18/2  Am Bahnhof

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 20:02

Wieder eine Sitzung in Bern. Was ich nicht bedacht hatte: Seit dem letzten Mal war der ÖV neu organisiert worden und die Trams haben zum Teil andere Nummern. So sass ich am Bahnhof und wartete geduldig auf einen Fünfer, der einfach nicht kommen wollte. Innerhalb von zehn Minuten sprachen mich drei Männer mittleren Alters in reichlich abgetragener Kleidung an und fragten sinngemäss:

Hätteted der mer nid öppis Münz zum ässe?

Nun wollten wir nicht pingelig sein und die Leute darüber aufklären, dass man Geld ja gar nicht essen könne… aber die Häufung der Anfragen in so kurzer Zeit gab mir doch zu denken. Und alle brauchten das Geld für Esswaren, sagten sie. Früher hatte ich mich noch auf Dispute eingelassen, war mitgegangen zum Bratwurststand, um sicherzustellen, dass sich meine Batzen nicht unerwegs in Drogengeld verwandelten…

Überhaupt sind die Ansprüche gestiegen. Früher wurde man direkt gefragt: Hesch mer e Schtutz? Heute reicht diese Münze wohl nicht mehr aus. Der letzte, der mich heute in dieser Sache ansprach, hatte eine glimmende Zigarette in der Hand. Ok, dachte ich, wenns dafür reicht, wird es mit dem Hunger wohl nicht so schlimm sein… Auch wenn ich objektiv durchaus einige Geldstücke in meinem Portemonnaie gehabt habe, auf die ich problemlos hätte verzichten können, war subjektiv heute klar nicht mein wohltätiger Tag. Ich tat, was all die anderen, die mit mir auf das Tram warteten, taten: ich schüttelte den Kopf, hob die Schultern, schaute weg.

Nach einiger Zeit realisierte ich: das Tram mit der Nummer 5 trug jetzt die Nummer 6 und war das „blaue Bähnli“, das von Muri kam und in den Westen fuhr. Ich kam noch rechtzeitig zur Sitzung.




17/2  Lob der Faser

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:03

Wenn immer möglich Vollkorn, so lautet die gängige Empfehlung zur Nahrungsumstellung, denn Vollkornprodukte sättigen besser und haben einen günstigeren Glykämischen Index, d.h. bei ihrer Verdauung spielt das Insulin eine weniger verhängnisvolle Rolle als beim Verzehr von raffinierten Produkten und Weissbrot.

Nun werden uns die Vorzüge des vollen Korns zusätzlich in einem neuen Licht dargestellt, geradezu verklärt: Wer ausreichend Vollkornbrot isst, der hat eine besssere Chance, nicht an Herzkreislaufkrankheiten zu sterben und dadurch insgesamt ein längeres Leben. Dies hat eine Studie über 9 Jahre an 500’000 Leuten gezeigt. Zudem senkt Vollkorn das Krebsrisiko und die Anfälligkeit für Entzündungen der Atemwege…

Der lebensverlängerde Wohltäter ist der hohe Anteil an unverdaualichen Nahrungsfasern. Diese – und zwar nur die Getreide-Fasern, nicht Faserstoffe aus Gemüse und Obst! – haben, in ausreichendem Masse genossen, eine positive Wirkung auf die verschiedensten Bereiche des Stoffwechsels. Für einen erwachsenen Mann beträgt die empfohlene Menge ca. 30 Gramm täglich, für eine Frau sind es 25 Gramm.

Eine faserstoffreiche Ernährung – „wie zu Urzeiten“ – sei dem Menschen zuträglicher als die moderne, westliche Kost, heisst es. Immerhin müssen wir die Körner nicht mehr mit den eigenen Zähnen mahlen.




16/2  Eiweiss-Regulator

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:37

Eine Forschergruppe an der Universität Bonn hat einen neuen Mosaikstein im Verwirrspiel um den Fettstoffwechsel gefunden: ein Eiweiss, das auf der Membran der Fettspeicherzellen sitzt und zusammen mit anderen Wirkstoffen den Zellstoffwechsel beeinflusst. Durch diese Entdeckung wird die Hoffnung geweckt, dass sich mit neuen Medikamenen auch neue Perspektiven eröffnen könnten, um die Fettspeicherung zu reduzieren und Adipositas zu beeinflussen.

Die Versuche wurden bisher an Zell- und Gewebestrukturen im Reagenzglas durchgeführt. Als nächstes sollen entsprechende Experimente mit Säugetieren – Mäusen – durchgeführt werden, ehe an eine Anwendung beim Menschen zu denken ist. Die Hoffnung braucht also einen langen Schnauf.

Fettspeicherzellen – das ist eine weitere Erkenntnis – dienen nicht nur als Energie-Reservoirs, in denen nicht verbrauchte Kalorien für spätere Zeiten aufbewahrt und verfügbar gehalten werden, sie sind gleichzeitig auch so etwas wie „Endlager“, denn die Fettsäuren, die in den Lipidverbindungen vorhanden sind, können anderen Zellen Schaden zufügen. Durch ihre „Einlagerung“ in den Depots werden sie also gewissermassen unschädlich gemacht und sicher aufbewahrt, bis sie allenfalls aufgebraucht werden.

Die Vorstellung, aus wie vielen kleineren und grösseren Fettzellen mein Übergewicht in der Grössenordnung von 60 Kilo etwa bestehen mag, was hier für ein Energiepotenzial aber auch für eine Schädigungskapazität schlummert bzw. sich in einem permanenten Zustand der Verfügbarkeit befindet, könnte einen schwindlig machen. Irgendwo müsste es doch einen Schalter geben, der sich von „Speichern“ auf „Verbrauchen“ umlegen liesse. Vielleicht wird der eines Tages doch noch gefunden.




15/2  Heiti-Bschiss

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:00

Kritische Konsumenten lesen die Etiketten, bevor sie etwas kaufen. Dabei geht es nicht nur um die Menge und den Kaloriengehalt der einzelnen Nahrungs-Bestandteile, sondern auch um die Rezeptur, die Zutaten, die Inhaltsstoffe.

Dass nicht in allen Fällen das drin ist, was auf der Packung so schön verlockend abgebildet wird, das weiss man mittlerweile. Wie weit aber die Manipulation in der Praxis gehen kann, das zeigt ein Video der amerikanischen Verbraucher-Organisation The Health Ranger: es geht um „gefälschte“ Heidelbeeren (blueberries), die in zahlreichen Cerealien und Backwaren stecken sollen, die aber in Wirklichkeit zusammengepanscht sind aus Pflanzenfett, Zucker, Fasern, künstlichen Aromen und Lebensmittelfarbe… Alles rein rechtlich durchaus „legale“ und offiziell zugelassene Stoffe, die auch als solche im Kleingedruckten deklariert sind… aber die Abbildungen und die Slogans auf der Verpackung signalisieren eine andere Botschaft, indem die prallen, frisch glänzenden Früchte den Anschein erwecken, sie wären wirklich eingearbeitet.

Es sei, sagt der Kommentator, letztlich eine Frage der Rendite. Richtige Heidelbeeren sind teuer, die Kunstprodukte billig, der Gewinn gross. – Und was bleibt dem Konsumenten? Der Rat ist klar: Wachsam sein, die Zutatenliste lesen und die Packung sofort wieder ins Regal zurück stellen, wenn da die Rede ist von all den künstlichen Ersatz-Stoffen. Der Konsum-Boykott ist eine Sprache, die verstanden wird.

Einzelne Firmen schaffen es, in ihre Produkte die echten, wirklichen Beeren einzuarbeiten. Ihnen sollte man den Vorzug geben. Immerhin: Manches von dem, was in Amerika über den Ladentisch geht, kommt hierzulande gar nicht in den Verkauf. Unserem etwas strengeren Lebensmittelgesetz sei Dank.




14/2  Rück-Schlag

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:59

Vorgestern habe ich über eine Studie berichtet, mit der nachgewiesen wurde, dass Leute, die regelmässig (täglich) künstlich gesüsste Getränke konsumierten, ein höheres Risiko hättren, einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu erleiden. – Kaum war diese Studie in USA (in einer Zusammenfassung) bekannt geworden, meldeten sich auch schon die Kritiker zu Wort.

Die Untersuchung sei nicht aussagekräftig. Abgesehen dasvon, dass sie (noch) nicht in einer glaubwürdigen wissenschaftlichben Publikation veröffentlicht sei und ihre Grundlagen nicht im Detail überprüft werden könnten, weise sie beachtliche Mängel auf. So seien die Probanden am Anfang der Langzeitstudie nur über ihr Trinkverhalten befragt worden, nicht aber über ihre Essgewohnheiten und über allfällige erbliche Vorbelastungen in der Familiengeschichte. Das Durchschnittsalter der Befragten sei insgesamt höher gewesen als das der Gesamtbevölkerung, so dass die Wahrscheinlichnkeit gegeben sei, dass ein hoher Anteil davon einen Herzschlag erleiden würde. Dass dies bei Leuten mit hohem Konsum von künstlich gesüsster Limonade eher der Fall sei, könne auch damit zusammenhängen, dass es vor allem die bereits Übergewichtigen sind, die zu diesen Getränken greifen, und die demzufolge auch häufiger an den Begleiterkrankungen zur Adipositas leiden…

Also eine ganze Reihe von Ungereimtheiten. Noch ist es zu früh, da sind sich die Experten einig, verbindliche Empfehlungen abzuleiten oder gar künstlich gesüsste Drinks mit einem Verbot zu belegen. Und das hat nichts damit zu tun, dass hinter diesen Getränkeflaschen massive (und ledgitime) wirtschaftliche Interessen sttehen. Wer reines Wasser trinken mag, der hat hier kein Problem. Wer auf den süssen Geschmack steht, der soll ihn geniessen dürfen… bis die Fakten eindeutig geklärt und erhärtet sind. Bloss der Zucker sollte nach wie vor bewusst gemieden werden.




13/2  Anti-Diät

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:47

Gross aufgemacht heute in der SonntagsZeitung eine Buchbesprechung. Die amerikanische Autorin Geneen Roth hat sich in verschiedenen Publikationen mit Ernährungsfragen beschäftigt. Ihr neuestes Buch Women Food and God wird nächste Woche auch auf deutsch erscheinen (unter dem Titel Essen ist nicht das Problem – wie Frauen Frieden mit sich selber und ihrem Körper schliessen).

Das Buch ist eine weitere Abrechnung mit dem Diätwahn und ruft zu einem naturnahen, bedürfnisorientierten Essverhalten auf, und dazu, sich von nichts und niemandem unter Druck setzen zu lassen, um einem unerrreichbaren Schlankheitsideal nachzueifern und dabei erst die ganze persönliche Übergewichtskatastrophe loszutretren…

An sich ja keine revolutionäre neue Erkenntnis. Aber es ist wichtig, dass sie immer wieder und immer mit neuen Argumenen formuliert wird, bis sie den Weg in die Hirne, Herzen und Seelen gefunden hat. – Was mich natürlich freut ist der Umstand, dass die Redaktion der SonntagsZeitung verschiedene Bücher empfiehlt, die eine ähnliche These vertreten, darunter die Publikation der Schweizer Psychologin Dr. Erika Toman Mehr Ich, weniger Waage, das auch über den SAPS-Shop bezogen werden kann.




12/2  Auf einen Schlag

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:50

Der Schock war gross, als die Amerikaner realisierten, dass sie immer dicker wurden, obwohl sie ihren täglichen Fettkonsum deutlich reduziert hatten. Das Problem waren die Kohlenhydrate, einerseits in den riesigen Portionen, anderseits in den Unmengen gesüsster Getränke, mit denen diese hinuntergespült wurden. Daher griffen alle begierig zu den zuckerfreien Ersatzlimonaden. Die Zero-Produkte boomten und eroberten die Märkte, auch hierzulande.

Uneinig waren und sind sich die Experten über allfällige Probleme und Nebenwirkungen, die mit dem Konsum künstlich gesüsster Getränke verbunden sind. Während man aus der Tiermast weiss, dass künstliche Süssstoffe zu einer Gewichtszunahme führen, konnte dies beim Menschen offenbar noch nicht nachgewiesen werden. So lautet denn die gängige Trinkempfehlung: wenn immer möglich Wasser oder ungesüssten Tee… und notfalls ist künstlich gesüsste Limonade besser als die zuckerhaltige.

Jetzt macht die Wissenschaft der Getränke-Industrie auch durch diese Rechnung einen Strich: neun Jahre lang wurden 2’500 Leute begleitet und beobachtet. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass jene, die täglich künstlich gesüsste Getränke konsumierten, ein rund 50 Prozent höheres Risiko hatten, einen Schlaganfall oder eine Herzkreislauf-Krankheit zu erleiden. – Das bestärkt uns doch in unserem Ansatz, Wasser nicht nur zu predigen, sondern es auch wirklich zu trinken. Und zwar aus der Glasflasche.




11/2  Wasserglas

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:21

Vor zwei Jahren hat man erstmals im Zusammenhang mit Adipositas offiziell von den chemischen Substanzen gehört, die aus Kunststoffen über flüssige Nahrung in den menschlichen Hormonhaushalt gelangen und dort „falsche“ Signale aussenden. Als endokrine Disruptoren können sie das Sättigungsgefühl ausschalten und anderes Unheil anrichten. Bekannt sind solche Stoffe schon länger; dass sie eine der Umwelt-Ursachen für Übergewicht und Adipositas sein können, war eine neue Information.

Nun hat die Erkenntnis den Weg in die Praxis meines Adipositas-Spezialisten gefunden. Er empfiehlt mir explizit, das für mein tägliches Wohlbefinden benötigte Wasser künftig aus einer Glasflasche zu trinken und nicht mehr aus dem PET-Gebinde… Das ist zuhause gut machbar: da trinke ich ohnehin gekühltes Leitungswasser. Das Stemmen der schwereren Flasche könne direkt noch einen sportlichen Ansatz haben… Schwieriger wird es mit den kleinen Halbliterflaschen, die man im Zug trinkt, in der Mappe mitführt, hier fällt das Gewicht buchstäblich als Last an.

Müssen wir nun umdenken? Gibt es elegante Lösungen? Gestylte Alu-Flaschen etwa, modische Accessoires? Was können wir tun, um gesund zu bleiben, wenn wir uns gesund trinken?




10/2  Unterdrückt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:21

Dass das überschüssige Körperfett nicht einfach aus einer Anssammlung von mit Triglyzeriden aufgepumpten Zellen besteht, das wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen. Vielmehr gebärdet es sich wie ein eigenständiges Organ, das im Körper-Verbund seine Ansprüche stellt und diese auch durchzusetzen weiss…

Nach neuesten Erkenntnissen – zunächst an Mäusen erprobt – ist eine der Folgen von Adipositas, dass die Produktion der Hormone PYY und GLP-1, welche das Hungergefühl unterdrücken, reduziert wird. Dies führt dazu, dass übergewichtige Versuchstiere unersättlich werden und ihren Appetit nicht mehr zügeln können, selbst wenn sie nach einer erfolgreichen Diät wieder zu ihrem Normalgewicht zurückgefunden haben.

Dies würde auch den Kontrollverlust erklären, über den viele der stark übergewichtigen Patienten klagen. Und es eröffnet eine neue Perspektive für eine allfällige medikamentöse Therapie: wenn diese Hormone dem Körper extra zugeführt werden könnten, müsste es gelingen, den Hunger wieder unter Kontrolle zu halten.

Eine weitere Erkenntnis besteht darin, dass durch die Magen-Darm-Operationen (Bypass) die Produktion des PYY-Hormons angeregt wird, was einer der Gründe für die positive Langzeit-Wirkung deer chirurgischen Eingriffe sein kann. Noch steht die Forschung hier vor einem weiten, offenen Feld.




9/2  Total Gaga?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:29

Wenn die Welt etwas gebraucht hat, dann war es wohl dies: ein neues Buch über eine neue Diät, die sogenannte Besoffene Diät (Drunk Diet). Verfasser dieses – vorerst erst geplanten – Buches ist Lüc Carl, Musiker, Barkeeper und Party-Veranstalter und einer weiteren Öffentlichkeit bekannt als der Freund von Lady Gaga. Lüc will in diesedm Buch beschreiben, wie er es schaffte, trotz (oder wegen?) täglichen Suffs und anderer Exzesse von seinem Übergewicht herunterzukommen durch intensive körperliche Betätigung.

Es ist offenbar ein Rohtext vorhanden, in dem der junge Mann über seine persönlichen Erfahrungen berichtet. Er unterhält auf Twitter einen Fanclub, dem schon Tausende angehören… und es ist zu befürchten, dass er in der Partyszene Nachahmer finden wird. Jetzt, wo uns der liebe Carl H. als Gesprächsstoff fehlt, könnte doch der liebe Carl Lüc in die Bresche springen. Papier ist geduldig.