Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 15:19 |
Kitschiger geht es wohl nicht. Das dachten wir, als vor einigen Jahren der Film „Charlie und die Schokoladefabrik“ in die Kinos kam. Kunterbunte Süssigkeiten quollen über die Leinwand und eine turbulente Story involvierte eine entfesselte Kinderschar, die ein veritables Bad in jeder erdenklichen Form von Schokolade-Produkten nahm…
Bis zum letzten Sonntag. Da besuchten wir mit unserer Enkelin das Schoko-Museum „Chocolarium“ in Flawil, das vor wenigen Monaten eröffnet wurde: attraktiver Anziehungspunkt und geniales Marketing-Instrument der Firma Maestrani. „Wie das Glück in die Schokolade kommt“ lautet das Leitmotiv der Präsentation, und diese ist selber so aufgemacht, als wäre sie ein Kinofilm: durch einen nachgebauten Kino-Eingang im American-Style geht es zunächst in einen Projektionsraum, wo man auf Sitzpolstern Platz nimmt, die aussehen wir überdimensionierte, glänzend braune Schokolade-Täfelchen. Ein kurzer Dokumentarfilm rekapituliert die Firmengeschichte, dann geht es auf einen Rundgang, in stetem Wechsel zwischen interaktiven Präsentationen in bester didaktischer Aufmachung, für Kinder und Erwachsene, und verglasten Wandelgängen, aus denen man hinunter blicken kann in die Produktionshallen der Fabrik mit ihren industriellen Fertigungsanlagen, während oben auf Bildschirmen in animierten Grafiken die einzelnen Arbeitsschritte im jeweiligen Bereich gezeigt und erläutert werden.
Den absoluten Schlaraffen-Traum verkörpern auf diesem Rundgang unter der Hallendecke die kleinen Automaten-Boxen, die aussehen wie schmale „einarmige Banditen“ – auch sie über das Glücksspiel mit Bezug zum „Glück“ – aber sie kassieren nichts ein, sie spucken aus: zieht man kurz am seitlich angebrachten Hebel, purzeln unten in die Schale, in der sonst die gewonnen Münzen klingeln, frisch gebrochene Schokolade-Stückchen… für jede Tafel-Sorte gibt es einen eigenen „Automaten“, bei dem man sich im Vorübergehen bedienen kann – so oft man mag.
Dann kommt die Abteilung, in der man seine eigene Schokoladetafel „kreieren“ kann: wer ein entsprechendes Ticket gelöst hat, bekommt eine kleine Plastic-Wanne mit flüssiger Schokolade; darauf kann man dann aus einer Fülle von süssen, fruchtigen oder nussigen Zutaten ein eigenes Muster nach Belieben streuen… das so verzierte Gebilde wird in einen Kühlturm eingeführt, wo das weiche Schoko-Bett erstarrt und sich mit der persönlichen Verzierung verbindet, zu einem leckeren Unikat.
Den Abschluss des Rundgangs bildet ein opulenter „Shop“ in Form eines Selbstbedienungsladens, wo man von sämtlichen Produkten, die in der Fabrik hergestellt werden, engros einkaufen kann. Und auch hier wird der Kunde fachgerecht verführt, indem bei jedem Regal und bei jedem Angebot eine Schale angebracht ist, aus der man das betreffende Produkt nach Lust und Laune degustieren kann.
Unsere Enkelin fühlte sich im Paradies. Und nicht nur sie. An den ersten drei Automaten war ich noch asketisch und konsumfrei vorbeigekommen, mit dem festen Vorsatz, mir trotz der Versuchung nichts zuschulden kommen zu lassen. Aber dann waren da die drei Brunnen mit der flüssigen Schokolade, weiss, braun und dunkel, die mit einem Plastik-Löffelchen aufgefangen werden konnte. Nur ein einziges Mal davon naschen… – Aber es war, als hätte dieses einzige Mal sämtliche guten Vorsätze weggesprengt: Von da an kam ich an keinem der folgenden Automaten ungeschoren vorbei…
Ein Besuch in Flawil ist auch dann empfehlenswert, wenn man nicht auf Süsses verzichten sollte. Denn wo sonst kriegt man für so wenig Geld so viel Glück?
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 15:43 |
Es ist Sommer und im Büro nicht viel los. Da freut man sich über jede Abwechslung. Auf dem Telefondisplay erscheint eine lange Nummer, sie muss ausländisch sein. Man ist gespannt und nimmt nicht ohne Vorfreude ab.
Am Draht ist ein Mann. Er spricht englisch mit fremdländischem Akzent und fragt, ob er mit Mr. Einrich reden könne. Als ich ihm sage, das sei ich selber, erklärte er, er mache eine Umfrage im Auftrag eines City-Newspapers (soviel ich verstanden hatte). Im Hintergrund plapperten vielfältige Stimmen eines Callcenters. Dann wollte er wissen, wie alt ich sei, ob ich eine Liegenschaft besitze, ob ich zur oberen oder zur unteren Mittelschicht gehöre und ob ich mich in Gelddingen beraten lasse oder nicht… Die Frage, die ihn am meisten beschäftigte war die, ob ich glaube, dass in meiner Region die Armut in den letzten 12 Monaten zugenommen oder abgenommen hätte. Als ich ihm erklärte, das wüsste ich nicht, da mir entsprechende Erkenntnisse fehlten, insistierte er weiterhin, bis ich das Gespräch abbrach, weil mein Handy klingelte.
Vorher hatte ich ihn noch gefragt, um was es denn nun effektiv ginge? Ob er mir etwas verkaufen wolle, mich dazu bringen, einen Vertrag zu unterschreiben oder was? Und er schwor mir bei allem, was ihm heilig sei, dass ich nie mehr etwas von ihm hören würde, wenn ich ihm noch die letzten Fragen beantworten würde, nur noch eine Minute lang…
Der Mann hörte sich an wie Rajesh („Raj“) Koothappali in der Serie „The Big Bang Theory“, weshalb ich bei einer Frage sagte, ich sehe nicht ein, was meine privaten Besitzverhältnisse die Menschen in Indien oder am Hindukusch angehen könnten… worauf er eindringlich darlegte, dass seine Firma ihren Sitz in Singapur habe und nicht in Indien!
Ich hatte noch keine 10 Minuten aufgelegt, als eine ähnliche Nummer im Display erschien. Es war derselbe Mann. Er sagte, er wolle mir nur noch eine einzige Frage stellen. Das wegen der Armut. Ob er mich korrekt verstanden habe, dass ich ihm nicht genau sagen könne, ob die Armut in meiner Region zu- oder abgenommen habe? – Jetzt dämmerte mir, es könnte sich bei diesem Anrufer tatsächlich um einen dieser gefakten Umfrager handeln, welche im Gespräch am Telefon ein klares „Ja“ hören und aufnehmen wollen, mit dem sie dann später einen „Vertrag“ begründen können, den man telefonisch abgeschlossen haben solle… Und ich sagte ihm, er könne so lange fragen, wie er wolle, von mir höre er nichts mehr. Und wenn es ihm oder seinen Auftraggebern einfallen sollte, mich weiterhin in irgendeiner Form zu belästigen, würde ich gerichtlich gegen sie vorgehen… Zum Abschluss sprach ich ihm allerdings mein Mitgefühl dafür aus, dass er sein Brot am Hindukusch mit einem so miesen Job verdienen musste. Ob er daraufhin noch etwas gesagt hat, habe ich nicht mehr mitbekommen.
Aber die Geschichte hat mir doch den Nachmittag verkürzt…
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 17:53 |
Wenn es warm wird. Dann kommt die Sauregurkezeit. Das heisst: Medien wärmen Themen auf, die eigntlich keine sind (früher plünderte man zudem das Stehsatz-Archiv, aber das ist durch die Digitalisierung universell obsolet geworden).
In unserem Fall verhält es sich zwiespältig. Das Thema ist eigentlich bedeutsam, wenn man sich dafür interessiert, aber es ist nicht (mehr) aktuell: es tauchte vor einem halben Jahr, anfang Februar 2017, in den englischsprachigen Medien auf aber wurde damals hierzulande kaum beachtet. Nun hat es also die Wärme ins abendliche Gratisblatt gespült.
Es geht um ein junges Paar in Indiana, US. Lexi und ihr Mann Danny Reed brachten zusammen weit über 300 Kilo auf die Waage, Lexi allein wog gegen 230 Kilo. Als sie realisierten, welche Gefahren für ihre Gesundheit das Gewicht mit sich brachte, beschlossen sie, ihre Lebensgewohnheiten gemeinsam radikal zu verändern. Assen sie vorher bis zu 8’000 Kalorien pro Tag, schränkten sie ihre Mahlzeiten ein und begannen intensivst zu trainieren. Innerhalb eines Jahres nahm Lexi so 130 Kilo ab, Danny brachte es auf 40. Seither haben sie ein neues Leben.
Nun wollen sie der Welt zeigen, dass es möglich ist, aus eigenem Antrieb und ohne medizinische Hilfe oder die Unterstützung durch einen Coach zu einem „normalen“ Gewicht zu finden. In verschiedenen Foren und auf Sozialen Medien kommunizieren sie ihren Erfolg. Sie möchten andere Menschen ermutigen, den Kampf gegen das allzuviele Gewicht aufzunehmen. Sie trainiern weiterhin und begnügen sich mit 1’500 Kalorien am Tag.
Wenn es ihnen gelingt, die neue Lebensweise konsequent durchzuhalten, sind sie auf dem richtigen Weg. Sie sind jung (Lexi ist 24), ihr Körper konnte sich an die neue Situation anpassen… wir drücken ihnen die Daumen und freuen uns für sie. Dass die alte Meldung sommerlich aufgefrischt wurde, tut ihrem überwältigenden Erfolg keinen Abbruch.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 16:16 |
Rette die Welt – iss weniger Fleisch. So simpel ist die Zusammenfassung einer Studie, die Experten an der Schwedischen Universität Lund und in Britisch Columbien in Kanada erstellt haben. Sie haben die verschiedenen Methoden, die zu einer Reduktion des weltweiten CO2-Ausstosses führen können, miteinander verglichen bezüglich ihrer Wirksamkeit.
Die dabei ermittelten Werte sind eindrücklich. Aber welche Regierung würde so weit gehen, um ihrer Bevölkerung solche Massnahmen aufzuzwingen? – Wir sind ja schon mächtig stolz, dass wir es fertiggebracht haben, mit dem Verbot der „Raschelsäcklein“ in Migros und Coop deren Verbrauch um 80 Prozent zu reduzieren! Die Studie macht allerdings klar: ein Jahr lang auf Plasticsäcke zu verzichten bringt nur 1 winziges Prozent der Wirkung, die durch den Verzicht auf Fleisch während eines Jahres erzielt werden könnte!
Der Verzicht auf ein weiteres Kind bedeutet im Mittel der zivilisierten Länder die Einsparung von 58,8 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr, der Verzicht aufs eigene Auto bringt 2,4 Tonnen CO2-Äquivalent, der Verzicht aufs Fliegen macht 1,6 Tonnen aus und eine pflanzliche Ernährung, statt Fleisch, würde pro Jahr 0,8 Tonnen einsparen!
Dies wäre also um ein Vielfaches wirkungsvoller als die meisten der zurzeit staatlich geplanten Massnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstosses in den entwickelten Ländern. Diese beschränken sich oft auf marginale Lösungen wie konsequenteres Recycling und die Verwendung neuer Glühbirnen… Dadurch werde das Problem des Klimawandels offiziell verharmlost, weil der Eindruck vermittelt wird, er liesse sich durch so unbedeutende Massnahmen verhindern.
Wenn das global vereinbarte Ziel darin besteht, pro Kopf und Jahr bis im 2050 nicht mehr als 2,1 Tonnen CO2-Äquivalent zu verbrauchen, dann muss man davon ausgehen, dass jemand, der regelmässig Fleisch isst und einmal pro Jahr eine längere Flugreise unternimmt, seinen „Kredit“ bereits überzogen hat.
Entsprechende politische Entscheide seien nicht populär, räumen die Experten ein. Aber es gelte, Trends, die sich heute schon abzeichnen, wie etwa die vermehrte „flexitarische“ Ernährung (d.h. einen Wechsel zwischen Fleisch und vegetarisch) oder der Vormarsch der veganen Bewegung, zu unterstützen und zu verstärken, damit die Millenniumsziele im Klimaschutz überhaupt erreicht werden können. – Bei uns hat man immer noch den Eindruck, Fleisch sei das allereinzigste Nahrungsmittel, das Herr und Frau Schweizer zum Überleben und zum Glücklichsein brauchen. Der Bund subventoniert die Fleischwerbung mit unseren Steuergeldern.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 16:11 |
Seit 9 Jahren gibt es sie: die actionsanté. Das ist die Plattform, auf der Angebote im Ernährungs- und Bewegungsbereich präsentiert werden, in denen sich Hersteller freiwillig verpflichten, bei ihren Produkten gesundheitsförderliche Massnahmen zu treffen. Im Vordergrund stehen bestimmte Lebensmittel: Backwaren mit weniger Salz machten den Anfang, dann kamen Joghurts (die Eigenmarken der Grossverteiler) mit weniger an zugesetzen Zucker, sodann Frühstücks-Cerealien und Müesliflocken mit weniger Fett und Zucker. Auch einzelne Bewegungs-Angebote fanden Eingang in die Aktion, sowie die Verbesserung der Kundeninformation (etwa durch den Caterer SV-Service).
Details zu diesen Errungenschaften von actionsanté (die neuerdings von den beiden Bundesämtern BAG und BLV gemeinsam getragen wird) sind aus dem eben erschienen Tätigkeitsbericht 2016 ersichtlich. Zweifellos ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Aber eigentlich ist es doch bloss ein kleines Schrittlein. Und auch wenn die Richtung stimmt, wird doch die Wirkung dieser Massnahmen in der Praxis übertüncht vom Wildwuchs an Werbung und Marketing rund um Genussmittel mit überhöhtem Fett-, Zucker- und Salzanteil, für Produkte, die kein Mensch zum Überleben wirklich braucht, im Gegenteil.
Die Anpassung der Rezepturen betrifft dabei nur ein Segment aus dem grossen Angebot an Nahrungsmitteln und dass alle Massnahmen auf Freiwilligkeit beruhen („Pledge“) stellt deren Wirksamkeit zusätzlich in Frage, da sind sich die internationalen Experten einig, denn das gleiche Phänomen ist in allen Ländern anzutreffen.
Eben findet in Deutschland eine koordinierte Offensive der Supermärkte mit ihren Lebensmittel-Angeboten statt mit dem gleichen Ziel einer Anpassung („Optimierung“) der Rezepturen bezüglich Zucker, Salz und Fett. Auch hier sind die Reaktionen aus der Fraktion der Gesundheitsverantwortlichen zurückhaltend: bei solchen spontanen Freiwilligen-Aktionen fehlt eine globale Strategie, die auch andere Faktoren des kommerziellen Umfelds einschliessen würde. Sie lassen zu viele Hintertürchen offen und dienen wohl primär der Imagepflege. „Solidere“ Massnahmen wie gezielte Steuern (auf Zucker etwa) oder die Subentionierung von Früchten und Gemüsen zur Verbilligung, oder intensivere Aufklärungskampagnen (mit gleich langen Spiessen wie die Werbung für Zuckerzeug und Schokolde) lassen weiterhin auf sich warten. Gefordert ist die Politik.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 16:49 |
Das war ein eindrücklicher TV-Abend. Gestern auf VOX, ein vierstündiger Themenblock über Fettleibigkeit und wie Betroffene damit umgehen. Eine ungewöhnlich gründliche Dokumentation aufgrund verschiedener Langzeit-Begleitungen von z.T. extrem übergewichtigen Menschen, einige bis 300 Kilo schwer, in ihrem täglichen Kampf gegen ihr Gewicht und auf der Suche nach Lösungen, mit Hilfe der spezialisierten Medizin.
Der Titel klang etwas gar reisserisch: Planet der Dicken – Essen wir und zu Tode? – Was dann aber zu sehen war, das entpuppte sich als hochgradig seriöse, einfühlsame Dokumentation über neun Persönlichkeiten, deren Leben geprägt ist von der aussichtslos erscheinenden Auseinandersetzung mit ihrer Erscheinung, ihrem Essverhalten, ihrem ganzen Dasein, geprägt durch die Krankheit Adipositas.
Bei jedem ist die Ausgangslage eine andere und für jeden Fall werden andere Lösungsmöglichkeiten gesucht. Das Ganze geschieht mit sachlicher Distanz und grossem Respekt, anders als in den meisten Dicken-Shows, wie man sie aus dem Kommerzfernsehen kennt. Insgesamt eine vorbildliche Annäherung an ein überaus heikles Thema.
Es bleibt zu hoffen, dass die Sendung einen ebenso positiven Nachhall findet und bei guter Gelegenheit nochmals wiederholt oder sonstwie zugänglich gemacht wird.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 16:36 |
Wie konnte mir das entgehen. Mitte Mai, also vor zwei Monaten, machte eine Meldung die Runde, die mich eigentlich hätte alarmieren müssen: es geht um „Mineralwasser mit“, also kohlensäurehaltiges Sprudelwasser, von dem ich jeden Tag mehr als einen Liter trinke und das ich bei einem Restaurant-Besuch konsequent bestelle.
Und nun liest man also, dass eben diese Kohlensäure, die da so erfrischend im Glas perlt, ein ebenso schlimmer Dickmacher sein soll wie Fett, Zucker und Konsorten! Natürlich habe ich eigentlich gewusst, dass es besser wäre, das Wasser „nature“ zu trinken. Zuhause jedenfalls mache ich es konsequent, fülle Hahnenwasser in eine Flasche und stelle diese in den Kühlschrank. Etwas anderes kommt mir als Getränk nicht auf den Tisch. Aber auswärts und im Büro trank ich bisher konsequent „Blöterliwasser“.
Die Forscher nehmen an, dass die Kohlensäure im Wasser den Trinker hungrig macht und so zu einer erhöhten Nahrungsaufnahme verleitet. Feldversuche mit Mäusen und mit Menschen haben dies übereinstimmend gezeigt.
Das ist ein herber Schlag für die Mineralwasser-Produzenten, die schon gegen eine drohende Zuckersteuer zu kämpfen haben und sich darauf berufen, dass sie zu jedem Süssgetränk auch eines ohne Zucker anbieten würden… aber nun kommt als neuer No-Go-Effekt das Prickeln der H2CO3-Bläschen hinzu!
Ich weiss, was das für mich bedeutet. In Zukunft immer „mit ohne“!
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 15:54 |
Neue, verwirrende Kunde. Da gibt es an der Universität von Minnesota eine Psychologin. Frau Professor Dr. Traci Mann. Sie vertritt eine Ansicht, die manchen gestandenen Adipositas-Fachmenschen zum Grübeln bringen kann.
Sie sagt rundheraus: Es gibt keine Adipositas-Krise! Es ist nicht wahr, dass die Menschen an den Folgen von Übergewicht und Adipositas sterben. Übergewicht stellt höchstens bei ausserordentlichem Ausmass eine Bedrohung für die Gesundheit dar. Aber entscheidend für das Wohlergehen des Einzelnen ist gar nicht dessen aktuelles Gewicht, sondern dass er/sie sich ausreichend bewegt und vernünftig isst!
Prof. Mann hat eigens ein Ess-Labor gebaut, in dem sie das Verhalten ihrer Probanden analysieren kann. Sie ist zum Schluss gekommen, dass ein Zuviel an Gewicht für die Gesundheit weniger risikoreich sei als ein Zuwenig. Dass es also nicht darum gehen dürfe, um jeden Preis abnehmen zu wollen (meist mittels einer mehr oder weniger rigorosen Diät), sondern dass man in erster Linie versuchen solle, den sitzenden Lebensstil zu überwinden und seinen Körper durch Bewegung fit zu halten.
Damit hat sie natürlich nicht unrecht. Und sie trifft einen Nerv der Zeit: der Appell, nicht auf Teufel komm raus das eigene Gewicht reduzieren zu wollen, wenn man bloss einige Kilos über der Norm ist, ist berechtigt und wichtig und die Warnung vor „falschen“ Diäten kann nicht laut genug ausgesprochen werden…
Aber diese Erkenntnis hilft all denen nicht, bei denen ihre Adipositas bereits relevante Nebenwirkungen und Begleitkrankheiten ausgelöst hat. Zwar kann eine Gewichtsreduktion um bescheidene 5 Prozent bereits eine Reihe von gesundheitlichen Verbesserungen bewirken, aber wenn einmal ein Gewicht in der Grössenordnung von BMI über 40 erreicht ist, dann helfen Anpreisungen zu vermehrter Bewegung nicht mehr viel, weil dies schlicht oft nicht mehr möglich ist.
Der Mann’sche Bewegungs-Appell hat also vor allem vorbeugenden, präventiven Charakter. Als solches ist er allerdings wichtig und sollte nicht ungehört verhallen.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 18:01 |
Mitte März fand das Symposium statt. Aktuelle Informationen für Fachleute und Interessierte zu den konservativen und den chirurgischen Ansätzen der Adipositas-Therapie am Universitätsspital Zürich. Ich sass im Hörsaal und machte fleissig Notizen und nahm mir vor, über das Gehörte im Lauf der Zeit portionenweise zu berichten…
Aber dann holte mich der Alltag mit seinen aktuellen Ereignissen wieder ein, das Berichts-Vorhaben geriet unters Eis, über den Notizen türmten sich andere Papiere, die vorrangig abgearbeitet werden sollten, das Adipositas-Symposium entfernte sich von Tag zu Tag weiter aus meinem Bewusstsein.
Bis mir heute die Schweizerische Zeitschrift für Ernährungsmedizin auf den Tisch flatterte. Sie fasst auf drei Seiten die Referate vollständig und übersichtlich zusammen, so dass ich mir die Mühe sparen kann: unter diesem Link finden Interessierte den Bericht, man kann ihn seitenweise einsehen, ab Seite 32, wenn man sich angemeldet hat. Die Publikation ist aus sonst höchst interessant für alle, die sich mit Ernährungsfragen befassen.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 15:03 |
Nun wird wieder geworben auf Teufel komm raus. Lange war es ziemlich ruhig an der Front der dubiosen Wundermittel, die in kürzester Zeit und ohne unser Zutun all unser überschüssiges Fett dahinschmelzen lassen, wobei wir uns weder mehr bewegen noch irgendwie unsere Ernährung umstellen müssen.
Eine „Daniela“ beschreibt in einem „Blog“ (der immerhin mit ADVERTISMENT überschrieben und so als Werbung gekennzeichnet ist) in flammenden Worten, wie sie innert 31 Tagen sage und schreibe 42 Kilo abgenommen habe, mühelos und ohne auf das Geringste verzichten zu müssen. Jeder Link auf ihrer Seite führt direkt zum Produkt, um das es geht, das angeblich aus rein natürlichen Pflanzen-Substanzen zusammengesetzt ist (ein Mix aus sämtlichen Gewächsen, bei denen irgendwann einmal eine hilfreiche Wirkung bei Gewichtsreduktion vermutet worden war), Pillen in Dosen à 40 Euro, die für einen Monat reichen sollen. Neu ist: man kann bei einem BMI-Rechner kalkulieren lassen, wie viel man bis zum Idealgewicht abnehmen sollte, dann wird vorgeschlagen, wie viele der Pillen man bestellen soll.
Witzig: bei meinem aktuellen Gewichtsstand empfiehlt man mir, 22 Kilo loszuwerden (darin stimmt dieses System immerhin mit meinem behandelnden Arzt überein!). Nur schlägt man mir gleichzeitig vor, ich solle dafür mindestens 4 Packungen kaufen, also die Pillen vier Monate lang schlucken – wo doch „Daniela“ in einem einzigen Monat doppelt so viel Fett losgeworden ist!!!
Wenn man den „Blog“ ganz nach unten scrollt, findet man nach einer Fülle von Jubelberichten über sensationelle Abnehm-Erfolge einen interessanten Disclaimer: der Websiten-Provider distanziert sich praktisch von allem, was weiter oben gesagt ist: es handle sich nicht um wissenschaftlich überprüfte Informationen, die erwähnten Produkte seien keine Arzneimittel, die abgebildeten Personen würden nicht real existieren, sie seien rein fiktiv, die gezeigten Vorher/Nachher-Bilder hätten keinen Zusammenhang mit der Wirkung des Produktes…
Was braucht es noch, um Leichtgläubige davon abzuhalten, sich über den Tisch ziehen zu lassen? Oder sind wir Dicken wirklich so verzweifelt, dass wir nach jedem noch so dünnen Strohhälmchen greifen, nach dem Motto: Wir wissen, dass es keine Wunder gibt, aber vielleicht trifft es doch gerade heute für mich ein!?
|
Info
Letzte Artikel
Suche
Facebook
Archiv
|