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Von Heinrich von Grünigen um 15:30 |
Sie ist die Lebensspenderin par Excellence. Sie macht nicht nur manches wieder gut und müde Männer munter, sie ist immer schon als erste auf den Berggipfeln und soll extra starke Knochen machen: die Milch.
Die Natur hat es so eingerichtet, dass neu geborene Säugewesen über die Muttermilch alle notwendigen Bausteine zugeführt erhalten, um aufzuwachsen und den Kampf des Lebens bestehen zu können. Und unsere Zivilisation hat die Milch und die aus ihr hergestellten Produkte zu wesentlichen Pfeilern unserer Nahrung erklärt.
Milch sei so etwas wie ein Wunderheilmittel, suggeriert uns die rührende Geschichte von Heidi und der behinderten Klara in den Bergen, die wieder gehen konnte, nachdem sie Alpöhis frische Ziegenmilch getrunken hatte… Aber fragt man die heutigen Kids, woher der weisse Lebenssaft denn komme, sind viele fest davon überzeugt, dass der im Tetrapack heranwächst.
Milch ist zu einem der bedeutendsten Landwirtschafts-Faktoren geworden und die überlieferte Idylle vom freundlichen Bauern, der seine Tiere mit Namen kennt und ihnen liebevoll übers Euter streichelt, ehe er ihnen schonend die Milch entlockt, ist trügerisch geworden. Die Margen sind so knapp, dass existenzsichernde Gewinne nur noch mit grossindustrieller Massenhaltung zu machen sind. Aus der sanftäugigen Kuh ist ein dauerschwangerer Höchstleistungs-Apparat geworden, gezüchtet um unter gesundheitlichen Risiken hochkonzentriertes Kraftfutter zu Milch zu verarbeiten, die ihrerseits industriell weiter verarbeitet, in ihre chemischen Bestandteile zerlegt und wieder zusammengepanscht wird, bis die bunte Palette von flüssigen und festen Milchderivaten entsteht, welche die Regale im Supermarkt füllen. An den Geschmack von Milch frisch vom Bauern müsste man sich erst wieder gewöhnen.
Interessant ist ja auch, dass wir hauptsächlich auf die Milch fixiert sind, die von Kühen kommt. Die von Ziegen oder Schafen sei – sagen Kenner – zwar „besser“… aber wir kennen sie nicht und rümpfen die Nase. Milch vom Pferd oder vom Esel… da schaudert uns, obwohl es ganze Zivilisationen gibt, die damit überlebt haben.
Dabei – und das ist eine neuere Erkenntnis – ist der Milch-Konsum durch erwachsene Menschen nicht ohne Risiko, das zeigen aktuelle Untersuchungen und Kontroversen unter Ernährungswissenschaftern. Dieses spezielle Spannungsfeld wird sehr informativ ausgeleuchtet durch eine Filmdokumentation des Norddeutschen Rundfunks NDR: Die Milch-Lüge.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:40 |
Seit einem halben Jahr wohnen wir jetzt im siebten Stock direkt über dem Bahnhof Oerlikon. Abgesehen davon, dass es amüsant ist, am Morgen gemütlich beim Frühstück zu sitzen und zu sehen, wie unten die Ameisentröme zur Arbeit trippeln, kommt nun die warme Sommerzeit. Damit kommen die in der Nacht geöffneten Fenster und damit kommt auch der Lärm vom Bahnhof in die Wohnung.
Das sind ganz verschiedene Lärm-Kategorien: von der einfahrenden und bremsenden S-Bahn, über den anfahrenden und beschleunigenden Regionalzug bis zum durchrauschenden ICE und dem wummernd-hämmernden Güterzug, der nicht mehr enden will. Nichts liegt mir ferner, als mich darüber zu beklagen, schliesslich haben wir das ja gewusst, als wir uns für diese Wohnlage entschlossen haben. Und es gibt ja die Berichte von Leuten, die an Bahnlinien wohnen, dass sie die Zugsgeräusche nach einer gewissen Zeit rgelrecht ausblenden und in der Nacht erschrecken, wenn mal ein Zug ausfällt.
Nun lese ich aber von einer Studie der Universität Tübingen, dass es für die Qualität des Schlafes durchaus vorteilhaft sei, wenn in der Nacht regelmässige Geräusche ans Ohr dringen, die mit dem Rhythmus der Gehirnströme synchronisiert sind… dadurch wird nicht nur der Schlaf tiefer und besser, dies verbessert auch die Lernfähigkeit des Gehirns! Und wenn man weiss, wie wichtig „guter“ Schlaf für die persönliche Gewichtskontrolle ist, dann kann man sagen, es war direkt ein Glücksfall, zum Bahnhof gezogen zu sein.
Es geht nun nur noch darum, die richtige Dosierung de Lautstärke zu finden, durch gezieltes Öffnen oder Schliessen der Fenster, durch eine entsprechende und passende Dämpfung des Geräuschpegels (wie im Schlaflabor der Universität) und vor allem dadurch, dass es gelingen muss, die Kadenz und den Rhythmus der während der Nacht durchratternden Züge auf meine eigenen Hirnschwingungen abzustimmen…
Wenn ich den Trick herausgefunden habe, wie dies zu machen ist, haben wir das Problem gelöst.
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Von Heinrich von Grünigen um 14:33 |
Man weiss ja nie, was das Leben an Überraschungen bereit hält. Da gibt es die verschiedensten Prognosen, die mehr oder weniger sachlich zu begründen sind. In meiner Jugend schien mir ein Alter von 77 (abgesehen von der „Schnapszahl“) schon so „biblisch“ zu sein, dass ich kaum wagte, daran zu denken, es zu erreichen. Schon die Jahrtausend-Schwelle lag zu unserer Schulzeit in unerreichbar nebulöser Ferne und man konnte sich nicht vorstellen, jemals ernsthaft eine 2000 aufs Briefpapier zu schreiben.
Inzwischen ist viel Zeit vergangen und die Vorhersagen haben sich z.T. verdichtet. Auf der einen Seite attestieren mir Fachleute, dass ich bei meinem Körpergewicht theoretisch – und statistisch – längst „tot“ sein müsste… was mich dazu motiviert, meine Tage in relativer Gelassenheit zu verbringen, da sie ja eh „geschenkt“ sind.
Auf der andern Seite habe ich unlängst auf einer Website einen Lebenszeit-Kalkulator entdeckt, der einen recht seriösen Eindruck macht (siehe: Questionnaire). Der sagt mir – mit den nötigen Vorbehalten – voraus, dass ich das 85. Altersjahr noch erreichen könne, also nicht vor 2026 ans Ableben denken müsse. Allerdings ist auch dieser Rechner ins Grübeln geraten: er fragt mich unter der Rubrik Körpergewicht, ob ich meine Grösse und mein Gewicht wirklich korrekt eingegeben habe… und weist darauf hin, dass seine Rechenkapazitäten in diesen Grössenordnungen etwas überstrapaziert seien und keine verlässlichen Resultate erwarten liessen…
Logisch, ich bin da ein Ausreisser in einer Kategorie, für die es nicht mehr ausreichend Exploranden gibt, um einen soliden Durchschnittswert zu ermitteln… Aber soll mich das belasten? Da müsste ich vorher noch endlich einen Velohelm kaufen, jetzt wo die Radel-Saison wieder gekommen ist… aber da halte ich mich immer noch an die schöne alte Zeitungsmeldung über eine Kollision zwischen einem Wildschwein von 150 Kilo und einem Porsche 911, bei der das Auto Totalschaden erelitt, während der Eber unverletzt überlebte. Seine Zeit war noch nicht gekommen.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:35 |
Es ist etwas stiller geworden um die Transfettsäuren. Deren Gefahrenpotenzial für Herzkreislauferkrankungen war erkannt und die entsprechenden Warnungen hatten – zumindest vorübergehend – ihr Ziel bei den KonsumentInnen erreicht. Noch nicht bei den Lebensmittelherstellern, die sich damals wie immer vehement gegen alles zur Wehr setzten, war ihre günstigen Profite zulasten der Volksgesundheit in Frage stellen könnte… ich hatte seinerzeit – vor 5 Jahren – hier auch darüber geschrieben.
In manchen Staaten wurde die Botschaft umgesetzt und die Verwendung von Transfetten wurde gesetzlich eingeschränkt. Die Weltgesundheits-Organisation WHO hat dieser Tage einen entsprechenden Bericht veröffentlicht. Dieser spricht von Erfolgen mit gesetzlichen Regulierungen. Das Ziel, den Transfett-Konsum auf weniger als 1% der täglichen Kalorienzufuhr zu reduzieren, konnte erreicht werden.
Die Befürchtung, dass die Produzenten dann vermehrt auf gesundheitlich ebenfalls problematische gesättigte Fettsäuren ausweichen würden, war unbegründet. Der Bericht schliesst mit der hoffnungsvollen Note, dass „es gehe, wenn man wolle“. Nur ist die Anzahl der Länder, über die berichtet wird, noch relativ klein: positive Wirkungen werden erzielt, wenn eine restriktive Gesetzgebung für die Rezepte begleitet wird von einer deutlichen Kennzeichnung auf den Etiketten. An der Erfolgs-Spitze stehen Kanada und USA, auch Dänemark und die Niederlande können Positives verzeichnen. – Kritisiert wird dagegen Brasilien: hier wurden zwar gesetzliche Regelungen erlassen, aber deren Einhaltung ungenügend kontrolliert, so dass die Transfett-Anteile praktisch gleich hoch geblieben sind.
Und was ist mit der Schweiz? Das Bundesamt für Gesundheit hat 2007 an die Selbstverantwortung der Lebensmittelproduzenten appelliert. Aktuelle Informationen können (heute) nicht recherchiert werden, auf der Website erscheint bei entsprechender Eingabe die tröstliche Botschaft:
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Von Heinrich von Grünigen um 18:11 |
Mit 7 Millionen Euro wurde ein Forschungsauftrag ausgestattet. Dabei geht es darum, einen Chip zu entwickeln, der adipösen Menschen eingepflanzt werden soll. Dieser simuliert mit dosierten elektrischen Impulsen dem Stoffwechselsystem und dem Verdauungsapparat, dass der Körper keine neue Nahrung braucht und dass deshalb kein Hunger angezeigt ist und auch nichts gegessen werden soll.
Rund 40 verschiedene hormonelle Botenstoffe sind heute bekannt, welche die „innere Kommunikation“ rund um Nahrungsaufnahme, Sättigung und Verdauung regeln. Gibt es in diesem komplexen Informationssystem auch nur wenige Defekte oder Störungen, gerät der Energiehaushalt ausser Kontrolle und der Mensch nimmt zu.
Zahlreiche Faktoren sind bekannt, welche diese Kommunikation beeinträchtigen können und die somit als mögliche Ursachen für das Überhandnehmen der Adipositas gelten, aber alle Versuche, aufkommende Hungergefühle durch Psychopharmaka zu regeln und zu dämpfen, sind bisher fehlgeschlagen, weil die Nebenwirkungen zu stark und nicht kontrollierbar waren.
Der neue „Sättigungs-Chip“ wird vorerst in Tierversuchen erprobt, an Meerschweinchen etwa, aber die Forscher rechnen damit, dass sie in vier bis fünf Jahren Versuche an Menschen durchführen werden. Als vergleichbare Technologie wird ein Implantat genannt, das im Gehirn von Epilpsie-Patienten angebracht wird und durch differenzierte, steuerbare Impulse die Epi-Störungen zu neutralisieren vermag.
Das Ziel sei, sagen die Forscher, ein Eingriff, der wesentlich einfacher und weniger invasiv sei als die bisher einzige über längere Zeit erfolgreiche Adipositas-Therapie, die bariatrische chirurgische Operation, das Magenband oder der Magen-Bypass.
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Von Heinrich von Grünigen um 20:53 |
Immer wieder tauchen neue Theorien auf, weshalb die guten Neandertaler seinerzeit ausgestorben sind. Die Wissenschaft war sich einig, dass der Homo sapiens dem Homo neanterthalensis überlegen war, worin genau, das blieb allerdings unklar, jedenfalls überlebte der Neantertaler eine kurze Periode der gemeinsamen Existenz vor rund 28’000 Jahren nicht.
Eine aktuelle Studie kommt nun mit einer verblüffenden neuen These. Forscher haben die Schädel von Neandertalern, vom Homo sapiens und des modernen Menschen genau vermessen, miteinander verglichen und dabei festgestellt, dass alle zwar etwa gleich viel Gehirn-Volumen hatten, dass aber die Neandertaler deutlich grössere Augen gehabt hätten.
Diese vergrösserten Augenbälle haben ihnen zwar die Fähigkeit gegeben, im Dunkel und Halbdunkel ihres Lebensraums auf der nördlichen Erdhalbkugel „besser sehen“ zu können, aber gleichzeitig hatte die reine Grösse von Augen und Netzhaut dazu geführt, dass das Neandertaler-Hirn viel mehr Sehens-Eindrücke verarbeiten musste und sich deshalb nicht auf andere Fertigkeiten, die zum sozialen Überleben in der Frühzeit nötig waren, konzentrieren konnte.
So geriet der eine Vorteil (die bessere Sehkraft) im evolutionären Gesamtsystem zum Nachteil. Die Frage bleibt, ob diese Beobachtung mit Blick auf die Weiterentwicklung der Menschheit, einen Symbolcharakter haben kann. Wenn die Fähigkeit, gut sehen zu können, sich als ein Nachteil fürs Überleben erwiesen hat, könnte es dann nicht auch sein, dass die Fähigkeit, seine Nahrung optimal auszuwerten und in ungebremstem Ausmass Fettreserven anlegen zu können, den heutigen Menschen in seiner Umwelt in eine überlebensmässig benachteiligte Situation bringt, so dass auf lange Sicht die Menschen mit der genetischen Veranlagung zum Dicksein aussterben werden, während die Dünnen überleben und die Herrschaft behalten?
Genug Hirn, um darüber nachzudenken, hätten wir ja.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:13 |
Sie ist 40 und heisst Anna Lappé. Sie ist Mutter zweier kleiner Kinder und sie ist eine engagierte Kämpferin für eine bessere Welt dank besserem Essen. Sie hat zahlreiche Bücher geschrieben, berät Regierungen und NGOs und hält Vorträge darüber, wie die Lebensmittelindustrie (in USA und anderswo) unsere Kinder einer regelrechten Gehirnwäsche unterzieht.
Pro Jahr geben die Junkfood-Hersteller in Amerika 2 Billionen Dollars aus für Werbung, die sich an Kinder richtet. Das ist eine Zwei mit zwölf Nullen, oder anders gesagt: es sind zweitausend Milliarden, die Jahr für Jahr ausgegeben werden, um die US-Kids als möglichst lebenslange Junkfood-Konsumenten anzufixen.
In einem eindrücklichen Referat geisselt Anna Lappé dieses Vorgehen und seine Konsequenzen. Es lohnt sich, sich diese Viertelstunde auf YouTube in Ruhe anzusehen. Einige Stichworte seien aufgenommen, auch wenn die Methoden bei uns noch nicht so ausgeprägt erscheinen: die ersten Vorboten sind da und vielleicht haben wir noch Zeit, einzelne Auswüchse durch gezielte Regelungen zumindest einzudämmen.
4’600 mal wird ein US-Kind pro Jahr mit einer werbenden Botschaft konfrontiert, die es auffordert, ein bestimmtes Produkt zu konsumieren oder die Eltern zu veranlassen, es zu kaufen. Man nennt dies „Pester Power“, gewissermassen die „Macht der Belästigung“: dass ein Grossteil dieser Produkte gegen den elterlichen Willen gekauft werden, weil die Kinder dermassen quengeln, angestachelt durch die Food-Werbung. Süssigkeiten-Hersteller bieten den Schulen gratis Lehrmittel an. Eine Zuckerlimonade offeriert gegen genügend leere Flaschen ein buntes Set mit Gegenständen für Spiel und Sport… aber der „Gegenwert“ beträgt 55’000 Flaschen!
Die ganze Propagandaflut hat sich längst von den TV-Bildschirmen in die Social-Media-Landschaft verlagert, holt die Kids über deren Handys und Tablets ein, ist mit Wettbewerben, Spielen und Preisgewinnen allgegenwärtig… – Es geht, sagt Anna Lappé um Langzeitfolgen für die jungen Menschen, die buchstäblich über Leben und Tod entscheiden können. Jedes dritte Kind in USA ist zu dick, bereits jedes zweite farbige Kind ist übergewichtig mit der Anlage zu schweren gesundheitlichen Schäden und Spätfolgen.
Was ist zu tun? Es gibt private und staatliche Initiativen, die verantwortungsbewusste Eltern unterstützen können. Aber zuerst müssen die sozialen Normen neu definiert werden und es braucht rechtliche Grundlagen, um die Werbeflut einzudämmen. Die Lebensmittelindustrie sage stets, es liege in der Verantwortung der Eltern, ihre Kinder zum richtigen Essverhalten zu erziehen… Einversanden! ruft Anna Lappé. Aber die Spiesse sind ungleich lang. Wenn ihr das wirklich meint, sagt sie, dann hört sofort auf, unsere Kinder mit eurem Werbemüll einzudecken: Unsere Kinder sind unsere Sache, haltet euch da raus!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:23 |
Kaum wird es wärmer, spriessen alle Erwartungen. Mein Nachbar stieg gestern in den Lift mit einer Packung Bier unter dem Arm. Ist Fussball? fragte ich unschudig. Nein, sagte er, aber man will doch gerüstet sein für die Grillsaison.
So ähnlich kommt mir vor, was ich heute über den Lebensmittel-Multi Unilever gelesen habe. Durch die Indiskretion einer PR-Agentur wurde bekannt, dass die Firma einen Auftrag erteilt ht, ihr Eiscrème Cornetto als Marke neu zu positionieren. Dem Produkt hafte heute zu sehr ein „saisonales“ Image an, das sich auf die warme Sommerzeit und auf den Konsum im Freien beschränkt.
Ziel ist es, die Cornets künftig so anzupreisen, dass sie rund um das Jahr und auch in den eigenen vier Wänden konsumiert werden. Zielpublikum sind explizit die Jugendlichen zwischen 14 und 25 Jahren. Die ganze internationale Vermarkungsstrategie soll gemäss einem Bericht von FoodNavigator auf dieses Ziel ausgerichtet werden. Unilever selber wollte auf Anfrage nicht Stellung nehmen.
Die Cornetto-Glace ist lecker, kein Zweifel, ich geniesse sich auch, wenn es sie z.B. mal im Kino im Angebot gibt… Die Glace-Ganzjahreswerbung hat Unilever nicht erfunden, das haben andere vorgemacht (wenn auch weniger mit einem alternativen Branding als mit dem Verweis auf die Qualität der Rezeptur). Aber der Vorgang illustriert doch, welche Kräfte hier am Werk sind und gegen welche professionellen Verführungskünstler man sich zur Wehr setzen muss, wenn man seinen Kalorien-Konsum unter Kontrolle halten möchte…
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Von Heinrich von Grünigen um 15:11 |
Es war eine Wiederholung im Nachtprogramm. Aber da das Thema ja zeitlos ist, stösst es immer auf Interesse. Im Nachtcafé des Südwestrundfunks gings ums Abnehmen. Ich habe mir nicht die ganze Sendung angeschaut, denn es ist und bleibt immer die mehr oder weniger gleiche Litanei, die man da herunterbeten muss… (von der Sache her geht es gar nicht anders) und fast sah es aus, als langweilten die Argumente inzwischen sogar den Moderator, der sich sonst doch als Ausbund an Toleranz und unauffälliger Neugierde zu geben weiss.
Bevor ich zugunsten meiner ohnehin schon verkürzten Schlaf-Zeit wieder wegzappte blieb mir ein Satz in der Erinnerung haften. Formuliert wurde er von einer Dame, die sich von früher Kindheit an mit Essen getröstet hatte, zu happigem Übergewicht aufgelaufen war und dann mit Meditation den Weg zu innerer und äuserer Balance gefunden hatte, nachdem sie vorher eine „Diät“ nach der andern ausprobierte, ohne nachhaltigen Erfolg.
Das Schlimmste, sagte sie, sei doch, dass man während einer Diät an nichts anderes denken könne als an das, was man dann essen werde, wenn die Diät abgeschlossen sei. Für diese Aussage erntete sie spontanen Applaus aus dem Publikum und tatsächlich spiegelt er sehr genau die Nutzlosigkeit aller Diäten: wenn man sich das „Ende“ herbeisehnt uned sich darauf freut, „wieder normal“ essen zu können, dann ist der Versuch breits gescheitert und der Jojo-Effekt programmiert.
Es erinnert mich an die Schilderungen von Schiffbrüchigen, die – dem Verhungern nahe – auf dem Meer treiben und heimgesucht werden von Wahnvorstellungen in allen Düften, Farben und Geschmacksrichtungen. Die sich die Zeit vertreiben mit der gegenseitigen Beschreibung dessen, was sie sich vorstellen, was sie zu Essen kriegen, wenn sie erst gerettet sind… und es bleibt nicht nur bei der Vorstellung von der Vorstellung… die vermeintlichen Wahrnehmungen werden „echt“, manifestieren sich in den Geschmacksknospen, lassen das Wasser im Mund sprudeln und die Magensäfte gurgeln… und sind eben doch nur Wahnvorstellungen, erzeugt durch ganz simples Suchtverhalten. Vielleicht helfen sie unter diesem Umständen bis zur Errettung aus der Seenot das Überleben zu sichern… aber bei einer Diät sind solche Vorstellungen der absolute Todesstoss.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:16 |
Geld bewegt die Welt. Vor manchem Jahr hatten wir – zusammen mit Guido Eugster, bzw. auf seine Initiative hin – eine Abnehm-Wette im Planung. Die genauen Details weiss ich heute nicht mehr, die Idee war ungefähr, dass Abnehmwillige „gegen einen Promi“ wetten konnten. Gelang ihnen der angesagte Gewichtsverlust, kriegten sie ihren Einsatz zurück, schafften sie es nicht, wäre das Geld zugunsten der SAPS verfallen…
Das klang für uns interessant, kam dann aber doch nicht zur Realisierung, weil es auch solide Argumente gegen ein solches Modell gab. Nun liest man, dass erneut und auf breiter Basis ums Abnehmen gewettet werden soll. Zum einen organisieren Arbeitgeber für ihre Angestellten sogenannte Gruppen-Wetten. Dabei hat eine Studie gezeigt, dass die Gewichtsreduktion in einer Gruppe mit Wettbewerbscharakter wesentlich effektiver ist, als im Einzelsprung abzunehmen.
Das Prinzip, ob durch den Arbeitgeber inspiriert oder auf eigene Initiative mit Gleichgesinnten aufgezogen, ist einfach: jeder legt einen bestimmten, vorher abgesprochenen Betrag in eine Kasse. Dann werden ein Zeitrahmen und ein Ziel definiert (z.B.: 16 Wochen, 3% des Ausgangsgewichts). Wer nach Ablauf der Zeit sein Ziel nicht erreicht hat, der verliert seinen Einsatz. Diejenigen, die bis zum Schluss durchhalten und erfolgreich sind, teilen den Jackpot unter sich auf.
Die Vorbehalte, die seinerzeit das Eugster-Modell zu Fall gebracht haben, sind allerdings auch auf diese neue Wett-Version anzuwenden. Niemand kann die „Qualität“ und die Nachhaltigkeit der jeweiligen Abnehm-Programme beurteilen. Die Gefahr besteht, dass einzelne Teilnehmende am Schluss noch eine extreme Crash-Diät machen, nur um doch noch ans Geld zu kommen. Ob und wie lange auch die Erfolgreichen ihr neues Gewicht dann werden halten können, steht auf einem anderen Blatt.
Der Wett-Bewerb garantiert also keinen anhaltenden Erfolg und setzt unter Umständen ein Signal in eine ganz andere, falsche Richtung. Darauf liesse sich allenfalls wetten.
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