27/8  „Hä?“

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:02

Das sei unhöflich, hat man uns früher eingebläut. „Wie bitte?“ solle man fragen, wenn man etwas nicht verstanden habe. Aber einfach „hä?“ sei ungehobelt und gehe gar nicht!

Aber genau so heisst die Kundenzeitschrift der Rotpunkt-Apotheken. Ein keckes, unkonventionelles Printprodukt von 20 Seiten, das sich mit gängigen Themen aus Gesundheit, Wohlbefinden, Sexualität und dem allgemeinen Leben befasst. Es ist erfrischend alternativ und möchte auf diese Weise vor allem die jüngere Generation ansprechen.

In einer der kommenden Ausgaben geht es ums Thema „Fett“, auch um jenes, das sich in unserem Körper befindet. Die Redaktion ist auf der Suche nach Leuten, die offen Auskunft geben darüber, wie sie mit ihrem Dicksein umgehen, was es für sie bedeutet, darauf angesprochen oder gar gehänselt zu werden, wie sie auf gezielte Fragen und auf dumme Sprüche regieren, falls sie überhaupt welche hören, und was das für ihren Alltag bedeutet…

Solche persönlichen Fragen in der direkten Begegnung zu stellen ist nicht immer leicht. Deshalb werden Interview-PartnerInnen gesucht, die bereit sind, diese und ähnliche Fragen zu diskutieren. Selbstverständlich wird volle Diskretion gewahrt, es werden keine Namen und persönliche Daten genannt. Wer sich für ein solches Gespräch zur Verfügung stellen möchte, findet hier die Adresse des Journalisten, um sich direkt anzumelden.

Ich hoffe, dass von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht wird, um aktiv gegen Vorurteile und Diskriminierung und vor allem gegen das, was dadurch angerichtet wird, auftreten zu können.




24/8  Nicht weit vom Stamm?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:22

Äpfel sind gesund. Laut Sprichwort sollen sie bei regelmässigem Verzehr die Ärzteschaft brotlos machen. Heute lese ich in der Zeitung, dass die lokalen Obstbauer sich heuer über eine Rekord-Ernte freuen dürfen und ihre vielfältigen Produkte per Hofladen direkt an die Käuferschaft bringen.

Umso mehr staune ich, wenn ich etwa in der Migros nach einheimischem Kernobst Ausschau halte: die knackigen Früchte kommen aus Chile, Südafrika, Spanien, Italien… und bezüglich Vielfalt sind es immer die paar gleichen Feld-Wald-und-Wiesen-Marken, von Gala über Granny Smith bis zu Braeburn.

Liegt das an unserem Konsumverhalten, dass wir stets auf das Vertraute setzen?  Dass wir wenig Bereitschaft zeigen, uns auf kulinariche Experimente einzulassen? Oder hat es mit der Preisgestaltung zu tun, indem Importware dank brutalem Lohndumping trotz der Transportkosten billiger eingekauft werden kann?

Ich will mich hier nicht zu den zur Abstimmung anstehenden Initiativen bezüglich Landwirtschaft äussern. Aber zu denken gibt mir die Diskrepanz zwischen dem Erfolgsbericht von der Apfelbaum-Front und der Situation in den Früchteregalen der Grosverteiler doch.




23/8  Zucker unters Volk!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:02

Wir wohnen beim Bahnhof. Im siebten Stock mit direkter Aufsicht auf die Station. Der erste Blick am Morgen aus dem Fenster enthüllt eine interessante Perspektive. Von einem Kühlwagen werden quadratische Boxen auf Rädern abgeladen. Junge Menschen in bedruckten Overalls installieren sie und montieren Banner-Fahnen mit den gleichen Sujets wie auf ihren Jacken. Die Gegenstände in den Boxen sind orange und grün, die Banner wirken irgendwie „bio“, sind aber auf Distanz nicht zu identifizieren. Mein erster Gedanke: da wird gesundes Gemüse unter die Menschen gebraht!

Von der Farbe her müssen es Karotten sein und wahrscheinlich Zucchetti. Eine sympathische Aktion gegen Foodwaste und/oder für eine verbilligte Abgabe von Gemüse im Sinne von „5amTag“. Als ich mich wenig später zu den Geleisen begebe, komme ich nicht an den jungen Menschen vorbei, ohne dass sie mir einen Flyer und ewas Grünes bzw. Oranges entgegenstrecken.

Jetzt sehe ich, dass es sich nicht um richtiges Gemüse handelt sindern um längliche PET-Fläschchen: „heissgeliebt weil kaltgepresst“ und „nie erhitzt und voller Vitamine“ und „100% NATURAL“. Im Inhalt kommen dann allerdings Früchte und Gemüse vor: Spinat, Avocado, Mango, Banane, Passionsfrucht, Apfel. Der Geschmack, besagt das Label, sei „gemüsig-gesund“! Eine originelle Wortschöpfung, die allerdings bei meinen Enkeln trotzdem keinen positiven Widerhall auslösen wird…

Anbieter ist ein Fruchtsaft-Hersteller, der ohnehin schon so etwas wie das Marktmonopol hat. Die neue Formel – es gibt sie offenbar schon eine Weile – macht einen guten Eindruck und erwartungsvoll konsultiere ich die Nährwertdeklaration. Diese ist eindeutig: 1 Dezi dnthält knapp 10 Gramm Zucker. Ein Viertelliter-Fläschchen – ein paar leckere Schlucke! – versorgt mich also mit der Hälfte der von der WHO als zulässig erklärten Tagesdosos an Zucker.

Was freilich (oder „leider“?) dem Genuss keinen Abbruch tut, und damit wiederum das Risiko erhöht, dass man mehr davon trinkt, als man eigentlich möchte/sollte. Wohl bekomms.




22/8  Essen beim Fahren

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:23

Die SBB bauen aus. Angeschafft werden neue Speisewagen mit einem neuen Design. Das sieht cool aus und wirkt grosszügig. Nicht nur das Speiseangebot wird überprüft, auch das Design präsentiert sich neu. Auf den ersten Bick ist man positiv überrascht. Auf den zweiten melden sich Erinnerungen an meine Schwergewichts-Periode…

Einst waren in den Speisewagen-Abteils der verschiedenen Bahnen die Tische und Bänke fest montiert. Wer etwas konsumieren wollte, musste sich in den Raum zwischen Tischkante und Lehne der Sitzbank quetschen… Mit meinem massiven Übergewicht war mir das viele Jahre lang nicht mehr möglich. Ich konnte den Bauch nicht so stark einziehen bzw. zusammenquetschen, dass noch ans Verspeisen von Nahrung zu denken war, ganz zu schweigen von Wohlbefinden und Genuss!

Als dann in den 90er Jahren das neue Konzept eingeführt wurde mit fest verankerten Tischen und frei stehenden Lederstühlen, war dies eine Befreiung und ein Geschenk für alle Reisenden, deren Körpermasse die gängige Norm sprengten.

Und nun, im neuen Konzept, sind Tische und Bänke wieder fest verschraubt. Es sieht zwar geräumig aus, doch lässt sich das wohl erst schlüssig beurteilen, wenn jemand mit massivem Umfang in der Installation Platz nimmt. Heisst das: Vorwärts in die Vergangenheit? Schliesst das Adipöse von der SBB-Kulinarik aus (nachdem schon die Wägeli abgeschafft sind)?

Ein Schlupfloch besteht noch: die Bilder zeigen den oberen Stock der neuen Speisewagen. Die untere Etage, heisst es, sei rollstuhlgängig. Und um Rollstühle platzieren zu können, kann es keine fest installierten Sitzbänke haben…




21/8  Herausforderung: Verzicht

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:12

Challenges sind in. Das sind Herausforderungen, quasi Mutproben, mit denen man sich in sozialen Medien profilieren kann. Oft dienen sie einem vorgeblich guten Zweck. So sollte etwa die unsägliche Sache mit dem Eiskübel auf die unheilbare Nervenkrankheit ALS aufmerksam machen und dem Fundraising dienen. Daneben gibt es auch sinnlose und gefährliche Prahl-Aktivitäten, wie die Übersicht der aktuellen Ideen zeigt.

Eine der interessanteren – weil gesundheitlich wirkungsvollsten – ist für mich die Challenge, während 25 Tagen praktisch ohne Zucker zu leben. Lanciert wurde sie von einer Fitness-Plattform und der Aufruf zum Mitmachen enthält eine Reihe von hilfreichen Tipps und Tricks, auf den Konsum von Zucker im Alltag so gut wie komplett (wenn auch nicht ganz) zu verzichten und diesen Verzicht auch später noch im Ernährungs-Alltag weiter zu führen.

Für jeden Zeitabschnitt gibt es eine ganze Anzahl von Informationen und Empfehlungen zum Ersatz des vertrauten und allgegenwärtigen Süssstoffs. Am wichtigsten ist dabei die Anweisung zum „Umschulung“ des gesamten Geschmacksapparates.

Zur Nachahmung unbedingt empfohlen!




20/8  Eis verschlingen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:35

Leider muss ich mich schuldig bekennen. Eigentlich sind Glacé und Icecream für mich tabu, sie sind süss, enthalten Kohlenhydrate und torpedieren die Wirkung meiner ketogenen Ernährung. Und trotzdem bin ich diesen Sommer nicht ganz daran vorbeigekommen.

Vergleichsweise harmlos erschienen mir die Wasserglacé-Stängeli „Winnetou“ und „Rakete“. Problematischer waren die Mövenpick-Familienpackungen, die an heissen Tagen auf den Tisch kamen, wenn Besuch im Hause war. Diese Packungen haben die fatale Eigenschaft, dass sie sanft vor sich hinschmelzen, während die ersten Portionen – bewusst klein gehalten – verspiesen werden. Dadurch entsteht eine sanfte, cremig-weiche Schicht, die sich verheissungsvoll auf den Löffel schmiegt, da man sie ja nicht einfach so zerfliessen lassen kann… Und ehe du es dir versiehst, materialisiert sich das alte Märchen von Katze und Maus, in dem diese gemeinsam einen Vorratstopf mit Butter besassen, den sie für den Winter aufheben wollten. Als die Katze von übermächtigem Verlangen nach der süssen Butter geplagt wurde, schlich sie sich unter dem Vorwand zum Topf, sie sei zu einer Taufe eingeladen… Bei der Rückkehr gab sie an, das Täufling habe den Namen „Haut ab!“ erhalten. Als sich der Vorgang später wiederholte, hiess der Nachwuchs „Halb aus!“ und beim dritten Mal lautete der Name „Ganz aus!“… Die Parallelen zu unserer Glacé-Packung liegen auf der Hand bzw. im Magen.

Aber so schlimm wie ein gewisser Joey Chestnut im US-Staat Indiana habe ich es denn doch nicht getrieben: der hat in einem Ess- (oder muss man sagen Schling-) Wettbewerb innerhalb von 6 Minuten sagenhafte 8,2 Liter (!) Vanille-Eis verputzt… und ist dabei nicht einmal erster geworden. Dieser hat in der gleichen Zeit 8,8 Liter geschafft…

Der Bericht über diese Glanzleistung der Lebensmittel-Vernichtung enthält weitere Hinweise auf Fress-Wettbewerbe, bei denen die Protagonisten z.B. in 10 Minuten 30 Hotdogs samt Brötchen oder 7,5 Kilo Shrimps in 8 Minuten vertilgten… – Der Begriff „Foodwaste“ wäre in diesen Fällen mehr als angebracht.




17/8  Ettiketiertes Tierwohl

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:41

Die Wahrheit sieht oft anders aus. Auf der Verpackung von tierischen Lebensmitteln sind oft fröhlich weidende, saubere Tiere mit Familienanschluss abgebildet… Dass nur „glückliche“ Hühner schöne und gute Eier legen, das wissen wir inzwischen. Aber die Realität entspricht nicht immer der bunten Darstellung.

Bei den Eiern  hat sich die konsequente Deklaration und die Unterscheidung in die verschiedenen Haltungs-Typen bewährt, obwohl der Begriff „Freilauf“ bei manchen KonsumentInnen noch immer falsche Vorstellungen wecken mag. Nicht so aber bei den meisten Fleisch- und Milchprodukten, bei denen Aufschriften und Bilder suggerieren, sie kämen auf direktestem Weg von der Alm oder von der saftigen Wiese.

Unter welche erbärmlichen Mast-Bedingungen etwa die meisten Schweine gehalten werden, wird geflissentlich verdrängt. Die besten Tierschutz-Bestimmungen lassen sich immer noch irgendwie so interpretieren, dass zu ungunsten der Kreatur ein höherer Profit erwirtschaftet werden kann…

Hier will eine Landwirtschafts-Tierwohl-Organisation in Grossbrittannien vereinheitlichte Abhilfe schaffen, indem sie von der Regierung verlangt, Gesetze zu erlassen, welche die Produzenten verbindlich zwingen, die Halte-Bedingungen der Tiere auf der Verpackung offen zu legen. Kein Wunder, erheben die Bauern- und Hersteller-Organisationen Einspruch: eine solche Massnahme wäre natürlich mit Mehraufwand verbunden und zudem mit dem Risiko, Umsatz-Einbussen zu erleiden. Kurz: der Profit steht auf dem Spiel. Davon haben die Tiere allerdings nichts.




16/8  Nochmals: Geld!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:57

Zu meiner gestrigen Reflexion über die Geldbeschaffung für gemeinnützige Anliegen habe ich einen spannenden Artikel der US-Ernährungs-„Päpstin“ Marion Nestle gefunden. Sie berichtet darüber, wie unsere amerikanische Schwester-Organisation The Obesity Society in die kritischen Schlagzeilen geraten ist, indem ihr vorgeworfen wird, dass sie die Interessen von Unternehmen (namentlich der Getränke-Industrie) über die gesundheitlichen Interessen der Bevölkerung stelle.

Anlass zu dieser Kritik gab ein Gutachten, das ein Exponent der Society – Professor an einer renommierten Universität – publiziert hatte, in dem offenbar angezweifelt wird, ob die Einführung von Sondersteuern auf Süssgetränken neben der Generierung von zusätzlichen Mitteln überhaupt einen messbaren positiven Einfluss auf die Volksgesundheit habe…

Interessant ist dabei, dass es hier nicht um eine finanzielle Abhängigkeit der Obesity Society von Sponsorengeldern geht – wobei die Society eine ähnlich „offene“ Politik verfolgt wie wir – , sondern um die Universitäten, an denen die Society-Repräsentanten lehren und forschen: diese beziehen massive Fördermittel von der Industrie und liefern dafür „gekaufte“ Studien im Interesse der Absatzförderung ab… Ein Umstand, den Nestle schon für verschiedene Nahrungs-Bereiche immer wieder angeprangert hat.

Das ist natürlich eine andere Dimension: wenn mit bezahlten Forschungsresultaten im öffentlichen Diskurs Fakten geschaffen werden, bei denen Fiktion und Wahrheit verschmelzen und nicht mehr zu unterscheiden sind, dann werden die KonsumentInnen hinters Licht geführt und willentlich belogen. Wenn dann die Verfasser solcher Elaborate mit ihrem wissenschaftlichen Renommee als Repräsentanten von neutralen Beratungs- und Informations-Orgnisationen auftreten, dann ist das tatsächlich übel und gehört gebrandmarkt.




15/8  Wo das Geld herkommt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:10

Es wachse nicht auf den Bäumen. Sagte man uns jeweils, wenn unsere Wünsche grösser waren als das Budget. Aber der Glaube an die unbeschwerte Beschaffbarkeit ist nach wie vor vorhanden.

Das wurde mir heute bewusst, als ich ein kleines Scharmützel in einem Facebook-Thread las. Eine unscheinbare Nischen-Debatte, so wirkte es, aber irgendwie doch auch symptomatisch. Da hatte sich jemand darüber ereifert, dass sich die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE und der Verband der Diplomierten ErnährungsberaterInnen SVDE unter anderem von Lebensmittelherstellern und -Verteilern sponsern lassen.

Dies sei ein Grund, jeder Verlautbarung dieser Organisationen mit Misstrauen zu begegnen. Es sei der Beweis, schrieben einige, für die tendenziösen Empfehlungen, die abgegeben würden. Die Glaubwürdigkeit sei dahin! Sie wüssten sehr wohl, notierten die selbstgerechten Tugendwächterinnen, weshalb sie ihrerseits diesen Organisationen nie beigetreten seien. Nun sei der Beweis erbracht für deren verlogene Korruptheit! Und als Vorbild werden bundesdeutsche Institutionen zitiert, die von keinem Anbieter Geld annehmen, um unabhängig und frei zu bleiben.

Gemach, liebe Leute, ist man da versucht zu sagen: die Schweiz ist zu klein, als dass sich Nonprofit-Organisationen allein durch Spenden und freiwillige Zuwendungen finanzieren liessen. Das gilt auch für die SAPS. Um ihre Dienstleistungen unentgeltlich anbieten zu können, sind sie auf jede Form von Einnahmen zwingend angewiesen. Interne Richtlinien und ethische Kriterien müssen dabei für Transparenz und Ausgewogenheit sorgen. Auch darf sich eine Organisation nicht in eine einseitige Abhängigkeit von einem Sponsor begeben, ihn nicht so dominant sein lassen, dass er die Politik und die Produkte bestimmen könnte.

Dies ist in keinem der mir bekannten Fälle von Kooperation der Fall. Im Gegenteil: durch ihr „Bekenntnis“ zu der unterstützten Institution übernehmen die Firmen auch deren Zielsetzungen mit.

Freilich kann in einzelnen Fällen die Gefahr bestehen, dass ein Anbieter sich durch eine solche „Partnerschaft“ eine feigenblattartige Image-Verbesserung verschaffen will. Aber sei’s drum: Wenn mir ein Unternehmen wie CocaCola eine bestimmte Summe anbieten würde, wäre es mir immer noch lieber, ich könnte diese für Aufklärung und Information einsetzen als dass damit eine Werbekampagne oder Lobbying für Süssgetränke finanziert werden…

 




14/8  Abnehm-Wettlauf

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:43

Eigentlich bin ich ja dagegen. Ich halte es für einen menschenverachtenden Unsinn, im Fernsehen um die Wette abzunehmen, um den „Biggest Loser“ zu küren oder die „effizienteste Diät“ zu ermitteln. Denn der Wettstreit als solcher setzt falsche Anreize, verleitet zu riskanten Manövern und fraglichen Praxen, um in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Kilos loszuwerden.

Das Wett-Abnehmen, um das es aber hier geht, hat eine andere Dimension, die durchaus Beachtung verdient. Es geht um einen „Wettbewerb“ unter Staatsmännern, Regierungschefs von Südsee-Inseln. Dort haben die Menschen in den letzten Jahrzehnten, von der WHO mit Sorge beobachtet, aussergewöhnlich viel an Gewicht zugelegt. Zum einen durch den Einbruch „westlicher“ Ernährungsgewohnheiten in eine vormals indigene Esskultur, die mit der Natur in Einklang stand, anderseits auch ganz schlicht im Zeichen eines sich einstellenden Wohlstands der dortigen Eliten.

So wie auch in Europa in früheren Zeiten das „Volk“, das in weiten Landstrichen an Unterernährung litt, von einer Machtelite geführt wurde, die sich auszeichnete durch prunkvolle Gewänder, ausschweifenden Lebenswandel und eindrückliche Körperfülle, seien dies nun die weltlichen oder geistlichen Oberhäupter oder schlicht die gutbetuchten Kauf- und Handelsherren.

Deshalb hat Akilisi Pohiva, der Premierminister des Inselstaates Tonga seine Amtskollegen zu kulinarischer Mässigung und zu einem jährlichen Vergleichs-Wägen aufgerufen, nicht nur der eigenen Gesundheit zuliebe, sondern auch um der Bevölkerung ein Vorbild zu sein und aktiv zu zeigen, dass es möglich ist, durch gezielte Veränderung der Ess- und Lebensgewohnheiten sein Gewicht unter Kontrolle zu bringen…

Nicht unbedingt ein Modell für unsere hiesigen Potentaten, die ja mehrheitlich auf ihre Gesundheit achten, aber sehr wohl eine Art Anreiz für Viele, die hier eine Vorbildfunktion haben. Wetten dass?