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Von Heinrich von Grünigen um 23:42 |
Die modernen Medien bringen so etwas wie die virtuelle Unsterblichkeit mit sich. Heute erreicht mich die E-Mail einer Person, die vor einiger Zeit einen Eintrag im Diskussionsforum der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS platziert – gepostet – hatte. Unlängst nun hatte sie ihren eigenen Namen gegoogelt und war dabei auch auf diesen alten Forums-Beitrag getsossen. Darüber hat die Person sich geärgert und von uns ultimativ verlangt, dass wir solches unterbinden sollten und unser Forum von dem Google-Zugriff schützen müssten.
Die Einsicht kommt etwas spät. Wir können zwar, mit einigem Aufwand, die früheren Eintragungen dieser Person aufspüren und sie in unserem Forum löschen. Das bedeutet aber nicht, dass der entsprechende Inhalt nicht noch sonst irgendwo in einem thematischen Zwischenspeicher abgelegt wurde und jederzeit bei entsprechender Recherche wieder hervorkommen könnte.
Das ist die Segnung – und der Fluch – unserer digitalisierten Gegenwart: wer immer etwas ins Netz stellt, und wäre es nur ein trivialer Ulk, muss damit rechnen, dass diese Botschaft dort bis in alle Zeiten irgendwo auf Abruf verfügbar ist und von Dritten eingesehen werden kann, zu jedem beliebigen Zeitpunkt und von jedem Ort der Welt aus. Es gilt das Wort, das Shakespeare einst geprägt hat, in Julius Caesar, wo Marc Anthon es ausspricht: Mischief thou art afoot – take thou what course thou wilt. (Unglück, du bist unterwegs – nimm nun den Verlauf, den du willst.)
In den allgemein zugänglichen Foren zum Thema Adipositas, meist benutzt von operierten PatientInnen, stehen so manche persönliche Lebensbeichten und Schicksalsberichte, dass man über die unverblümte Offenheit oft staunt, mit der intimste Fakten ausgebreitet werden. Zurückholen und ungesagt machen lassen sich solche Botschaften nicht. Man sollte sie so abfassen, dass man auch später noch zu ihnen stehen kann.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:49 |
Der Aufmarsch war gross, gestern Abend. Über hundert Personen waren gekommen, auf Einladung der Magenband und -Bypass-Selbsthilfegruppe Bern. Drei Fachreferate waren angekündigt. Dr. med. Natascha Potoczna gab eine generelle Einführung zum aktuellen Stand der Adipositas-Kenntnis, Dr. med. Rudolf Steffen, einer der erfahrensten Adipositas-Chirurgen der Schweiz, informierte über die verschiedenen Operationsformen und PD Dr. med. Fritz Horber legte dar, wie stark unsere Umwelt unser Verhalten beeinflussen kann und wie auch nur geringe Abweichungen vom Tagesbedarf im Energiehaushalt auf Dauer dazu führen, dass die entsprechend Veranlagten ihr Leben lang mit der Übergewichtsproblematik zu kämpfen haben.
Betroffen waren die meisten im Saal, entsprechend engagiert waren denn auch die Diskussionen, die nach jedem Referat entbrannten, denn die meisten im Publikum hatten vor kürzerer oder längerer Zeit eine Operation erlebt, gehörten zum Patientenkreis der Referierenden. – Es war eine Informations-Veranstaltung von schonungsloser Offenheit. Ohne Illusion machte Steffen auf die Risiken und die Grenzen eines Eingriffs aufmerksam und auf die unausweichliche Verpflichtung, sich anschliessend konsequent und lebenslänglich an die neuen Vorgaben für die Ernährung zu halten, wenn der erfolgreiche Gewichtsverlust von Dauer sein soll.
Horber plädierte für eine individuelle und gezielte Beschränkung. Wenn ein täglicher Energier-Überschuss von nur 50 Kalorien im Verlauf von zehn Jahren zu einer Gewichtszunahme von 25 Kilo führt, so lohnt es sich, jeden Tag auf etwas zu verzichten, was diesen 50 Kalorien entspricht… und etwas, das man nicht allzu sehr vermisst. Dazu – und das dürfte nicht allen leicht fallen – sollte man pro Tag mindestens (oder: wenn möglich) eine Stunde lang gehen. Und dies wirklich jeden Tag, um das Gewicht zu halten, ohne Ausnahme.
Eines war am Ende allen klar: wer einmal richtig dick ist, hat kaum Chancen, je wieder auf sein Idealgewicht zu kommen. Wer es schafft, etwas abzunehmen oder sein Gewicht stabil zu halten, kann stolz auf sich sein und tut auch was für seine Gesundheit. Wunder gibt es keine und zu erwarten sind sie nicht. Gewichtskontrolle ist tagtäglicher Kampf. (Eine Video-Aufzeichnung soll zu einem späteren Zeitpunkt auf der Website der Selbsthilfegruppe ins Netz gestellt werden.)
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Von Heinrich von Grünigen um 15:20 |
Jetzt lärmen sie ums Haus, die Kids von der nahen Montessori-Krippe, weltoffen und international zelebrieren sie Halloween und klopfen an die Türen in der nachbarschaft mit dem ruf nach Süssen und der Androhung von Sauren, falls ihrem Begehren nicht entsprochen wird…
„Süss“ als Bedrohung – ein aktuelles Thema in der Diabetes- und Adipositas-Forschung. Dieser Tage ist eine neue Studie publiziert worden über die Zusammenhänge zwischen dem Konsum von gesüssten Getränken und dem metabolischen Syndrom bzw. Diabetes Typ 2.
Die Forscher der Harvard School of Public Health (HSPH) haben in einer breit angelegten Meta-Analyse – das heisst durch vergleichende Auswertung zahlreicher schion bestehender Untersuchungen zum Thema – herausgefunden, dass der Konsum von gezuckerten Getränken deutlich das Risiko erhöht, an Typ 2 Diabetes zu erkranken. Sie empfehlen deshalb, wenn immer möglich auf solche Getränke zu verzichten und statt dessen „gesunde Alternativen“ zu bevorzugen…
Aber: was heisst das nun in der Praxis? Da bleiben uns die Experten die Antwort schuldig. Denn die Veränderung von liebgewordenen Gewohnheiten ist etwas vom Schwierigsten, das wissen wir aus Erfahrung. Wenn Kinder nicht von klein auf daran gewöhnt sind, zuckerlose Getränke zu schlürfen, fällt ihnen das Umsteigen später schwer. Feldversuche haben gezeigt, dass es in Schulklassen, die auch während des Unterrichts jederzeit zugang zu einem Trinkbrunnen mit Hahnenwasser haben, weniger übergewichtige Kinder gibt. Aber eben, das ist gewöhnungsbedürftig. Am Ende müsste man den Kids an Halloween Mineralwasserfläschchen verteilen..?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:25 |
Wer keine Chance hat, sein massives Übergewicht auf „normalem“ Weg zu reduzieren, indem er seine Ernährung umstellt und sich vermehrt bewegt, dem bleibt heute nur ein operativer Eingriff zur Gewichtsreduktion. In der Schweiz sind die Bedingungen dafür streng: es muss jemand einem BMI von über 40 haben, mindestens zwei Jahre lang müssen Versuche mit konventionellen Methoden gescheitert sein, man darf nicht älter als 65 sein…
Seit Jahren kämpfen die Fachleute um eine Angleichung an die Normen der umliegenden und der meisten Länder weltweit, die einen Eingriff schon ab BMI 35 zulassen, wenn Begleiterkrankungen vorliegen. Die strikte Handhabung der Richtlinien durch die Krankenkassen führt nicht selten zu der absurden Situation, dass einem Patienten, dem noch 600 Gramm fehlen bis zum Gewicht des BMI 40, empfohlen werden muss, zuhause einige Tage tüchtig zu futtern und dann nochmals zum Messen zu kommen.
Nun erfahren wir, dass es in England eine vergleichbare, noch härtere Situation gibt, indem eine lokale Krankenkasse – im Widerspruch zur staatlich definierten Norm – von sich aus als Voraussetzung für die Kosengutsprache den BMI auf 50 festgelegt hat. Die Fachwelt ist empört und bezeichnet diese Regelung als willkürliche Schikane.
Was treibt die Versicherer dazu, sich im Einzelfall so vehement gegen die Magen-Operationen zu sträuben? Es kann nur der Versuch sein, sich Kosten vom Leib zu halten. Dabei ist die jahrelange Behandlung von Belgeiterkrankungen wie Diabetes, Arthrose oder gar Krebs um ein Vielfaches teurer. Nimmt man die totalen Kosten der Behandlung von Übergewicht und der dadurch mitverursachten Krankheiten, so machen die chirurgischen Eingriffe gerade mal ein Prozent aus (so jedenfalls eine aktuelle Information anlässlich des Zürcher Übergewichtstags von dieser Woche). Was also soll die Klemmerei auf Kosten der Patienten?
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Von Heinrich von Grünigen um 23:54 |
Bei Lebensmitteln soll künftig viel strenger geregelt werden, welche gesundheitsförderlichen Wirkung in der Werbung genannt oder vielmehr nicht mehr genannt werden darf. Das Resultat sieht man schon in den TV-Spots: wo früher der sündige Wetterfrosch mit blumigen Worten die abwehrkräftefördernde Heilkraft der überteuerten Joghurtdrinkleins pries, sitzt heute eine junge Frau im Tram, schwärmt von der positiven Wirkung richtiger Ernährung und ausreichender Bewegung und erwähnt so nebenbei, dass das besagte Drinklein nicht nur gut schmecke, sondern ebenfalls zum Wohlbefinden beitrage – und dabei vermeidet sie sorgsam jedes falsche Wort, auf dem man sie behaften könnte.
Da ist es mit dem Bürogerät namens TrekDesk eine ganz andere Sache. Es handelt sich dabei um ein Laufband, kombiniert mit einem Arbeitsplatz, an dem amn einen Bürojob verrichten und gleichzeitig marschieren kann. Dieses Gerät – so sagt die Werbung explizit – ist gut gegen fast jede denkbare Krankheit, die auch beim Namen genannt wird: Übergewicht, Krebs, Demenz, Alzheimer, Rückenschmerzen, Bluthochdruck… Wobei man natürlich sagen kann, dass all dies auch positiv zu Buche schlagen würde, wenn man einfach jeden Tag eine schöne Strecke wandern würde, ganz ohne Gerät.
Im Hintergrund steht die wissenschaftlich erhärtete Erkenntnis, dass langes berufsbedingtes Sitzen der Gesundheit abträglich ist und dass es mehr helfen würde, weniger lange pro Tag zu sitzen (daher: im Gehen zu arbeiten), als zusätzlich zum langen Sitzen noch extra zu laufen… Und laufen könnte man ohne jede Anpreisung.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:57 |
Mit einer öffentlichen Veranstaltung informiert die Gesundheitsförderung Kanton Zürich über den Stand der Dinge in SAchen Übergewicht. Es werden die Fakten auf den Tisch gelegt, was kantonale Erhebungen betrifft zur Verbreitung von Übergewicht und Adipositas im Kanton und welche Kosten dadurch verursacht werden. Ebenso wird informiert über die Reaktionen des Publikums auf die Medienkampagne „Leichter leben“.
Kurzentschlossene können noch hingehen, der Anlass beginnt um 17.15 Uhr. Alle Details auf der Website.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:43 |
Ein untrügliches Indiz dafür, dass die Menschen dicker werden, ist offenbar das Oktoberfest. So zu sehen heute in einem Bericht in 10vor10: es ging um verschiedene Ausprägungen der helvetischen Abart dieser urgermanischen Bierseligkeit mit Hendl und Hoxn… Der Organisator der Festlichkeiten in Baden freute sich zwar über den guten Zulauf und die enorme Trinkfestigkeit seiner Kundschaft, die schon lange vor Mitternacht in lärmender Trunkenheit auf die Sitzbänke steigt und johlend die Mass-Humpen schwingt.
Aber gleichzeitig klagte er darüber, dass dieses Jahr so viele Bänke zu Bruch gegangen seien wie nie zuvor. Es scheint, dass diese hölzernen Klappsitzgelegenheiten so konstruiert sind, dass sie das Gewicht der Trinkenden tragen mögen, solange diese im Sitzen noch einen Teil desselben mit den Füssen am Boden abstützen können… Sobald sie aber auf die Bänke hinaufsteigen, dort im Takt der Humpa-Tumpa-Täterää-Musik auf und ab hopsen, hält das Holz nicht mehr stand und die Bank zerbirst unter der brutalen Last der hüpfenden Säufer und Trinkerinnen.
Und das vor allem, so muss ich schliessen, weil die von Jahr zu Jahr schwerer werden. Am Bier allein kanns ja nicht liegen. Es müssen die Fettreserven sein, die sich – von Oktober zu Oktober – angelagert haben und die nun offenbar einen kritischen Toleranzwert überschritten haben, in der Summe der alkoholisierten Ausgelassenheit. – Hinter dem Festzelt stapelt sich bereits eine ganze Beige von zersplitterten Sitzplanken, gegen dreissig Prozent seien es bisher, sagt der Wirt. Ein weiterer Kollateralschaden des Übergewichts. Ich wage gar nicht an die verstauchten Knöchel oder gar gebrochenen Knochen zu denken, die entstehen können, wenn die hüpfenden Trunkenbolde zu Boden gehen… darüber war im TV-Bericht nichts zu vernehmen.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:05 |
Es kommt eigentlich selten vor, dass sich in all den dicken Sonntagszeitungen, die mir der Verträger keuchend zum Haus schleppt, keine geeignete Vorlage für mein Blog-Thema findet… und vielleicht habe ich heute nur zu wenig aufmerksam geblättert, was durchaus möglich wäre.
Aber ich nehme mit grosser Freude zur Kenntnis, dass in der neuen Casting-Sendung auf SF, dem Kampf der Chöre, in verschiedenen der ad hoc-Formationen aufgestellte Sängerinnen dabei sind, die nicht dem clichémässigen „Ideal“ der Model-Masse entsprechen. Dass hier die Auswahl nicht nach Vorurteilen erfolgt ist, sondern nach Talent und Gesangsvermögen, das gibt Hoffnung, dass auch Menschen mit Format und Gewicht so akzeptiert werden können, wie sie sind. Sie haben sich im Rhythmus und Musik von ihrer besten Seite gezeigt, haben Power und Lebensfreude bewiesen und sie dürften – unbesehen des finalen Publikums-Ratings – als Sieger von der TV-Bühne gehen.
Gut gemacht, viel Glück, ich drücke die Daumen! Diskriminierung ist hier kein Thema!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:22 |
Vor einigen Tagen habe ich hier darüber berichtet, dass in Deutschland eine Art Klagemauer eingerichtet werden solle, an die man sich wenden kann, wenn man Betrug und Irreführung im Lebensmittelbereich wittert oder festgestellt hat. Und habe bedauert, dass es so eine öffentliche Institution bei uns nicht gebe.
Inzwischen bin ich eines – wenn nicht besseren so doch zumindest – anderen belehrt worden: eine vergleichbare Aufgabe nähmen bei uns die Kantonschemiker wahr, die in ihren Labors den Geheimnissen der Lebensmittel nachspüren würden und die gezielte Untersuchungen einleiten, wenn der Verdacht auf Missbrauch oder Täuschung vorliegt. – Dies war mir so bisher nicht bekannt oder bewusst. Klar hat man immer etwa gehört, dass da und dort ein Missstand aufgedeckt worden ist, aber zur Systematik gab es kaum Informationen.
Man müsste der Sache nachgehen und diesen „service public“ für unsere Zwecke sinnvoll nutzen können. Aber immer bleibt noch die Frage nach einer sinnvollen, kräfteschonenden Koordination der Anstrengungen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:46 |
Anruf einer Journalistin heute: Die Aktien der Firma McDonald’s hätten im letzten Jahr einen Höchststand erreicht, gerade in der Schweiz sei die Wachstumsrate beachtlich. Was wir dazu zu sagen hätten und wie wir – von der SAPS – uns das erklären würden. Meine Ausführungen finden sich auszugsweise im Text, der heute online gestellt wurde.
Wie immer gerät in der Kurzfassung die Differenzierung in Mitleidenschaft. Interessant sind die Fakten aus dem Hintergrund. Eine Formulierung ist allerdings eher unglücklich gewählt. Hamburger in Massen genossen seien gar nicht so schlecht, steht da als Zitat von mir. Das kann falsch verstanden werden und beim Gegencheck am Telefon habe ich es glatt überhört: ich meinte natürlich nicht, dass der massenhafte Genuss von Hamburgern unproblematisch sei, im Gegenteil: massvoll wäre der richtige Ausdruck, ab und zu, vielleicht einmal im Monat…
Eine Zahl bleibt noch zum Schluss: Hamburger sind gar nicht das grösste Problem beim Übergewicht. Sie machen am totalen Umfang der „Ausser-Haus-Verpflegung“ lediglich ein Prozent aus. Allerdings sind es vor allem die Jungen, die sich auf diese Weise ernähren. Alle Kampagnen, die sich für eine gute Ernährung der Kinder engagieren, werden erst in einigen Jahren „wirken“ bzw. Wirkung zeigen.
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