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Von Heinrich von Grünigen um 21:57 |
Der Duft von gebratenem Fleisch lag schon schwer auf der Landschaft, als wir kurz nach Mittag eintrafen. Die Nachbarsleute von Hof nebenan hatten eingeladen. Sie wollten schon lange mal ein Fest machen mit den Menschen, die zwar im gleichen Weiler und in den angrenzenden Dörfern leben, die man zwar kennt, aber nur gelegentlich trifft. Und so sind sie aus allen Richtungen angekommen.
Die grosse Scheune war leergeräumt worden, Tische und Banke standen da und an den Wänden zog sich ein verschwenderisches Büffet hin mit Salaten aller Art, Getränken, vom selbstgepressten Most aus der grossen Flasche bis zum Rotwein aus der Region, und draussen stand der Grill, bedient von der Jungmannschaft, auf dem sich saftiges Rindsfleisch naben Schweinelenden reihte, umgeben von einem Kranz ganz verschiedener Würste, olmamässig oder bauernbrat-, in Specktranchen gewickelte Knacker und die klassischen, eingeschnittenen Cervelats.
Da gab es auch ein Wiedersehen mit Leuen, die man vor vielen Jahren als Kinder gekannt hatte, nun auch bestallt und ins Alter gekommen, in Würde gereift und voll von Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse. Weisst du noch? – Im Flug vergeht die Zeit, das Dessertbüffet wird aufgetragen, ein ganzes Schlaraffenland von selbstgebackenen Kuchen und Torten, Fruchtsalaten und Glacéspezialitäten… Ein Festschmaus in der Scheune, umfächelt vom heissen Sommerwind, der durch die Ritzen dringt… was gibt es Gemütlicheres und welcher Anlass wäre besser, um bewusst zu schlemmen, mit Mass, aber mit vollem Genuss. Und ich denke kaum, dass ich morgen viel schwerer bin.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:12 |
Es gab (oder gibt es sie immer noch?) eine Lehrmeinung in der Psychoanalyse, wonach an allem Ungemach, das uns im Leben begegnen mag, letztlich, wenn man lange genug danach fragt, die Mütter Schuld sind. Ich erinnere mich an ein Seminar, das ich in den Siebzigerjahren besucht habe. Es galt der Prozessorientierten Psychologie, kurz POP genannt (als diesem Kürzel in seiner Tätigkeitsform noch keine Beschäftigung zugeordnet war, die üblicherweise den gefiederten Freunden vorbehalten ist). Und in diesen POP-Seminaren kam bei jeder Problemstellung am Schluss unweigerlich die Mutter ins Spiel: ob Migräne oder Versagensängste, Bindungsunfähigkeit oder Übergewicht… irgendwann stand im Raum eine dominante Mutterfigur und der Proband wurde aufgefordert, seine ganze Wut, den Hass auf seine Mutter herauszulassen, herauszuschreien – und dabei stellvertretend auf ein Kissen einzuprügeln.
Jetzt erfahren wir, dass die schuldhafte Verstrickung der Mutter noch viel weiter geht: denn die Mutter ist es – erwiesenermassen – die durch ihr eigenes Essverhalten während der Schwangerschaft und der Stillzeit die Essensvorlieben und -abneigungen des Säuglings programmiert. Dies hat ein Versuch bestätigt, bei dem insgesamt 46 Schwangere in drei Gruppen eingeteilt wurden. die eine der Gruppen trank während den letzten Monaten der Schwangerschaft viel Karottensaft und nach der Geburt dann nur noch Wasser, die zweite Gruppe trank in der Schwangerschaft Wasser und nach der Geburt Karottensaft, während die dritte Gruppe überhaupt und immer nur Wasser trank.
Die Säuglinge der beiden ersten Gruppen reagierten markant positiver auf karotten-haltige Babynahrung als die Kinder der reinen Wassertrinkerinnen. – Wie aussagekräftig ist so ein Versuch? Auch wenn es sich dabei nicht um Hasen gehandelt hat? – Ich denke, er verdiente Vertiefung: mit Spinat, Fenchel, Birchermüesli… allem, was gesund ist. Die Lust am Ungesunden kommt dann von allein.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:52 |
Neues Ungemach zieht am Horizont herauf: zu den künstlich gefertigten Hormonen, denen man eben ein Dickmacherpotezial zugeordnet hat, gesellen sich nun die Nano-Teilchen als mögliche Gefahrenquelle für unsere Gesundheit. – Von Adipositas ist allerdings noch nicht die Rede und es liegt mir fern, hier in Panik zu machen und Behauptungen aufzustellen, ehe sie bewiesen sind. Wir befänden uns sonst im Reich der reinen Spekulation.
Und dennoch tun wir gut daran, zu überlegen, was es damit auf sich haben könnte. Denn gewisse Parallelen sind nicht zu übersehen. Die winzig kleinen Partikel sind immer häufiger in Dingen des täglichen Gebrauchs anzutreffen, in Sonnenschutz-Crèmes, in Beschichtungen von Autos und Badezimmerkacheln, in Textilien, wo sie Geruchs-Bakterien killen, auf Brillengläsern oder gar im Fleisch, wo sie dafür sorgen, dass es seine rosig frische Farbe behält. Die Teilchen sind so klein… im Vergleich mit einem Meter so winzig wie ein Fussball im Vergleich mit der Erdkugel. Und diese Winzigkeit gibt ihnen die Fähigkeit, etwa mit der Atemluft bis zuinnerst in die Lunge zu dringen, von dort in die Blutbahn und weiter in die Körperzellen. Es könnte sein, dass sie sogar in die DNA-Struktur infiltrieren und dort – unbeabsichtigt – Mutationen auslösen, die nicht mehr zu kontrollieren sind… – Ein Horrorszenario, das freilich auch in ein Szenario der noch nicht genutzten Chancen umgemünzt werden könnte, hoffen die Forscher, die sich weltweit mit dem relativ neuen Phänomen zu befassen beginnen.
Nanotechnologie gilt als die Zukunftstechnologie schlechthin. Sie ermöglicht eine Ausweitung der Tätigkeitsfelder in bisher unbekannte Dimensionen der Kleinheit, dorthin, wo sich einzelne Atome baukastenähnlich zu winzigen Gebilden fügen lassen: Werkzeuge, zur Anwendung für die Reparatur von Körperzellen, kleine Roboterchen, die in unserem Körper für Ordnung sorgen und beseitigen können, was sich an der falschen Stelle angesammelt hat… aber halt, ich merke: schon erliege ich wieder dem uralten Wunschtraum nach einem Wundermittel, das für mich die mühselige Arbeit des Abnehmens besorgen würde, Heinzelmännchen quasi, winzig klein und folgsam… Hallo, aufwachen!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:27 |
Mit Staunen und andächtiger Ehrfurcht verfolgen wir in den verschiedenen Medien, wie zielstrebig die grossen Pharmafirmen am Rheinknie ihre Imperien architektonisch aufrüsten. Novartis baut einen Campus auf höchstem Niveau, ein Forschungs-Eldorado mit Hochsicherheits-Standard, für den bis 2012 rund 2 Milliarden Franken investiert werden sollen.
Roche ist dabei, einen Turm von 163 Metern Höhe aufzurichten, das höchste Bürogebäude und Haus der Schweiz, in Form einer verschlungenen Spirale aus Stahl und Glas, 42 Stockwerke hoch. Da stecke kein Konkurenzdenken dahinter, lässt sich Daniel Vasella zitieren, im Gegenteil, die Bauerei unterstreiche die Bedeutung des Forschungsstandortes Basel.
Es ist schön, dass unsere Krankheiten soviel zum Wohlergehen der grossen Unternehmungen beitragen können. Schön auch, dass diese wissen, was sie sich und der Nachwelt schuldig sind und nicht einfach ein paar billige Container hinstellen, in denen sie ihre Leute werklen lassen.
Nicht ohne ein hingebungsvolles Gefühl der Anteilnahme blättere ich im Ordner mit den Korrespondenzen, die ich in den zurückliegenden Jahren mit den Pharmafirmen geführt habe, auf der Suche nach einigen Tausendern, zur Finanzierung unserer Aufklärungsarbeit in der Adipositas-Stiftung, um Broschüren publizieren zu können, um die Miete zu zahlen, die Löhne, die Telefonrechnung und den Webmaster. Es ging jeweils nicht um viel Geld, und ich wurde manchmal den Verdacht nicht los, dass das Verfassen der Begründung, weshalb man leider gerade jetzt meiner Bitte nicht entsprechen könne, mehr gekostet hat als der Betrag, der zur Diskussison stand.
Zum Glück gab es auch andere Unternehmen, städtebaulich vielleicht etwas weniger ambitioniert, dafür pragmatisch und löungsorientiert… – Ihnen haben wir es zu verdanken, dass wir in all den Jahren im Dienste der übergewichtigen Patientinnen und Patienten arbeiten konnten. Auf sie bauen wir unsere Zukunft, etwas weniger hoch, aber nicht weniger solide und verlässlich. Danke.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:13 |
Japan, las man dieser Tage, rückt den Übergewichtigen rigoros auf den verfetteten Pelz: der fernöstliche Inselstaat hat sich ja schon lange exemplarisch dadurch ausgezeichnet, dass in den Betrieben eine kollektive Fitness-Kultur zelebriert wurde; man sah die Bilder, in denen uniforme Belegschaften in Reih und Glied ein Turnprogramm absolvierten, wie wir es vor bald einem halben Jahrhundert in der Schweizer Armee in Form des ATP (Armee-Turn-Programm) geübt haben. (Und ich erinnere mich, wie ich im Eigental meinen 110 Mann starken Funker- und Telefonistenzug jeweils vom zweiten Stock der Mannschaftsunterkunft aus per Lautsprecher kommandiert und dabei eine Art Gymnästrada-Feeling en miniature erlebt habe… zum Glück gab es damals noch keinen „Blick“, sonst wäre solch militaristische Tollerei direkt schlagzeilenverdächtig gewesen.)
Also die Japaner, las man, haben knallharte Richtlinien herausgegeben betr. maximal tolerierten Bauchumfangs: 85 cm für Männer und 90 für Frauen… und wer diesen Massen bei den jährlichen Messungen künftig nicht (mehr) entspricht, der erhält Auflagen bezüglich Ernährung und Bewegung. Hier mischt sich der Staat direkt ins Leben seiner Bürger und wehrt in gewissem Sinne den Anfängen, mit dem Messband in der Regierungs-Hand.
Die Schweiz agiert da vorsichtiger, aber immerhin! – Es ist dem Bundesrat HOCH anzurechnen, dass er sich über die peinliche Kampagne der scheinliberalen Wirtschafts-Lobby hinweggesetzt und heute beschlossen hat, dass er die erarbeiteten Präventionsprogramme verlängert und neue Ziele setzt bis 2012. Dazu gehört neu auch das Nationale Programm Ernährung und Bewegung, von dem an dieser Stelle schon verschiedentlich die Rede war. Dieser Entscheid wurde von den Gesundheitsorganisationen positiv aufgenommen, weil damit die Grundlage geschaffen ist für ein koordiniertes Handeln auf allen Ebenen des öffentlichen Lebens (wo nötig) und der privaten Eigenverantwortung (wo möglich).
Damit ist der Startschuss gefallen. Jetzt geht es pragmatisch an die Umsetzung, die Arbeit beginnt, die Regierung hat re(a)giert.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:52 |
Das sagen alle, die viel Gewicht verlieren konnten (wobei „verlieren“ nicht unbedingt der richtige Ausdruck ist, denn diesem „Verlust“ ist ein anstrengender und langedauernder Kampf, nicht zuletzt mit sich selber, vorausgegangen). Es sei, als hätten sie ein neues Leben gewonnen, als könnten sie wieder von vorne beginnen, in einer neuen, leichteren Identität. (Später merken sie zwar, dass in ihrem Innern immer noch der alte dicke Adam haust und so funktioniert, als wäre alles noch wie früher…)
Vor allem Menschen reagieren so, die eine Magenoperation hinter sich haben. Die durch massivste Adipositas in einem Zustand waren, den sie nicht mehr als lebenswert empfanden und bei dem auch eine ernsthafte Gefährdung durch akute Erkrankungen bestand. Sie blühen auf, kleiden sich neu ein, zeigen Selbstbewusstsein und Stolz auf das Erreichte… und würden die Operation sofort wieder machen lassen, auch dann, wenn sie mit Komplikationen verbunden war und die Umstellung alles in allem schwer fiel. Aber das „neue Leben“ überwiegt alle Probleme.
An diese physische Wiedergeburt musste ich heute denken, als ich eine Zuschrift bearbeitete, die per E-Mail bei uns eingetroffen war. Jemand bot uns exklusive Informationen über ein neues Wunder-Präparat an, das nicht nur zu Gewichtsverlust führt, sondern auch sonst noch nahezu jeden Krankheitszustand im Körper zu heilen vermag, eine Wohltat für die Menschheit, eine Pille, die eigentlich von Staats wegen an die Bevölkerung abgegeben werden müsste, und dann wären alle kerngesund und man könnte die Spitäler schliessen. Um welches Präparat es sich dabei handelte, das verriet der Schreiber nicht. Er wollte wohl zuerst meine Neugier testen.
Zum Glück gibt es Google, und die Suchmaschine führte mich mit zwei Klicks ans Ziel: ich kannte diese Pillen, man hatte sie uns früher bereits zur Erprobung angeboten, aber da es sich um ein Franchising-Schneeball-Verkaufssystem handelte, hielten wir uns aus Prinzip bedeckt. – Der Schreiber, das war bei dieser Gelegenheit auch zu erfahren, betreibt eine esoterische Naturheilpraxis und nichts liegt mir ferner, als mich über diese Methoden irgendwie lustig zu machen. Ich kenne ehrenwerte Praktiker, die viele Menschen wirklich aus unheilbaren Situationen erlösen konnten, und ich halte es in dieser Sache durchaus mit Hamlet und anerkenne, dass es viele Dinge und Phänomene gibt, gerade im seelischen Bereich, die wir uns mit unserer Schulweisheit nicht erklären können. Umso breiter ist allerdings auch die Einfallsschneise für gnadenlose Scharlatane und Abzocker.
In der genannten Praxis werden verschiedene Therapien und Behandlungsmethoden angeboten, darunter auch Rebirthing, zu deutsch: Wiedergeboren werden. Nun ist dieser Vorgang nicht wörtlich zu nehmen. Die Therapie dient vor allem dazu, Verspannungen zu lösen, mit dem Atmen zu arbeiten, unter anderem den eigenen Geburtsschock nochmals zu erleben um ihn besser verarbeiten zu können… aber als ich das las, zuckte mir der zynische Schalk kurz durch den Kopf: wäre es nicht im wahrsten Sinne des Wortes wunder-bar, wenn wir Dicken uns vertrauensvoll zu einer solchen Rebirthing-Therapie anmelden könnten, um dann – schwuppdiwupp! – als gertenschlanke Wesen neu wieder auf die Welt zu kommen, gefeit gegen jede künftige Form von Übergewicht, vom Fett gereinigt, sozusagen, ganz in der Art, wie man sich früher den Jungbrunnen bildhaft vorgestellt hat, wo auf der einen Seite die alten Hutzelweibchen hineinkletterten, um auf der andern Seite mit prallen, straffen und jungen Körpern wieder den Fluten zu entsteigen, begehrenswert wie einst im Mai!? Das wäre eine wahre Wieder-Geburt.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:21 |
Eine alte Weisheit, neu bewiesen. Forscher haben in einer breit angelegten Studie an der Wirtschaftshochschule Leuven (Belgien) empirisch nachgewiesen, dass Männer (allerdings war keiner der Probanden über 30), nachdem sie Bilder von Frauen in Bikinis oder Unterwäsche gesehen haben, eher Lust auf Schokolade als auf Fruchtsalat verspüren…
Die wissenschaftliche Begründung ist sehr differenziert und sagt sinngemäss aus: nach einer sexuellen/erotischen (optischen) Stimulierung entsteht das unbewusste Verlangen nach sofortiger Ersatzbefriedigung, die sich darin äussert, dass bei einer Auswahlmöglichkeit das „lohnendere“ Objekt gewählt wird, sei das nun ein (möglichst grosser) Geldbetrag oder ein (möglichst süsses) Nahrungsmittel.
Dass „Sex“ als Verkaufs-Anreiz in der Werbung allgegenwärtig ist, das haben wir ja längstens gemerkt bzw. wir merken es nicht einmal mehr. Was also kann uns diese Studie an neuen Erkenntnissen bringen? – Könnte es sein, dass wir (zumindest wir Männer, denn mit Frauen wurden keine Vergleichs-Studien gemacht) deshalb unkontrolliert zunehmen, weil wir Tag und Nacht von leicht geschürzten Missen umzingelt sind? Und daher unbewusst im Zweifelsfall die Kalorienbombe wählen, wenn wir die Sexbombe schon nicht bekommen können?
Wäre die Gewichtszunahme das Resultat von permanenten oralen Ersatzbefriedigungen, die wir uns spontan gönnen, ohne dass wir uns dessen gewahr werden? Und gilt das gleiche Phänomen auch für nabelfreie Tops im Tram? Oder für die Stringbändchen über dem Hosenbund und dem Steissgeweih? Was kommt da noch alles auf uns zu? Haben wir überhaupt eine Chance, dem Zwang zu Süssem zu entkommen, der uns durch das aktuelle Bekleidungsreglement auferlegt wird? – Ein weites Feld tut sich auf, das zu unserem Wohl erforscht sein will.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:08 |
Ich weiss, dieser Werbespruch galt einst dem Toni-Joghurt, als noch heftig darüber gestritten wurde, was ökologisch besser sei, der Plastic-Becher oder das Recycling-Glas. Aber es gab damals auch noch andere Esswaren „im Glas“, vornehmlich die Babynahrung von Hipp oder Milupa und wie sie alle hiessen. Sie waren nicht besonders gut, aber sie galten als gesund und ausgewogen und man ergänzte sie mit püriertem Gemüse und fein geraffelten Rüebli, weil man seinem Nachwuchs ja nur das beste vom Besten bieten wollte.
Nun geht eine Geschichte durch die englischen Medien, die all diese Erinnerungen an die kulinarische Aufzucht der eigenen Brut wieder wachruft: die kleine Courtney Boswell ist anderthalb Jahre alt und ernährt sich ausschliesslich von Pommes-Frites (die man in England „Chips“ nennt). Sie sei übergewichtig, sagen die beobachtenden Spezialisten, und wiege, was ein vierjähriges Kind. Und ihre Mutter gibt sich völlig uneinsichtig: die Kleine möge nun mal nichts anderes, Gemüse werfe sie jeweils weit weg, aber sie sei nicht zu dick, höchtens etwas pummelig.
Die von den Medien befragten Experten sind entsetzt. Das Kind kriege so keine Vitamine und Mineralien, es werde an Mangelerscheinungen und früh an Begleitkrankheiten leiden. Die Mutter solle sofort einen Arzt konsultieren und nach Wegen suchen, wie sie die einseitige Vorliebe ihrer Tochter beim Essen verändern könne. Gut gemeinte Ratschläge, die wohl wenig nützen werden. – Man hat in letzter Zeit viel gelesen von Müttern und Eltern, die ihre Kleinkinder elendiglich verhungern liessen oder zu Tode quälten. Überfütterung ist auch eine Form von Tortur und von Qal, nur gibt es dafür noch keinen justiziablen Tatbestand.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:41 |
Die Holzkorporation Maur hat das Blockhaus im Wald über dem Greifensee vor sieben Jahren erstellt. Ein solider, behäbiger Rundholzbau, so wie man sich die Hütten der wilden Westmänner vorstellt, einst, in den rauen Zonen, als noch das Recht des schnelleren Schützen galt. Zur Party geladen hat der XL-FreizeitClub, bei dem Toleranz an erster Stelle steht.
Es ist eine aufgestellte Gruppe von Menschen, die mitten im Leben stehen, die sich regelmässig treffen zu geselligen Anlässen, gemeinsamem Wassersport und fröhlichem Beisammensein, je nach Jahreszeit und Witterung. Es wird auf der offenen Feuerstelle gegrillt, ein üppiges Salatbüffet trägt der Gesundheit Rechnung und auch die Dessertfreuden wurden nicht vergessen. Zwischen den Gängen huldigt die Truppe dem alten Motto, dass man sich dort ruhig niederlassen kann, wo gesungen wird: kein ausgefeilter und einstudierter Chorgesang, aber gemeinsames und improvisiertes Karaoke-Singen, das bald für ausgelassene Stimmung sorgt und auch eingefleischte Gesangsmuffel zum Wippen und zum Mitsummen bringt.
Einige in der Runde sind schon länger Mitglied im SAPS-Trägerverein, man tauscht Erfahrungen aus, Erlebnisse aus Beruf und Freizeit, lernt neue Gesichter und Geschichten kennen, und spontan beschliessen einzelne, dass sie an einem Schnupperkurs für orientalischen Tanz teilnehmen wollen, den wir in der neusten Ausgabe unseres Mitglieder-Magazins ausgeschrieben haben. Wir vereinbaren, dass wir im Anschluss daran im SAPS-Büro nebenan einen Kafffee-Treff einrichten und freuen uns, dass der Freizeit-Gedanke übergesprungen ist und Funken geschlagen hat. Schön, dass es euch gibt!
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Von Heinrich von Grünigen um 22:54 |
Am Mittag Sitzung in Bern: Gründungsversammlung einer neuen Kraft im Kampf für eine wirkungsvolle Prävention in der Schweiz. Allianz Gesunde Schweiz nennt sie sich und es gehören ihr im Moment 21 nationale Organisationen im Gesundheitsbereich an, dreizehn weitere werden wohl noch dazu stossen. Wir verabschieden eine Erklärung zuhanden er Öffentlichkeit und beschliessen die Grundzüge eines Aktionsprogramms.
Dann geht es durch das Toben der Orangen Hölle Hollands in der Berner Innenstadt wieder zurück zum Bahnhof: Es ist noch nicht zwei Uhr und das Spiel findet erst am Abend statt… da wird noch manche Kehle trocken gelärmt, bis zum Anpfiff. Aber eigentlich liegt eine enorme Fröhlichkeit und eine Lebensfreude über der Stadt, wie man sie nur vom Zibelemärt her in Erinnerung hat.
Es ist gut, dass sich die Gesundheits-Organisationen aufraffen und das Feld nicht den politischen Gegnern überlassen, die mit ihren Parolen von der Freiheit zur Selbstverantwortung nur notdürftig ihre eigenen Marktinteressen kaschieren, die offensichtlich darin bestehen, möglichst viel Profit aus dem freien Wettbewerb mit seinem Verdrängungskampf zu ziehen… und die gesundheitlichen Spätfolgen von der Allgemeinheit bezahlen zu lassen.
In den Medien dann zwei gegenläufige Botschaften: Manuel Uribe, der schwerste Mann der Welt, hat bereits 200 Kilo abgenommen… und kennt keinen sehnlicheren Wunsch, als nach Erreichen seines angestrebten Zielgewichts von 130 Kilo (dafür muss er nochmals 200 Kilo abspecken!) zu Fuss mit seiner Traumfrau zum Traualtar zu schreiten. Diese Motivation gibt Mut. – Und auf der andern Seite war da ein Beitrag in der TV-Serie CSI Las Vegas, wo die Kriminalexperten einen mysteriösen Mordfall aufklären, der schliesslich darin besteht, dass ein junger Mann zu Tode gekommen ist, weil er beim Liebesspiel von seiner übergewichtigen Freundin erdrückt wurde… – Eher geschmacklos und eigentlich nicht motivierend… obwohl es vielleicht geheime Sehnsüchte geben mag, die in diese Richtung weisen.
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