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Von Heinrich von Grünigen um 16:56 |
Es war eine absurde Idee. Hinzustehen, sich einen Kübel mit Eiswasser über dem Kopf auszuleeren, das Ganze zu filmen und ins Internet zu stellen… Die weltweite Aktion soll einem karitativen Zweck gedient haben, der mir jedoch entfallen ist. Unlängst wurde da und dort über eine analoge (Fake-)Challenge spekuliert: diesmal solle man sich mit einem Kübel siedend heissen Wassers übergiessen…
Challenge bedeutet Herausforderung. Eine ganz spezielle aktuelle Herausforderung ist die Coca-Cola Company Sweetener Challenge. Sie geht so: der Getränkemulti hat auf einer Crowdfunding-Plattform die User – also die Öffentlichkeit – dazu aufgerufen, Vorschläge zu machen für einen neuen, zuckerfreien Süssstoff, jedoch nicht auf der Basis von Stevia oder Mönchsfrucht. Dies im Rahmen der Bestrebungen des Konzerns, sein Sortiment an zuckerfreien, natürlich und nachhaltig gesüssten Getränken zu erweitern um dadurch besser „auf die veränderten Bedürfnisse der gesundheitsbewussten Konsumenten“ reagieren zu können. Der beste Vorschlag wird im Oktober 2018 mit einer Million US-Dollars prämiert.
Bemerkenswert an diesem Projekt ist nicht die Höhe des versprochenen Preises, nicht die ungewöhnliche Form der öffentlichen Ausschreibung vià Crowd-Kommunikation, nein, es ist schlicht die Tatsache, dass ganz offensichtlich die Nachfrage am Markt das Angebot beeinflussen kann. Dies ist nicht das Resultat firmeneigener PR-Anstrengungen (die gehen nach wie vor davon aus, dass nur der Konsum von gesüssten Limonaden die wahren Hoch- und Glücksgefühle im Leben auslösen kann), es ist eine konkrete Auswirkung der konzentrierten, stetigen Information unzähliger Organisationen im Gesundheitsbereich und vor allem eine präventive Massnahme im Blick auf die in vielen Ländern geplante Einführung einer steuerlichen Belastung von Zucker oder zuckerhaltigen Getränken.
Das Verhalten der Konsumenten kann zum Positiven beeinflusst werden, der Kaufentscheid steuert die Produktion. Das ist in diesem Zusammenhang wohl die interessanteste Challenge.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:57 |
Landauf landab wird dieser Tage wieder eingeschult. Sei es in den Kindergarten, in die erste Klasse oder einfach in die nächste Stufe. Und für viele junge Eltern heisst es, einen Teil der Kontrolle über ihre Kids abzugeben oder zumindest zu teilen mit der Schule und der Lehrerschaft.
Ein immer wieder von neuem virulentes Thema für Eltern von Kindergärtlern und Erstklässlern ist dabei die Frage der Zwischenverpflegung. Was ist erlaubt und was ist verboten? Unvermittelt prallen schulische Regelungen und individuelle Essgewohnheiten aufeinander.
Ich wurde freundlicherweise auf eine (geschlossene) Facebook-Gruppe aufmerksam gemacht, die sich eigentlich mit Kochfragen befasst, und in der seit Tagen ein erbitterter verbaler Kampf unter Jungmüttern tobt, nachdem es eine von ihnen gewagt hatte, ein Bild zu posten, auf welchem die ZnüniBox ihres Chindsgi-Sprösslings abgebildet war: zwei „Power-Spiessli“ (liebevoll drapiert aus Gemüse, Brot und Fleischkäse) sowie ein Fläschlein mit Fruchtjoghurt-Drink.
Insgeheim hatte sich die Mutter wohl Anerkennung erhofft für eine originelle Lösung der Kombination zwischen „gut“ und „gesund“… aber stattdessen prasselte ein Hagel von Hass-Posts auf die Arme herein: ob sie noch bei Trost sei? ein Joghurt-Drink mit so viel Zucker gehe gar nicht… andere Mütter warfen sich ins schriftliche Getümmel, beschimpften sich gegenseitig, klagten über zu rigide Vorschriften der Schule, reklamierten eigene Entscheidungsfreiheit, während andere auf das Gewichtsproblem der Kleinen hinwiesen und mehr Verantwortungsbewusstsein und Vorbildfunktion einforderten… zuletzt artete der Schlagabtausch in sehr persönliche gegenseitige Beschimpfungen aus, unterbrochen durch beschwörende Appelle an Vernunft und rationale Argumentation…
Über 160 Posts haben sich bis gestern in dem Thread angesammelt, besserwisserisch, gehässig, verletzt und verletzend… Und als Leser fragt man sich, ob diese Muttis denn keinen anderen Lebensinhalt haben, als auf ihren Smartphones herumzutöggeln?
Aus gesundheitspolitischer Sicht komme ich zu folgender Erkenntnis: dass in den Schulen Vorgaben für eine „richtige“ Ernährung gemacht werden, ist grundsätzlich ok, diese werden allerdings von Ort zu Ort unterschiedlich streng ausgelegt. Mancherorts gibt es kreative Ausnahmen, die einen bewussten Umgang auch mit „Süssem“ erlauben. Die Botschaft von einer zuckerfreien, bekömmlichen Ernährung ist offenbar in weiten Kreisen angekommen. Allerdings kumuliert sie sich da und dort mit dem leider weithin ausgeprägten helvetischen „Besserwisser- und Weltverbesserungs-Syndrom“. Viele Eltern sind durch die Essens-Vorgaben verunsichert und verfallen in Panikattacken.
Gelassenheit tut Not. Und weiterhin sachlich korrekte und vernünftige Aufklärung. Wir sind dabei.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:08 |
Alles hat seinen Preis. Kann sich die Verteuerung von „ungesunden“ Produkten positiv auf das Konsumverhalten von Kindern auswirken? Eine aktuelle Studie – allerdings basierend auf einer kleinen Anzahl von Probanden – hat Erkenntnisse vermittelt, die wir eigentlich erwarten konnten. Aber sie bestätigen unsere Annahmen.
Mit Kindern zwischen 8 und 11 Jahren, die über eigenes Taschengeld verfügen, wurden einerseits theoretische Experimente in Form von Befragungen durchgeführt, anderseits wurden sie vor ganz konkrete Kauf-Entscheide gestellt. Dabei zeigte sich, dass jene Kinder, die schon über mehr Erfahrung im Umgang mit „eigenem“ Geld verfügten, bewusster kauften und vermehrt darauf achteten, nicht zu teure Produkte zu wählen. Der Preis spielte dabei eine deutlich wichtigere Rolle als etwa die Marke oder deren Bekanntheitsgrad.
Die einfache Lehre aus dem Versuch lautet: zumindest jene Kids, die erfahren sind im Umgang mit eigenem Geld, können durch eine Verteuerung ungeeigneter Produkte dazu gebracht werden, gesündere Angebote zu wählen, wenn diese billiger sind.
Das ist doch immerhin etwas und als eines von vielen Elementen im Kampf gegen kindliches Übergewicht nicht bededutungslos.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:19 |
Wir alle essen zu wenig Früchte und Gemüse. Nicht nur wegen unserem Gewicht, überhaupt: für unsere Gesundheit wäre es gut, möglichst viel und möglichst häufig natürliche Produkte aus dem Garten zu konsumieren. Seit Jahren wird uns die Botschaft „5 am Tag“ in homöpathischen Dosierungen eingeträufelt, ja man macht es uns noch etwas leichter, indem auch Fruchtsäfte und Smoothies – ausnahmsweise – mit diesem Label geschmückt werden. Aber ein durchschlagender Erfolg hat sich hierzulande noch nicht eingestellt, auch wenn die periodischen Erhebungen eine sanfte Zunahme ausweisen.
Bemerkenswert ist die Entwicklung in Frankreich. Dort hat eine umfassende Studie gezeigt, dass der Früchte- und Gemüse-Konsum in den letzten sechs Jahren generell rückläufig war, und zwar vor allem in den sozial benachteiligten Bevölkerungsschichten mit geringerem Bildungsniveau und kleinerem Einkommen. So sank der Anteil der Erwachsenen, die fünfmal täglich in den Früchte/Gemüse-Korb griffen, von 31% auf 25% (in der Schweiz sind das sogar nur 12%!), während sich der Anteil jener, die „weniger“ als fünfmal Grünzeug assen, von 45% auf 54% erhöhte. Bei den Kindern und Jugendlichen nahm die Zahl derer, die täglich bloss zwei oder weniger Früchte/Gemüse verspeisten, von 32% auf 45% zu.
Zu den Ursachen für dieses Phänomen äussert sich die Studie nicht. Sie weist jedoch darauf hin, dass in Frankreich vor 15 Jahren ein grosses nationales Programm für eine gesunde Ernährung lanciert wurde. Ich erinnere mich, dass dieses damals auch bei uns an einer Fachtagung vorgestellt wurde und wir waren beeindruckt von der Stringenz, mit welcher von Paris aus dieses Programm ins Land getragen wurde… Ich hatte allerdings damals schon meine Zweifel daran angemeldet, ob die guten Vorsätze denn auch wirklich alle ungeschmälert in den französischen Departementen umgesetzt würden… – Eines der wesentlichen Ziele dieser Kampagne war es, den Verzehr von Früchten und Gemüsen anzukurbeln.
Dieses Ziel wurde offensichtlich verfehlt! Woran das liegen mag? Vielleicht daran, dass sich eine staatliche Gesundheits-Kampagne weniger „sexy“ kommunizieren lässt als die vereinigte, milliardenschwere Übermacht an Werbe-Botschaften für Zuckerzeug und Co? Und könnte eine der Erkenntnisse dieser neuen Untersuchung darin bestehen, dass es eben nicht reicht, fromm an die selbstregulierende Kraft des Marktes zu glauben und die Versprechungen auf Selbstbeschränkung der Lebensmittelproduzenten ernst zu nehmen?
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Von Heinrich von Grünigen um 15:52 |
Heute ist – sagen mir die Medien – Welttofutag. Zur besseren Verständlichkeit: Welt-Tofu-Tag. Interessant, dass ein in Mode gekommenes Lebensmittel, das in den meisten Grossmärkten auf den Regalen immer noch ein verschämtes Nischen-Dasein fristet, irgendwo angesiedelt zwischen den Milchprodukten und dem Fleischersatz, „schon“ einen eigenen Welt-Tag hat!
Gut, das Lebensmittel ist in Asien, vor allem in China, seit vorchristlicher Zeit bekannt und hat erst in den letzten Jahrzehnten die Aufmerksamkeit vor allem der vegetarischen und der veganen Szene gefunden: Eiweiss, das nicht von Tieren stammt. Mittlerweile gibt es alle Varianten und Spielarten, nicht nur den etwas zähen, weisslichen Block, der wie frischer Ziger aussieht, aber nach nichts schmeckt. Es gibt geräucherten Tofu, gewürzten, angereichert mit Kräutern, mit Kernen, mit Gemüsen… Im Reformhaus ist die Auswahl gross.
Vor Kurzem habe ich für mich den Seidentofu entdeckt, mit der angenehmen Konsistenz eines Caramel-Flans, den ich seitdem als „Stabilisator“ verwende, für die selbstgemachte, Zucker- und Zusatzstoff-freie Salatsauce: ein Gedicht!
Gut, dass dieser weltweite „Gedenk-Tag“ diesem unauffälligen, sympathischen und vielseitig verwendbaren Lebensmittel etwas Aufmerksamkeit verschafft! Falls jemand originelle und spezielle Rezepte kennt, sind wir dankbar fürs Teilen.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:06 |
Klar: Werbung muss sein. Sie hält die Wirtschaft am Laufen und ist aus einer freien Marktwirtschaft nicht wegzudenken. Und trotzdem sollte sie in vernünftigen, kontrollierten Bahnen verlaufen. Da es beim Fernsehen immer mehr und neue technische Möglichkeiten gibt, Werbebotschaften wegzublocken oder auszublenden, hat sie sich auf andere Medien-Kanäle verlagert, sucht uns zielgerichtet über Online-Plattformen und Websites heim, füllt in den Suchmaschinen die vorderen Ränge aus, völlig unabhängig von jeder qualitativen Relevanz.
Und nun erfahren wir, dass die privaten TV-Anbieter in Deutschland an etwas Neuem basteln: HbbTV 2.0. Das ist ein Format, welches es unter anderem auch erlaubt, im Fernsehprogramm Werbespots kundengerecht und punktgenau auf bestimmte Zielgruppen auszurichten, um diese möglichst direkt anzusprechen. Wer sich für die Hintergründe der aktuellen Entwicklung interessiert, findet hier ausführlichere Informationen.
Spannend an der Sache ist, dass für einen ersten grossen praktischen Feldversuch ausgerechnet der Süsswarenhersteller Ferrero gewonnen wurde, dessen Produkte für eine vernünftige Ernährung so überflüssig sind wie ein Kropf: nun werden denen, die ein entsprechend ausgerüstetes Gerät haben, Rafaello, Nutella, Schoko-Bons, Kinderüberraschung und Co. noch differenzierter ins Gehirn gehämmert…
Wie soll man prospektiv damit umgehen? Jammern bringt es nicht. Aber diese Programme kommen aus Deutschland über Kabel und Satellit auch zu uns, der technische „Fortschritt“ macht an keiner Grenze Halt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass vor allem die Kinder und Jugendlichen, welche für solche Verführungen besonders anfällig sind und noch kaum über ein kritisches Urteilsvermögen verfügen, vor solchen Botschaften bewahrt werden.
Das Departement Leuthard werkelt derzeit an einer umfassenden gesetzlichen Grundlage für die Medien, eingeschlossen die neuen Formen der Online-Kommunikation. Es wird eine noble Aufgabe des verantwortungsbewussten politischen Gesetzgebers sein, sich hier richtig und im Interesse des jugendlichen Wohlbefindesn zu entscheiden.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:21 |
Manchmal habe ich den Eindruck, alles sei verklebt. Immer dann, wenn in der TV-Werbung diese zähe, grauslich pinkfarben-schleimige Flüssigkeit wie aus Kübeln gegossen auf Menschen und Gegenstände herunterprasselt und ich mir vorstelle, mit welchem Aufwand die beteiligten Dinge, Personen und das ganze Studio wieder gereinigt werden müssen, nur um auf die Online-Handelsplattform „Siroop“ aufmerksam zu machen.
Und heimlich frage ich mich dann, ob es sich hier wirklich um eine klebrige Zuckerbrühe handelt oder ob es bloss ein tv-technischer Fake-Sirup ist, der sich mühelos wieder aufwischen und trocknen lässt.
Aber auch sonst ist Sirup allgegenwärtig. Ich habe noch keine Menükarte gesehen, bei der nicht unter der Rubrik „für unsere Kleinen“ fein säuberlich darauf hingewiesen worden wäre, dass das Glas Sirup zum Dagobert-, Pinocchio- oder Shrek-Menü im Fall „gratis“ sei…
Wenn ich mit der Enkeltochter den alternativen Dorfladen besuche, wo es eine Spielecke für die Kleinen hat, wird sie jedesmal liebevoll vom Personal gefragt, ob sie einen Sirup wolle… zuhause bekommt sie das nie und sie ist sich gewohnt, reines Wasser zu trinken. So klein sie ist, sagt sie bestimmt: ich nehme lieber Wasser. – Bloss einmal, da wurde ihr das Sirupglas, aus reinem Gutmeinen, ohne zu fragen einfach hingestellt… und sie hat es brav getrunken. – Was braucht es, um den Anbietern klar zu machen, dass sie den Kindern mit farbigem Zuckerwasser keinen gesundheitlichen Gefallen tun?
Immerhin, die diesbezüglichen Aufklärungsbemühungen scheinen doch zumindest ein wenig Früchte zu tragen, wie eine Statistik aus USA beweist: vor acht Jahren wurden in den Restaurants zum Kindermenü in 93 Prozent der Fälle automatisch Süssgetränke und Sirups angeboten; heute, sind es noch 74 Prozent. Das unreflektierte Zucker-Angebot ist also um einen guten Fünftel zurückgegangen. Das ist ein kleiner Schritt, aber er führt in die richtige Richtung. Vernünftig wäre, wenn das Standard-Angebot aus gratis Wasser bestünde und jedes davon abweichende Getränk extra bestellt werden müsste. Die Entscheidungsfreiheit bliebe beim verantwortungsbewussten Konsumenten.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:18 |
Elvis lebt. Zumindest in all den Schlagzeilen, Artikeln und TV-Berichten zu seinem 50. Todestag. Eine Glosse in meiner morgendlichen Zeitungslektüre ist mir aufgefallen. Darin reflektiert der Autor über den Elvis-Kult, der nach wie vor ungebrochen anhält, über ein Museum, das ein Unternehmer in Dänemark im Graceland-Stil „nachbauen“ liess und in dem man nicht nur Gegenstände aus Elvis‘ Leben bestaunen, sondern auch sein Lieblings-Sandwich für 10 Franken erwerben kann: „Es besteht aus geröstetem Toastbroat, Speck, Bananen, Konfitüre und Erdnussbutter. Solches Essen hat wohl zu Elvis Presleys smartem Career Move beigetragen: Bei seinem Tod wog er 120 Kilogramm; er war 42 Jahre alt.“
Diese Formulierung suggeriert, dass Elvis, hätte er weniger ungesunde Sandwiches gegessen, nicht so dick geworden wäre und demzufolge wohl länger gelebt hätte, dadurch aber nicht den ultimativen Karriere-Sprung geschafft hätte, der den Nachfahren erst nach seinem Tod so richtigen Reibach eingebracht hat…
Da konnte ich nicht umhin, irgendwie innerlich zu schmunzeln: das wirkt ja gerade so, als wäre sein Übergewicht mitschuldig für den verfrühten Tod gewesen. Dabei: was sind denn schon 120 Kilogramm?! Das ist doch bald einmal amerikanisches Durchschnittsgewicht! Daran würde heute keiner mehr sterben. Elvis wäre ein idealer Promi-Kandidat für jede Art von modischem Schlankheitsprogramm, hätte einen Stammplatz bei Oprah Winfrey für die Promotion von einschläguigen Diäten und würde sich an vorderster Front gegen Body-Shaming einsetzen…
Gut, inzwischen wäre er ja 92 Jahre alt, verschrumpfelt und eingedünnt, altershalber, ginge wohl am Rollator, wenn auch mit leicht aus den Hüften wiegenden Schrittlein würde er durch seine Residenz trippeln und jetzt – endlich ohne schlechtes Gewissen – mit den Dritten „sein“ Sandwich mümmeln. Elvis lebt!
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Von Heinrich von Grünigen um 17:34 |
Man hätte sich daran gewöhnen können. Drei Wochen lang ein fast perfektes Rentnerdasein: keine Termine, keine Sitzungen, keine Telefonate, kein Herumreisen… nur ab und zu eine Schaltung ins Internet, um nachzusehen, ob sich die Welt noch dreht.
Und sonst: einfach ums Weekendhäuschen lungern, dem Herrgott den Tag abluchsen, Einkäufe machen, in der Küche was brutzeln, im Garten werkeln, längst fällige Reparaturen endlich ausführen, lesen, lesen, lesen und am Abend die Glotze… von Zeit zu Zeit ein Ausflug – es war äusserst angenehm.
Zwar hatte ich mir feste vorgenommen, in diesen drei Wochen endlich ein lange pendentes Projekt anzugehen und unsere seit über einem jahr vergriffene allgemeine Übergewichts-Info-Broschüre zu überarbeiten, zu aktualisieren und wo nötig zu ergänzen. Ich hatte mir die nötigen Unterlagen eigens auf einen Stick kopiert, um das Material immer griffbereit zu haben… aber dann habe ich das Projekt doch Projekt sein lassen. Am Anfang der Ferien war es noch zu früh… und gegen Ende hin eindeutig zu spät!
Aber jetzt sind wir wieder alle im Büro, die -zig Mails siond abgetragen und sortiert, der Terminkalender für die kommenden Wochen ist bereinigt, die Pendenzen sind erfasst und nach Dringlichkeit geordnet: der Alltag hat uns wieder und die Geschäfte rollen an, erste Anfragen wurden beantwortet, Korrespondenzen geführt. Und irgendwie hat man das Gefühl, die Sache sei in sich doch sinnvoll und hilfreich.
Ok, wir bleiben dran.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:54 |
Über Nacht waren sie da. Überall. Die silbrig-gelben Dinger, die man von ferne für gute alte Pöstler-Velos halten mochte… Rudelweise standen sie bei den Bahnhöfen, an Fahrrad-Abstellplätzen, vor Warenhäusern… Und bald waren sie auch in den Schlagzeilen. Die Mietvelos aus Schanghai, oBikes genannt, mit einer App auszulösen für CHF 1.50 pro halbe Stunde. Ich habe noch keines ausprobiert. Offenbar muss man zuerst einen Geldbetrag überweisen, als „Guthaben“ gewissermassen, von dem dann die Benutzungsgebühren abgebucht werden.
Nicht, dass ich etwas gegen Velos hätte. Ich bin mit Zweirädern aufgewachsen, habe mir als Knirps per Laubsäge, Besenstiel und Holzscheiben ein improvisiertes Dreirad selber gebastelt, bin beim Vater auf der Rahmenstange sitzend mitgefahren und habe gelernt, wie man „quer“ in die Pedale beim Herrenvelo treten kann, wenn man zu kurze Beine hat, um auf dem Sattel zu sitzen (eine Technik, die heute wahrscheinlich verboten ist und unweigerlich die KESB auf den Plan rufen würde oder die Polizei). Meine Tanzstunden-Partnerin habe ich auf dem Gepäckträger nach Hause chauffiert und aus einem schweren alten Raleigh-Modell (mit Brems-Gestänge und Kettenkasten) habe ich mir mit aufgeschweisster Verstärkung und schwarzer Farbe eine Art Panzer-Velo namens „Centurion“ konstruiert, sogar mit einem Tarnlicht-Scheinwerfer…
Ohne meinen Flyer hätte ich meine „schwerste Zeit“ mit den 180 Kilo nicht überstanden, er war mein Transportmittel für alle Strecken zwischen 20 und 1’000 Metern, von der Haustür bis zur Tramstation, ins Büro oder zum Einkauf auf den Marktplatz…
Aber die neuen China-Bikes irritieren mich: sie wirken klobig mit ihren Vollgummireifen, dem einen und einzigen „Gang“, den rudimentären Kotflügeln und einer Fertigung, die an billige Kindervelos erinnert. 900 Stück sollen es bereits in Zürich sein, weitere Städte stehen auf der Wunschliste der Anbieter.
Digitale Hightech macht es möglich, die Zweirad-Flotte aus der „Cloud“ zu überwachen, aber letztlich handelt es sich um herrenlose Gegenstände, für die niemand Verantwortung tragen muss. Man kann sie anonym nutzen und irgendwo wieder stehen lassen. Wie weit die zwei Personen, die sich offenbar um die stadtweite Instandhaltung kümmern sollen, ihre Aufgabe erfüllen können, muss sich im Verlauf der Zeit erweisen.
Ob sich die gelbe Offensive für die weitere Entwicklung des – an sich höchst begrüssenswerten – Velo-Verkehrs in unseren Städten positiv auswirken wird, bleibt abzuwarten. Auf persönliche Erfahrungen von BenutzerInnen darf man gespannt sein.
Gibt es schon welche?
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