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Von Heinrich von Grünigen um 14:56 |
Es hat schon fast etwas von einer tibetanischen Gebetsmühle (die gelegentlich ja auch vom Wind angetrieben werden), wenn ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit sage, dass Massnahmen zur Adipositas-Prävention im Bereich der Lebens- und Genussmittel, die auf Freiwilligkeit beruhen, eigentlich nutzlos sind.
Das Prinzip Freiwilligkeit ist indessen in all unseren offiziellen Verlautbarungen und Strategien das A und O, weil sonst politisch gar nichts gehen würde. Von rechts bläst jeder Absicht, eine Regulierung im Interesse der gesunden Bevölkerung zu erlassen, ein extrem steifer Wind ins Gesicht, man muss nur sehen, mit welch wahnwitzigen Horrorszenarien etwa der Gewerbeverband gegen das geplante Präventionsgesetz agitiert.
Wie wenn es noch eines weiteren Beweises bedurft hätte, kommt ein Bericht aus England: hier hat eine Organisation (Children’s Food Campaign), die sich für die gesunde Ernährung von Kindern einsetzt, die Auswirkungen untersucht, die ein von der Regierung geschlossener „Pakt“ mit der Lebensmittelindustrie effektiv hat.
Im Rahmen des sogenannten Responsibility Deals konnten sich Produzenten auf freiwilliger Basis verpflichten, gewisse gesundheitsförderliche Massnahmen vorzukehren, wie etwa den Salzgehalt oder den Transfett-Anteil zu senken oder weniger Zucker zu verwenden, die Werbung an Kinder einzuschränken oder gezielt eine sportliche Betätigung zu fördern… (das ganze Konzept liegt genau auf der Linie, die auch unser Bundesamt für Gesundheit mit seiner actionsanté verfolgt).
Die Analyse ist heute erschienen in einem Bericht mit dem Titel „The Irresponsibility Deal – Why the Government’s Responsibility Deal is better for the food industry than public health“ (Der verantwortungslose Vertrag – warum die Vereinbarung der Regierung besser für die Lebensmittelindustrie ist als für die Volksgesundheit.) Und sie kommt zum ernüchternden Schluss, dass die ganze Aktion kaum Wirkung zeigt, weil sich viele Hersteller gar nicht daran beteiligen, weil sie zu wenig bekannt ist und weil zahlreiche Partner sie bewusst austricksen (etwa die Hersteller von Süssgetränken, die den Deal zwar unterzeichnet haben, ohne jedoch etwas zu unternehmen bezüglich der Tonnen von Zucker, die sie in ihre Drinks mixen, und sich lediglich damit begnügen, auf die Bedeutung von ausreichend Bewegung hinzuweisen…)
Im Wissen um die politische Brisanz, die hierzulande quasi zu einer Tabuisierung jeder Regulierung in der Food-Branche führt, haben wir die Einführung von actionsanté gewissermassen beschönigend als „Schritt in die richtige Richtung“ bezeichnet. Die Analyse aus England gibt unseren Zweifeln Vorschub.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:13 |
Als Kinder hatten wir nie so richtig Appetit, wenn es Linsen gab. Vielleicht lag es an der Zubereitung. Die kleinen flachen Dinger schwammen in einer grauen Mehlsauce und hatten einen undefinierbaren Geschmack. Vor allem war mir auch nie klar, wie der gutmütige Esau dazu gekommen war, seinem biblischen Bruder Jakob das Erstgeburtsrecht um so etwas wie ein Linsengericht zu verkaufen! Entweder war er kurz vor dem Verhungern oder einfach unsäglich blöd…
Seit ich mich auch mit Fragen der richtigen Ernährung befasse, wird mir klar, dass diese Hülsenfrüchte weit besser sind als der Ruf, den sie bei mir hatten. Und ich gebe auch zu, dass ich bei der Entdeckung der Indischen Küche gelernt habe, dass Speisen mit Linsen eine absolute Köstlichkeit sein können.
Heute habe ich ein Loblied auf die Linsen gefunden, das ich gerne weitergebe. – Linsen sind grundsätzlich gesund. Eine Portion (das ist in trockenem Zustand eine Viertel-Tasse) enthält 170 Kalorien, 29 Gramm Kohlenhydrate, 13 Gramm Eiweiss, 1 Gramm Fett, 15 Gramm Nahrungsfasern und hat einen glykämischen Index von 21. Dazu kommen eine grosse Anzahl von Mikronährstoffen wie Folsäure, Kalzium, Magnesium und Phosphor… sozusagen eine kleine Apotheke in Pillenform.
Mit etwas Phantasie lassen sie sich auf unzählige Arten schmackhaft zubereiten, als würziges Curry oder als Einlage in Suppen, als Beigabe zu Salaten oder als eigenständiges Gericht mit vielerlei Facetten… wobei nicht alle Rezepte unbedingt einer kalorienbewussten Kost entsprechen.
Auf jeden Fall gibt es weit mehr Arten, Linsen auf den Tisch zu bringen, als ich das aus meiner Kinderzeit in Erinnerung habe. Und günstig sind sie obendrein, auch ohne Erstgeburt.
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Von Heinrich von Grünigen um 18:29 |
Eine bizarre Geschichte war das, gestern im Blatt mit den grossen Buchstaben. Man habe einer Familie ihre dicken Kinder zwangsweise weggenommen, stand im Aushang. Und da es nicht hiess, wo das war, musste man die Zeitung kaufen, um herauszufinden, dass sich das Drama in Schottland abgespielt hatte.
Eine Familie mit sieben zum Teil stark übergewichtigen Kindern wurde vom Jugendamt verwarnt, sie müsse dafür sorgen, dass die Kids abnehmen, sonst würde man sie ihr wegnehmen. Zwei Jahre lang, heisst es, habe ein Vertreter des Amtes beobachtet, was und wieviel die Kinder assen… aber sie nahmen nicht ab. Als das Ultimatum verstrichen war, schlug die Polizei zu, führte die Kinder ab und dem Jugendamt zu. Die kleineren seien zur Adoption freigegeben worden.
Eine drakonische Massnahme, die Empörung und Auflehnung auslöst: wie herzlos kann ein Staat nur sein, um so eine Massnahme durchzusetzen! Allerdings gab es keine weiteren Informationen über Hintergründe und Details, nichts zur Vorgeschichte und wenig zur Hilfe – falls eine solche der leidgeprüften Familie überhaupt angeboten worden war.
Dafür gab es eine Abstimmung. Das Lesevolk konnte per Voting darüber befinden, ob a) der Staat nicht hätte eingreifen dürfen, weil ihn das nichts angeht, oder b) die Massnahme richtig war, um künftige Gesundheitsosten zu sparen, oder c) um den Unmut kund zu tun, dass nun nach den Rauchern die Esser „drankommen“.
Das Resultat der Abstimmung ist aufschlussreich: 28% – also fast ein Drittel – finden die Massnahme gerechtfertigt und ok. – Ein weiteres Drittel (29%) ärgern sich darüber, dass nun die Esser an die Kasse kommen, und 43% lehnen Aktion des Staates ab, weil der sich hier nicht einzumischen habe.
Das ist ein mehrdeutiger Befund, der verschiedene Interpretationen zulässt. Natürlich geht es den Staat sehr wohl etwas an, ob seine Bürger sich gesund ernähren können und dies auch tun, denn er ist für Ihr Wohlergehen mitverantwortlich. Allerdings dürfte eine derartige Massnahme – auch wenn sie abschreckenden Chrakter haben könnte – kaum geeignet sein, ein Umdenken zu bewirken. Insofern ist auch die Haltung derer, die diese Aktion begrüssen, menschenverachtend und schändlich.
Ich kann auf die Schnelle nicht sagen, was richtigerweise zu tun gewesen wäre… man hätte der Familie eine aufbauende, begleitende Hilfe anbieten müssen, anstatt sie einfach mit einem Ultimatum zu konfrontieren. Die Geschichte zeigt eines deutlich auf: wie gering das Prestige ist, das übergewichtige Menschen heute in der Öffentlichkeit noch geniessen.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:35 |
Manche halten mich zu alt dafür. Aber ich stehe dazu: wenn immer ich am Sonntagvormittag zuhause bin, schaue ich sie mir an, die Sendung mit der Maus. Seit wir das informative Magazin für Kinder mit unserem Nachwuchs vor dreissig Jahren zu schauen begannen, hat die Sendung einen festen Platz in meinen TV-Gewohnheiten.
Ihre Stärke sind die didaktisch aufbereiteten Fabrikationsprozesse. In kurzen Filmbeiträgen wird Schritt für Schritt erklärt, wie Gebrauchsgegenstände aus unserem Alltag, die wir oft gedankenlos verwenden, in der Fabrik hergestellt werden, wie viele Zulieferer beteiligt sind und welche Transformationen die Werkstücke durchlaufen, bis so ein kompliziertes Ding entstanden ist wie ein Schweizer Armeesackmesser oder eine vermeintlich so einfache Sache wie eine Wäscheklammer.
Letzten Sonntag wurde gezeigt, wie eine Nuss-Nougat-Creme gemacht wird. Name wurde keiner genannt, aber die Glasform am Schluss war verräterisch: es konnte sich nur um Nutella handeln. Der Prozess an sich war wenig spektakulär. In Italien werden Haselnüsse geerntet, getrocknet, entkernt und geröstet, dann zu einer dünnflüssigen Paste verfeinert. Die wird nach Deutschland transportiert, wo sie in grossen Kesseln mit anderen Zutaten vermixt und schliesslich in Gläser abgefüllt wird.
Kommentarlos wird zuletzt die Zusammensetzung im Bild gezeigt: die verschiedenen Bestandteile werden in ein Schauglas eingefüllt. Mehr als ein Drittel ist Zucker, wohl ein Viertel ist Kakaopulver, gut 10 Prozent sind Nusspaste, einige Aromen kommen dazu, und aufgefüllt wird das Glas zuletzt mit Pflanzenfett, mehr als ein Viertel, wie es aussieht. Wer die Elemente überschlägt, kommt auf mehr als die Hälfte Zucker und Fett, eine kleine Portion Nuss (die weitgehend auch aus Fett besteht) und noch ein paar Geschmackszuutaten.
Die Maus ist aber sehr diskret. Mit keinem Wort weist sie darauf hin, dass der Brotaufstrich mehr Kalorien hat als Schokolade und dass er deshalb mit Vorsicht genossen werden sollte… das war wohl der Preis dafür, dass man in der Fabrik drehen durfte. Insgesamt ein satter Werbesport, wenn wir die laufende TV-Werbung im Ohr haben, laut der es sich bei Nutella um ein „ausgewogenes Frühstück“ handeln soll. Auf der Nährwert-Deklaration wird als empfohlene Portion pro Tag die Menge von 15 Gramm (à 80 Kalorien) angegeben. Das ist eine bessere Messerspitze. Kinder würden sich damit nicht abspeisen lassen.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:17 |
Die heutige Berichterstattung über den Unspunnen-Schwinget und das damit verbundene Steinstossen hat mich zu vergleichendem Denken angeregt. Es sind extrem kräftige Männer aus dem Berner Oberland, die den ungeschlachten Stein packen, hochwuchten, über ihren Kopf empor stemmen, einige Schritte laufen, auf die feingerechte Sandpiste zu, bis zum Holzbalken, der das Ende des Anlaufs markiert, dort stossen sie den Stein mit aller Kraft und er fliegt etwas über drei Meter weit in den Sand, wo er einen Eindruck hinterlässt und dann liegen bleibt.
Der Unspunnenstein wiegt amtlich verbriefte 83,5 Kilogramm. Der heurige Sieger des Steinstossens keucht und schnaubt, der Wurf hat ihn geschafft, erschöpft holt er Atem, ehe er in die Fernsehkamera sprechen kann. – Als ich 19 Jahre alt war und mich für den Schweizer Militärdienst stellen musste, wog ich 76 Kilo, so steht es in meinem Dienstbüchlein. Heute zeigt meine Waage am Morgen 163 Kilo an. Ich bin 87 Kilo schwerer als vor 20 Jahren. Die schleppe ich jeden Tag mit mir herum. Sieben Pfund mehr als der Unspunnenstein.
Wenn ich das so bedenke, bin ich eigentlich ein regelrechter Berner-Oberländer-Athlet: wenn ich am Morgen aufstehe, schultere ich den Unspunnenstein und trage ihn zuerst ins Bad, stelle ihn unter die Dusche, schleppe ihn dann in die Küche, wo ich ihn wenigstens beim Essen wieder abstellen kann. Muss ich aber zum Kühlschrank, dann ergreife ich ihn wieder, hebe ihn auf und trage ihn mit mir. Gehe ich aus dem Haus, muss ich ihn die Treppe hinunterschleppen. Bei jedem Tritt schlägt mir sein Gewicht in die Kniekehlen, mich wundert, dass die Füsse den Dienst noch nicht versagt haben.
Zum Glück ist der Weg ins Büro relativ kurz. Nch einigen Schritten halte ich inne, stütze mich am Geländer ab und hole tief Luft, bis es wieder weitergeht. Muss ich auf den Zug, nehme ich das Velo. Hier kann ich den Stein wieder auf den Gepäckträger packen bis zum Bahnhof. Im Büro vergesse ich ihn, denn ich sitze bequem in meinem Sessel, lasse mich auf den fünf Rollfüssen fast lautlos durch den Raum gleiten. Schwer wird es erst wieder, wenn ich den Stein mit aufs WC nehmen muss, oder ihn hochschleppen in den oberen Stock, in die kleine Küche zum Mittagessen oder ins Sitzungszimmer. Liege ich dann am Abend im Bett, spüre ich sein Gewicht kaum noch. Hier herrscht behagliche Schwerelosigkeit der Horizontalen… wenigstens so lange, bis ich nachts aufs WC und am Morgen wieder aufstehen muss.
Der Unspunnenstein ist ein Schweizer Kulturgut, das zahlreiche Fährnisse und Abenteuer unbeschadet überstanden hat. Mein persönliches Zusatzgewicht hat diesen geschützten Status nicht. Ab und zu gelingt es mir, etwas davon abzupickeln… dann wird die Sache vorübergehend leichter. Aber ich kann nachfühlen, was die Steinewerfer zu stemmen haben.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:11 |
Als ich vorgestern am Flughafen Hamburg nach dem Einchecken in einer Kaffeebar auf die Boarding-Zeit wartete, sah ich draussen im Menschengewühl eine imposante Gestalt vorbeigehen. Ein statttliches Mannsbild mit Halbglatze, grauem Bart und randloser Brille, auch etwas beleibt, im Sturmschritt unterwegs, so dass nicht ganz klar war, ob die beiden Damen, die ihm nachliefen, wirklich zu ihm gehörten oder nicht.
Der Kerl kommt dir bekannt vor, sagte ich zu mir selber, und beim zweiten Hingucken erkannte ich das enfant terrible der deutschen Ernährungswissenschaft: Udo Pollmer. Sieh an, dachte ich, wir sind uns im realen Leben noch nie begegnet. Einmal hielt er in Bern einen Vortrag, an einer Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung, aber da er unmittelbar nach seinem Auftritt wieder weiter musste, gab es keine Gelegenheit, ihn zu sprechen.
Ich überlegte mir, ob ich versuchen sollte, ihn nun hier im Passagierbereich zu kontaktieren, aber vielleicht war er eh schon zu spät dran, war es noch weit bis zu seinem Gate – und überhaupt. So kompensiere ich jetzt die verpasste Begegnung mit einem Link zu verschiedenen Ausschnitten aus Referaten von ihm… in der Hoffnung, dass diese auch für andere BetrachterInnen ebenso lehrreich wie amüsant sein mögen.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:49 |
Fast ein wenig tönt es wie eine verkürzte Paraphrase des abgewandelten Obama-Ausspruchs: Du kannst > Dukan. So lautet der Name einer alt/neuen Ernährungsform, die in Frankreich offenbar schon länger bekannt ist und praktiziert wird, die hierzulande dabei ist, Terrain zu gewinnen. Denn sie liegt im Trend.
Dieser hat sich still ausgebreitet: Vorsicht bei Kohlenhydraten, vor allem abends, mageres Fleisch bevorzugen, Gemüse mit geringen Kohlenhydrat-Anteil, stark zucker- und stärkehaltige Früchte meiden… man kennt diese Speiseweise unter dem Stichwort der modifiziert-ketogenen Ernährung und sie schlägt im Allgemeinen gut an.
Nach diesem Prinzip funktioniert auch die sog. Dukan-Diät. Auch wenn es sich inzwischen herumgesprochen hat, dass „Diäten“ des Teufels und meist des Übergewichts Anfang sind, ist ein Ernährungsplan eben doch eine Eselsleiter, die es erleichtert, sich im Dschungel der Nahrungsmittel zurechtzufinden.
Unter einer „schädlichen“ Diät versteht man eine sehr einschränkende, einseitige Ernährung mit harten Vorgaben bezüglich Kalorienmengen. Das ist bei Dukan nur bedingt der Fall, denn hier wechseln kurze Phasen ab, in denen die Zusammensetzung der Lebensmittel wechselt, ohne dass die Menge extrem eingeschränkt werden muss.
Auch ich habe vom Arzt die Vorgabe erhalten, mich modifiziert-ketogen zu ernähren… das Dukan-Modell erscheint mir plausibel und praktikabel. Ich probiere es mal aus, auch wenn es einen vorübergehenden Verzicht auf meine geliebten Süssigkeiten bedeutet.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:21 |
Der Kongress der Selbsthilfe-Organiationen in Sachen Adipositas im deutschsprachigen Raum war sehr anregend uns wird hoffentlich noch die eine oder andere Nachwirkung haben, indem man gemeinsam gewisse Projekte angehen kann, sich regelmässig über Erfolgsgeschichten austauscht und gegenseitig vom erworbenen Know How profitieren darf.
Ich bin gestern mit einem leicht mulmigen Gefühl gestartet, was die Fliegerei in den immer knapper werdenden Sitzen betrifft, und war dann angenehm überrascht, dass zum Beispiel die kleine Swiss-Fokker-Maschine deutlich mehr Beinfreiheit aufweist als etwa der grösseren SAS-Flieger, mit dem ich letztes Mal von Stockholm zurückgekehrt war. Da ich einen Platz zum Mittelgang hatte, musste ich nur meinen Mitreisenden zur Linken „belästigen“… zum Glück war es ein dürres Männlein, das während des halben Fluges schlief und wenig Platz brauchte, so dass wir uns nicht so stark in die Quere kamen.
Auf dem Rückflug erwies sich das Personal am Flughafen Hamburg als äusserst zuvorkomend. Beim elektronischen Einchecken hatte ich einen Platz mitten in einer Dreierreihe zugewiesen bekommen. Das hätte Belästigungen auf beiden Seiten bedeutet und mir die Beinfreiheit weitgehend genommen… Doch die Dame bei der Gepäckaufgabe bot mir von sich aus eine Umplatzierung an auf einen Sitz zum Gang, ohne Nachbarn zur Rechten, so dass ich es mir in der Lufthansa-Maschine richtig bequem machen konnte.
Ein Hoch daher auf den Service bei der Lufthansa, wo sich das Kabinenpersonal zudem durch grosse Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit auszeichnete, auf individuelle Wünsche einging und dabei gute Laune verbreitete. Es waren – das darf durchaus gesagt sein – Damen, die teils schon ein wenig in die Jahre gekommen waren, aber offenbar noch nach alter Schule gelernt hatten, mit ihren Kunden umzugehen. Etwas, das wir gestern in der Swiss-Maschine klar vermisst hatten: die jungen Mädels waren zwar adrett und schick hergerichtet, aber zogen die Mundwinkel nach unten als hätten sie bei Dienstantritt eine Portion Essig verabreicht bekommen. Und äusserte man einen Sonderwunsch, etwa betreffend Getränke, so wurde dieser mit sichtlichem Widerwillen und demonstrativer Verzögerung erfüllt… Was ist aus der einstigen Vorzeige-Fluggesellschaft geworden? Alles ist vergänglich. Oder dann haben wir einfach Pech gehabt und einen schlechten Tag erwischt.
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Von Heinrich von Grünigen um 10:11 |
Vor drei Tagen habe ich darüber räsonniert, dass mir nichts einfallen wollte für meinen Vortrag, den ich morgen in Hamburg zu halten habe… Zum Glück hatte ich mir gegenüber nicht insistiert und mich nicht unter Druck gesetzt, um mir doch noch die eine oder andere Ausführung abzutrotzen. Denn anderntags habe ich im Büro einen säuberlichen Fragebogen der Veranstalter vorgefunden, mit einer Reihe von präzise formulierten Themenstellungen, auf die es eine Antwort zu geben galt.
In kürzester Zeit waren die gewünschten Daten und Fakten zusammengestellt, in eine schöne Folien-Form gebracht und auf den Stick abgespeichert, so dass ich jetzt leichten Mutes das Flugzeug nach Norden besteigen kann. Wobei neben dem leichten Mut wieder mal der schwere Körper es sein wird, der mir Probleme beim Transport in den immer enger werdenden Flugzeugsitzen macht.
Vor einiger Zeit hatte ich mir vorgenommen, in Europa nur noch mit dem Zug zu reisen und auf Übersee-Routen halt den Aufpreis für BusinessClass zu bezahlen… Aber das hat diesmal nicht geklappt. Ich bin gespannt, um wieviel inzwischen der Beinraum wieder knapper geworden ist… daran, dass ich noch wachsen würde, kann es ja kaum liegen.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:09 |
Eine Expertengruppe hat die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas in den zurückliegenden Jahrzehnten in Amerika und in England analysiert und daraus eine Prognose für das Jahr 2030 abgeleitet.
Dies unter der Annahme, dass die Regierungen zu wenig entschlossen gegen die Adipositas-Epidemie vorgehen bzw. dass die eingeleiteten Massnahmen nicht wirklich Erfolg zeitigen und zu einer messbaren Veränderung führen.
Wenn die Zunahme der Gewichtszunahme im bisherigen Masse anhält, dann würde es in USA in zwanzig Jahren zusätzlich 65 Millionen Adipöse (mit BMI über 30) geben; in England betrüge der Zuwachs im gleichen Zeitraum 11 Millionen. (Heute sind es 99 Mio in USA und 15 Mio in UK.) Das sind gewaltige Zahlen, die auch eine direkte Auswirkung auf die Entwicklung der Gesundheitskosten haben müssten, sowie auf die Häufigkeit der mit dem Übergewicht verbundenen Krankheiten.
In Amerika würde der Anteil der männlichen Bevölkerung mit Adipositas bis zum Jahr 2030 von heute 32% auf neu 50% steigen, in England von 26% auf 45%. Faktisch wäre jeder zweite Mann adipös. – Nun sind USA und England die beiden Länder innerhalb der OECD mit dem höchsten Anteil an Übergewichtigen. Deshalb lassen sich diese Berechnungen nicht linear auf die Schweiz übertragen. Bei uns beträgt der Anteil an Adipösen derzeit knapp 10% (wobei diese Zahl allerdings nicht auf Messungen beruht sondern auf Selbstdeklaration bei Befragungen).
Das Fazit jedenfalls ist eindeutig und klar: es braucht entschlossene und verbindliche Massnahmen der Regierungen im Interesse einer gesunden und überlebensfähigen Bevölkerung.
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