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Von Heinrich von Grünigen um 16:22 |
Die Verunsicherung ist gross. In letzter Zeit häuften sich Berichte und Statements zur „Gefährlichkeit“ des Milchkonsums. Milch mache nicht nur dick, sie fördere zudem das Krebs- und andere Gesundheitsrisiken. Dazu kommen tierschützerische Überlegungen im Blick auf die Hochleistungs-Zucht der Milchkühe und zunehmend eine grundsätzliche Milch-Abstinenz im Zuge der veganen Ernährung, die eine immer breitere Anhängerschaft findet.
Blickt man ins Milch-Regal im Supermarkt, so gibt es dort Sojamilch, Mandelmilch, Kokosmilch, Hafermilch, Hanfmilch… die Liste der Ersatzprodukte wird immer länger. Mehr und mehr Menschen wenden sich von der Vollmilch ab, bevorzugen „fettreduzierten“ Milch-Drink, wie hochindustriell er auch immer gepanscht wurde…
In unserer Jugend kam die Milch direkt vom Bauernhof. Über Nacht in einer Schale aufbewahrt, lieferte sie am Morgen die dicke Rahmschicht ab, aus der wir selber Butter machten. Aber am besten war sie im Stall direkt ab Zitze. Da wusste man noch nichts von Laktoseintoleranz. Heute hat, wie die Sonntagspresse vermeldet, der Milchkosum in der Schweiz einen Tiefststand erreicht, egal wie athletisch die Kuh Lovely auf Berge klettert oder wie virtuos sie mit dem Ball jongliert.
Wir sind schon so weit, dass die Ärzte bei Kindern Unterernährung feststellen, weil sie keine „richtige“ Milch mehr trinken! – Als wir vor nunmehr 20 Jahren auf der Suche nach Sponsoren auch mit dem Schweizerischen Milchproduzenten-Verband Kontakt aufnahmen, beschied uns dieser, dass er an „unserer“ Klientel eigentlich nicht so interessiert sei: er betreibe Marketing für die Vollmilch und nicht für irgendwelche therapeutisch fettreduzierte Drinks!
Heute wird das Fett nicht mehr als Ursache Nummer Eins für Übergewicht und Adipositas angesehen. Die offizielle Empfehlung der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung lautet: 3 Portionen Milchprodukte täglich. Das gilt – sinngemäss und massvoll umgesetzt – auch für Menschen mit Übergewicht. Warten wir die nächste Stufe der Erkenntnis ab.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:47 |
Es ist Freitag. Und auf den Strassen, in den Geschäften, am Telefon ist es angenehm menschenleer und ruhig: es ist der Brückentag zwischen Auffahrt und dem Wochenende. Zeit und Musse also für eine kleine Büro-Meditation.
In einer Woche, am 19. Mai. „begehen“ wir den EOD, den European Obersity Day. Der europäische Adipositas-Tag steht diesmal unter dem Motto: Tackling Obesity Togehter – Adipositas gemeinsam anpacken! Gemeint ist: dass alle Regierungen gemeinsam Massnahmen einleiten sollten, um durch geeignete Regulierung Verhältnisse zu schaffen, was die Ernährung und die Umwelt-Bedingungen betrifft, damit sie sich weniger negativ auf die Entwciklung des Körpergewichts bei Jugendlichen und Erwachsenen auswirken.
Das ist ein ambitionierter Vorsatz und die Wahrscheinlichkeit, dass sich durch einen europaweiten „Gedenk-und-Motiovations-Tag“ tatsächlich spürbar etwas verändern könnte, ist in Wirklichkeit äusserst gering bis gar nicht vorhanden. – Mit welchen Hürden und Hindernissen wir auf dem politischen Parkett zu kämpfen haben, das zeigt etwa das Thema „Zuckersteuer“, zu dem ich im Nachrichtenportal INFOsperber eine fundierte und eindrückliche Übersicht gefunden habe.
Nächsten Donnerstag fahre ich nach Brüssel an eine Konferenz, die der Vorbereitung auf diesen EOD dient. Die Experten-Referate, die angesagt sind, werden kaum sensationelle Neuigkeiten zu künden wissen, aber so ist es eben: man muss es immer und immer und immer wieder sagen, bis es der letzte Sturkopp verstanden hat: wenn nicht bald etwas geschieht, geschieht es…
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Von Heinrich von Grünigen um 16:39 |
Fluch oder Segen. Derzeit wird öffentlich darüber diskutiert, ob bei der Digitalisierung die Vor- oder die Nachteile überwiegen. Heute, auf der Liege in der Akupunktur-Therapie, haben mich aufmüpfige Gedanken beschlichen (man hat da ja sonst nichts zu tun):
Von der Digitalisierung im Gesundheitswesen verspricht man sich so allerhand. Abgesehen von eHealth, wo dank dem elektronischen Patienten-Dossier bald glasklare Transparenz über all unsere Wewehchen und Zipperlein herrschen soll, bis hin zu den vielen Trackern, die wir am Handgelenk und sonstwo tragen können, die all unsere Daten laufend erfassen und an irgendwelche Kontrollinstanzen melden, die uns belohnen oder bestrafen, je nachdem, ob wir brav oder nicht so waren… wir haben uns den Grossen Bruder selber auf den Buckel geschnallt.
Wenn wir auf unserem Smartphone eine App haben, mit der wir im Supermarkt den Strich-Code eines Lebensmittels enträtseln können, mag uns dies den Kaufentscheid vielleicht erleichtern. Aber ist uns auch bewusst, was wir damit auslösen? Denn all die Daten, die da weltweit auf Abruf bereit sind, mussten ja einmal erfasst werden, dann auf ein geeignetes Speichermedium übermittelt, dort verwaltet und gepflegt, katalogisiert und organisiert werden, so dass sie jederzeit für jedermann/frau bis in den hintersten Winkel der Zivilisation greifbar sind…
Und jede Bewegung eines noch so kleinen Daten-Pakets ist mit Energie-Aufwand verbunden, verbraucht Strom, Elektrizität, die wiederum produziert wird mit fossilen Brennstoffen, Atomspaltung oder nachhaltiger Technologie, die ja auch nicht auf den Bäumen wächst. Wir fotografieren den Code, er wird über den Sende/Empfangs-Mast an eine Zentrale geleitet, wird dort verarbeitet, abgeglichen, kommentiert und uns den ganzen Weg wieder zurück geschickt… Ich habe keine Ahnung, wieviel Energie, gemessen in herkömmlichen Einheiten, für diesen Prozess aufgewendet werden muss. Noch weniger, wer für all diese Kosten, die dadurch entstehen, letztlich aufkommt.
Vieles davon zahle ich selber: ich habe das Handy bezahlt, begleiche die Stromrechnung fürs Aufladen, zahle regelmässig die Netzgebühr… aber nachher verliere ich die Kosten aus den Augen. Die riesigen Server-Systeme, luftig-leicht als Cloud bezeichnet, laufen ja nicht einfach so gratis. Die ganze Daten-Erfassung und -Verwaltung ist mit Personalkosten verbunden… wer steht dafür gerade?
Wenn das Beschaffen von Informationen zu einem bestimmten Lebensmittel gleich viel oder gar mehr Energie verbraucht als das Kochen der Speise auf dem heimischen Herd – dann ist etwas aus dem Lot geraten. (Und dabei haben wir noch gar nicht darüber nachgedacht, was es alles braucht, bis ich mein knusprig ausgebratenes Cordon-Bleu mit dem 3-D-Drucker herstellen kann…)
Zum Glück bimmelt die Klingel am Zeitmesser in meiner Akupunktur-Klause und Sandra erscheint, um mich von den Nadeln zu befreien… das erspart mir weiteres Grübeln über die Hintergründe der Digitalisierung.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:39 |
Grosser Schritt in den USA. Seit gestern, 7. Mai, ist es in Amerika per Gesetz vorgeschrieben, dass alle Fastfood-Ketten mit mehr als 20 Filialen landesweit verpflichtet sind, die Kalorienzahl und weitere Nährwert-Daten pro Gericht zu veröffentlichen.
Dies ist eine wichtige Massnahme, die dazu beitragen soll, dass sich die Bevölkerung kalorienbewusster ernähren kann. Man verspricht sich davon, dass einerseits die Anbieter ihre Rezepte überprüfen und darauf achten, dass der Nährwert kalorisch nicht zu seit in die Höhe schnellt und dass auf der andern Seite die KonsumentInnen sich im Zweifelsfall für das „günstigere“ Angebot entscheiden.
Diese Deklarationspflicht wurde im Prinzip schon 2010 von der zuständigen Behörde (FDA) geplant, aufgrund des massiven Widerstandes aus Wirtschaftskreisen wurde für die Einführung jedoch ein Moratorium von acht Jahren festgelegt, das nun gestern abgelaufen ist.
Welche Auswirkungen die Vorgabe auf die weitere Entwicklung der Adipositas-Epidemie in den Vereinigten Staaten haben wird, bleibt abzuwarten. Nach wie vor ist sie umstritten und es ist eigentlich erstaunlich, dass das Projekt unter der Trump-Administration (noch) nicht gekippt worden ist. Wir sind gespannt.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:40 |
Was ist jetzt das wieder? Eine Art Wikipedia für Lebensmittel, ein Instrument, das uns – oder zumindest denen, die entweder darauf angewiesen oder daran interessiert sind – den bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit unserer Nahrung erleichtern soll bzw. kann.
Food Repo ist eine digitale Sammlung von Daten, wie sie zu verarbeiteten Lebensmitteln gemäss Deklarationspflicht weltweit erfasst und dokumentiert sind. Hat man die entsprechende App auf seinem Smartphone installiert, muss nur noch der Barcode, also der Strichcode abfotografiert werden und schon sind sämtliche Hintergrundinformationen ersichtlich, die auf der Packung gar nicht Platz hätten…
Für die Schweiz wurden bisher über 20’000 Produkte erfasst. Das System ist international vernetzt und soll künftig wo weit individualisiert uind mit persönlichen Daten der Nutzer kombiniert werden, dass auf einen Blick ersichtlich ist, was „gut“ ist für mich in meiner persönlichen Situation und was ich eher meiden sollte.
Das Ding „funktioniert“ allerdings nur für verarbeitete, fabrizierte Fertigprodukte. Nicht für Naturbelassenes wie einen simplen Apfel, eine Rübe, ein Broccoli oder eine Knoblauchzehe… Über die künftigen Vorzüge und Segnungen dieses Systems wurden wir anlässlich der Mitgliederversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE in einem Referat informiert. „Ernährung im digitalen Zeitalter“ lautete das Motto.
Wissen, was man isst, ist immer gut. Aber, so fragte ich mich insgeheim im Anschluss, wie verhalten sich diese detailreichen Erkenntnisse, die da digital zur Verfügung gestellt werden, mit der immer weiter verbreiteten Empfehlung fast aller Essens-Berater, wenn man gesund leben oder gar überschüssiges Gewicht verlieren wolle, solle man um Himmels Willen auf Fertigprodukte verzichten, nur möglichst naturnahe, unverarbeitete Lebensmittel zu sich nehmen, wieder selber kochen mit Zutaten, über deren Herkunft man lückenlos im Bild ist..?
Wenn man diese Ratschläge beherzigt, erübrigt sich doch der universelle virtuelle und digitale Thesaurus in sämtlichen Clouds der Welt. Und unser Geschmcksempfinden bleibt ohnehin auch in Zukunft analog.
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Von Heinrich von Grünigen um 13:40 |
Heute Morgen am Kiosk meines Vertrauens. Eigentlich wollte ich nur wie jeden Tag auf dem Weg ins Büro mein buntes Blatt kaufen. Diesmal stutzte ich. Direkt vor der etwa sechs Meter breiten, unten mit Zeitungen und oben mit Süsswaren dicht vollgestopften Auslage stand neu ein Beistelltisch aus Chromstahl und Glas, einen auf einen halben Meter etwa, belegt mit Branchlis verschiedener Farben, Riegeln, goldigen Schoko-Hasen und anderen Schleckereien, etwas tiefer gelegt als die normale Theke, gerade auf der richtigen Höhe für Kinderhände, wenn Mama auf die Auswertung der Lottozahlen warten muss oder darauf, dass die freundliche Kioskfrau ihr die Zigaretten aus dem Regal herunterholt.
Ganz so, als wären die Auswahl und die Verfügbarkeit von Süsskram noch nicht ausreichend.
Gönn dir was – so lautet das Motto der Kiosk-Betreiberfirma Valora. Es scheint, als würden hier Umsatz-Vorgaben gemacht, die von den einzelnen Kiosken auf Teufel komm raus (und Fett geh rein!) erreicht werden müssen. Bin gespannt, wie lange das neue Tischlein-lock-mich vor der ohnehin schon üppigen Auslage stehen bleibt. Es behindert den Durchgang und könnte im Umkehrsinn für Absatz-Probleme sorgen. Was weiss man. Abwarten.
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Von Heinrich von Grünigen um 14:53 |
…that is the question. Ohne den guten alten Hamlet zu sehr zu strapazieren: die Frage stellt sich offenbar. Es geht um den Verzicht auf Kohlenhydrate, der in letzter Zeit immer mehr als Empfehlung zu effizienter Gewichtsreduktion propagiert wurde und wird. Kein Wunder, melden sich nun die Gegenstimmen und mahnen zu Vorsicht.
Dabei ist es ganz einfach: Low Carb – oder quasi No Carb – ist dann sinnvoll, wenn es darum geht, massive Fettreserven abzubauen, denen mit der simplen Empfehlung „weniger essen, mehr bewegen!“ nicht beizukommen ist. Bei einem rigorosen Verzicht auf Kohlenhydrate (wie er im Verlauf der Evolution bei jeder grösseren Hungersnot vorkam) stellt sich der Stoffwechsel vom „metabolen“ Modus auf den „katabolen“ um, er gerät in die Ketose und produziert aus den im Überfluss vorhandenen Fettreserven Fettreserven ersatzweise die „Ketonkörper“, welche in der Energieversorgung die Rolle der (fehlenden) Kohlenhdrate übernehmen können. Je höher der Fettanteil, desto grösser die Energie-Reserve.
Die „Warnung“, die sich an SportlerInnen richtet, ist dann berechtigt, wenn diese normalgewichtig sind: für rasch verfügbare Leistungsenergie sind Teigwaren die ideale Lösung, nicht umsonst verschlingen die Iron-Man-Athleten auf ihren Parforce-Touren tellerweise Spaghetti, um bei Kräften zu bleiben… – Aber diese Warnung muss jene nicht kümmern, die mit BMI 30 und mehr ihr Gewicht reduzieren möchten: ist der Modus-Schalter im Stoffwechwsel auf „Ketose“ umgestellt, kann Energie „aus dem Vollen“ geschöpft werden, solange noch Fettreserven vorhanden sind. Hier ist das Gegenteil problematisch: gönnt man sich zwischenzeitlich eine kohlenhydratige Leckerei in Form von Süssigkeiten, Brot oder zuviel an Früchten, kippt der Stoffweschsel wieder zurück, der Blutzuckerspiegel steigt, der Appetit ebenso, und die Gewichtsreduktion wird ausgesetzt. Erst der praktisch vollständige Verzicht auf Kohlenhydrate löst nach einiger wieder den Switch in den Abnehm-Modus aus.
Das habe ich in den letzten Jahren am eigenen Leib erlebt – und meine Erfahrungen sind durchs Band weg positiv, vor allem auch was die Energie und die Lebenslust betrifft.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:02 |
Eine interessante Debatte findet online statt. Da hat der deutsche Ernährungswissenschaftler Uwe Knop ein Buch publiziert mit einer These, die aufhorchen lässt: die Sorge um eine „gesunde“ Ernährung der Kinder sei unbegründet, denn (verkürzt zusammengefasst) einerseits werde ohnehin massiv übertrieben, wenn von fettleibigem Nachwuchs die Rede sei (mit Blick auf Deutschland) und andererseits regle die Natur die individuelle Nahrungsaufnahme der Kinder so, dass diese sich instinktiv „ausgewogen“ jene Nährstoffe beschaffen würden, die sie für ihre Entwicklung benötigen, und dazu könnten problemlos auch die „ungesunden“ Sachen wir Pommes, Burger und Coke gehören…
Knop feuert dabei auch eine Breitseite ab gegen alle, die mit regulatorischen Auflagen etwa die Werbung für ungeeignete Produkte eindämmen oder mit einer Steuer den Konsum von zu viel Zucker drosseln möchten.
Solche Botschaften kommen in gewissen Kreisen auch bei uns gut an. In der BaslerZeitung hat ein Journalist, der unsere Präventionsbestrebungen mit kritischem Blick begleitet, die Knop-Thesen rezensiert und dabei massive Vorbehalte formuliert gegenüber jeglicher Bestrebung, das Essverhalten der Kinder zu beeinflussen. Im Gegenteil, lautet der Vorwurf, die wachsende Anzahl untergewichtiger junger Menschen sei eine direkte Folge dieser verfehlten und weitgehend wirkungslosen „Ernährung-Erziehung“.
Auf diese Ausführungen reagierte Kinderarzt Marco Janner, Leiter der Adipositassprechstunde für Kinder am Inselspital Bern, mit einer differenzierten Darlegung zur Situation in der Schweiz. Wodurch sich der Journalist seinerseits wieder veranlasst sah, ausführlich zu begründen, weshalb letztlich doch er es sei, der in diesem Disput „recht habe“.
Und jetzt? Was gilt? – Neuere, mit Experimenten belegte Forschungen zeigen, dass auch kleine Kinder durchaus in der Lage sind, aus breitem Angebot eine Auswahl an Speisen zu treffen, die ihren Bedarf an lebenswichtigen Nährstoffen decken. Das setzt aber voraus, dass ihnen eben auch eine reiche Palette von ganz verschiedenen Lebensmitteln geboten wird, darunter auch von „gesunden“. Alle Präventions-Bestrebungen zielen darauf ab, eine einseitige Auswahl zu vermeiden. Und es ist nicht zu leugnen, dass z.B. mit der an Kinder gerichteten Werbung heute ein unverhältnismässig starker Druck aufgebaut wird, Produkte mit zu viel Zucker und Fett zu konsumieren, die überdies das Potenzial haben, „süchtig“ zu machen… Wer von diesem Sachverhalt ablenkt und diesbezügliche Regulierungen bekämpft, der setzt mutwillig die Gesundheit kommender Generationen aufs Spiel.
Und nichts führt daran vorbei, dass es darüber hinaus in der Verantwortung der Eltern liegt, mit gutem Beispiel das „richtige“ Verhalten vorzuleben. Dieses aber muss durch die adäquate Gestaltung der Umwelt überhaupt erst ermöglicht werden.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:47 |
Mit Hermes hat es nichts zu tun. Hermes Phettberg ist/war ein Performance-Künstler besonderer Art. Sein ORF-Late-Talk hatte Kultstatus, sein Leben ist gezeichnet von Unmass jeglicher Art. Aber um ihn geht es hier nicht, sondern um einen „richtigen“ Fettberg. Einen Berg aus Fett.
Errichtet wurde er anfangs Jahr in London, aus realem Speck-Fett, organisiert von einer NGO, die im Bereich Gesundheitsprävention tätig ist. Der Fett-Kloss ist so hoch wie ein Doppelstöcker-Bus und an der Basis mehr als drei Meter breit. Er soll die Gewichtszunahme der britischen Bevölkerung über die Festtage symbolisieren und das Publikum wachrütteln, damit die guten Vorsätze auch über den Januar hinaus eingehalten werden…
Dem Fett-Mahnmal liegen eine Umfrage und eine Schätzung zugrunde. 2’000 ProbandInnen wurden vor und nach den Festtagen auf die Waage gestellt. Dabei zeigte sich, dass jeder/jede Zehnte über die Feiertage rund drei Kilo Gewicht zugelegt hatte. Dies entspricht – auf die gesamte Bevölkerung Englands umgerechnet – einer Fettmenge von über 130 Tausend Tonnen!
Beim Betrachten der künstlichen Fett-Konstruktion musste ich spontan an dem Reisighaufen denken, der hier bei uns am Montag unter dem „Böögg“ aufgeschichtet und abgefackelt wurde: hätte man statt der trockenen Holzbündel die gleiche Menge Fett verwendet und angezündet… was hätte das für einen Brand ergeben!!
Ok, an den Gestank, der dann über der Stadt gewabert hätte, wollen wir gar nicht denken. Auch nicht daran, dass die Rauchsäule, die vom Fett-Feuer aufgestiegen wäre, um ein Vielfaches grösser und weiterhin sichtbarer gewesen wäre als das so schon auffällige Räuchlein des verregneten Holzes… Aber es wäre ein Rauchzeichen gewesen für den Wohlstands-Überfluss, penetrant und weitherum erkennbar, schlagzeilenträchtig und einprägsam, Sinnbild einer übersättigten Luxus-Gesellschaft. Vielleicht überlegen sich die Zünfte das für ein nächstes Mal, wer weiss.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:21 |
Ich las den Satz gestern. Eingraviert in einen Holztisch, im Aussenbereich einer Confiserie, der zu später Nachtstunde verwaist und leer war: SCHOKOLADE LÖST KEINE PROBLEME – ein Apfel übrigens auch nicht.
Ich geriet spontan ins Grübeln. Wollte das hölzerne Graffitto mit der klug gemeinten Bemerkung ergänzen: „…aber der schafft wenigstens keine neuen!“ Da ich aber keinen Kugelschreiber zur Hand hatte und inzwischen das Tram nahte, unterliess ich es.
Aber der Gedanke an die Schokolade liess mich in der Folge doch nicht mehr ganz los. Eben erst lockten an Ostern die als Eier verkleideten Lindor-Kugeln und die Hasen in allen Farbschattierungen, und stellten den theoretisch Kohlenhydrat-Abstinenten auf eine harte Probe…
Der Blick in die Statistik verblüfft: Die Schweizer Schokolade-Industrie hatte letztes Jahr ihren Umsatz um 2,7 % auf über 190’700 Tonnen gesteigert. Dabei war der Konsum im eigenen Land rückläufig: „nur“ noch 10,5 Kilo wurden pro Kopf vernascht, das sind ganze 500 Gramm pro Person weniger als im Vorjahr. Das Umsatz-Plus ist also dem Export zu verdanken: die Schweiz hat sich neue Märkte erschlossen und diese intensiv bewirtschaftet.
Auch die Schokolade-Manufaktur in Grossbritannien ist auf Expansionskurs: in den zurückliegenden acht Jahren hat sich das Volumen, das in andere Länder ausgeführt wurde, nahezu verdoppelt, nämlich um 84 %.
Was wollen uns diese Zahlen sagen? Der/die Einzelne mag bei uns zwar gesünder zu leben und die Nascherei zu zügeln versuchen, aber weltweit ist die Nachfrage nach dem Stoff, der die Dopamin-Produktion stimulieren kann, nach wie vor im Steigen begriffen. Und das ist angesichts der allgemeinen Weltlage ja eigentlich nachvollziehbar: dass es Regionen gibt, in denen das Bedürfnis nach oral induzierten Glücksgefühlen ausgeprägter ist als hierzulande.
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