13/1  Gabelzähler

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:22

Da war heute dieser kleine Hinweis mit Link in der Zeitung: es ging um eine elektrische Gabel. Das wäre an sich ein spannendes Ding. Als Fabrikarbeiter muss Charlie Chaplin in Modern Times an einem vollautomatischen Tisch essen, wo ihm unter anderem mechanische Gäbelchen die Speisen in den Mund schieben. Plötzlich gerät die Maschine ausser Kontrolle und der arme Kerl wird mit dem Mittagessen vollgestopft und zugeschüttet…

Aber gerade darum geht es bei der beschriebenen Gabel nicht, im Gegenteil. Das Ding heisst HAPIfork und sieht aus wie ein Besteck für Rheumakranke: vorne die vier Gabelzinken aus Metall, hinten ein dicker Griff ans Plastik mit einem speziellen Innenleben. Dieses sorgt dafür, dass die Gabel in der Lage ist, die Bewegungen, die der Essende mit ihr ausführt, zu zählen. Bewegt der Mensch die Gabel zu hastig, merkt sie es und macht ihn darauf aufmerksam, indem sie vibriert. Jetzt reagiert der Mensch (oder sollte wenigstens), indem er langsamer isst und Pausen einlegt. Am Ende des Tages kann die Gabel drahtlos die gemessenen Bewegungen an ein PC-Programm übermitteln, das dem Esser in einer Grafik seinen Verpflegungsstatus aufzeigt.

Nun weiss die Gabel allerdings nicht, ob ich Salatblätter, Nüdeli oder fettige Speckwürfeli geschaufelt habe… Aber das scheint den Wert der Botschaft nicht zu beeinträchtigen. Die zählende Gabel ist überdies abwaschmaschinenresistent… aber in der Zeit, die sie in der Maschine verbringt, kann sie nicht mein Essverhalten überwachen. Man wird sich an den korrekten Umgang mit ihr gewöhnen müssen. Ab April dieses Jahres sollte sie lieferbar sein, man kann sie bereits vorbestellen. Der Preis liege so um die 100 Franken, war zu lesen.

Früher war alles billiger. Da reichte es, wenn Mutter gelegentlich mit strenger aber besorgter Stimme sagte: Bub, schling nicht so, das ist nicht gesund!




12/1  Aufstehen!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:38

Das ist mal Klartext. Einer der wesentlichen Gründe für die weltweite Gewichtszunahme ist der Umstand, dass immer mehr Menschen ihr Tagewerk sitzend verrichten. Früher standen die Beamten im Kontor hinter ihren Stehpulten, das Sitzen war den Vorgesetzten vorbehalten, die meist auch Ansätze zu einem Bäuchlein zeigten.

Der Mensch sei von der Natur zum Stehen und zum Gehen konstruiert, sagt Dr. John Buckley von der Universität Chester (GB), der letztes Jahr eine grosse Studie durchführte über den Energieverbrauch beim Stehen. Seine Erkenntnis ist eindrücklich: wer während des Tages drei Stunden lang steht statt sitzt, verbraucht dafür zusätzliche 144 Kilokalorien. Wer dies jeden Tag täte, würde pro Jahr ganze 3,6 Kilo Fett verbrennen.

Grosse Vorbilder für stehende Geistesarbeiter sind die Autoren Hemingway und Nabokov, die beide vorzugsweise im Stehen geschrieben haben. Von Hemingway ist eine Aussage überliefert, wonach vom vielen Sitzen  nicht nur der Hintern breiter werde, sondern auch die ganze Denkweise verfette…

Würden Menschen mit sitzendem Beruf dazu angehalten, pro Tag mindestens drei Stunden lang zu stehen, wäre ein guter Teil der Adipositas-Problematik beseitigt, sagt Buckley. Vielleicht liegt er richtig. Mein Problem ist dabei, dass sich beim Stehen nach wenigen Minuten die Schmerzen in den Knien und im Rücken bemerkbar machen, so dass jede Zelle zu schreien beginnt: Hinsetzen! Hinsetzen! – Man müsste mit dem Stehen also beizeiten beginnen und die notwendigen Vorkehren dafür treffen.




11/1  Der Saufspiegel

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 20:42

Es ist ein Gag mit tieferem Sinn. Die Schottischen Gesundheitsbehörden haben ihn in Umlauf gebracht. Ausgerechnet die Whiskey-Produzenten.

Eine Applikation fürs Smartphone, aber auch online abrufbar: der Saufspiegel. Es ist ein Morph-Programm, das ein aktuelles Foto des Benutzers (mit der im PC eingebauten Webcam geschossen) verfremdet und dadurch aufzeigt, wie man in zehn Jahren aussehen wird, wenn man pro Tag ein bestimmtes Qantum Alkohol trinkt.

Zuerst muss man von sich ein Foto schiessen, dieses im Bildrahmen justieren, dann die Anzahl Gläser, die man im Verlauf einer Woche konsumiert, eingeben… und die App erstellt ein Bild der tristen Zukunft: faltige Haut, struppiges Haar, rote Trinkernase, blau unerlaufene Adern und gerötete Wangen… ein Bild des Schreckens, das keiner sich antun möchte. Was folgt daraus? Nur noch mässig oder gar nicht trinken.

Der Link zum Saufspiegel-Programm findet sich hier.




10/1  Barometerstand

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:08

Ein Radiosender war am Telefon. Es gehe um das Schweizer Sorgenbarometer, das jährlich erstellt wird und dokumentiert, welche Themen der Schweizer Bevölkerung auf dem Magen liegen und worüber die Menschen in diesem Land sich am meisten Sorgen machen. Dabei, so sagte der Radiomann, habe sich gezeigt, dass bei den Gesundheits-Themen offenbar die Frage der gesunden Ernährung und des Übergewichts die Bevölkerung nicht eigentlich bekümmere. Und wie ich mir das erkläre bzw. was ich davon hielte.

Dieses Faktum überrascht mich nicht. Es deckt sich mit früheren Umfragen zum Essverhalten der Schweizer. Dabei gibt regelmässig eine grosse Mehrheit an, sich selbstverständlich „bewusst“ und „ausgewogen“ zu ernähren. Die Tatsache, dass gleichzeitig die durch einseitige Ernährung bedingten Krankheiten und Adipositas im Vormarsch sind, spricht eine andere Sprache, wird aber offensichtlich verdrängt oder nicht zur Kenntnis genommen.

Es kann auch sein, dass viele Leute den Schalmeienklängen der Lebensmittelwerbung zum Opfer fallen, die es immer wieder schafft, hochkarätige Kalorienbomben aus Zucker und Fett als „gesund“ zu verkaufen. Die Stiftung für Konsumentenschutz hat deshalb heute die Lebensmittelhersteller angeprangert und mehr Transparenz bzw. Wahrhaftigkeit gefordert.

In England ist die Regierung aktiv geworden und hat eine Serie von TV-Spots lanciert, in denen eine Knet-Familie (hergestellt im Hause wo die Wallace und Gromit-Filme gemacht werden) für gesundes Essverhalten wirbt. Natürlich ist auch diese Initiative nicht unumstritten: die Gesundheits-Hardliner bemängeln, es handle sich hier lediglich um eine Werbe-Veranstaltung der Grossverteiler, während die Pragmatiker anerkennen, dass auch eine bescheidene Dosis Aufklärung immerhin aufklärend wirken kann. Vielleicht hätte das einen Einfluss auf den Barometerstand.




9/1  Gen-gesteuert

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:03

Der Hinweis darauf, dass die Neigung zu Übergewichtigkeit genetisch bedingt und vererbbar sei, wird nicht selten von Gesundheits- und Schlankheitsaposteln als billige Ausrede abgetan. Als Vorwand, um sich vor der Eigenverantwortung und einer strikten Disziplin beim Essen und beim Sport zu drücken.

Als dann vor bald zehn Jahren die ersten „Adipositas-Gene“ in der DNA entschlüsselt und die Zusammenhänge zwischen bestimmten Gen-Defekten und Gewichtszunahme nachgewiesen wurden, war das für viele Betroffene eine grosse Entlastung.

Nun ist die Wissenschaft einen Schritt weiter, wie eine Forschergruppe aus Los Angeles in der Zeitschrift Cell Metabolism nachweist. Anhand von umfangreichen Versuchen mit Mäusen – deren Resultate sich weitgehend auch auf Menschen übertragen lassen – haben sie herausgefunden, dass sogar das „Endgewicht“ einzelner Individuen genetisch vorbestimmt ist und dass es die Gene sind, die bis ins letzte Detail festlegen, wie ein Organismus auf die mit der Nahrung eingenommenen Kalorien reagiert.

Natürlich behalten auch jetzt noch die oben genannten Apostel ein Stück weit Recht: selbst wenn die genetischen Vorbedingungen „ungünstig“ sind, könnte durch ein radikal konsequentes Verhalten bezüglich Ernährung und Bewegung teilweise Gegensteuer gegeben werden, im Sinne der Prophylaxe. Dadurch könnte die genetisch vorbestimmte Gewichtszunahme verzögert, aufgehalten oder eingeschränkt werden…

„Nicht zunehmen“ heisst in diesem Fall die Losung. „Wieder abnehmen“ ist da wesentlich schwieriger. Das genetische Setting wäre denn auch eine logische Erklärung dafür, dass so viele Abnehm-Versuche auf Dauer scheitern, dass das Ausgangsgewicht nach einer gewissen Zeit wieder zurück kommt, dass es extrem schwierig ist, nach einer Reduktion das neue Gewicht über eine längere Zeit zu halten.

Das reine Vorhandensein, die Verfügbarkeit von Nahrung „im Überfluss“ (verbunden mit der Möglichkeit, ohne körperliche Anstrengung durchs Leben zu kommen) löst auf Dauer den Übergewichts-Mechanismus aus, wenn er denn genetisch im Individuum angelegt ist.




8/1  Verstehen und verstanden werden

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 19:17

Heute Vormittag hat sich Radio SRF 1 zwei Stunden lang aus gegebenem Anlass mit Fragen des Übergewichts befasst. Dabei ging es nicht um Diäten oder Rezepte zum Schlankwerden, sondern unter dem Titel Pfundig glücklich ging man der Tatsache nach, dass es Menschen gibt, die zwar etwas schwerer sind als das, was man für das Normalgewicht hält, die sich aber mit ihrem Körper arrangiert haben und sich vom Stress befreiten, einem Idealmass entsprechen zu müssen.

Es war bewegend, wie einzelne Leute aus dem Publikum am Telefon ihre Lebenssituation schilderten und berichteten, wie sie zu diesem inneren Frieden gefunden haben. Dazu kam die Meinung von Experten, die aufzeigten, wo die medizinischen Grenzen für eine mögliche Beeinträchtigung der Gesundheit verliefen.

Das Ganze sollte allfällig Betroffenen Mut machen, mit dem Thema Gewicht lockerer und entspannter umzugehen und nicht bei jedem zusätzlichen Kilo in Abmagerungs-Panik zu verfallen, und dabei den eigenen Körper zu akzeptieren lernen. – Interessant ist dabei, dass einzelne Voten im Online-Chat zur Sendung klar zeigen, wie schwierig es sein kann, zu verstehen, was mit der Sendung effektiv gemeint war. Wenn einer sich etwa darüber beklagt, dass nun auch das Radio zum Überdruss dem Schlankheitswahn verfallen sei, dann hat er entweder nicht zugehört oder gar nichts verstanden.

Leise irritiert hat mich nebenbei auch der Umstand, dass die Moderatorin pausenlos bei jedem dritten Satz die Floskel gebrauchte, es habe jemand „ein paar Pfund zuviel auf den Rippen“… dass dies eine sinnlose und falsche Formulierung ist, habe ich schon früher mal an dieser Stelle dargelegt.




7/1  Grün schleMMen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:53

Wenn das Umdenken im Alltag angekommen ist, dann wurde ein wichtiges Etappenziel erreicht. Ich möchte heute über ein solches Phänomen berichten, dessen Nachhaltigkeit sich allerdings erst mit der Zeit erweisen muss, wenn es sich von einem Marketing- und PR-Gag zu einer flächendeckenden Verhaltensänderung gemausert hat.

Die Rede ist von Green Gourmet, einem Ernährungskonzept des Grossverteilers Migros. Angeboten werden paketweise saisonal abgestimmte Rezepte, die bestimmten „grünen“ Kriterien entsprechen: saisongerechte Zutaten, biologisch-umweltfreundlich produziert, aus der Region, energiesparend zubereitet… und trotzdem schmackhaft und abwechslungsreich, „kinderleicht“ in der Rezeptur, so dass sie sich auch für die nachwachsende Generation als kulinarisches Vorbild eignen.

Alle Zutaten sind im MM-Migrosmarkt erhältlich und die Rezepte werden begleitet von praktischen Tipps zum energieschonenden Umgang mit den Ressourcen. – Ich habe mich an dieser Stelle schon des öftern darüber aufgehalten, dass unsere Grossverteiler die Umwelt- und Gesundheits-Anliegen in der Regel zur marketingmässigen Image-Profilierung benutzen, ohne deswegen im Gesamtsortiment die für die Gesundheit förderlichen Massnahmen vorzukehren und z.B. auf einen Billigpreis-Wettkampf bei den Süsswaren zu verichten. (Ein auffälliges Beispiel dafür ist der TV-Spot, mit dem für das Projekt Generation M geworben wird: der einzige wirklich erfüllbare Kinderwunsch, dem der Grossist auch täglich nachlebt, ist die fröhlich herausgekrähte Forderung: „Schläckzüüg für alli!!!“)

Das Green Gourmet-Projekt verdient unser Interesse, es ist auf Dauer angelegt und kann Vorbildfunktion haben, wenn es sich in der Praxis bewährt. Die Voraussetzungen dazu sind gut.




6/1  Christine und die Fettsteuer

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:22

Damit haben sie wohl nicht gerechnet. Die Leute, die frohen Mutes die Nachricht verbreitet haben, dass die etwas dickeren Menschen länger lebten und gesünder wären. Diese Information war für die Fachwelt zwar nicht überraschend, aber sie hat Folgen, auf die ich schon in meinem ersten Kommentar dazu hingewiesen hatte.

In der Sendung Sonntalk, die vom zürcherischen Lokalfernsehen in der Grossstadt und in einigen ihrer Vorortsgemeinden ausgestrahlt wird, sagte nun heute die Aargauer Ständerätin Christine Egerszegi auf die Frage nach Frust und Lust der vergangenen Woche, sie habe sich über diese Meldung sehr gefreut, unter anderem weil damit die Fettsteuer nun wohl definitiv weg vom Fenster sei.

Dabei, so hatte ich bisher geglaubt, ist Egerszegi eine Politikerin mit Augenmass und Vernunft. Dass sie hier nun, ungetrübt von fachlicher Kenntnis, so plump ins Horn der Deregulierer bläst, tut schon fast weh. Da wird ihr SR-Kollege Gutzwiller einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten haben, denn der statistische Befund einer relativ robusteren Gesundheit der leicht übergewichtigen, sonst aber fitten Menschen gegenüber den unfitten und schlaffen Dünnen sagt gar nichts aus über die effektiven Risiken der stark übergewichtigen Adipösen, von denen es in der Schweiz rund eine halbe Million gibt. Und dass deren Anzahl infolge der herrschenden Verhältnisse weltweit weiterhin im Steigen begriffen ist, bleibt nach wie vor eine Tatsache, die auch unser künftiges Gesundheitswesen massiv belasten wird, wenn es nicht gelingt, durch geeignete Massnahmen dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten.

Dazu gehören möglicherweise Lenkungsabgaben auf bestimmten Lebensmitteln und Konsumgütern. Denn es gilt zu erreichen, dass weiterhin Kinder schon zu früh zu viel Gewicht ansetzen, wodurch sie quasi zu einer späteren Adipositas verurteilt sind. Es gilt auch zu erreichen, dass junge Menschen sich und ihren Körper akzeptieren können ohne in einen Schlankheitswahn zu verfallen, der sie in eine Diät-Spirale treibe, dass sie ein leichtes („ungefährliches“) Übergewicht akzeptieren, aber gleichzeitig auf ihre Fitness und eine vernünftige Ernährung achten lernen, ev. angespornt durch finanzielle Anreize, indem Früchte und Gemüse verbilligt würden… Hier ist ein weites Handlungsfeld offen. Es gibt noch kein Patentrezept, denn zuviele Faktoren begünstigen im Laufe unseres Lebens die Entstehung von zu starkem Übergewicht. Da ist politisches Handeln mit Augenmass und Vernunft gefordert. Wir zählen auf Christine Egerszegi!




5/1  Sumpfblüten

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:44

Nach den Feiertagen möchten alle möglichst rasch wieder abnehmen. Das ist der erste Irrtum, denn „möglichst rasch“ ist keine Lösung sondern nur der Einstieg in ein grösseres Problem. Aber weil viele Menschen vom gleichen Wunsch getrieben werden, spriessen im Internet zur Zeit die Angebote von verlockenden Abmagerungsmitteln.

Stellvertretend für viele schauen wir uns dieses eine Produkt an: Dreambody, bezeichnet als Superdiät oder Die beste Diät der Welt. – Die Internet-Anpreisung erfüllt alle Kriterien eines marktschreierisch ausgelobten Fantasieprodukts. Der in Aussicht gestellte „Erfolg“ – 7 Kilo in 2 Wochen, bis zu 17 Kilo in zwei Monaten! – ist medizinisch hoch gefährlich und verantwortungslos. Die Behauptung, 95,9 Prozent aller Anwender hätten einen „dauerhaften Erfolg“, widerspricht jeder wissenschaftlichen Erkenntnis und stellt eine fahrlässige Irreführung der Betroffenen dar.

Natürlich handelt es sich nicht um irgend ein Produkt. Es wird indirekt suggeriert, dass die Stars in Hollywood wie Antonio Banderas oder Renée Zellweger mit siener Hilfe abgespeckt hätten… Und als besonderer Anreiz wird darauf hingewiesen, dass das Mittelchen „nur für kurze Zeit“ im Rahmen einer Aktion lediglich zum halben Preis zu haben sei… (Merkwürdigerweise findet diese „Aktion“ aber jedesmal statt, wenn für das Präparat geworben wird…)

Natürlich kann man jetzt sagen: weshalb wird denn überhaupt von solchen Angeboten gesprochen? Da verschafft man ihnen ja nur eine zusätzliche Propaganda… und schlimmstenfalls fällt noch jemand darauf herein. Nein, da bin ich zuversichtlich. Kritische Konsumenten durchschauen solche Bauernfängereien. Müsste man meinen. Aber dass derartige Werbung weltweit und regelmässig auftaucht, lässt doch den Schluss zu, dass sich das zumindest für den „Anbieter“ finanziell lohnt und die Dummen noch immer nicht ausgestorben sind.




4/1  Jeder ein Midas

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:09

Die Empfehlung kommt etwas verspätet. Oder ich habe sie zu spät gesehen. Es geht um ein Geschenk für Leute, die wirklich schon alles haben. Vielleicht kann man sagen, es sei eine geschmacklose Sache… oder auf jeden Fall ist sie nicht geruchlos.

Kennt ihr noch die Sage von geldgierigen König Midas, der sich von den Göttern die Fähigkeit erbeten hatte, dass alles, was er berührt, zu Gold wird. An sich ein  verlockendes Geschäftsmodell, dem in jüngerer Zeit nicht wenige Banker auch erlegen sind, mit nicht weniger fatalen Folgen. Als sein Wunsch sich erfüllte, verwandelte sich alles, was er mit seinen Fingern berührte, zu Gold. Auch sein Essen und die Getränke – und so drohte er eines elendigen Hungertodes zu sterben.

Auch hier lag es wohl an der Dosis, die das Gift ausmacht (Paracelsus). Denn heute ist eine kleine Kapsel im Handel erhältlich. Sie ist vergoldet und sieht aus wie ein Medizin-Dragee. In ihrem Inneren enthält sie eine winzige Portion Blattgold. Gerade ausreichend, um sich während des Verdauungsvorgangs mit dem Darminhalt innig zu vermischen, so dass das, was anschliessend hinten wieder (oder noch) herauskommt, in gepflegt goldenem Glitter glänzt.

425 US-Dollar kostet so eine Gold-Pille. Schädlich sei sie nicht, da einerseits die Dosis zu klein ist und anderseits das Edelmetall vom Stoffwechsel nicht aufgenommen wird. Es verlässt den Körper unbeschadet und landet wohl in der Kläranlage, wo es vielleicht herausgefiltert und rezykliert wird. Offenbar muss es für ein solches Produkt eine gewisse Nachfrage geben, sonst würde es nicht hergestellt und vertrieben. Wenn jemand zuhause das Märchen vom Tischlein deck dich nachspielen will, weiss ernun  jedenfalls, wie er das Bricklebritt hinkriegen kann.