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Von Heinrich von Grünigen um 18:34 |
Damit haben wir nicht gerechnet. Dass der gute alte Kaffee plötzlich auf der Liste der Schlankmacher auftaucht. Und doch hat eine Studie der Griffith University gerade dies ergeben. Wer zum Frühstück Kaffee trinkt, hat weniger Hungergefühle und nimmt insgesamt weniger Kalorien zu sich. Wichtig ist dabei allerdings, dass der gesamte tägliche Kalorienverbrauch nicht reduziert wird, dass man sich weiterhin ausreichend bewegt und dass man nicht etwa der Versuchung erliegt, später im Lauf des Tages den reduzierten Kalorienkonsum zu kompensieren.
Und das ist eine Herausforderung an unsere vertrauten Gewohnheiten. Denn hierzulande verbindet sich doch die Tasse Kaffee nach dem Essen fast automatisch mit einem Dessert, einer Süssigkeit, mit etwas Konfekt… Und wenn man an Angebote in den fliegenden Kaffeetheken im Bahnhof denkt, wo Schokogipfeli und neuerdings auch cremegefüllte Donuts in allen Farben auf uns warten, oder an die Kalorienschleudern aller Grössen, die sich bei Starbucks am Tresen erstehen lassen, dann haben wir Grund zur Annahme, dass es noch ein weiter Weg ist, bis diese gewichtsreguliernde Wirkung der Kaffeebohne wirklich zum Tragen kommt. Aber wenn wir schon lernen könnten, auf den Kaffeerahm zu verzichten, wäre dies ein Schritt in die richtige Richtung.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:18 |
Wir alle kennen die Geschichte vom Trojanischen Pferd. Da die Griechen die Stadt Troja nicht von aussen erobern konnten, erdachten sie eine List. Sie bauten ein grosses Pferd aus Holz, in dessen hohlem Bauch sich einige Soldaten versteckten. Die Trojaner, neugierig geworden, zogen dieses Pferd in ihre Stadt. In der Nacht kletterten die Krieger heraus und öffneten von innen die Tore, worauf das griechische Heer die Stadt mühelos erobern konnte.
Um Eroberung in einem andern Sinne geht es wohl auch im Falle von Grabyo. So heisst eine neue Internet-Technologie, mittels derer kurze Live-Botschaften in den laufenden Austausch zwischen Benutzern der Social Media eingeblendet werden können, und zwar so, dass das ursprüngliche Bild erhalten bleibt, dass aber die Grabyo-Mitteilung oder das Kurzvideo gleichzeitig zu sehen sind.
Als erster weltweit tätiger Konzern hat sich Unilever diesen Dienst gesichert, um seine Produkte auf moderne Weise vermarkten zu können und an ein junges Zielpublikum zu gelangen. Es dürfte nicht lange gehen, bis die entsprechenden Werbebotschaften auf den iPods und Tablets auftauchen, beim Twittern und auf facebook Huckepack mitfahren und uns davon zu überzeugen versuchen, wie lecker doch das eine oder andere Angebot sei.
Die Firmen haben zwar ihr Versprechen abgegeben, Jugendliche nicht mit Werbung für ungesunde Nahrungsmittel zu ködern. Und neben der TV-Werbung sind vor allem die Bildschirmchen der vielen Spielkonsolen und Chatboxen gefährdet… Hier sollen offenbar Präjudizien geschaffen werden, ehe die neuen Methoden bekannt sind, mit denen einem Missbrauch begegnet werden könnte.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:18 |
Zugegeben, dieser Titel tönt kompliziert. Aber er illustriert einen interessanten und hoffentlich tragfähigen Kompromiss, der die Lebensmittel-Kennzeichnung nachhaltig beeinflussen wird.
Als die Gesundheitsbehörden in England von Jahren vorschlugen, die Bekömmlichkeit von – vor allem industriell gefertigten – Lebensmitteln durch die Farben der Verkehrsampel (Traffic Light) Rot – Gelb – Grün zu kennzeichnen, ging ein Aufschrei durch die Wirtschaft und in Windeseile zimmerten die globalen Konzerne ein Gegenmodell, den GDA (Guideline Daily Amount), die Richtlinien für den Tagesbedarf an Energie, wobei in Prozenten angegeben wurde, wie gross der Anteil des täglichen Bedarfs ist, der durch eine Portion gedeckt wird… So konnte vor allen die verhasste Farbe ROT vermieden werden, denn bei ihr befürchtete man einen Verkaufs-Boykott durch die Konsumenten.
Auch hierzulande stiess die Ampel-Idee zwar bei der Bevölkerung auf Sympathie, weil sie einfach und verständlich schien… in Fachkreisen und bei der Industrie fiel sie jedoch durch, weil sie entweder zu wenig Differenzierung erlaube oder eben den Umsatz gefährden könnte. In der EU wurden verschiedene Vorstösse abgeblockt, die Ampel einzuführen.
Nun hat England offenbar den gordischen Knoten durchtrennt: dort wird ein neues, einheitliches und kombiniertes System eingeführt. Es besteht einerseits aus dem von der Industrie favorisierten GDA-System, dessen einzelne Angaben neu mit der entsprechenden Farbe unterlegt und durch eine Textbotschaft ergänzt werden: „hoch“ mit Rot, „mittel“ mit Gelb und „tief“ mit Grün… für die Bestandteile Fett, Eiweiss, Zucker, Salz…
Die Einführung soll auf freiwilliger Basis erfolgen, aber man geht davon aus, dass der Marktdruck die Produzenten zwingen werde, ihre Angebote „korrekt“ zu kennzeichnen. Die britischen Konsumenten-Organisatinen sprechen von einem „riesigen Schritt in die richtige Richtung“… einige Konzerne knurren noch und haben Widerstand angessagt, vor allem jene, bei denen „Rot“ vorherrschen dürfte… Aber die Neuerung wird allgemein begrüsst als wichtiger Meilenstein im Kampf gegen die Adipositas-Epidemie.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:35 |
Man solle nicht mehr länger zuwarten, um etwas zu unternehmen. Zu diesem Schluss gelangen Wissenschafter, die sich in einer Meta-Studie mit der Frage befasst haben, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Konsum von Zucker (hauptsächlich in Form von gesüssten Getränken) und der Verbreitung von Übergewicht und Adipositas.
Die Beweislage sei eindeutig, lautet ihr Fazit. Werden mehr Süssgegtränke konsumiert, ist die Wahrscheinlichkeit grösser, von Adipositas bedtroffen zu werden und an einer der Folgekrankheiten zu leiden; wird weniger Süsses getrunken, nimmt diese Wahrscheinlichkdeit ab.
Wie immer in solchen Fällen gibt es auch gegenläufige Resultate einzelner Studien und Experimente, je nachdem, ob diese auf Langzeit-Beobachtung oder als Kurzzeit-Test angelegt sind, und je nach der Grösse und der demografischen Zusammensetzung der jeweiligen Probanden-Gruppe.
Diese punktuellen Widersprüchlichkeiten aber, meinen die Forscher, seien nicht so fundamental, dass es gerechtfertigt wäre, noch weiter zuzuwarten, bis eines Tages durch künftige Studien diese Widersprüche aufgelöst seien. Denn der Schaden – dort wo er eintrete – sei womöglich irreparabel: wer einmal adipös geworden sei, habe grösste Mühe, das Gewicht wieder zu verlieren, deshalb lohne es sich, unverzüglich die politisch notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um den Süssgetränke-Konsum einzudämmen, um sofort jene vor weiteren Schädigungen zu bewahren, die dafür anfällig seien.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:22 |
Da kommt ein neuer Ernährungs-Gag auf uns zu. Auf Daily Mail Online ist die Rede von „Butter-Kaffee“, der zugleich Energie spenden wie auch beim Abnehmen helfen soll. Grundlage sind die Theorien von der Paleo-Höhlenmenschen-Diät. Dieser Kaffee ist sehr einfach zuzubereiten: in eine Tasse frisch gebrühten Kaffee gibt man 80 Gramm Butter und lässt sie zergehen. Ende.
Das mutet auf den ersten Blick absurd an. Auf den zweiten und dritten Blick stellt sich etwas Logik ein: Butter besteht aus Rahm – und nicht wenige Kaffeeliebhaber erhöhen ihren Trinkgenuss durch die Zugabe von Vollrahm, oder doch wenigstens von Kaffeerahm. Und viele Leute lieben ein knusprig frisches Butterbrot, das dick mit dem goldgelben Fettaufstrich bedeckt ist, mit dem unvergleichlichen Geschmack von Wiesen, Gras und Kräutern. Was also soll an dem Stoff schlecht sein, wenn er in Kaffee gelöst ist?
Natürlich gibt es da ein Kalorienproblem. Eine Tasse Kaffee natur enthält 0,0 kcal. Mit der vorgeschlagenen Menge Butter – fast ein ganzes Ankemödeli – kommt die Tasse hingegen auf mehr als 700 Kalorien, mehr als eine ganze Mahlzeit… Erfunden worden sei das Getränk weit oben im Himalaja als Energie-Spender für Bergsteiger in eisiger Höhe. Und das ist das zweite Problem: wer die gebutterte Brühe in der urbanen Tiefebene schlürft, hat bei weitem nicht den gleichen Kalorienverbrauch, wie die Kletterer im ewigen Eis. Daher ist die Annahme, man könnte dank diesem Getränk besser abnehmen, reichlich weit hergeholt. Am Ende geht es um ein ganz normales Genussmitttel, wie etwa um ein Stück Schwarzwäldertorte. Wenn mir danach ist, gönne ich mir eins. Und plane es in meine laufende Ernährung ein. Auch wenn ich kein Höhlenmensch bin.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:15 |
Werbung ist verheerend erfolgreich. Was wie ein Kompliment klingt, ist ein massiver Vorwurf, wenn es um Werbung und Marketing für zucker-, fett- und salzreiche Nahrungsmittel geht, die sich an Kinder und Jugendliche richtet.
Zu diesem Befund kommt eine Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation für Europa. In den 53 Ländern der Region bestünden zwar die gesetzlichen Grundlagen, um die überbordenden Werbebotschaften zu regulieren, auch sei die Erkenntnis bei den Behörden vorhanden, dass zwischen Werbung für „ungesunde“ Lebensmittel und der Zunahme von Übergewicht und Adipositas bei Kindern ein Zusammenhang besteht, aber die konkreten Bestimmungen seien heute allgemein zu lasch und würden nicht konsequent durchgesetzt.
Anfang Juli wird die WHO an einem Kongress in Wien die dort versammelten Gesundheitsminister der betiligten Länder auffordern, in dieser Richtung aktiv zu werden. – Auch in der Schweiz ist man dabei, im Rahmen von laufenden Gesetzesrevisionen die Möglichkeit zu schaffen, in dieser Thematik aktiv zu werden. Die Initiative der Lobbygruppe NGO-Allianz Ernährung, Bewegung, Körpergewicht kam offenbar gerade rechtzeitig und wird hoffentlich wirkungsvoll umgesetzt.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:01 |
Wenn man sich körperlich übernommen hat, lechzt alles nur noch nach Ruhe. Heute war wieder mal die jährliche Sternfahrt unseres früheren Sponsors Abbott/AbbVie. Aus allen Teilen des Landes kamen rund 500 Repräsentanten von 17 verschiedenen Patientenorganisationen zusammen, um per Velo durch die Schweiz zu radeln und sich am Zugersee in Cham ein Stelldichein zu geben.
Gemeinsam haben wir 28’000 Kilometer zurückgelegt und so – je nach Delegationsstärke – einen Batzen für die Patienten-Kasse gewonnen. Die Schweizerische Adipositas-Stiftung SAPS hatte diesmal über 30 MitfahrerInnen mobilisiert, nachdem wir vor Jahren ganz klein und quasi im familiären Rahmen begonnen hatten.
Für schwergewichtige Zeitgenossen ist Radfahren ohnehin eine Herausforderung, auch wenn diemal mehr elektro-unterstützte Velos als je zur Verfügung standen. Der Druck, den das eigene Körpergewicht auf die Sitzfläche ausübt. dort wo sie den Sattel berührt, ist nicht von Pappe, und auf der 24 Kilometer langen Strecke, die ich selber bis zum Mittagessen zurückgelegt hatte, gab es abwechslungsreiche Wege, zwischen Autostrasse und Seeufer… Jetzt rächte es sich bitter, dass ich zuhause nicht öfter auf dem Hometrainer geübt hatte und ich wage kaum mir vorzustellen, wie der morgige Tag mit dem ergiebigsten Muskelkater des zurückliegenden Jahres werden wird – wenn jede einzelne Muskelfaser rebelliert dagegen, dass sie mithelfen sollte, den massigen Körper aus dem Sitzen aufzustemmen und ihn staksend durch die Wohnung zu bewegen.
Ich denke,. ich werde mich darauf beschränken, nur gerade die lebensnotwendigen Verrichtungen und Gänge auszuführen und sonst den Tag so weitgehend wie möglich im Bett zu verbringen, schönes Wetter hin oder her. Am Montag schauen wir dann weiter. – Und natürlich: vorher noch ein dickes DANKESCHÖN an die Organisatoren und die über 100 Helferinnen und Helfer aus dem Betrieb, die den Anlass in ihrer Freizeit organisiert haben.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:35 |
Der Disput ist nicht neu. Junge Menschen, wie dick sie auch sein mögen, haben nicht das Gefühl, krank zu sein. erst wenn sich die Begleiterkrankungen zu manifestieren beginnen, keimt das Bewusstsein auf, dass Übergewicht etwas mit Gesundheit zu tun haben könnte.
In Amerika hat die oberste Ärzte-Vereinigung, die AMA (American Medical Association) jetzt nach eingehender Abwägung von Pro und Contra beschlossen, dass Adipositas definitiv eine Krankheit sei. Dies, obwohl Experten aus den eigenen Reihen dringend davon abrieten, um die Übergewichtigen nicht noch zusätzlich zu stigmatisieren.
Die offizielle Anerkennung des Krankheits-Status‘ soll es den Hausärzten erlauben, Patienten mit BMI über 30 rechtzeitig auf die negativen gesundheitlichen Folgen hinzuweisen und sie einer Therapie zuzuführen. Zudem soll die Zeit, welche die Ärzte für die Beratung benötigen, in die Tarifordnung aufgenommen werden und es soll Druck auf die Zulassungsbehörden ausgeübt werden, neuen Medikamenten den Zugang zum Markt zu öffnen.
Durch diesen Entscheid wird fast ein Drittel der amerikanischen Bevölkerung und werden 17 Prozent der US-Kinder in den Kranken-Stand versetzt… Die generellen Vorteile würden die möglichen individuellen Nachteile bei weitem überwiegen, sagen die Wortführer der Vereinigung.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:59 |
Vom Schwesterchen ist nicht die Rede, aber es ist natürlich mit gemeint. Wie immer. Und ums Trinken im weitesten Sinn ging es heute am ersten Medien- und Expertenseminar zum Thema „Balanced Lifestyle – Bedeutung und Förderung eines aktiven, gesunden Lebensstils“, organisiert von Coca-Cola Schweiz, unter dem Patronat der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung.
Welche Rolle spielen ausgewogene Ernährung und ausreichende Bewegung für das Wohlbefinden der Menschen? Wie viel Flüssigkeit braucht man zum Leben, im „Normalzustand“ und auch als SportlerIn? Und: was weiss die Wissenschaft heute zum Thema künstliche Süssstoffe? Sind sie gesundheitsverträglich? Gibt es Probleme? Stimmen die Vorbehalte, die man immer wieder hört? Und zuletzt wurde informiert über die neue Marketing-Strategie des weltgrössten Getränkeherstelleres, der eine internationale Image-Kampagne lanciert hat, welcher die Idee zugrunde liegt, dass der Konzern, der den schlechten Ruf hat, mit seinem Verkauf von Süssgetränken massgeblich für das Überhandnehmen der globalen Adipositas-Epidemie mitverantwortlich zu sein, sich aktiv einbringt in den Kampf gegen Adipositas und Übergewicht: durch das Versprechen, keine Produktewerbung mehr an Kinder unter 12 Jahren zu richten und durch verschiedenste Aktionen um die Bevölkerung zu einem gesunden und bewegten Lebensstil zu animieren.
Die Firma hat auch die Realisierung von Broschüren unterstützt, in denen sich unabhängige Schweizer Wissenschafter zur Thematik der künstlichen Süssstoffe äussern: eine hilfreiche Aufklärungsschrift, die sagt, was Sache ist. Wir von der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS zeichnen als Mitherausgeber und begrüssen die Verbreitung der Publikation.
An der heutigen Veranstaltung wurden auch kritische Fragen laut. Kann man wirklich davon ausgehen, dass das thematische Engagement des Limonadeherstellers „gegen Adipositas“ nachhaltig und von Dauer sein wird? Selbstverständlich ist die Firma als gewinnorientiertes Unternehmen im Wettbewerb darauf angewiesen, ihre Produkte zu verkaufen… umso wichtiger ist es daher, dass konsequent immer auch Getränke ohne Zucker und und mit Süssstoff angeboten werden – inzwischen macht dies 40 Prozent des Umsatzes aus. Dies reduziert immerhin die Kalorienaufnahme gewisser Menschengruppen ganz wesentlich. In diesem Sinne war es heute der Anfang von hoffentlich weiteren, erfolgversprechenden Aktivitäten.
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Von Heinrich von Grünigen um 20:56 |
Es geht um eine Trilogie. Sie heisst „Paradies: Liebe / Glaube / Hoffnung“ und wurde realisiert vom Oesterreicher Regisseur Ulrich Seidl. Bei der Filmkritik haben die drei Werke unisono Lob und Anerkennung gefunden. Die beiden ersten Titel waren oder sind bereits in unseren Kinos. Dieser Tage läuft in einigen Städten der dritte Teil an: „Paradies: Hoffnung“.
Es ist die Geschichte einer jungen, übergewichtigen Frau. Sie nimmt in einem Diätcamp an einem Abspeck-Kurs teil, lernt einen neuen Umgang mit Nahrung und trimmt sich unter strenger Aufsicht so gut oder schlecht es eben geht. Und im Camp verliebt sich der schwere Teenager, noch unerfahren in Liebesdingen, in ihren betreuenden Arzt. Für sie spielen die 40 Jahre Altersunterschied keine Rolle: es ist die grosse, endgültige, auch verzweifelte Liebe, die sie antreibt, die Nähe des älteren Mannes zu suchen. Der hält sich zwar auf Distanz, weist die Avancen der Jugendlichen aber auch nicht eindeutig in die Schranken, was ihrer Hoffnung durchaus Nahrung gibt.
Manche Kritiker halten den dritten Film der Seidl-Trilogie für weniger konsequent und griffig als die früheren… aber das muss uns nicht interessieren. Das Besondere, was diesen Film sehenswsert macht für alle, die mit adipösen Menschen zu tun haben, das ist die überaus exakte, dokumentarische und doch behutsame, wahrheitsgetreue Auslotung der Gefühlswelt des jungen Mädchens in seiner vom Fett bestimmten Körperlichkeit.
Trivial gesagt, würde das Fazit lauten: Auch Dicke haben Gefühle! Diese Aussage ist im Kontext mit unserem Beziehungsalltag so wichtig, dass Seidl nicht genug dafür gelobt werden kann, dass er sich dieses Themas so sensibel angenommen hat.
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