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Von Heinrich von Grünigen um 22:29 |
Freund Rolf rümpft angeekelt die Nase. Er ist einer der grösseren lebenden Westernkenner in der Schweiz, aber Bud-Spencer-Filme hat er noch keinen gesehen. Das sind, sagt er, keine Western, das sind üble Parodien.
Trotzdem: ihr Publikum haben die unzähligen Polterstreifen mehr als üppig gefunden, wenn der Typ mit den stahlblauen Augen und sein schlagfester dicker Kumpel die ganze Halbwelt verprügeln. Terence Hill und Bud Spencer.
Bud hat heute Geburtstag gehabt. Er ist 83 geworden, trotz Übergewicht und trotz ungesundem Lebenswandel. Carlo Pedersoli, wie er mit bürgerlichem Namen heisst, ist auf Umwegen zum Film gekommen, eigentlich wider Willen, aber er ist eine der populärsten Figuren des Trivialkinos geworden, mürrisch doch mit gelegentlich weichem Kern, hammerhart und wortkarg, aber trotzdem nie um einen Spruch verlegen.
Wie er es mit dem Essen gehalten habe, wurde er letztes Jahr in einem Interview von der WELT gefragt. Er liebe gutes Essen über alles und sein philosophischer Wahrspruch laute: Ich esse, also bin ich. Wenn er einmal nicht mehr essen könne, dann höre er auf zu denken. Dann sei er tot. Wir wünschen ihm nicht nur alles Gute zum Wiegenfest, sondern stets einen mit gutem Essen gefüllten Teller.
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Von Heinrich von Grünigen um 12:56 |
In der Ernährungs-Rubrik dietBlog bin ich auf einen Vorschlag gestossen, wie man mit einer raffinierten Auswahl an Ersatz-Produkten bewirken kann, dass das bevorstehende (und auch hierzulande immer mehr Fuss fassende) Halloween sich kalorienmässig nicht allzu sehr zur Mega-Bombe entwickelt.
Vorgeschlagen werden 12 Produkte, die auch gut schmecken sollen, aber deutlich weniger Kalorien haben als Zuckerzeug und Schokolade. So etwa: Bretzeln, Trockenfrüchte, Fruchtsaft, Popcorn, verzierte Mandarinen… – Der Ruf der kostümierten Kinderchen Gebt uns Süsses sonst gibts Saures! lautet nun aber nicht: Gebt uns einen Ersatz für Süsses… Es ist ja gerade dieser Reiz am Überfluss von etwas, das sonst das Jahr hindurch nur wohldosiert verfügbar sein sollte, der offenbar die Kids motiviert, um die Häuser zu ziehen.
Ich frage mich, ob es unbedingt sein muss, dass man auch die Feste nicht mehr feiern kann, wie sei fallen… Wenn sich über jedes Event, das mit Konsumation verbunden ist, der Grauschleier der Bedenklichkeit legt, verbunden mit dem Appell an Wohlverhalten, dann macht sich doch die Lebensfreude still und heimlich davon.
Ein echtes Kindheitserlebnis muss doch auch darin bestehen können, dass man sich mal an Süssigkeiten richtiggehend überfrisst. Bis zum nächsten Fest bleibt genügend Zeit für den Ausgleich. Die absolute Nahrungs-Korrektheit soll uns nicht die Freude vergällen dürfen, sonst macht es doch überhaupt keinen Spass mehr.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:40 |
Nichts macht Eltern – und erst recht Grosseltern – stolzer als wenn ein kleines Kind Fortschritte im Lernen macht. Das erste Wort, auf drei zählen, Tierlaute nachahmen, eine Automarke erkennen… all das sind grosse Leistungen, auf die man im allgemeinen mit freudiger Begeisterung reagiert.
Nun gibt es allerdings eine Erkenntnis-Stufe, auf die sich niemand etwas einbilden sollte. Es geht um das Erkennen von Fast-Food-Logos. Eine Studie an 300 Familien in Indien mit Kindern zwischen 3 und 13 Jahren hat einen eindeutigen Zusammenhang aufgezeigt: es sind die dicksten Kinder, die am meisten Fast-Food-Logos kennen, sie haben den grössten BMI und sie sind es auch, die ihre Eltern am stärksten bedrängen, mehrmals pro Woche Fast-Food zu kaufen.
Ein Resultat, das eigentlich nicht verwundert und auch nicht unerwartet kommt. Es ist die Quittung oder vielmehr das Resultat von konsequentem und geschicktem Marketing, mit dem den Kids bestimmte Marken eingehämmert werden.
Nicht umsonst fordern Konsumentenschutz-Organisationen weltweit eine verantwortungsvolle Regelung der Nahrungsmittel-Werbung, die sich an Kinder richtet. Die Studie ist eine klare Absage an die immer wieder vertretene, blauäugige Schutzbehauptung der Werber, ihre Arbeit hätte wirklich gar keinen Einfluss…
Es wird Zeit, dass die Politik in dieser Sache aktiv wird.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:01 |
Plötzlich lichtet sich das Dunkel. In der nicht enden wollenden Diskussion um die Vor- und Nachteile der Lebensmittel-Kennzeichnung durch Verkehrsampel-Farben hat England einen mutigen Kompromiss geschlossen.
Regierung, Lebensmittel-Grossverteiler und Produzenten haben sich geeinigt auf ein einheitliches, kohärentes System, das auf der Vorderseite der Verpackung abgebildet wird und Elemente von beiden Systemen vereinigt: sowohl von der „Ampel“ wie auch vom „GDA“-System (die Richtlinie für den Tagesbedarf, die seinerzeit von der Industrie als Anti-Konzept gegen die Ampel eingeführt worden war).
Die Kombi-Lösung auf der Vorderseite soll den Kunden vor allem eine sofortige, einfache Orientierung erlauben. Der Farbcode vermittelt die Grund-Information „ohne Worte“, die Zahlen geben Detailwerte an für jene, die es wissen wollen. Im Moment scheinen alle zufrieden zu sein: die Gesundheitsleute kommen auf ihre Rechnung, indem die Ampel verankert wird; die Industrie hat mit ihrem Daily-Amount offiziell Anerkennung gefunden und die Politik hat einen Entscheid gefällt.
Mitte nächsten Jahres tritt die neue Regelung definitiv in Kraft. Es ist anzunehmen, dass sie sich auch bei uns auswirken wird.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:08 |
Geld regiert die Welt. Eine Volksweisheit, die kaum je wahrer war als heute. So war und ist es denn auch immer wieder eine Frage, ob man Übergewichtige allenfalls mit Geld dazu bringen könnte, abzunehmen.
Zahlreiche Versuche gab es bereits in dieser Richtung. Wetten konnten abgeschlossen werden, Stadtpräsidenten setzten Prämien aus, die Rede war auch schon von einem Bonus/Malous-System bei den Krankenkassenprämien. Aber wie ist es um die Langzeitwirkung solcher Ideen und Projekte bestellt?
Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung RWI hat einen konkreten Test gemacht. Übergewichtigen Probanden wurden 150 bzw. 300 Euro als Prämie angeboten, wenn sie abnehmen würden. Wie der Versuch zeigte, nahmen die Probanden, denen eine Geldsumme winkte, doppelt so viel ab wie die Leute in einer Kontrollgruppe ohne finanziellen Anreiz. Männer liessen sich allerdings durch ein erhöhtes Angebot weniger anspornen als Frauen.
Dank dem Geldpreis schafften es die Teilnehmenden, bis zu 5 Prozent des Ausgangsgewichts abzunehmen, was aus medizinischer Sicht als „Erfolg“ gewertet wird. Die Frage bleibt natürlich: wie lange hält die Gewichtsabnahme vor? Und was geschieht, wenn die Leute wieder zunehmen? Müssen sie die Prämie zurückerstatten? Und vor allem: wer bezahlt denn diese Prämie?
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Von Heinrich von Grünigen um 16:01 |
Magenoperationen bei Jugendlichen sind ebenso erfolgreich wie bei Erwachsenen. Das ist das Ergebnis einer schwedischen Studie an 81 Teenagern mit grossem Übergewicht, die sich einer Magenoperation unterzogen.
Seit die untere (und die obere) Altersgrenze für bariatrische Operationen gefallen sind, findet eine Diskussion unter Fachleuten statt drüber, ob solche Eingriffe für Jugendliche, die noch in der Entwicklung stehen, mehr Nutzen oder mehr Risiken bringen. Viele Kinderärzte sind skeptisch, die Chirurgen argumentieren meist positiv.
Die Studie, die an den Universitäten Sahlgrenska Academy und Karolinska Institutet durchgeführt wurde, zeigte nun, dass sich eine Bypass-Operation für Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren genauso positiv auswirkt wie bei Erwachsenen. Dass eine Reihe von Problemen, mit denen stark übergewichtige Kids konfrontiert sind, nach der Gewichtsreduktion aus der Welt geschafft sind, sowohl was die Akzeptanz unter den KollegInnen wie die ganzen sozialen Beziehungen aber auch die medizinische Konstellation betrifft.
Studienleiter Professor Olbers ist überzeugt, dass keine andere Methode den stark adipösen Jugendlichen in gleicher Weise helfen kann. Er argumentiert, dass extrem übergewichtige Kinder im späteren Leben unausweichlich mit allen negativen Folgen der Adipositas konfrontiert sein werden, die ihnen erspart bleiben, wenn sie rechtzeitig operiert werden. Dabei sei es selbstverständlich, dass neben den positiven Resultaten auch die möglichen Risiken und Gefahren überaus sorgfältig geklärt werden müssten.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:20 |
Es gab schon einige Studien über den Zusammenhang zwischen Schlaf-Dauer und Übergewicht. Nun hat eine aktuelle Publikation diese vorliegenden Arbeiten ausgewertet und eine fixe Beziehung herausgearbeitet: verkürzte Schlafenszeit ist ein wesentlich auslösender Faktor für die Übergewichts-Epidemie.
Unser Lebensstil, der oft von Rastlosigkeit und Stress geprägt ist, bringt unsere Schlafensgewohnheiten durcheinander. Schichtarbeit ist nur das eine. Das Rund-um-die Uhr-verfügbar-Sein sämtlicher Angebote, vor allem auch der elektronischen Medien, spielt hier eine entscheidende Rolle.
Hunderte von TV-Kanälen senden nonstop und wiederholen nachts die Programme, die man tags verpasst hat… Im Online-Chat bis in die frühen Morgenstunden vergeht die Zeit im Flug und kaum ist man eingeschlafen, so rattert der Wecker und läutet den neuen Arbeitstag ein.
Die Experten-Empfehlung liest sich einleuchtend: Längere Schlaf-Dauer kann eine wirkungsvolle Unterstützung beim Gewichtsmanagement sein. – Einverstanden! Aber wie können wir die Welt rund um uns abstellen? Wo ist der Schalter, um Lärm, Licht und Geschäftigkeit auszuknipsen, die ums Haus toben bis weit nach Mitternacht?
Noch ist der Abstellknopf nicht gefunden und jeder bleibt auf sich selbst gestellt. Das freut die Propheten der Eigenverantwortung… macht es aber für Betroffene verteufelt schwer. Statt Diäten brauchten wir Schlafhilfen.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:45 |
Die Dicken und ihre Probleme sind allgegenwärtig. So schien es mir jedenfalls, als ich heute auf der Zugfahrt einen Blick in denselben am Abend warf. Gleich mehrmals wurde „unsere“ Thematik angezogen unter ganz verschiedenen Blickwinkeln.
Es beginnt auf Seite 9 mit einem Bericht über eine Protestaktion. Sie richtet sich im Namen normal rundlicher Frauen gegen eine Werbekampagne, welche die beliebte Minnie-Mouse zu einem modelmässig dünnen Strich in der Landschaft schrumpfen liess, um entsprechende Kleidchen einer Nobel-Linie zu propagieren. In kurzer Zeit unterschrieben nach einem Internet-Aufruf 125’000 Leute eine Protestnote gegen dieses falsche Vorbild…
Auf Seite 13 geht es um das körpereigene Hormon Oxytocin, auch „Kuschelhormon“ genannt. Es wird im Hirn bei bestimmten Aktivitäten gebildet, etwa beim Stillen eines Säuglings, beim Küssen und auch beim Sex. Es soll gut sein gegen allerlei Beschwerden, von psychischen Störungen bis zu Übergewicht… Aber auch diese selbstgemachte Droge ist offenbar nicht frei von Nebenwirkungen. Zum Trost für jene, die leer ausgehen.
Auf Seite 16 erfahren wir, dass die Soul-Sängerin Chaka Khan (59) vierunddreissig Kilo abgenommen hat. Sie tat es über die letzten Jahre, weil sie an zu hohem Blutdruck und an Diabetes litt. Wie sie es geschafft hat, ist leider nicht zu vernehmen.
Es verwundert uns dann nicht, dass die auf Seite 30 vorgestellten Singles des Tages sich sich wie selbstverständlich nach einer gut aussehenden Frau (90-60-90) bzw. nach einem muskulösen Mann mit Sixpack sehnen.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:33 |
Vorurteile gegen Übergewichtige treiben diese zu verstärktem Frustessen… so lautet das Fazit einer aktuellen Studie aus Leipzig, die heute Gegenstand der Berichterstattung auf Radio 1 war. Die Redaktion hatte mich zu einem telefonischen Statement unterwegs im Bernbiet in der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn erwischt. Man kann dieses Kurzinterview als Aufzeichnung nachhören, indem man unter dem Stichwort „FRUSTESSEN“ beim Datum vom 23. Oktober 2012, 10.40 Uhr den Start-Button anklickt.
Die repräsentative Studie im Wortlaut führt zudem aus, dass vor allem übergewichtige Kinder betroffen sind von Diskriminierung und Ausgrenzung. Daran – das ist die deplorable Erkenntnis der Befragung von „Normalverbrauchern“ – haben all die Informations- und Sensibilisierungs-Kampagnen der letzten Jahre nichts geändert. Übergewicht und Adipositas sind und bleiben eine verfemte Krankheit, die sich Betroffene angeblich durch eigenes Verschulden zugezogen haben…
Diese Erkenntnis schlägt sich auch knallhart in der Finanzsituation unserer Stiftung nieder: die Bereitschaft, unsere Arbeit durch Spenden und Gönnerbeiträge zu unterstützen ist leider sehr begrenzt, dabei sind wir auf solche Hilfe dringend angewiesen. Dies heisst nicht, dass wir nicht umso dankbarer sind für jede Zuwendung, die uns weiterhilft.
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Von Heinrich von Grünigen um 20:40 |
Das ist so eine Geschichte aus unserem Beratungs-Alltag. Es ruft eine Dame an. Sie wirkt etwas ungeduldig. Ihr Kind ist übergewichtig und man sollte etwas dagegen tun. Aber dort, wo sie wohnt, gibt es kein geeignetes Angebot. Man habe sie zwar an eine Klinik verwiesen, aber das sei nichts. Ob wir ihr helfen könnten.
Auch wenn unsere Arbeit sich in erster Linie an Erwachsene richtet, so verfügen wir doch über die wichtigsten Informationen was die Programme und Hilfsstrukturen für Jugendliche betrifft. Ein Blick in die Unterlagen zeigt, dass es am Wohnort der Dame durchaus Projekte gibt, die einen guten Namen haben.
Und siehe da: als ich diese aufzuzählen beginne, stellt sich heraus, dass sie der Anruferin durchaus bekannt sind. Aber es zeigt sich auch, dass sie an allem etwas auszusetzen hat. Das sei nichts für ihr Kind gewesen, da sei nur geredet worden, langweilig, keine Action… Es müssten andere Angebote sein, wirkungsvolle, bei denen sich etwas verändert.
Nun gut, die Veränderung muss in erster Linie bei dem beginnen, der Gewicht verlieren will. Bei Kindern ist das nicht einfach, weil hier die familiäre Umgebung eine entscheidende Rolle spielt. Eltern und Geschwister müssen dabei sein und die Veränderung mit tragen, sie unterstützen. Die „Action“ kann nicht delegiert werden, nicht abgeschoben auf eine Fachinstanz, die „es dann schon richten wird“…
Ich weiss nicht, ob ich es geschafft habe, dies der Dame zu vermitteln. Ein paar Adressen, die sie noch nicht kannte, habe ich ihr gegeben. Was sie damit macht, liegt in ihrer Verantwortung, zum Wohl ihres Kindes.
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