Essstörungen herausbilden, bis zur Anorexie.
Da sind die Eltern in der Zwickmühle: einerseits hören und lesen sie, dass Kinder schon mit 6 Jahren Nierensteine und Diabetes haben können und dass die Weichen für eine spätere Adipositas bis zum fünften Lebensjahr gestellt werden… und andererseits möchten sie ihre Kleinen nicht unter Druck setzen und verängstigen. So stehen sie vor der heiklen Aufgabe, ihre Kinder anzuleiten, die richtige Balance zu finden zwischen Genuss und bewusster Ernährung, und dies zudem stufengerecht, entsprechend dem jeweiligen Alter… Das war noch kein Problem, als unsereins klein war. Es fing bereits an, als unsere Kinder aufwuchsen. Aber heute ist es eine echte Herausforderung.
|
Info
Letzte Artikel
Suche
Facebook
Archiv
|