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Von Heinrich von Grünigen um 21:22 |
Für Betroffene mag es ketzerisch klingen, denn wir, die wir seit Jahrzehnten mit wechselndem Erfolg gegen unser Gewicht ankämpfen, wir sind überzeugt: Wenn es wirklich so einfach wäre, dann wäre niemand mehr dick.
Da wirkt es wie eine unverschämte Provokation, wenn Ali Hale im DietBlog einen Beitrag schreibt mit dem Titel: Das einzig wahre Geheimnis zum Abnehmen. – Wir alle sehnen uns im tiefsten Grunde unseres Herzens nach einem Wundermittel, das nicht nur unsere Kilos schmerzlos zum Schmelzen bringt, sondern das uns auch auf Dauer schlank und rank macht, wobei wir weiterhin essen möchten was und vor allem wie viel uns beliebt. Aber diese Pille gibt es (noch?) nicht. Der Weg zum Gewichtsverlust ist im Prinzip schnurgerade und mit ganz einfachen Empfehlungen gepflastert: Verbrauch mehr Energie, als du zu dir nimmst. Oder andersherum und kürzer gesagt: Iss weniger, beweg dich mehr!
Zugegeben, das hören wir nicht gern, weil es nach einem einfachen Patentrezept klingt, das in unserem Alltag schon unzählige Male Schiffbruch erlitten hat. Aber die Art und Weise, wie Ali Hale die Sachlage beschreibt, hat etwas Bestechendes. Ich gebe hier einige Müsterchen wieder:
„Der einzige Weg, auf dem Energie in Form von Kalorien in deinen Körper gelangt, führt über deine Lippen, durch deinen Mund und in deinen Magen. – Niemand hat dir jemals gewaltsam Nahrung aufgezwungen, du kannst ausser dir selber niemanden für dein Gewichtsproblem verantwortlich machen. Du allein bestimmst, was in deinen Mund kommt und was nicht. Und wenn du weniger Kalorien nimmst als bisher, nimmst du mit Sicherheit ab. Und mach dir keine Gedanken wegen der Gesundheit: wer weniger Kalorien zu sich nimmt, kommt automatisch auf gesündere Lebensmittel, denn Gemüse und Früchte sättigen besser, bei weniger Kalorien.“
„Die meisten von uns können sich mehr bewegen, und wenn es am Anfang nur zweimal zehn Minuten am Tag sind. Und denk nicht, das bringe nichts, weil du untrainiert bist: beginne mit dem, was du leisten kannst, und du wirst bald fitter sein. Auch hier gibt es keine Wunderlösung: keine Übung macht, dass du in zehn Minuten 500 Kalorien verbrennst. Aber die gute Nachricht ist: du brauchst keinen persönlichen Trainer, kein teures Fitness-Abo und keine Apparate, die zuhause im Weg stehen… du musst nur den einen Fuss vor den andern setzen, und das dann immer wieder wiederholen.“
„Und schreibe dieses wahre Geheimnis überall hin, wo du es regelmässig sehen kannst: an den Kühlschrank, den Küchenschrank, die Haustür und an den Rand des PC-Bildschirms: Verbrauch mehr Energie, als du zu dir nimmst. – Und: Iss weniger, beweg dich mehr! Das ist das Geheimnis, mehr musst du nicht wissen, wenn du erfolgreich abnehmen willst.“
(Ein Postscriptum steht noch: EINFACH ist nicht gleichbedeutend mit LEICHT.)
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Von Heinrich von Grünigen um 19:02 |
Als ich klein war, war eines der am heissesten begehrten Objekte ein Dreiradvelo. Wir, mein Bruder und ich, hatten keines. Wir begannen, etwas Vergleichbares zu basteln. Ein grosses Rüstbrett gab die Grundlage ab, der Griff sollte vorne die Lenksäule aufnehmen, hinten unter die Schneidefläche wären die beiden Stützräder gekommen… aber das Ding hat nie wirklich funktioniert. Da half es auch nichts, wenn ich es so akkurat leuchtend rot anmalte wie das Original von Wisa Gloria. Ich musste zu Fuss durch meine Kindheit stapfen und springen, bis ich das erste „richtige“ Fahrrad bekam. Da ging es schon vom Aussenquartier in die Stadt ins Untergymnasium und ich brauchte das Rad, um die Busfahrkarte einzusparen. 20 Minuten dauerte ein Weg, und im Winter machten wir uns einen Spass daraus, wer es länger ohne lange Hosen aushielt.
Heute gibt es Mobility-Roboter für Kleinkinder, die den Dreikäsehochs das Gehen so früh abnehmen, dass sie gar nicht mehr auf die Idee kommen, noch laufen lernen zu wollen: an einer koreanischen Innovationsmesse wurde der Ringbo Riding Robot vorgestellt. Er sieht aus wie eine grosse Kunstschnecke, ganz in weiss, ist für Kids von 2-3 Jahren gedacht und fährt mit einer Geschwindigkeit von 2 bis 2,5 Stundenkilometern. Er hat einen Elektromotor, man muss ihn 6-8 Stunden aufladen, dann hat er für eine Stunde Saft… und er kann bis 30 Kilo befördern (und trägt damit schon der Tatsache Rechnung, dass die Knirpse, die ihn benutzen, heftig adipös sein werden, weil sie sich gar nicht mehr bewegen). Schwere neue Welt, fürwahr.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:39 |
Letzte Woche ging ein Bild um die Welt, das die Gemüter bewegte. Es war das Bild von einem Bild, das versteigert wurde. Das wäre an sich noch nicht aussergewöhnlich, aber die über 30 Millionen Doller, die dafür gelöst wurden, waren – so hiess es – der höchste Preis, den je ein Bild eines noch lebenden Künstlers erzielt hat.
Was diesen Bilderhandel zudem ungewöhnlich machte und macht, das ist die Tatsache, dass das Modell, das auf dem Sofa liegt, so gar nicht dem heute gängigen Cliché eines Schönheitsideals entsprechen mag. Viel eher könnte es aus dem Skizzenbuch des Pieter Pauwel Rubens entsprungen sein, mit seinen ausladenden üppigen Rundungen, der weich sich hervorwölbenden Bauchdecke, den schwellenden Brüsten und den stämmigen Schenkeln. Man hat nicht den Eindruck, die Frau fühle sich bequem. Ihr Gesicht wirkt fast etwas verdriesslich und mit einer Hand hält sie sich an der Sofalehne fest, als befürchte sie, unvermittelt von der Schwerkraft nach vorne über den Rand der Liege in die Tiefe gezogen zu werden.
Und trotzdem strahlt das Bild eine suggestive Stärke und Wärme aus: es ist die natürliche Schönheit eines ehrlichen Körpers, der nichts verbirgt und der sich zu sich selber bekennt. Er bricht eine Lanze dafür, dass es sich lohnt, seinen Körper so zu akzeptieren, wie er ist. Das Bild ist 1995 entstanden. Neun Monate lang hat Sue Tilley dafür Modell gelegen, zu einem Tageshonorar von 51 Dollar… Jetzt ist sie weltberühmt und mit ihren 125 Kilo eine prominente Botschafterin aller Übergewichtigen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:24 |
Braucht es für den wissenschaftlichen Fortschritt Tierversuche? Die Meinungen dazu sind kontrovers und ich habe bisher auch dazu geneigt, jene Versuche abzulehnen, bei denen Kosmetikprodukte an unschuldigen Kreaturen auf ihre Verträglichkeit hin getestet werden. Dass man für solche Zwecke die auf ewige Jugend versessene Klientel auch ganz direkt für einen Feldversuch einspannen kann, das hat ja vor einigen Jahren Uschi Glas recht augenscheinlich bewiesen.
In der Adipositas-Forschung geht es allerdings nicht ohne Mäuse und Ratten und in einzelnen Vorträgen am Genfer Kongress ist mir das mit aller Deutlichkeit bewusst geworden. Da gab es ganze Reihen von Versuchen mit der Abgabe von bestimmten Hormonen, welche die Bildung von Fettgewebe und die Ausprägung einer Fettleber positiv oder negativ beeinflussten. Neben der statistischen Erfassung der Werte in Form von Diagrammen gab es auch reihenweise Abbildungen von sezierten Rattenleibern, deren Inneres entweder rank und sauber die Eingeweide zeigte, oder von gelben Fettwucherungen überzogen war… und die herauspräparierten kleinen Rattenlebern zeigten durch ihre Farbe den Grad der Verfettung an. Nach diesem Referat stellte ein Tagungsteilnehmer eine Frage, die ihn als eher wirklichkeitsfremd entlarvte: ob es denn bei dieser Studie auch Langzeit-Werte gebe und ob die positive Wirkung des Hormons nach Abschluss der Abgabe auch weiterhin angehalten habe? Der Referent schien etwas verlegen, als er darauf hinwies, dass der Ausgang des Versuchs für die beteiligten Tiere jeweils tödlich war. Ein Raunen ging durch den Saal, als er bemerkte, es habe auch Versuche mit einzelnen – freiwilligen! – Menschen gegeben… allerdings wären dort die Resultate nicht so eindeutig gewesen.
Eine Schilderung hat mich nachwirkend berührt. Nach dem Bildmaterial zu schliessen, muss der Versuch schon einige Jahre zurückliegen: einer Katze waren Elektroden ins Gehirn gepflanzt worden, über die sie „angenehm“ oder „unangenehm“ stimuliert werden konnte. Durch entsprechende „Belohnung“ mit positiven Stimuli wurde die Katze so trainiert, dass sie kein Fleisch mehr frass, sondern den Teller mit den Bananenstücken wählte. Als sich Nachwuchs einstellte, begannen die Kleinen ganz automatisch auch vom Bananen-Teller zu essen… und sie blieben bei dieser bevorzugten Speise, ohne dass sie je elektronisch konditioniert worden wären, allein durch das „Vorbild“ der Mutter. – Ist Essverhalten also abhängig von der gelebten Praxis im Elternhaus? – Die vierbeinige Protagonistin am Kabel wird den höheren Zweck ihrer Umschulung kaum verstanden haben. Ob sich daraus eine Erkenntnis gewinnen lässt, die einst unseren Nachkommen eine Adipositas-Karriere ersparen wird, ist noch ungewiss. Aber hoffen darf man.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:45 |
144 Referate gab es; 800 aktuelle wissenschaftliche Arbeiten wurden vorgestellt – es wird rund um die Welt geforscht nach den Ursachen der Adipositas, nach neuen Erkenntnissen zu deren Behandlung und nach Wegen, wie die epidemische Verbreitung gestoppt werden könnte…
Was war neu? Gab es revolutionäre Erkenntnisse? – Viel Bestätigung von schon bekannten Tatsachen, Überprüfung und Differenzierung. Präzisierung auch, sowohl was die Theorie betrifft, wie was die Erfahrungen aus dem Praxis-Alltag angeht. Als Zuhörer, der nicht über eine einschlägige Fachausbildung verfügt, war mir manches nur schwer verständlich, blieben Grafiken und Tabellen oft reine Muster aus Zahlen und Symbolen, selbst wenn sie in dem unverkennbaren Kongress-Englisch mit der jeweiligen Italo-, Hispano- oder Euro-Färbung kommentiert wurden.
Aber einige Botschaften sind hängen geblieben, die ich weiter verfolgen möchte, denn sie scheinen grundsätzliche Elemente zur Problematik beizutragen: eine breit angelegte Studie hat gezeigt, dass der menschliche Körper fatalerweise dazu neigt, mit seiner Energie haushälterisch umzugehen, so dass er kleinere zusätzliche körperliche Anstrengungen im Alltag, wie sie gerne in Bewegungsprogrammen empfohlen werden, klammheimlich und unbewusst wieder dadurch kompensiert, dass er Bewegung an anderen Orten einspart… so dass sich die Tagesbilanz insgesamt nicht verändert. Der Körper muss also quasi überlistet und gezwungen werden, so viel zusätzlich zu leisten, dass er es nicht mehr hinterrücks wieder einsparen kann.
Eine zweite Erkenntnis ist die, dass es einen deutlichen, nicht zu leugnenden Zusammenhang gibt zwischen gewissen „Umweltgiften“, etwa Fungiziden, die vermehrt in Fertignahrung eingesetzt werden, um sie haltbar zu machen, und dem Aufkommen von Adipositas, oder auch „Weichmachern“ aus Plastikgegenständen des täglichen Gebrauchs. Unbeantwortet ist noch die Frage, ob diese Stoffe häufiger in dicken Menschen vorkommen, weil diese sie im Fettgewebe speichern – oder ob die Stoffe die Ursache dafür sind, dass die Menschen erst vermehrt fett werden.
Spannend auch die in mehreren Referaten dargelegten Zusammenhänge zwischen genetischer Veranlagung (die systematisch in Zwillings-Studien und Eltern-Kinder-Modellen analysiert wurden) und bestimmten Umweltbedingungen, welche der Bildung von Übergewicht Vorschub leisten. Beides zusammen führt zu dem bekannten weltweiten Anstieg des Körpergewichts, aber es gibt keine eindeutige Regel, denn jeder Organismus und jede genetische Disposition spricht auf andere Faktoren an…
Am Schluss formulierte die Tagungsleitung erneut das Postulat, für das wir seit der Gründung unserer Stiftung einstehen: es braucht verstärkte inter- und multidisziplinäre Anstrengungen und die wissenschaftliche Erforschung der zahlreichen möglichen Ursachen steht erst ganz am Anfang.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:43 |
Alles geht übers Portemonnaie… Geld regiert die Welt… pas d’argent, pas de suisses… und was der Volksweisheiten mehr sind: wenn man etwas erreichen will, braucht es finanzielle Verlockungen. Das war eine der Ueberlegungen, die wir uns in der NGO-Allianz Ernährung und Bewegung gemacht haben im Blick auf die Notwendigkeit staatlicher Interventionen zur Bekämpfung der Adipositas.
Und wenn die internationalen ExpertInnen schon in Genf zusammenkommen, dann können wir vom vorhandenen Knowhow profitieren und einen speziellen, zusätzlichen Workshop organisieren, in dem wir einen Blick werfen auf entsprechende Modelle im Ausland, auf Erfahrungen, die mit finanziellen Anreizen bereits gemacht wurden und die wir allenfalls als Vorbild übernehmen könnten, um nicht das Rad nochmals neu erfinden zu müssen…
Mit einiger Spannung sind wir in diesen Themen-Nachmittag eingestiegen. Nach einer Auslegeordnung der in Europa praktizierten Modelle zur Besteuerung von Lebensmitteln und Agrarprodukten kehrte erste Ernüchterung ein: es gibt keinen generellen, evidenten Zusammenhang zwischen der Höhe von Steuern und dem Verzehr von „gesunden“ Lebensmitteln; allenfalls wäre eine sehr gezielte un differenzierte Besteuerung von problematischen Produkten denkbar, wenn gleichzeitig die Mittel eingesetzt würden für Aufklärungskampagnen oder für die Verbilligung von einzelnen „gesunden“ Angeboten.
Ein Blick durch die Brille des Oekonomieprofessors aus Amerika zeigt, dass Preis-Anpassungen als Folge von steuerlichen Massnahmen sehr massiv ausfallen müssten, um wirksam zu sein – aber dazu sind die Margen in der Produktion zu gering. Und das ganze Management solcher Massnahmen würde einen unverhältnismässigen Aufwand bedingen, allenfalls Missbrauch begünstigen und wäre in der Wirksamkeit eingeschränkt. – Ein ähnliches Resultat ergab sich aus zwei Vorträgen von Verkehrs-Experten aus England: wäre es möglich, duch eine finanzielle Lenkung des privaten und des öffentlichen Verkehrs die Leute zu mehr eigener körperlicher Bewegung zu animieren? Die Risiken solcher Massnahmen scheinen gegenüber den möglichen Vorteilen zu überwiegen: das Verhalten des einzelnen Verkehrsteilnehmers lässt sich kaum positiv beeinflussen, allenfalls sind Erfolge in der ganzen Infrastruktur der Mobilität denkbar…
Ein Vertreter des Rückversicherers Swiss Re zeigte die Ueberlegungen auf, die der weltweit engagierte Konzern im Blick auf die künftigen Herausforderungen anstellt, die sich aus dem massiven Ueberhandnehmen der Adipositas ergeben: in Amerika werden Lebensversicherungen quasi nur noch „nach Mass“ ausgestellt, abgestimmt auf die individuellen Risiken des Versicherungsnehmers, wie sie durch Lebensstil und Krankheiten definiert sind. – Den Abschluss machte eine illusionslose, systematische Analyse von Studien über Modelle und Projekte, bei denen übergewichtige Menschen mit materiellen Anreizen zum Abnehmen motiviert wurden. Aus einer riesigen Fülle von – leider schon etwas veralteten – Berichten blieben einige wenige, die den Kriterien der Untersuchung entsprachen, aber keine greifbaren Resultate brachten…
Von Sokrates sagt man, dass er gesagt haben soll Ich weiss, dass ich nichts weiss. Dies ist denn auch die wesentliche Erkenntnis, die wir aus dem internationalen Vergleich gewinnen konnten: es gibt kein Patentrezept, das sich einfach kopieren liesse; gefragt sind Fantasie und Unternehmungsgeist, politische Weitsicht und der Mut zu unkonventionellen Lösungen. Der Workshop hat uns nicht vorwärts-, aber er hat uns weitergebracht.
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Von Heinrich von Grünigen um 19:55 |
Der erste Kongresstag ist vorbei, es gäbe Vieles zu berichten, doch die Zeit fehlt für eine ausführliche Schilderung, denn ein Termin jagt den anderen… An die 2000 ExpertInnen haben sich eingefunden, um gemeinsam Wege zu diskutieren, wie der weltweiten Adipositas-Epidemie Einhalt geboten werden könnte. Und es ist beeindruckend, wie sich die Erfahrungen gleichen, die in allen Ländern gemacht werden. Als Laienbesucher hat man kaum eine Chance, den Ueberblick zu behalten über die wichtigsten Referate, denn nur wer die Referenten und ihre Themen schon von früheren Tagungen kennt, kann sich auf das konzentreiren, was aufgrund aktueller Forschungsergebnisse einen Neuigkeitswert zu haben verspricht. – Noch stehen uns zwei strenge Tage bevor.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:35 |
Vom 14. bis zum 17. Mai findet in Genf der 16. Europäische Adipositas-Kongress statt. Durch Vermittlung unseres Sponsors Abbott AG darf ich als Nicht-Mediziner an dieser Fachtagung kiebitzen und mich über die aktuellen Trends und den neusten Stand der Forschung aufdatieren.
Ich bin gespannt, was die drei Tage bringen werden an neuen Erkenntnissen, nicht nur im Blick auf die medizinischen und verhaltensmässigen Interventionen, aber vor allem auch bezüglich der Wirksamkeit nationaler Programme, so wie sie heute im Bundesrat diskutiert – und hoffentlich endlich verabschiedet! – worden sind.
Mehr dazu in den kommenden Tagen, wenn ich aus der Fülle der Referate und Seminarien und Workshops eine sinnvolle Auswahl treffen konnte, èber die zu berichten sich lohnt.
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Von Heinrich von Grünigen um 19:19 |
Das Wandern sei des Müllers Lust, sangen wir früher, wobei wir nicht darüber nachdachten, weshalb ausgerechnet dieser nicht so sehr verbreitete Berufsstand es nun ausgeprägter als andere mit dem Wa-ha-ha-ha-haaan-dern haben sollte, denn die eigentlichen Wandergesellen waren ja die Zimmerleute mit den breiten Schlaghosen und den grossen Hüten.
Hauptsache, wir schmetterten die Lieder im Takt, wenn wir in Formation unterwegs waren, sei es nun auf dem Familienschlauch, dem Schulausflug oder später im Militär, wo noch eine patriotische Note dazu kam. Das Singen aus voller Lunge war kein Problem, wir hatten guten Atem, pumpten den Brustkasten auf, dass die Rippen knackten, und liessen die Stimmen weithin erschallen, wenn wir durch die Bergwelt zogen.
Das war einmal. Heute, liest man in der Zeitung, seien die viel zu vielen dicken Kinder gar nicht mehr in der Lage, länger auf den Beinen unterwegs zu sein. Mühsam schleppten sie am Rande der Erschöpfung ihre übergewichtigen Körper vorwärts, statt vier Stunden könne die Wanderung höchstens noch zwei Stunden dauern, und viele Kinder brächen zusammen oder müssten von ihren Eltern abgeholt werden.
Schuld an der rapiden Zunahme übergewichtiger und adipöser Kids sind nach einer aktuellen Studie in Basel, Bern und Zürich einerseits das „Taxi Mama“, der motorisierte Schultransport von Tür zu Tür (der offenbar in den Städten ausgeprägter ist als auf dem Land, obwohl dort die Distanzen grösser sind), eine einseitige Ernährung (Lieblingsmenü der befragten Kids sind Tiefkühlpizzas, Früchte und Gemüse werden nur von einer Minderheit verzehrt) und mangelnde Bewegung (dies wird auch durch eine Studie im europäischen Rahmen bestätigt). Und da beginnt sich der Teufelskreis zu schliessen: je dicker die Kinder, desto weniger können sie wandern – und je weniger sie wandern, desto dicker werden sie… Es ist höchste Zeit, dass er mit kreativen Massnahmen durchbrochen wird, auch wenn die Rechtspopulisten noch so penetrant von „Eigenverantwortung“ faseln.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:52 |
Kürzlich wandte sich eine Leserin an den Briefkasten von Times Online mit der besorgten Frage, wie sie reagieren solle, nachdem ihre dreijährige Tochter zu ihr gesagt habe Mama, ich bin zu dick! und dabei auf ihr Bäuchlein zeigte… Un in der Schule, die der 5-jährige Bruder besucht, sei „Dicker“ ein gebräuchliches Spott- und Schimpfwort.
Die Antwort der Expertin ist aufschlussreich. Die Kleine können sich in diesem Alter noch kaum durch eigenes Vergleichen und durch die Aufnahme von Werthaltungen aus Modekatalogen oder die Verinnerlichung der Barbie-Masse ein eigenes „Urteil“ gebildet haben, sie müsse also irgendwo beiläufig aus Gesprächen der Erwachsenen mitbekommen haben, dass Dicksein nicht erwünscht sei… Vielleicht sei dies auch eine Spiegelung der Tatsche, dass die Mutter selber versucht, durch „richtige“ Ernährung die Pfunde wieder loszuwerden, die sie während und nach der Schwangerschaft zugelegt hatte.
In kindlichen Aussagen finden sich meist – gelegentlich falsch verstandene – Botschaften der Erwachsenen wieder. Das eigene Vorbild, das täglich die Kleinen prägt, lässt sich nicht verleugnen und darf in seiner Wirkung nicht unterschätzt werden. Deshalb haben es die Erwachsenen auch in der Hand, durch das, was sie tun und sagen, dazu beizutragen, dass ihre Kinder einen normalen Umgang mit diesen Dingen des Lebens finden. Die Einflüsse von aussen sind dann immer noch prägend genug.
Es gibt eine Reihe von Empfehlungen für ein „kindgerechtes“ Vorbild-Verhalten, damit die Kids lernen können, zu ihrem Körper und seinem Gewicht ein normales Verhältnis zu finden:
– wenn Eltern selber übergewichtig sind, sollten sie nicht negativ über ihr Gewicht und ihre Essgewohnheiten sprechen
– wenn Eltern eine Diät machen, sollten sie möglichst wenig darüber sprechen, und wenn, dann darüber, dass sie der Gesundheit dient, nicht dem Gewichtsverlust…
– wenn das Kind zu dick ist, soll es nicht auf Diät gesetzt werden, im Gegenteil: es soll zusätzlich reichlich Früchte und Gemüse essen, so wie alle Familienmitglieder
– wird ihr Kind oder einer seiner Kameraden wegen Übergewicht verspsottet, so sprechen sie darüber, dass es eben sehr verschiedene Menschen gibt, nach Grösse, Gewicht, Haarfarbe und Gechicklichkeit… und dass gerade diese Verschiedenheiten das Leben reizvoll machen
– kaufen sie keine Spielsachen oder Spiele, welche die Botschaft vermitteln, dass im Leben nur Erfolg habe, wer perfekt aussieht; wählen sie „durchschnittliche“ Puppen statt Barbies und prüfen sie, ob PC-Spiele keine fatalen Bilder vermitteln
Un wenn in der Schule ein Kind wegen seines Gewichts gehänselt wird, so sollte man dies dem Lehrer oder der Lehrerin melden, denn solcher Spott ist ein grundsätzliches Thema, das in der Klasse diskutiert werden muss.
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