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Von Heinrich von Grünigen um 23:25 |
Man ist es sich nicht mehr gewohnt, in den Städten, dass mal der Schnee länger und höher liegen bleibt. Und dass es dermassen kalt wird, dass der Untergrund gefriert und dass sich auf eine Rutschbahn begibt, wer nach draussen geht.
Da wir an einer Hangstrasse wohnen, habe ich mich schon die letzten Tage nur sehr vorsichtig bewegt. Heute aber, als ich die weisse Pracht draussen unbehelligt liegen sah und nachdem man in den Medien ausgiebig darüber informiert worden war, wie sehr die Stadt kein Salz mehr habe um die Trottoirs zu streuen, heute bin ich schlicht und standhaft zuhause geblieben.
Ich wollte kein Risiko eingehen. Im Wissen darum, dass ich mich mit meinem Gewicht auf relativ unsicherem Stand befand, wollte ich dem Unglück gar keine Chance geben, zuzuschlagen. Ich stellte mir vor, wie leicht es wäre, auf dem abschüssigen Trasse auszurutschen und hinzufallen. Ein einziger Tritt würde genügen, der zur Seite oder nach vorne gleiten könnte, dadurch würde sich mein Schwerpunkt verlagern, ich könnte nicht schnell genug ausbalancieren, könnte mich nirgends halten, würde rücklings oder zur Seite auf den Schneeboden knallen, von dem ich keine Möglichkeit mehr hätte aufzustehen, allein nicht und auch nicht mit Hilfe allfällig vorbeikommen der Passanten, die möglicherweise selber zu Fall kämen in dem Schneegestöber, was zu einem wirren Knäuel von Leibern führen müsste, womöglich mitten auf der Strasse, auf dem Fussgängerstreifen, der jedoch unter dem Schnee nicht als solcher zu erkennen wäre, wobei sich dann noch ein Auto von oben nähern könnte, das auf der vereisten Fahrbahn weder zu bremsen noch auzusweichen im Stande sein würde…
All diese möglichen Entwicklungen führten dazu, dass ich den ganzen Sonntag im Haus verbracht habe, lesend, schreibend, essend und fernsehguckend… und, ja: eine Runde auf dem Hometrainer habe ich auch absolviert… man gönnt sich ja sonst keine Bewegung.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:09 |
Heute war wieder Sporttag. Ich habe mich aufgerafft – bzw. liess mich von Freund Rolf, der es gut meint mit mir, breitschlagen, jeden letzten Samstag des Monats eine Stunde lang besondere Gymnastik zu treiben. Ein spezielles Programm für Bewegungsmuffel, die allerlei Gebrechen haben und nicht mehr volle Pulle beim Training mitziehen könnten.
Man gerät ja schon ordentlich ausser Atem, bis man nur die Turnschuhe angezogen hat und in den Trainer geschlüpft ist! Die Halle ist frisch renoviert, vom Modernsten, was die Stadt zu bieten hat, mit zahlreichen Gerätschaften und Hilfsmittteln, mit denen es eine Freude ist, sich zu bewegen.
Zuerst geht es an die gute alte Sprossenwand. Lockerungsübungen mit Armekreisen und Treten an Ort, aber der Körper signalisiert sofort, dass er es nicht mehr gewohnt ist, Leistung abzugeben. Strecken, beugen, Liegestütz im Stehen gegen die Wand… es gibt unzählige Möglichkeiten, die Muskeln sanft in Bewegung zu bringen und dabei keine allzu grosse Belastung auftreten zu lassen. Und wenn sich die erste Welle von Erschöpfung abzeichnet, dürfen wir absitzen, auf gepolsterte Bänke, mit dem dem grossen Gummiball den Körper stützend, so neue kreisende Bewegungen der Arme und Beine üben. Schliesslich mit dem ganzen Körpergewicht auf dem Ball ruhen und durch sachte Verlagerungen das Gleichgewicht herausfordern und die Muskulatur zum Balancieren bringen.
Schliesslich kommt die Spiel-Runde. Heute ist Uni-Hockey dran, mit den leichten Plastic-Stöcken und dem kleinen weissen Löcherball. Spannend, wie der Wettkampf plötzlich die Reserven freisetzt, einen kurzen Spurt möglich macht, den man sich gar nicht mehr zugetraut hätte, und wie der Triumph über ein geschossenes Tor den Schmerz und die Müdigkeit vergessen lassen.
Den Abschluss bilden wieder einige Lockerungs- und Beweglichkeitsübungen im Sitzen. Wir haben uns sehr vorsichtig und moderat bewegt, aber ich bin doch richtig geschafft und habe das Gefühl, von einer langen Wanderung zurückzukommen.
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Von Heinrich von Grünigen um 20:41 |
Langsam gewinnt das Wissen an Boden, dass es wichtig ist, die Kinder in der Schule richtig zu ernähren. Ganztages-Stätten tragen den veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen der Familien Rechnung, Unterricht, Spiel und Mahlzeiten wollen geplant sein.
Hier hat man in einigen Schulen in Amerika eine Erfahrung gemacht, die auch für uns interessante Erkenntnisse bringt. Dort gab es die eingesspielten Stundenpläne schon lange: Unterricht am Vormitag, dann Essen und anschliessend huinaus ins Freie, zum Spielen und Herumtoben, ehe der Unterricht wieder weiter geht.
Nun wurde versuchsweise die Reihenfolge umgedreht: nach den Lektionen ging es noch vor dem Essen zu Spiel und Bewegung, und erst dann wurde gemeinsam das Mittagsmahl eingenommen. Und das Resultat war – nach einem Bericht der New York Times – verblüffend und positiv: Kinder, die VOR dem Essen Dampf ablassen und sich austoben konnten, waren bei Tisch ruhiger, sie hatten besseren Appetit, assen deutlich mehr Gemüse und Früchte, tranken mehr Milch… und es gab weniger Abfälle.
Erstaunllch, was ein einfacher Wechsel in einem vertrauten und eingespielten Ablauf auszumachen vermag. Wirksame Lösungen müssen nicht immer etwas kosten. Einen Versuch sind sie allemal Wert.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:23 |
Amerika hat im Kampf gegen Übergewicht bei Kindern eine neue Identifikationsfigur: First Lady Michelle Obama habe – berichtet der Guardian in England – das Thema zur Chefsache erklärt und in die eigenen Hände genommen. Sie habe, wird sie zitiert, vor noch nicht allzu langer Zeit selber gegen die Gebote einer gesunden Ernährung für ihre Kinder gesündigt, habe der Einfachheit halber schnell eine Pizza bestellt, wenn der Kühlschrank leer gewesen sei, und sie habe nicht auf Kalorien geachtet oder wieviel Fett in diesen rasch im TakeAway besorgten Speisen gesteckt habe, bis ihr Kinderarzt sie eines Tages auf dieses Problem hingewiesen habe.
Michelle Obama will nun auf das Thema aufmerksam machen und mit gutem Beispiel vorangehen, im Wissen darum, dass sie eine Vorbildfunktion hat. Nächsten Monat will sie eine eigene Kampagne starten, um etwas dagegen zu tun, dass die USA das „fetteste Land der Welt“ werden. – In England, folgert der Guardian, habe die Regierung zwar schon 2007 die ersten Massnahmen beschlossen, aber bisher habe es an glaubwürdigen Vorzeige-Figuren gefehlt, die diesen Kampf zu ihrem eigenen Herzens-Anliegen gemacht hätten.
All die vielen Einzel-Aktionen mit sehr guten Ansätzen verpufften unkoordiniert, weil es an einer einigenden, identitätsstiftenden Kraft fehle. Hier habe England einen grossen Nachholbedarf.
Und wo steht die Schweiz? Machen sich all unsere Superwomen, die von der Boulevardpresse gehätschelten Ex-Vize-Missen und -Mister, die Sportstars und die frisch aus dem Nacktscanner geschlüpften Titelbild-Beauties im Kampf gegen Adipositas und Übergewicht nützlich? – Keine Spur. Im Gegenteil. Man hat fast den Eindruck, die brauchen uns Dicke als willkommenes Kontrastmittel, um die eigene Schlankheit besser zur Geltung bringen zu können.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:31 |
Schwere Zeiten brechen an für Leute, die sich medikamentös beim Abnehmen unterstützen lassen wollen. Zwei Produkte waren bisher offiziell rezeptpflichtig zugelassen: der Fettaufnahme-Hemmer Xenical mit dem Wirkstoff Orlistat und der Appetitzügler Reductil mit dem Wirkstoff Sibutramin. Vorübergehend kam noch Acomplia dazu, mit dem Wirkstoff Rimonabant, ebenfalls ein Appetitzügler, der jedoch letztes Jahr wegen depressiver Nebenwirkungen wieder vom Markt genommen wurde.
Das Patent für Xenical war vor einigen Jahren abgelaufen, es wurde verkauft und ein neuer Anbieter brachte in etwas schwächerer Dosierung ein gleiches Präparat unter dem Namen Alli auf den Markt, rezpetfrei in Apotheken erhältlich. Heute nun wird bekannt, dass von Swissmedic geprüft wird, ob Reductil ebenfalls – bis auf weiteres – vom Markt genommen werden soll. Schon von Anfang an hatte man beobachtet, dass Sibutramin bei Patienten mit Herzkreislauf-Problemen zu einer Erhöhung des Blutdruckes führen konnte, allenfalls sogar Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen könnte… aufwändige Studien schienen dieses Risiko zwar zu widerlegen, aber nun haben offenbar doch die Bedenken überwogen, zuerst erfolgte das Verkaufsverbot für Reductil in der EU, möglicherweise wird in der Schweiz nachgezogen.
Diese Situation ist bedauerlich. Sowohl Xenical wie auch Reductil waren keine „Wunderpillen“ die ein müheloses Abnehmen ermöglichten, aber beide konnten – vom Arzt zum richtigen Zeitpunkt verordnet – im Verlauf einer Therapie positive Impulse setzen und eine Veränderung auslösen. Nicht alle Patienten sprachen gleich auf die Präparate an, aber jene, denen es geholfen hat, werden jetzt seine Unterstützung vermissen.
Neu kommt nun aber eine weitere Dimension dazu: alle diese Präparate sind auch im Internet erhältlich, wo die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass es sich um gefälschte, illegale Produkte handelt, deren Zusammensetzung in hohem Masse gesundheitsschädigend sein kann. Die amerikanische Food and Drug-Administtration hat denn unlängst eine entsprechende Warnung veröffentlicht und auf die Gefahr hingewiesen, dasss gefälschte Alli-Pillen im Umlauf sind, die eine hohe Konzentration des Wirkstoffes Sibutramin (Reductil) enthalten und somit für Patienten mit Herzproblemen gefährlich sein können…
Wichtigste Botschaft: Keine Pillen aus dem Internet!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:04 |
Ich kenne nur den Ratsbericht aus der Zeitung. Die Hintergründe und der Wortlaut der einzelnen Voten sind mir nicht bekannt. Eines ist klar: es ging um die Konsolidierung der Finanzplanung, was eine etwas noblere Umschreibung des Begriffs Sparen ist. Also hielten die Ratsmitglieder Ausschau nach Posten im Budget, die sich streichen liessen, ohne dass eine kräftige Lobby sich lautstark dagegen auflehnt,
Letztes Jahr hatte die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich eine Kampagne gegen die Adipositas-Epidemie lanciert, die mit Plakaten und Drucksachen die Bevölkerung sensibilisieren und aufklären wollte. Die Regierung löste damit eines ihrer Legislaturziele ein, wenn auch nicht ein zentrales, so doch eines, das synchron mit landes- und europaweiten Bestrebungen lief.
Im Lauf der Debatte über die politische Legitimation einer solchen Kampagne fiel offenbar das Argument, dass Adipositas und Übergewicht unter anderen vor allem ein Problem der Unterschichten sei. Von daher war es nicht mehr weit zum verkürzten und zugespitzten Polaritäten-Paar „dick = dumm“ und „dünn = schlau“. Was offenbar eine Einladung an das übergewichtige Rats-Drittel war, sich vom Makel der „Dummheit“ dadurch zu distanzieren, dass man lauthals kundtat, man habe keine staatliche Anleitung nötig, man könne selbstverantwortlich für seine Gesundheit und sein Wohlbefinden sorgen… und folglich könne die ganze Kampagne ohne nachteilige Wirkung aus den künftigen Budgets gestrichen werden. Die Streichung wurde mit 116:48 Stimmen beschlossen.
Ist dieses Zürcher Polit-Signal nun der Auftakt zu einem nationalen Fanal gegen Prävention und eine verantwortungsvolle Kampagne zur Eindämmung der Adipositas-Epidemie? Wird ein weltweites Gesundheitsproblem bei uns zum Spielball profilneurotischer Lokalpolitiker? Wenn dem so sein sollte, dann gnade uns jene höhere Instanz, welche seinerzeit die genetischen Voraussetzungen geschaffen hat, dass wir so wurden, wie wir sind.
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Von Heinrich von Grünigen um 13:39 |
Es gibt gute und schlechte Werbung. Wirkungsvolle, originelle, innovative. Werbung, die auffällt, die man sich merken kann, die Slogans und Begriffe prägt: wem wäre das Wort Figugegl nicht nach Jahrzehnten noch ein Begriff? Oder was ist mit dem Tiger im Tank?
Daneben gibt es aber auch einfach saudumme Werbung. Da ist zum Beispiel die Sache mit den Snickers, dem Schoko-Caramel-Riegel mit den Erdnüssen drin. Ein zaghafter Mensch steht am Swimmingpool, traut sich nicht recht ins Wasser, da kommt ein Helikopter geflogen, drin sitzt der martialisch aufgebrezelte „Mr. T“ mit seinem Irokesenschnitt und den Goldketten aus der A-Team-Serie. Mit einer Wurfmaschine schleudert er ganze Ladungen von Snickers auf den armen Menschen und beschimpft ihn aufs unflätigste als feige Memme, die nun endlich ins Wasser springen solle… – Dabei (das wissen ausser uns auch noch alle andern) verleiht übermässiger Snickers-Genuss keineswegs Mut, sondern macht höchstens dick.
Der Schweizer Konsumentenschutz hat bei der Kommission für Lauterkeit in der Werbung gegen diese „Botschaft“ protestiert und Recht bekommen. Zumindest von der Snicker-Website hat Mars die Spots inzwischen entfernt.
Den zweiten Geniestreich hat sich coop geleistet. Auf einer seiner Tragtaschen steht der Slogan „Für werdende Nichtraucher“, und darunter sind einige Schoggi-Branchli abgebildet. Das ist jetzt so ungefähr das Allerletzte, was ein Nichtraucher braucht: die Aufforderung, den Entzug mit Schokolade zu kompensieren. Tragisch genug, dass das Problem der Gewichtszunahme beim Rauchstopp von den Anti-Tabak-Leuten systematisch verharmlost wird. Wenn dann noch so direkte Aufforderungen vermittelt werden, muss uns nichts mehr verwundern.
Dumme Werbung ist nicht bloss eine Schande für die PR-Branche, sondern vor allem ein Armutszeugnis für deren Auftraggeber.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:56 |
Aus Amerika kommt interessante Kunde. Im Land mit einer der höchsten Zahlen an Übergewichtigen (68%) und Adipösen (33%) wird nach jüngsten Studien gemeldet, dass sich die Zunahme in den letzten Jahren verlangsamt hat, insbesondere bei den Jungen.
Das hiesse also, dass die Präventionsbemühungen der letzten Jahre doch etwas genützt haben, dass die Kurve nicht mehr linear ansteigt, sondern sich – wenn auch auf hohem Niveau – etwas abflacht. Besteht Grund zur Freude und Genugtuung? Wohl nur mässig. Denn es ist ein schwacher Trost, zu erfahren, dass sich die Anzahl zu dicker Leute bei 68% stqabilisiert. Da man davon ausgeht, dass rund zwei Drittel der Menschen genetisch mit der Fähigkeit ausgerüstet sind, in Zeiten des Wohlstandes „Fettreserven“ anzulegen für Notzeiten, bedeutet dieser Stagnations-Wert doch nichts anderes, als dass in USA das genetische „Potenzial zum Dickwerden“ jetzt voll ausgeschöpft ist!
Der Sieg über die Adipositas wäre also nur ein relativer. Die Natur geht ihren genetisch vorbestimmten Weg bis zum Limit. Was wir jedoch tun können bzw. müssen sind zwei Dinge: weiterfahren mit der intensiven Prävention bei den Jungen, um nach Möglichkeit zu vermeiden, dass sie allzuviel zunehmen. Und zum Zweiten muss eine gezielte Therapie bei den Erwachsenen sich um die „schweren“ Fälle kümmern, am effizientesten heute operativ. Denn dies hätte die nachhaltigste Auswirkung auf die Senkung der Gesundheitskosten. Dass ein grosser Teil der Bevölkerung mit Übergewicht leben muss, deas wird über kurz oder lang zur Normalität werden; dass wir neben den Jungen auch bei Adipösen mit BMI weit über 30 mehr machen müssen als heute, das ist die Erkenntnis aus der jüngsten Entwicklung in USA.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:58 |
Heute haben einige der staatstragenden Parteien ihre Delegiertenversammlung durchgeführt. Die Freisinnigen haben Vernunft bewiesen und dem ominösen Gesundheitspapier eine Abfuhr erteilt, das den Vorschlag formuliert hatte, wonach die Krankenkassen Modelle entwickeln sollten, damit Leute mit tiefem BMI vergünstigte Prämien bekämen… Eine andere Partei, die sich für das Volk hält, hat ihre Absicht bekräftigt, eine Initiative zu lancieren, damit künftig die Bundesräte durch ebendieses Volk gewählt werden sollten.
Das Volk, so lautet das gebetsmühlenartig heruntergeleierte Credo der Vordenker dieser Partei, das Volk hat immer recht, es kann sich nicht irren, wenn wir ihm lange genug mit unseren Plakaten die Botschaft einhämmern, die es zu glauben hat. Deshalb kann das Volk nicht anders, als die besten, kampferprobtesten Vertreter dieser Partei in den Bundesrat zu wählen. Und alles wird gut.
Wenn dem so ist, habe ich ich bei mir selber gedacht, wenn das Volk also von seiner völkischen Definition her gar nicht in der Lage ist, etwas Falsches zu wollen oder gar Falsches zu tun, so muss es doch ein Wink von weit oben sein, dass immer mehr Menschen aus dem Volk einen Bauch tragen, dass sich Übergewicht und Adipositas epidemisch verbreiten: Dann ist es doch Volkes Wille, dick zu sein. Dann kann Dicksein nicht schlecht sein!
Dann müssen wir aber sofort aufhören mit unseren Aktionen und Informationen und Empfehlungen für ein gesünderes, schlankeres Leben! Wer sind wir denn, dass wir uns gegen den ausdrücklichen Willen des Volkes stellen könnten? Es hat sich frei entschieden, was und wie viel es essen will. Es verzichtet aus freien Stücken auf Bewegung und lebt ganz von sich aus so, wie es ihm passt. Woher nehmen wir die Anmassung, das Volk zu einem Verhalten zu verleiten, das es nicht von sich aus gewählt hat?
Der dicke Bauch ist volksgewollt. Denn es sind heute mehr Menschen übergewichtig, als jene Partei Mitglieder zählt.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:26 |
Die aktuelle Verwirrung ist gross. Noch Anfang Woche haben mich die Medien kontaktiert und gefragt, was wir von einem neuen Vorstoss der Fluggesellschaften Air France und KLM halten würden, übergewichtigen Passagieren, die nicht in einen Sitz passen, einen zweiten Platz mit 25% Ermässigung zu verkaufen, wobei der Aufpreis zurückerstattet würde, wenn die Maschnie in der Economy-Klasse nicht ausgebucht wäre…
Der entsprechende Artikel erschien dann am Tag darauf nicht, denn inzwischen hatte Air France die Meldung dementiert. Ein ähnliches Hin und Her spielte sich auch bei Ryanair ab, wo eine Dicken-Aufpreis-Meldung später wieder zurückgenommen wurde.
Was soll die dauernde Feilscherei um Fluggebühren? Dass in manchen Ländern die Hälfte der Bevölkerung übergewichtig bis adipös ist, das ist heute nicht nur ein statistisches, sondern ein reales Faktum. Eine Wirklichkeit, die nicht mit Sondergebühren aus der Welt geschaffen werden kann. In der Mode hat man die Konsequenzen gezogen, Übergrössen-Modelle zu vernünftigen Preisen sind im Handel erhältlich. In jedem neu erstellten Kino finden auch dicke Menschen bequem in den Sesseln Platz, Schnellimbisse verzichten auf fix installiertes Mobiliar, in das man sich kaum quetschen kann, wenn man über BMI 25 ist, und auch die Telefonkabinen, in die man sich früher nur mit Mühe zwängen konnte, gibt es nicht mehr. In den Spitälern sind die Betten stabiler und die Rollstühle breiter geworden. Sogar Särge werden in Übergrösse hergestellt.
Bloss die Fluggesellschaften haben es immer noch nicht gschafft, einen bestimmten Prozentsatz ihrer Bestuhlung etwas breiter anzulegen, um auch den übergewichtigen Passagieren eine menschenwürdige Transportmöglichkeit zu bieten, so dass auch sie von ihrem Tablett essen können, ohne befürchten zu müssen, dass das Trinkglas kippt und das Gemüse vom Tellerchen rutscht… Ausgerechnet die modernste Transport-Technologie behandelt ihre Kunden altväterisch wie in den Gründerjahren und verschliesst die Augen vor dem Gebot der Stunde, ein kundenfreundliches Angebot auch für Dicke einzuführen.
Hier könnte die Swiss doch mit dem guten Beispiel vorangehen?
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