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Von Heinrich von Grünigen um 17:18 |
Da zieht etwas am US-Horizont herauf, das auf breiter Basis Interesse finden könnte und für das sich sicher Allianzen schmieden liessen. Ich bin gespannt, wei lange es geht, bis das Konzept, angepasst an unsere mitteleuropäischen Gegebenheiten, hier auftaucht.
Es geht um die Eat Clean Diet (die „Sauber Essen Ernährung“). Und wenn man Tosca Reno, deren Erfinderin, sieht, denkt man, es müsste ausgesprochen begehrenswert sein, diese Koch- und Esskompetenz zu erwerben. So proper und knackig-gestylt ist die Dame, dabei hat sie zwei Kinder und auch sonst noch ein erfülltes Leben. – Ihr Konzept lässt sich auf sieben Merksätze reduzieren:
1. Fünf- bis sechsmal pro Tag essen.
2. Jede Mahlzeit sollte etwa 200-300 Kalorien haben.
3. Bei jeder Mahlzeit komplexe Kohlenhydrate und Eiweiss essen.
4. Mindestens zwei Liter (8 Gläser) Wasser pro Tag trinken.
5. Keine Mahlzeit auslassen, vor allem nicht das Frühstück.
6. Gesättigte und Transfette meiden.
7. Richtige Portionen essen.
Gut, das klingt jetzt nicht aufregend. Zentral ist die Forderung, dass nur „natürliche“, naturbelassene Lebensmittel verwendet werden, keine industriell gefertigten Produkte, die Zucker, Fett und andere künstliche Bestandteile enthalten, wie sie heute in den meisten Convienience-Angeboten unvermeidlich sind. Das mutet für Viele wohl etwas nostalgisch und romantisch an… wäre aber mit etwas gutem Willen und genügend Lust praktizierbar. Ich kenne Leute, die z.B. auf der Basis von strikt gelebtem Vegetarismus diese Prinzipien der natürlichen Verköstigung konsequent leben und dabei gesund und rank sind… Auch die Adepten von Slow Food werden bestätigen, dass es möglich ist, sich auf diese Weise zu ernähren.
Mit Sicherheit ist es weniger einfach als schnell eine Fertigpizza in die Mikrowelle zu schmeissen oder eine Büchse Ravioli aufzumachen… und unsere ganze Fast-Verpflegungs-Unkultur zielt ja nur darauf ab, uns in den kurzen Stresspausen möglichst rasch abzufüllen… – Man müsste eine kulinarische Revolution ausrufen und das Ess-Proletariat dafür gewinnen können. Nur aus einer Massenbewegung resultiert genügend Kraft, um Veränderungen einzuleiten… Aber da heisst es ganz rasch wieder aufwachen: der freie Markt hat seine eigenen Gesetze. Produziert wird, was gekauft wird.
Geht „Bio“ ein wenig in die richtige Richtung? Müsste hier angesetzt werden? – Grosse Lebensmittelverteiler, die sich jetzt mit ihren neuen Marketingkonzepten als Heislbringer der gebeutelten KonsumentInnenwelt darstellen, sind zu kreativen Taten aufgerufen. Das wäre eine saubere Sache.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:16 |
Volkshelden haben es hierzulande nicht leicht. Adolf Ogi ist einer von ihnen, denn er hat ein ganz besonderes Flair dafür, komplexe Sachverhalte so zu vermitteln, dass unsereiner sie nachvollziehen und verstehen kann. Das war mit dem Eierkochen so und mit vielen zukunftsweisenden Vorlagen, die er durchs Parlament und durch die Abstimmungen gebracht hat. Hut ab.
Aus seinem letzten Jahr als Bundespräsident stammt ein vergnügliches Buch, das zwei seiner Mitarbeiter aus dem damaligen VBS zusammengestellt haben: Dölf hat gesagt… / Dölf a dit… – eine Sammlung von Aussprüchen, die bei verschiedenster politischer Gelegenheit gefallen sind… und irgendwie haben es Bundesräte (jedenfalls die, die man ernst nehmen kann) an sich, dass das, was sie sagen, einen ganz besonders zitierenswerten Stellenwert hat: man nimmt ihre Worte für bare Münze, auf die man später immer wieder zurückgreifen kann.
Nun hat sich Dölf zum Thema Übergewicht geäussert. In einer Kolumne der neuen Gratispostille „punkt ch“ (deren Website offenbar noch nicht funktioniert, daher kein Link), lobt er die Initiative der Nahrungsmittelindustrie einerseits, und andereseite jene bundespolitischen Instanzen, welche Druck auf die Kantone ausüben, damit diese das Sport-Obligatorium in den Schulen nicht aus Spargründen antasten. Das ist eine verdienstvolle Initiative.
Die Schlussfolgerung, zu der Dölf Ogi jedoch kommt, ist – leider – allzu einfach: Wer spart beim Sport, spart am falschen Ort! Wenn alle, Bund, Kantone, Gemeinden und Verbände, das begreifen, erzielen wir mit wenig Aufwand grosse Wirkung. Und wenn 95 Prozent wieder auf Normalgewicht sind, dürfen alle sagen: Freude herrscht! – Hier hat Ogi dem fatalen Slogan der Plakatkampagne von Gesundheitsförderung Schweiz geglaubt, wonach es „wenig“ brauche, um „viel“ zu verändern… Die Rechnung geht nicht auf. Die bald gegen 40 Prozent Übergewichtigen in der erwachsenen Schweizer Bevölkerung werden auch bei striktestem Sport-Obligatorium nicht so viel abnehmen können, dass die 95%-Quote zu erreichen wäre.
Gerne würden wir Dölf Ogi mit seinem Charisma und seiner Überzeugungskraft als Verbündeten für unser Anliegen gewinnen. Aber die Lösungen könten dann nicht so einfach sein.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:35 |
Eindrückliches Gespräch, auf das ich beim Zappen zufällig gestossen bin, in der französisches Version einer früheren Ausgabe von GesundheitSprechstunde. Es ging um Anorexie/Magersucht. Zwei junge Frauen, eine davon wog zuvor noch 28 Kilo und war sichtlich gezeichnet, wie man es von den Bildern kennt, die von den Amerikanern seinerzeit beim Einmarsch in die KZ gemacht wurden, papierene Haut, die sich über ausgeprägte Knochen spannt, überdimensional grosse Augen, Münder und Nasen… und eine Ärztin, welche die seelischen und körperlichen Vorgänge beschreibt, die dazu führen, dass junge Menschen sich so etwas freiwillig antun. Und nicht nur das: eine der beiden Frauen sagt, sie habe ihre Krankheit „geliebt“, diese habe ihr eine Identität gegeben. Und davon wegzukommen setze eine tiefe Erkenntnis voraus, dass gesundheitliche Schäden unausweichlich sind, verbunden mit dem klaren Willen, sich helfen zu lassen und etwas dagegen zu tun: zuzunehmen.
Eine bedrückende Parallelität zu Empfindungen und Einsichten am anderen Ende der Gewischtsskala.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:54 |
Jetzt wirds konkreter. Vor drei Tagen habe ich versucht, mehr herauszufinden über die Empfehlungen der Lebensmittelindustrie in Sachen Übergewichtsprävention. Wie sich jetzt zeigt, wurde eine Zusammenfassung publiziert im Online-Magazin der Lebensmittelbranche: foodaktuell.ch.
Im Vordergrund steht ein Vorschlag für die Nährwertdeklaration, der sich am GDA-Prinzip orientiert (guideline daily amount = Empfehlungen für den Tagesbedarf), ausgehend von einem „normalen“ Tagesverbrauch von 2000 Kilokalorien für eine erwachsene Person. Diese Formel macht sich gut, sie wirkt transparent, aber sie hilft nur denen, die ohnehin schon ernährungsbewusst einkaufen. Für Kinder oder Menschen mit geringerer Bildung ist die Umrechnung nicht ausführbar, hier helfen einzig klare, einfache Farbsignale mit den Botschaften „rot“, „gelb“ und „grün“… die verpönte „Ampel“, die in England bereits zu einer deutlichen Veränderung des Kaufverhaltens geführt hat, ist durch noch so raffinierte Darstellungen nicht zu ersetzen, denn diese sind schlicht zu kompliziert.
Deklaration ist das eine. Daneben skizziert die Industrie (bzw. eine von ihrem Dachverband eingesetzte Arbeitsgruppe) noch sechs weitere „Handlungsachsen“:
– Optimierung der Produkterezepturen
– kleinere Portionengrössen
– Anpassung der Angebote in den Verkaufsautomaten
– Selbstbeschränkung der an Kinder gerichteten Werbung
– Sensibilisierung der Konsumenten für eine gesunde Ernährung
– Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz
Und alles in freiwilliger Selbstverantwortung. – Das sind ja interessante Stichworte. Mit der eigentlichen Tätigkeit der Lebensmittelproduzenten hat nur ein Teil davon zu tun. Wie bitte soll die Industrie eine „Sensibilisierung der Konsumenten für eine gesunde Ernährung“ bewerkstelligen, wenn die Werbung, die sich an Erwachsene richtet, uns tagtäglich den Schwachsinn von „Verdauung gut – alles gut“ ins Hirn hämmert, von der Stärkung der Abwehrkräfte faselt und energiedichte Produkte auf den Markt wirft, die kein Mensch zum Leben braucht?
Als wir von unserer Stiftung aus vor Jahren Kontakt mit dem Industrieverband aufnahmen, um zu fragen, ob man uns mit einem bescheidenen Betrag in unserer Aufklärungsarbeit unterstützen möchte, war die Antwort ein knappes Nein. Es gibt genügend Organisationen und Institutionen, die sich eine neutrale Verbraucherinformation zur Aufgabe gemacht haben, die untereinander vernetzt sind, die aber in der Regel um die Finanzierung ihrer Arbeit kämpfen müssen. Ob entsprechende Aktivitäten der Lebensmittelbranche da sehr glaubwürdig wirken, darf bezweifelt werden. Aber es geht nichts über den freien Willen und die eigene Verantwortung.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:42 |
Das war dann nun diese Forums-Tagung im Freiburgischen Giffers, in einem Schulungszentrum, das ursprünglich kirchlich geführt war, jetzt sich neu zum Ziel gesetzt hat, adipösen Jugendlichen einen Weg zur gesellschaftlichen Integration zu weisen. Angeboten wird eine zwölfmonatige stationäre Therapie, in der es nicht nur um die gesundheitlichen Grundlagen von Ernährung und Bewegung geht, sondern um einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem auch allgemeine Lebensertüchtigung vermittelt wird, um die jungen Menschen fit zu machen für ihren weiteren Weg in der Gesellschaft.
Das Zentrum war malerischer Rahmen für eine hochkarätige Fachtagung, die dem Erfahrungsaustausch unter ExpertInnen und dem Wissenstransfer diente. Programme wurden vorgestellt, aktuelle Erkenntnisse aus allen Bereichen referiert und Kontakte konnten geknüpft werden, die bei der künftigen Arbeit weiterhelfen werden.
So eindeutig und illusionslos die Bestandesaufnahme sein musste, was die Problematik und die Tragweite der Adipositas bei Kindern und Jugendlichen betraf, so entscheidend war das Engagement, das „feu sacré“ aller Beteiligten auf der Suche nach Antworten und Lösungen. – Und das gibt Hoffnung: mag die Ausgangslage noch immer unklar sein, was die Möglichkeiten eines „staatlichen“ Handlungsplanes betrifft, so wurde doch spürbar, dass die SpezialistInnen, die an der Adipositas-„Front“ ihre tägliche Arbeit verrichten, willens und entschlossen sind, die kleinen Schritte zu gehen, die jetzt schon möglich sind, mit offenem Geist gemeinsam einen Ausweg zu suchen und sich gegenseitig zu unterstützen. Wer aus seiner täglichen Praxis Einblick hat in die Komplexität der Probleme, der kann es sich nicht leisten, auf Prinzipienreiterei zu machen, der greift beherzt nach Lösungen, die sich schon bewährt haben.
In diesem Sinne hoffe ich, dass viele Impulse von diesem Treffen ausgehen werden. Wo wir sie aufnehmen und unterstützen können, wollen wir es tun.
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Von Heinrich von Grünigen um 18:35 |
Heute war Gesprächstag. Neben den Routinearbeiten auf der Geschäftsstelle waren Besuche angesagt. Am Vormittag traf ein Repräsentant einer Fundraising-Firma ein: selber ein Adipositas-Grenzgänger, präsentierte er Lösungsmöglichkeiten für einen professionellen Umgang mit Mitglieder- und Gönner-Dateien, wie er wohl unausweichlich wird, wenn wir weiterhin ein markantes Wachstum unserer Organisation anstreben. Die paar hundert Adressen, mit denen wir heute arbeiten, lassen sich ja problemlos und günstig über eine Excel-Tabelle managen, aber sollten wir es wirklich schaffen, in die Tausende vorzustossen (und von der Bedeutung der Thematik her sollte das ja je länger desto mehr drinliegen), so sind wir auf logistisches Knowhow angewiesen… Das Gespräch wurde unversehens zu einem strategischen Gedankenaustausch über Zukunftsperspektiven und Standortbestimmung, aus dem wir wertvolle Impulse mitnehmen durften.
Am Nachmittag meldeten sich zwei junge Damen an. Sie stehen vor dem Abschluss ihrer Ausbildung zu Dentalassistentinnen und haben als Thema für ihre SVA („Selbständig vertiefende Arbeit“) die Krankheit Adipositas gewählt, ausgehend vom Schicksal einer jungen Magenbypass-Patientin. Ein sehr erfreuliches Gespräch, in dem viel zu spüren war vom persönlichen Commitment und von einer interessierten Aufgeschlossenheit für die Hintergründe der Thematik, wahrscheinlich auch motiviert durch das Wissen um die direkte Betroffenheit. Wenn es gelingt, über solche „Botschafterinnen“ wichtige Aussagen zum Verständnis der Zusammenhänge unter die Leute zu bringen, dann ist ein Teil unseres Auftrags auf schöne Weise erfüllt.
Abends schliesslich dann die Vorbereitung auf ein Gespräch, das ich am Freitag im Rahmen einer Forums-Tagung leiten werde. Es geht um die Therapie von Übergewicht und Adipositas im Kinder- und Jugendalter, verschiedene Fachreferate werden gehalten und mit Interesse stelle ich fest, dass einzelne der im ersten Entwurf für das Programm noch vorgesehenen Vertreter des Gesundheitswesen (Krankenkassen, BAG) nun auf der definitiven Teilnehmerliste nicht mehr figurieren. Hat sich niemand für eine Auseinandersetzung finden lassen? Werden wir unter uns Gleichgesinnten bleiben? – Ich merke, dass ich mir noch einen gemütlichen Abend machen kann und auf interessante Fragen aus dem Publikum hoffen darf. Die Einstiegsfragen formuliere ich vor Ort, wenn ich die Referate höre. Auch Zuhören gehört zum Gespräch.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:16 |
Eigenliebe hat Vorteile. Wenn man sich selber hilft, braucht man nicht zu warten, bis es jemand anderes tut. Und man weiss dann einigermassen, was man hat, wenn man es selbst gemacht hat.
Heute Morgen hat DRS 1 in der Sendung Espresso über einen Massnahmenkatalog berichtet, den offenbar die Dachorganisation der Schweizer Lebensmittelindustrien am Vortag den Medien vorgestellt hat. Massnahmen zur Bekämpfung der Übergewichtsepidemie, aus denen die Lebensmittelhersteller auf freiwilliger Basis jene auswählen können, die ihnen richtig scheinen. – Selbstregulierung geht vor Fremdregulierung, das Prinzip ist verständlich und nachvollziehbar und wird in anderen Bereichen auch praktiziert.
Gerne hätte ich mich hier mit diesem Massnahmenkatalog etwas näher befasst. Am Radio war vor allem die Rede von der vorgeschlagenen Nährwertdeklaration, die in etwa dem zu entsprechen scheint, was im Ausland schon (freiwillig) als Gegenprogramm zur „Ampel“-Verordnung (etwa in Grossbrittannien) praktiziert wird. Bei uns macht es bereits coop und in den nächsten Tagen wird uns der Unilever-Konzern seine Version vorstellen. Ich habe deshalb versucht, übers Internet mehr über die Liste mit den vorgeschlagenen Empfehlungen zu erfahren, denn in den Zeitungen, die ich heute studiert habe, war nichts zum Thema zu finden.
Auch im Internet tote Hose. Die Föderation der schweizerischen Nahrungsmittelindustrien FIAL hat witzigerweise ausgerechnet jetzt ihre Website ausser Betrieb genommen, weil sie sie neu gestaltet. Der Zeitpunkt ist günstig. In zehn Tagen wird das Bundesamt für Gesundheit dem Gesamtbundesrat ein Projektpapier unterbreiten als Grundlage für eine Strategie zur Bekämpfung von Übergewicht und Adipositas. Da macht es sich gut, wenn man vorher noch rasch der Öffentlichkeit sagen kann, es ist alles ok, alles im Griff, es besteht kein spezieller Handlungsbedarf. Der Tatbeweis muss ja erst später angetreten werden, wenn überhaupt. Wir bleiben dran, auch wir müssen uns zu helfen versuchen.
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Von Heinrich von Grünigen um 19:25 |
Manchmal, wenn man die absolut abstrusen, haarsträubenden Inserate für neue Schlankheits-Wundermittel liest, ergreift einen der heilige Zorn und man möchte die Verursacher dieser abzockerischen Verarschung packen und schütteln können, von einigen saftigen Fusstritten und Ohrfeigen ganz zu schweigen. Aber Papier ist ja bekanntlich geduldig.
In Amerika hat die Federal Trade Commission, die nationale Handelsaufsicht, nun ein Zeichen gesetzt. Sie hat einen Mann erneut verurteilt, der schon 2004 eine Busse von 2 Millionen Dollar bezahlen musste… aber offenbar kassiert er mit seinen krummen Geschäften genug, um sich solche Bussen leisten zu können. – Es geht um Kevin Trudeau, der seit jahren in USA dubiose Gesundheitsprodukte vertreibt und sie mit irreführenden Werbespots anpreist. Nun hat er ein Diät-Buch herausgegeben unter dem Namen The Weight Loss Cure (Die Gewichtsverlust-Kur). Dieses wurde angepriesen als ein „einfaches Programm, das leicht zuhause zu machen ist“, bei dem man nach Abschluss ohne Angst vor dem Jojo-Effekt alles und woviel essen könne, wie man nur wolle… – Das Buch schaffte es auf der Sachbuch-Bestsellerliste auf Position 21. Aber eine genauere Analyse des Inhalts zeigte, dass es überhaupt nicht hielt, was sein Autor versprach:
Das Abnehm-Programm ist kompliziert und teuer, mit täglichen Hormonspritzen (HCG) und Medikamenten, die gar nicht zugelassen sind, mit einer 500-Kalorien-Diät, einer extrem einschränkenden Liste der „erlaubten“ Nahrungsmittel, dazu vorgeschriebener häufiger Saunabesuch und Verbot von Klimaanlagen und Ultraviolett-Bestrahlung, lange Spaziergänge und intensives Fitnesstraining… das Ganze in wechselnden Phasen und am Schluss ein quasi bis ans Lebensende verordneter Verzicht auf „normales“ Essen z.B. in Restaurants. – Die Beschreibung dieser „Kur“ durch die Behörde liest sich wie eine Parodie auf Dr. Eisenbarts Diätfibel und es scheint kaum vorstellbar, dass irgendjemand sich solchen Schwachsinn überhaupt antut.
Am Schluss bleibt aber doch die Frage, was eine solche Verurteilung, verbunden mit einer saftigen Busse, letztlich bringen kann, wenn der Täter bereits für den Verstoss gegen ein früheres Unterlassungs-Urteil gebüsst wird… Vielleicht erreicht die Publikation des Urteils einige der möglichen Kunden und verhindert einen Buch-Kauf. Auch bei uns gibt es eine Kommission für die Lauterkeit in der Werbung. Sie wird von Pascale Bruderer präsidiert. Jedermann kann hier Klage anmelden. Von Verurteilung irreführender Nahrungsmittel- oder Schlankheitsprogramm-Werbung hat man noch nie gehört.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:48 |
Als wir vor sieben Jahren damit begonnen haben, die Botschaften der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS zu definieren, hat mein damaliger PR-Berater Alex M. vorgeschlagen, wir sollten ein „5-Tipps-Plakat“ machen, das die 5 einfachsten, wichtigsten Aussagen zum Thema in eingängigen Worten zusammenfassen würde.
Ich habe das damals abgelehnt und gesagt, die Thematik sei viel zu komplex und verlange differenzierte Aussagen, man dürfe es den Menschen nicht zu einfach machen, man müsse sie ernst nehmen und auch Ansprüche stellen… Die Idee für das „5-Tipps-Plakat“ verschwand in der Schublade. Heute muss ich mich bei Alex in aller Form entschuldigen. Er hat gewusst, wovon er spricht – und ich habe ihm nicht geglaubt.
Tatsache ist, dass die Menschen heute kaum mehr wissen, was sie nun glauben sollen bezüglich gesunder, „richtiger“ Ernährung. Und da wird es bei uns kaum anders sein als in England. Dort hat eine Studie, in deren Verlauf über 2000 Leute befragt wurden, gezeigt, dass gerade mal rund 10% eine konkrete Ahnung davon haben, was „gesunde Ernährung“ konkret meint.
Nun ist es ja nicht so, dass das Essen in England grundsätzlich als kulinarisch hochstehend bezeichnet werden könnte, wobei ich annehme, dass sich das in den 40 Jahren, seit ich ein Jahr lang dort studiert habe, möglicherweise geändert hat und dass die Briten inzwischen von Kidney-Pies, Yorkshire-Pudding und Haggis weggekommen sind… – Die Nationale Behörde hat neue Richtlinien für den „gesunden Teller“ publiziert, und die enthalten – wen wunderts? – präzis 5 Empfehlungen:
– ein Drittel des Tellers sollen Gemüse oder Früchte sein
– ein Drittel des Tellers soll Stärkebeilage sein (Brot, Reis, Kartoffeln, Pasta)
– 15% Milchprodukte (Käse, Joghurt)
– 12% Flesich, Fisch, Eier, Protein…
– und nur 8% fett- und zuckerreiche Speisen und Getränke
So ist Alex rückwirkend rehabilitiert. Und wir können daraus lernen, dass selbst in England das Grundwissen in einfachen, handlichen Portionen vermittelt wird.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:19 |
Eigentlich ist dies ja kein politischer Blog, obwohl Politik grundsätzlich in alle Bereiche unseres Lebens hineinspielt und bei uns Gesundheitspolitik im Vordergrund steht, der wir uns explizit nicht verschliessen wollen.
Aber der heutige Tag hat uns einerseits eine neue Sonntagszeitung mit Wurzeln im Aargau beschert, von der ich noch nicht weiss, ob ich sie mir künftig kaufen muss, und anderseits haben wir die Kunde vernommen, dass unser verehrter Justizminister künftig wöchentlich im Internet eine eigene „Sendung“ von knapp einer Viertelstunde haben wird. Das Privatvideo ist über Internet zu sehen und wird auch von einzelnen kleinen Lokal-TV-Stationen übernommen. Besser als Sendepause.
Was mich hier aber sehr verwundert, das ist der Aufschrei in der Polit-Landschaft, der heute schon vorsorglich von allen Fronten zu hören war: schwere Beeinträchtigung der Demokratie! wer bezahlt den Auftritt? amerikansiche Wahlkanmpf-Methoden! Und das Bundesamt für Kommunikation wolle ermitteln… – Geht es noch? Hat jemand auch nur ein kritisches Wort verloren, als der Bundesrats-Kollege vom Verkehrs-, Energie- und Mediendepartement seinen Blog mit regelmässigen persönlichen Einlassungen zu aktuellen Themen eröffnet hat? – Ob mir der Verfasser sympathisch ist oder nicht: der neue direkte Video-Zugang zum Wahlvolk über das Internet ist auf jeden Fall weniger umweltbelastend als die frühere Verteilung seiner Ergüsse in alle Briefkästen, das zu einem wahren Polit-Littering wurde. Und billiger dürfte es allemal sein.
Was es bewirken wird, weiss ich noch nicht. Er scheint ohnehin den schon Bekehrten zu predigen und sein beflissener Stichwortgeber lässt auch keinen Verdacht aufkommen, er würde eine kritische Frage stellen wollen. Auf jeden Fall habe ich als Bürger – wenn ich es will – die Möglichkeit, mir eine zusätzliche Meinung zu bilden. Vielleicht hat die Weltwoche, die bisher als His Master’s Voice sein Lob und seinen Preis trommelte und trompetete, nur einen zu kleinen Kreis der Adepten erreicht und angesprochen. Mit dem Jedermannsmedium WWW ist da die Reichweite schon grösser, auch wenn dieses noch eine Generationenbremse hat. Aber vielleicht lassen sich so die treu ergebenen Buurezmorge-Senioren dazu bewegen, das Internet zu nutzen, was je schliesslich – und da würde sich unser Kreis auf wundersame Weise wider schliessen – auch einem Angebot wie eBalance zugute käme. Oder nicht?
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