14/7  Statt Schokolade

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:42

Sie ist süss, enthält Fett und Zucker und macht glücklich. Da sind sich alle einig, auch die gesamten Gesundheits- und ErnährungsapostelInnen. Aber dummerweise macht sie, im Übermass genossen, dick. Und all die wohlmeinenden Empfehlungen, pro Tag nur ein einziges Stücklein zu nehmen, dieses genüsslich zwischen Zunge und Gaumen zergehen zu lassen und das ganze Geschmacksbouquet voll auszukosten, rieseln an mir unverbesserlichem Schoko-Junkie ab wie die Wasserperlen am Gore-Tex-Anzug: ich weiss schon im voraus, dass es bei dem einzelnen Täfelchen nicht bleiben wird, dass diesem ein zweites, ein drittes folgen werden, bis schliesslich die ganze Tafel in schmelzendes Glücksgefühl aufgelöst und verschwunden ist…

Zu loben sind da die Anbieter, die neben den normalen und den grossen Tafeln auch kleinere Tafeln à 20-30 Gramm im Angebot haben, tadellos verpackt mit dem ganzen Feeling und Geschmack… und wenn ich es schaffe, davon nicht grad ein paar sondern nur eine einzige zu kaufen, dann ist mein Gewissen gerettet. – Nun gibt es aber auch noch einen anderen Ersatz. Er hat die Form und das Aussehen einer 100-Gramm-Tafel, ist am obern Ende schon ausgepackt, die Alufolie knittert sich quer unter dem ersten Riegel durch und die Sache sieht so appetitlich aus, dass man direkt hineinbeissen möchte wie der kleine Käsedieb im coop-Spot. Aber Vorsicht: es ist eine Mogelpackung!

Statt Schokolade – Alles, was sonst noch glücklich macht ist ein schmales Büchlein, gerade mal 80 Seiten stark, mit solidem Kartoneinband, vefasst von Jutta Oster und erschienen im Pattloch-Verlag, seit 2001 auf dem Markt und schon 400’000 mal verkauft, in diesem Frühling neu aufgelegt, ein ideales Geschenk für Menschen, die Glücksgefühle brauchen können und die froh sind, dass der Glücksspender trotz extremster Sommerhitze nicht verläuft…

Empfehlungen und Anleitungen zum Glücklichsein im Kurzformat, von namhaften AutorInnen der Weltliteratur, von Goethe über Pearl S. Buck, Hemingway und Hesse, Virginia Woolf bis zum Volksmund und seinem Sprichwortgut aus aller Herren und Frauen Ländern. Es ist ein leichtverdauliches Glücksbrevier, das mit Sicherheit nicht im Magen aufliegt, und erst noch mustergültig deklariert: Mindesten haltbar bis Ende: 31.12.2999




13/7  Abnehmen mit Biss

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:24

Sie kennen Charles Comstock nicht? Das tut weiter nichts zur Sache, denn jetzt lernen Sie ihn ja kennen. Er ist der Leiter des Salt Lake Zahnlaboratoriums im US-Bundesstaat Utah und hat eine besondere Erfindung gemacht: den „CharlieBite“ (CharlieBiss).

Man hat ja auch schon so Greuelgeschichten gehört von übergewichtigen Menschen, bei denen jeder Versuch, abzunehmen, fehlgeschlagen war und die sich schliesslich in ihrer Verzweiflung vom Arzt mit Draht den Mund zunähen liessen, um so nur noch flüssige Nahrung mit einem Trinkhalm aufnehmen zu können… Etwas Ähnliches hat sich Charles „Charlie“ Comstock ausgedacht.

Er hat eine Art Mundspange entwickelt, die von spezialisierten Zahnärzten eingesetzt werden muss. Sie wird an den Zähnen des Unterkiefers befestigt und bleibt Tag und Nacht im Mund. Sie ist aus einer speziellen Legierung gefertigt, soll keinen Krebs erzeugen und auch keine Allergien auslösen. Und ihr Vorhandensein in der Mundhöhle hat verschiedene Auswirkungen. Zum einen kann man damit nur noch kleine Bissen auf die Zunge schieben. Dank dieser Spange ist man gezwungen, ganz langsam und vorsichtig zu kauen. So wird die Mahlzeit in die Länge gezogen und der Sättigungseffekt kann sich einstellen. Die Spange im Mund ist störend und unangenehm… aber das muss so sein, denn dies soll den Träger daran erinnern, dass er ja abnehmen will und dass er nicht mehr grosse Bissen unzerkaut hinunterschlingen soll.

Nach dem Einbau gibt es auch Ernährungsempfehlungen bezüglich Fett und Zucker und Salz… Der Erfolg sei, wird berichtet, bei allen Probanden bisher beträchtlich: im Schnitt rund 600 Gramm pro Woche werden abgenommen, das macht gut 30 Kilo aufs Jahr. – Aber die Sache ist auch sonst nicht trivial: das Gerät im Mund braucht regelmässige Kontrolle und Pflege, die Anschaffung einer Munddusche ist zwingend, da sich in der Metallkonstruktion Speisereste verfangen, die anders nicht entfernt werden können; je nach dem Typus der Charlie-Spange ist zudem die Sprachfähigkeit beeinträchtigt, eine „schwere Zunge“ dürfte wohl eine vorsichtige Umschreibung sein… aber auch dieser Effekt ist durchaus gewollt, denn er soll den Spangenträger daran erinnern, dass er bereit ist, Opfer auf sich zu nehmen, um sein Gewicht zu reduzieren. – Hat man das Zielgewicht erreicht, kann die CharlieBite-Spange wieder herausgeschraubt werden… aber sie bleibt stets in Griffnähe, damit der Zahnarzt sie sofort wieder montieren kann, wenn die Kilos sich anschicken sollten, zurückzukehren…

Letztlich ist so ein Schling-Hemmer nichts anderes als ein vorverlagertes Magenband. Die Mechanik erzwingt ein Ess-Verhalten, zu dem viele heute aus freien Stücken nicht mehr in der Lage sind. Vielleicht sind aber die Nebenwirkungen so durchschlagend, dass manche sich das „richtige“ Ess-Verhalten zu eigen machen, um sich den Einbau von CharlieBite zu ersparen…




12/7  Fleischeslust

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:05

Wiederbegegnung nach 34 Jahren: auf arte habe ich heute Abend einen Film gesehen, den ich seit den Siebzigern in Erinnerung hatte, der mir aber nicht mehr in allen Details bewusst war und von dem gerade jetzt und in diesem Blog-Zusammenhang eine morbide Faszination ausgeht: La Grande Bouffe.

Im Rückblick haben wir damals nicht realisiert, mit welch prophetischer Weitsicht hier eine Gesellschaft gegeisselt wird, die sich aus scheinbarer Todessehnsucht in Völlerei und Wollust stürzt, um in einem Höhepunkt des Genusses aus dem Leben zu scheiden. Wobei das Zelebrieren dieser Lüsternheiten, in denen sich ja eine Fülle von verborgenen Sehnsüchten spiegeln, nicht einmal die zentrale Botschaft zu sein scheint. Vielmehr haben, mit heutigen Augen gesehen, die hintergründigen Boshaftigkeiten und Sarkasmen an Bedeutung gewonnen, Seitenhiebe, Parabeln und Gleichnisse für Zustände, an die wir damals, 1973, als der Film in die Kinos kam, noch gar nicht gedacht hatten.

Völlig neu und stark habe ich zum Beispiel den Schluss empfunden. Die vier Protagonisten haben die Schwelle zum Totenreich bereits überschritten, ihre Kadaver liegen wahllos verstreut oder sind vergraben, da kommt auf Bestellung der Lieferwagen aus der Metzgerei mit der Fleisch-Ration für den nächsten Tag, da niemand weiss, dass hier keiner mehr kochen und fressen kann… Wohin mit der Ware? wird die einzige überlebende, das Urweib Andrea Ferrèol, gefragt, und sie sagt: Ach, laden sie das Fleisch einfach irgendwo im Garten ab. Und so wird denn der eiweissreiche Rohstoff, edle ausgeweidete Rinderhälften, Schweinelenden, Wildbret, liebevoll im Park auf dem Gras und in den Bäumen verteilt… unterdem Gelächter der Metzgersburschen, die so etwas Irres noch nie erlebt haben, aber sie tun, wie ihnen geheissen wurde, und da liegen nun die toten Fleischklumpen in der Landschaft, während die Kamera zur Totalen zurückzoomt, unkenntlich, was vorher noch Mensch war, was Tier… Fleisch eben, das den Weg des Vergänglichen gegangen ist, zu Tode gekommen durch Masslosigkeit und Überdruss, aus Lust an der Lust verreckt… eine Facette nur des grossen unendlichen Stoffwechsels, von dem wir alle bloss kleine Teilchen sind.




11/7  Dünn gepflastert

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:44

Das ist wieder eine Meldung nach meinem Geschmack, denn sie zeigt, wozu Menschen fähig sind, wenn sie glauben wollen. Obwohl jede Faser ihrer Vernunft ihnen sagen müsste, dass dies niemals funktionieren kann, klammern sie sich doch an den verzweifelten Rest von Hoffnung und lassen dabei jede kritische Vorsicht aussen vor.

Innerhalb kürzester Zeit hätten „Schlankheits-Pflaster“ aus China einen Umsatz von über 25 Millionen Dollar erzielt, ehe sie von den Behörden verboten wurden… Pflaster, die man einfach auf jene Körperstellen kleben kann, an denen man das Fett loswerden möchte, waren vor kurzem der absolute Werbe-Renner. Eines der schlagednen Argumente war dabei, dass die Clinton-Tochter Chelsea mit diesem Pflaster in weniger als einem Monat ganze 12 Kilo (!) abgenommen habe… eine Aussage, die erstunken und erlogen war.

Dazu kamen betrügerische Machenschaften beim Verkauf übers Internet: InteressentInnen konnten probeweise Pflaster für eine Woche bestellen, im Wert von knapp 3 Dollar… erhielten dann aber – mit automatischer Abbuchung vom Bankkonto – eine Rechnung über 170 Dollar. Wer sich telefonisch erkundigen oder beschweren wollte, wurde in kostenpflichtigen Warteschlaufen hängen gelassen, auf Briefe gab es keine Antwort und E-Mails führten ins Leere…

Fazit: die Menschheit will betrogen sein und die Dummen sterben nicht aus. Und wenn es um die Aussicht geht, abnehmen zu können, ohne etwas dafür tun zu müssen, dann sind alle Verstandesampeln auf Durchzug gestellt. Wenn der Glaube selig macht – wohlan.




10/7  Morphologie

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:38

So eine ungefähre Ahnung, um was es geht, hatte ich schon. Morphologie – die Lehre von der Gestalt, von der Form. Dass Goethe, Johann W., den Begriff geprägt hatte, war mir allerdings nicht (mehr?) bewusst. Aber dass „unser“ Glarner Universalgenie Fritz Zwicky daraus eine kraftvolle Lehre entwickelte, das hatte ich schon mal gehört…

Heute lernte ich die Methode von einer ganz praktischen Seite kennen. In einem Workshop ging es darum, sich mit einem morphologisch definierten Hilfsmittel vertraut zu machen, dank dem die überaus komplizierte Materie der Adipositas-Prävention (am Beispiel von Kindern und Jugendlichen) mit all ihren Facetten durchschau- und verstehbar gemacht werden könnte. Ein äusserst spannender Ansatz, der die mrophologische Analyse-Methode verbindet mit einem Informatik-Modul, wodurch das vorhandene, heute auf zahlreiche unterschiedliche Quellen und Autoren verteilte Wissen in eine einzige virtuelle Enzyklopädie verpackt und abrufbar gemacht werden könnte.

Ein kühnes Projekt, das im Kanton St. Gallen als Idee entwickelt und angedacht wurde und das nun, sofern Interesse daran besteht, möglichst vielen Kreisen zugänglich gemacht werden sollte, die sich ebenfalls mit der Adipositas-Prävention befassen und die wenn möglich nicht das Rad nochmals selber erfinden sollten. – Ein derartiges Projekt ist in unserer föderalistischen Landschaft eine Herausforderung und zugleich auch ein Prüfstein. Wie weit sind einzelne potenzielle Abnehmer in der Lage, etwas zu akzeptieren, das nicht auf ihrem eigenen Mist gewachsen ist? Wie offen muss ein solches Angebot noch sein, dass es bei der Übernahme mit ausgestaltet werden kann? Und wie fertig und abgeschlossen muss es sein, um fachlich überzeugen zu können?

Wir waren uns heute einig, dass das Projekt angesichts der aktuellen Diskussion auf allen Ebenen von grosser Bedeutung ist, dass es breite Unterstützung und Mitwirkung möglichst vieler Kreise verdient und dass es zumindest von den nationalen Instanzen mit getragen zu werden verdient. – Eine ambitiöse Sache, mit der wir uns heute nicht zum letzten Mal beschäftigt haben. Soviel ist sicher.




9/7  2. Versuch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:14

Am Freitag kam das Telefon vom Universitätsspital. Ob ich am Montag eventuell Zeit hätte für einen zweiten Versuch im MRI. – Blog-LeserInnen wissen: vor einem Monat sollte ich im Zusammenhang mit einer medizinischen Studie eine Magnetresonanz-Momentaufnahme von meinem Herzzustand machen, aber die Tücke des Objektes wollte es, dass ich, einbandagiert wie ich war, gar nicht in die enge Röhre passte, in der ich anderthalb Stunden hätte verbringen sollen.

Nun also ging es darum, den Versuch zu wiederholen. Man habe zwar kein grösseres Gerät gefunden, aber man habe sich doch überlegt, wie man mich als Paket anders schnüren und lagern könnte, so dass ich dann vielleicht doch Platz finden würde in dem Tomografen. – Ich stellte mich also zur vereinbarten Zeit im Spital ein, frohgemut, hatte ich doch auch etwas zur Verbesserung der Ausgangslage beigetragen, indem ich immerhin seit dem letzten Anlauf zweieinhalb Kilo abgenommen hatte.

Aufs Freundlichste wurde ich betreut, ein perfektes Ventil für die spätere Infusion des Kontrastmittels wurde mir am rechten Arm montiert, dann ging es beschwingten Schritts durch das Spital-Labyrinth in den MRI-Trakt. Die gleichen Spezialisten wie vor einem Monat nahmen mich in Empfang, aber nun war ich auf dem Weg zur Gesundung, rüstig und aufgeräumt, nicht mehr im schlappen Krankenstand wie damals. Sicherheitshalber machte man aber doch ein vorsichtiges Probeliegen und Versuchseinschieben… das dicke Liegepolster war entfernt worden, ich legte mich auf eine dünne Unterlage, den Kopf flach nach hinten, nicht mehr auf einem weichen Kissen gebettet… so müsste es wirklich gehen, dachte ich, als der Schlitten sich mit leisem Surren langsam auf die richtige Höhe hob und ich dann in die Magnettrommel eingefahren wurde.

Ganz langsam und behutsam diesmal, kritisch beobachtet von drei Augenpaaren, die jede Veränderung wahrnahmen und sogleich merkten, dass meine Arme, die ich seitlich neben mir liegen hatten, die Wände der Röhre streiften und einen Druck auf den Brustkasten ausübten. Geht es so? Können Sie so bleiben? Ist der Druck auszuhalten? – Nein, das Ganze halt! Zurück, es hat keinen Zweck, geht doch nicht, durch den Druck würde das Messresultat verfälscht… ob ich mich eventuell auf den Bauch legen solle? oder auf die Seite? – Was auch immer wir erwogen, es gab keine vernünftige Lösung und die Übung musste zum zweiten Mal abgebrochen werden. Mir tat das aufrichtig Leid, denn ich hatte wirklich gehofft, diesmal der Wissenschaft dienen zu können und ich mochte diese hilfsbereiten Menschen nicht gern enttäuschen…

Als tröstlich empfand ich, dass es eigentlich gar nicht so sehr das überschüssige Abdominalfett war, das sich als problematisch erwies, sondern mein etwas stämmig angelegter Brustkasten, neben dem die Arme keinen Platz fanden… und ich erinnerte mich an den uralten Witz mit Bart, den man über den seinerzeitigen Kreml-Fürsten Leonid Breschnew erzählte. Frage: Warum hat Breschnew einen so imposanten, massigen Brustkorb? – Antwort: Er hat einen Herzschrittmacher aus der DDR.

Wir geben die Hoffnung nicht auf. Vielleicht lässt sich in einem anderen Institut doch noch ein grösseres Gerät finden.




8/7  Theorie und Praxis

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:33

Eine der zentralen Fragen, wenn wir mit Menschen, die abnehmen wollen, über Ernährung sprechen, ist die: Können Sie sich vorstellen, dass Sie in der Lage sind, diese bestimmte Ernährungsform von nun an bis an Ihr Lebensende erfolgreich in Ihren Alltag zu integrieren und zu praktizieren? – Wenn diese Frage bejaht wird, dann besteht eine Chance, dass die Umstellung erfolgreich ist und der fruinöse JoJo-Effekt vermieden werden kann.

Leider zeigt es sich bei den meisten Konzepten, die am Anfang blendend funktionieren, dass die Begeisterung nach einer gewissen Zeit nachlässt, dass die guten Vorsätze ins Wanken geraten und dass sich alte Verhaltensmuster ganz hinterlistig wieder ins tägliche Leben einschleichen… und in ihrem Schlepptau kommen auch die Kilos wieder.

Hier lässt eine neue deutsche Publikation aufhorchen, weil sie so ziemlich das Gegenteil vertritt von dem, was bisher als gängige Meinung der Experten galt: es geht um sogenannte Formula-Diäten. Das sind konzentrierte Nahrungs-Ersatz-Produkte, die anstelle einer Mahlzeit eingenommen werden und die dem Körper eine ganz bestimmte Energiemenge in ausgewogener Zusammensetzung zuführen, bei reduziertem Fett- und Kohlenhydrat-Gehalt, aber mit den überlebensnotwendigen Vitaminen und Spurenelementen. Dabei kann es sich um Suppen, Drinks oder Riegel handeln… Aber eben: keine frisch hergestellte Mahlzeiten, sondern vorgefertigte „Ersatz“-Produkte.

Der Autor, ein Experte vom Institut für Ernährungspsychologie der Universität Göttingen, kommt zum Schluss, dass solche Formula-Diäten sich in Langzeitversuchen gegenüber einer „normalen“ kalorien- und fettreduzierten Mischkost als überlegen gezeigt hätten. Er beklagt, dass – in Deutschland, aber das gilt auch für die Schweiz – solche Produkte und deren begleitende Beratung von den Krankenkassen nicht berappt würden.

Beim Verfasser handelt es sich um Thomas Ellrott, einen äusserst vielseitigen Adipositas-Spezialisten, der schon zahlreiche Bücher und Studien publiziert hat, denen man in aller Regel nicht Praxisfremdheit vorwerfen könnte… die aktuelle These von den Formula-Diäten im Dauerverzehr ist allerdings wenig vertrauenerweckend und sie widerspricht diametral allen Erfahrungsberichten, mit denen wir bis heute in der Beratung konfrontiert waren: die Drinks, Suppen und Cremen mögen anfänglich schmecken, aber sie haben ein sehr hohes „Verleider“-Potenzial und wecken auf Dauer verhängsnisvolle Gelüste nach deftiger und „richtiger“ Kost… Hier klaffen Theorie und Praxis mächtig auseinander. Oder handelt es sich am Ende gar um ein Gefälligkeitsgutachten?




7/7  Live Earth

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:12

Den ganzen Tag und die ganze Nacht singen sie rund um den Erdball gegen die globale Klimaerwärmung an. Und Al Gore blitzt mit seinem Film-Report quer durch alle TV-Programme… wer hier in Zürich nicht meinte, sich unter die 2 Millionen erwarteten Zürifäscht-Besucher stürzen zu müssen, hatte keine Chance, dem Umwelt-Diskurs zu entkommen.

Dabei, gilt es zu bedenken, geht uns das Thema in mehrfacher Hinsicht etwas an. Denn es bestent ein direkter Zusammenhang zwischen Klimaerwärmung und Übergewicht. (Das hat kürzlich der Adipositas-Forscher Dr. pharm. Leoluca Criscione, früherer Forschungsleiter bei Novartis, in einem Artikel für die Basler Zeitung ausgeführt.) Steigt die Temperatur der uns umgebenden Atmosphäre an, so verbraucht der menschliche Organismus weniger Energie, um die lebensnotwendige Körpertemperatur zu erzeugen. Auch wenn es sich im Bereich der heute messbaren Schwankungen um kleine Grössen handelt, so können sich diese im Lauf der Zeit doch summieren. Ein Minderverbrauch von 50 Kalorien pro Tag ergäbe im Lauf eines Jahres 2,5 Kilogramm Gewichtszunahme. In zehn Jahren sind dies 25 Kilo!

Und dies ist nur eines von zahlreichen, ganz verschiedenen Elementen, die einen Einfluss haben können auf die Entwicklung des Körpergewichts bei Menschen, welche die „Fähigkeit“ haben, unverbrauchte Energie in Form von Fettreserven zu speichern. Einen hervorragenden Überblick über die komplexe Struktur der Übergewichtsepidemie gibt ein Aufsatz des Adipositas-Spezialisten Dr. med. David Fäh, der letztes Jahr in der Schweizerischen Ärztezeitung erschienen ist.

Das Engagement für die Umwelt ist gleichzeitig auch ein Engagement für den Kampf gegen Übergewicht… zumindest so lange, bis nicht der drohende Umwelt-Kollaps zu einer Verknappung der Lebensmittel führt, was dann wiederum automatisch eine regulierende Wirkung auf die Energiebilanz in der Ernährung haben würde… – Was kann ich schon tun? fragt sich der Einzelne. Und insgeheim sind wir froh, dass die Musikstars es uns heute weltweit abgenommen haben, das Engagement so richtig zu zeigen. Aber wenn wir darüber nachdenken, muss uns klar werden, dass wir alle direkt und indirekt betroffen sind.

Das Heirats-Schnapsdatum vom 7.7.07 sollte auch für unser Umweltbewusstsein eine Wendemarke darstellen.




6/7  Elektronischer Rat

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:29

Der Bericht, der gestern von Reuters publiziert wurde, geht auch eBalance etwas an. Er handelt von der Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit der Empfehlungen, die Ratsuchende zum Thema Gewichtsverlust im Internet finden können.

Von über 3’000 Anfragen in Foren und Online-Diensten, die untersucht wurden, haben sich fast 10 Prozent mit dem Abnehmen befasst. Unter den zahlreichen Antworten, die aus dem Internet zurückkamen, gab es zwar auch „falsche“ und irreführende, einige davon wurden später korrigiert… aber eine beträchtliche Anzahl von Tipps und Empfehlungen erwies sich als durchaus korrekt, hilfreich und brauchbar.

Allerdings, so die Schlussfolgerung des Forscherteams, wenn es um konkrete medizinische Fragen gehe, so halte man sich vorzugsweise an die Experten… – Und dies, so scheint mir, ist eine recht akkurate Beschreibung der eBalance-Formel: auf der einen Seite das Forum für den Austausch persönlicher Erfahrungen bzw. Meinungen, und auf der andern Seite das bestens qualifizierte Experten-Team, an das man sich direkt oder indirekt wenden kann, wenn man eine fachlich fundierte Auskunft braucht.

Das Internet als weltweites, selbstregulierendes Wissensarchiv ist ein lebendiger Organismus mit Stärken und Schwächen. Es verändert und entwickelt sich stetig und wenn man es zu nutzen weiss, liefert es laufend neue Erkenntnisse. Aber wenn man, wie im Fall von eBalance, auf die abonnierte Expertise von Spezialisten zählen kann, dann hat man sozusagen den Fünfer und das Weggli. Was will man mehr?




5/7  Am Pult

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:29

Seit gestern sitze ich also wieder an meinem Arbeitspult. Wobei der Begriff „wieder“ eigentlich völlig falsch ist, denn während meiner Abwesenheit wurde von einer tüchtigen Helferschar der Sitz der SAPS-Geschäftsstelle verlegt, von Zürich-Enge nach Zürich-Örlikon. Es ist ein geräumiger, origineller Büro-Komplex, der viele Möglichkeiten bietet und sich flexibel ausgestalten lässt. Ein Glücksfall, überdies zu einem günstigeren Tarif – die Lage hatte ihren Preis.

Ich sitze also an einem neuen Schreibtisch, auf dem sich meine alten Dokumente türmen, die ich eigentlich vor dem Umzug noch sortieren und ordnen wollte… aber dazu hat es ja nicht mehr gereicht. Dies sollte nachgeholt werden, denn es zeigt sich das altbekannte Büro-Phänomen: du lebst in einem kreativen Chaos, aber du hast den (nahezu) totalen Überblick, weisst von jedem Dossier und jedem Dokument, in welchem der Haufen es steckt. Mit einem Griff hast du es gefunden… aber wehe, wenn jemand es gut mit dir meint und in deiner Abwesenheit einmal „aufräumt“… dann bist du hoffnungslos verloren, wie der blinde Maulwurf, tastest dich durch die Papiergebirge, hast keine Orientierung mehr und musst entnervt die Suche aufgeben… das ist das zwangläufige Resultat eines Umzugs ohne deine Mitwirkung: zwar haben die cleveren Heinzelfrauchen vorbereitend die verschiedenen Stapel schön beschriftet, auch eine Skizze angefertigt, wo auf dem früheren Pult was gelegen hat, sauber durchnummeriert und in einem Plan eingetragen… Aber dann kamen die muskulösen Möbelpacker, schmissen die säuberlich beschrifteten Papierbeigen in ihre Kisten und hievten sie am neuen Ort auf die Tischplatte.

Also müsste ich jetzt in aller Ruhe Stoss für Stoss durcharbeiten und das Sortieren nachholen. Aber nun kommen noch die Anfragen und Pendenzen aus den fünf Wochen meiner Abwesenheit dazu: selbst wenn Vieles davon schon in meinem Sinn erledigt ist, so geraten sich die zwei Aufgaben doch in die Quere. Und vor allem stehen sie in krassem Widerspruch zu der in jedem Mail, jedem Telefonanruf und jedem persönlichen Gespräch formulierten Aufforderung, mich ja zu schonen, es sachte anzugehen, nicht allzuviel zu unternehmen und mit meinen Kräften noch haushälterisch umzugehen…

Das Gute daran ist, dass ich mit diesem Argument alle anstehenden Probleme austricksen kann: im Moment kein Handlungsbedarf, ich bin noch in der Schon-Phase, nächste Woche dann, vielleicht, jetzt noch nicht… aber im Inneren weiss ich mit diskreter Gewissheit, dass diese nächste Woche schon sehr bald kommt und dass es dann keine Ausrede mehr geben wird. Zum Glück habe ich bis Ende August im Prinzip keine Termine.