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Von Heinrich von Grünigen um 15:52 |
Eigentlich berührt uns dieses Thema ja gar nicht. Denn „eigentlich“ müsste Orangensaft vom Speisezettel aller, die ihr Gewicht unter Kontrolle halten möchten, verbannt sein. Denn Orangensaft enthält gleich viel Zucker wie CocaCola und ein Glas davon bringt 140 Kalorien auf die Waage.
Aber die Sache, um die es hier geht, hat für einmal nichts mit Kalorien und mit Zucker zu tun, sondern mit der Redlichkeit der Anpreisung. Der Fall spielt sich in Amerika ab. Dort haben Konsumenten-Organisationen in Missouri den CocaCola-Konzern verklagt, mit dem Vorwurf der Täuschung: sein Orangensaft „Minute Maid“ (der auch hierzulande in den Regalen und Getränkeautomaten zu finden ist) werde fälschlicherweise als „100% natürlich“, „frisch geprest abgefüllt“, „nicht aus Konzentrat“ und „ohne Zusatzstoffe“ angepriesen.
In Wirklichkeit werde das Produkt mit tiefgefrorenem Konzentrat, dem der Sauerstoff entzogen wurde, mit Wasser, Aromen und weiteren chemischen Hilfsstoffen hergestellt… Die Kunden, welche einen höheren Preis bezahlen, weil ihnen die vermeintliche Natürlichkeit des Produktes dies Wert ist, würden so getäuscht und übers Ohr gehauen.
Der Saft-Konzern bestritt diese Vorwürfe zwar vehement und wies auf den vorzüglichen Geschmack, das runde Aroma und die Beliebtheit seiner Säfte bei den Kunden hin… aber diese Argumente vermochten den zuständigen Richter nicht zu überzeugen. Er gab der Klage insofern eine Chance, als er sie „zuliess“… der Prozess selber wird erst noch zu führen sein. Zu diesem Zweck wurden die Parteien eingeladen, ihre Behauptungen mit soliden Labor-Erkenntnissen zu untermauern und einen überprüfbaren Nachweis beizubringen, dass der – angeblich frischgepresste – Saft tatsächlich nur und ohne Zwischen-Prozesse von sonnengereiften Orangen stammt… oder eben, dass da bei Inhalt, Produktion und Anpreisung massiv geschummelt wurde.
Vielleicht kommt es ja nicht von ungefähr, dass sich im hiesigen Sprachgebrauch schon längst die unverbindliche Formel O-Saft eingebürgert hat… – Wer mehr über die Hintergründe des Fruchtsaft-Elends wissen will, wird hier fündig: ein spannender Bericht über die Massenherstellung von angeblich „frischen“ Säften.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:31 |
Ganz neu ist es ja nicht mehr. Dass man ganze Bücher aus dem Internet herunterladen und sich in ruhe anschauen kann, das ist bekannt. Die entsprechenden Geräte dazu – Reader genannt – gibt es auch. Aber nun erscheint (schon in der zweiten Nummer) eine auf Gesundheitsthemen ausgerichtete Publikation mit dem Titel Health Tribune.
Das Online-Buch erhebt keinen geringeren Anspruch als den, im deutschsprachigen Europa-Raum DAS Fachmagazin in Sachen Gesundheitsförderung zu sein. Sechs Nummern ercheinen pro Jahr, diese hat einen Umfang von 44 Seiten. Man kann sie auch in Papierform abonnieren (für CHF 30 jährlich), aber der Download bzw. das Lesen im Internet ist gratis.
In dieser Ausgabe geht es vor allem um die Bewegung. „Rettet der Sport die Menschheit vor Bewegungslosigiekt?“ fragt etwa ein Schwerpunktartikel. Ein anderer handelt von „Gesuss + Gesundheit“. Weitere Beiträge befassen sich mit der ärztlichen Praxis im Alltag.
Was mein kindliches Gemüt bei solchen Angeboten im Internet immer wieder zu faszinieren und zu erheitern vermag, das ist das täuschend echt nachgemachte Knitter-Geräusch, das zu hören ist, wenn man den Vorwärts- oder Rückwärts-Button anklickt und wenn dann von unsichtbarer Hand quasi magisch die abgebildete Seite umgewendet wird, mitsamt dem dreidimensionalen Schattenwurf, der in der Mitte des Falzes entsteht… bei entsprechender Vergrösserung ist die Illusion perfekt und auch das altersschwache Auge kann noch lesen, was zu seiner gesundheitlichen Förderung vorzukehren wäre…
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Von Heinrich von Grünigen um 14:21 |
So hiess doch mal eine Rubrik in einer kommerzdeutschen TV-Comedy-Serie. Und durch das Austauschen der Anfangsbuchstaben in kombinierten Wörtern konnte so manche gewagte Konstruktion erfunden werden, die es erlaubte, auch anrüchige Wörter ganz legal in den Alltagsgebrauch zu schmuggeln. Gefickt eingeschädelt, hiess dabei die Losung.
Hier aber geht es um den namensgebenden Urahn im Original. Die Fast Food-Kette Kentucky Fried Chicken hatte auf ihrem Feldzug zur Eroberung Chinas herbe Rückschläge und letzten Monat einen Umsatz-Einbruch von bis zu 40% hinzunehmen, nachdem sich Meldungen über ungenügende Lebensmitelsicherheit gehäuft hatten. Diese betrafen offenbar Geflügel-Lieferungen aus mittleren und kleinen Betrieben vor Ort, in denen die Hygiene-Kontrollen nicht so einfach durchzuführen waren.
KFC ging in die Gegenoffensive und plant nun, bis Ende dieses Jahres in ganz China 700 neue Filialen zu eröffnen. Das mag uns viel erscheinen… Gemessen an der Einwohnerzahl Chinas, die knapp 1,4 Milliarden Menschen beträgt, bedeutet dies, dass eine KFC-Bude auf rund 2 Millionen Chinesen kommt… Wenn genügend Parkplätze vorhanden sind, müsste man meinen, das Geschäft sollte sich rentieren.
Diese Auffassung vertritt offenbar auch das KFC-Management, das meint, schon viele Stürme überstanden zu haben und seine Zukunft auch in China meistern zu können. Das haben sie aber geschickt eingefädelt.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:22 |
In der heutigen TV-Satire-Sendung GIACOBBO/MÜLLER trat als Gesprächsgast einer auf, der es mit dem Essen hat. Hermann Struchen ist Multi-Mandatsträger und so etwas wie ein professioneller Aktionärsversammlungs-Gänger bzw. -Esser. Dank minimem Aktienbesitz nimmt er an unzähligen Generalversammlungen teil, wo er auch gelegentlich das Wort ergreift.
Berüchtigt und bekannt ist der 83-Jährige geworden, nachdem er an der Novartis-GV, die sich eigentlich mit den 72 Millionen für den Präsidenten beschäftigen sollte, einen geharnischen Vortrag hielt über die Verluderung der Verpflegungs-Kultur, vor allem bei Novartis.
Und er schwelgte in kulinarischen Erinnerungen, wo überall die Aktionäre gut und üppig abgespeist würden und wo nicht. Diese nicht zu übersehende Realsatire hat ihm eine Live-Einladung in die TV-Unterhaltungssendung eingebracht und er war, das darf man neidlos und unumwunden ugeben, das absolute Glanzlicht, der komische Höhepunkt der ganzen Sendung.
Und wenn das Redaktionsteam zwei Dutzend begabte Pointenschreiber umfassen würde – so umwerfende Einwürfe hätten sich diese nie und nimmer einfallen lassen können. Struchen erwies sich als knorriges Original, das nicht auf den Mund gefallen ist und das mit blitzschnellen Pointen konterte, bevor die Profis nur ihren Satz zuende gesagt hatten. Das Publikum dankte mit tosendem Applaus.
Am meisten Zustimmung fand die als Ergänzung nachgereichte Präzisierung, dass es an der besten aller Versammlungen nicht nur warmen Beinschinken mit Kartoffelsalat gegeben habe, sondern Beinschinken à discrétion! Struchen kommt noch aus einer Generation, für die die reine Menge des Essens einen Hauptgewinn darstellt, denn damit, dass man sich den Bauch so richtig vollschlagen kann, hat man eine Chance, die nächste Hungersnot oder den nächsten Krieg heil zu überstehen… Diese Reflexe sind tief in uns drin und prägen unser Essverhalten, z.B. wenn wir unter Stress sind.
Novartis hatte die Verpflegung der Aktionäre abgeschafft. Man könnte sagen, dies sei ein sinnvoller Beitrag zur gesundheitsbewussten Ernährung der Aktionäre gewesen… Aber Irrtum: der Essensverzicht hat dem Konzern durch den Mund des rüstigen Seniors nur Schimpf und Schande und den Ruf eingebracht, das schlechteste aller Unternehmen zu sein. Also her mit dem Beinschinken!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:22 |
Es geht um die Macht der KonsumentInnen. Sie haben es in der Hand, durch ihren Kaufentscheid Einfluss zu nehmen auf die Produktion der Lebensmittel. Diese Botschaft vermittelt das internationale Entwicklungs-Hilfswerk Oxfam.
Oxfam hat in den letzten Monaten eine Reihe von international führenden Marken unter die Lupe genommen und eine Rangliste erstellt, nicht unter dem Aspekt der Bekömmlichkeit ihrer Produkte für eine ausgewogene Ernährung, sondern im Hinblick darauf, wie nachhaltig die Rohstoffe geerntet und verarbeitet werden und wie es um die Entlöhnung und Förderung der Arbeiter bestellt ist, die diese Rohstoffe produzieren.
Dabei ist vor allem aufgefallen, dass es die drei führenden Schokolade-Verarbeiter Nestlé, Mars und Mondelez sind, welche mehr als 30 Prozent der Welt-Kakao-Produktion aufkaufen, wobei die Arbeiterinnen unter schwersten Bedingungen einen so kargen Lohn verdienen, dass sie nicht in der Lage sind, ihre Familien richtig zu ernähren.
Mit einem speziellen Werbespot will das Hilfswerk auf diese Problematik hinweisen und das Publikum aufrütteln und ermutigen, sich über die entsprechende Website zu informieren und durch entsprechendes Kaufverhalten Einfluss auf die Konzerne zu nehmen. Im Zeitlater der Sozialen Medien können solche Appelle eine eindrückliche Wirkung entfalten, die den Ärmsten unter den Armen zugute kommen könnte. Wir selber haben es in der Hand, einen Kontrapunkt zu setzen gegen die „Geiz-ist-geil“-Preispolitik.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:08 |
Adipositas hat Asien im Griff: auf Taiwan ist jeder zweite Erwachsene und jedes vierte Kind übergewichtig. Seit zwei Jahren führt die Regierung einen konzentrierten Kampf gegen die überzähligen Pfunde, mit kollektivem Turnen am Arbeitsplatz, mit geführten Freiübungen auf Straswsen und öffentlichen Plätzen, mit Kochlektionen und Motivations-Veranstaltungen…
Offenbar hat die verordnete Kampagne etwas bewirkt. Einer BBC-Reportage zufolge hat die taiwanesische Bevölkerung in dieser Zeit 2,2 Millionen Kilo abgespeckt. Ein respektables Fettgebirge, das sich da in Energie aufgelöst hat.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:39 |
Drei harmlos klingende Worte. Wertvolle Nahrungsbestandteile überdies. Mancher, der hungert, wäre froh, davon essen zu können, um satt zu werden. In der Vergangenheit waren es exklusive und kostbare Zutaten zum alltäglichen Speiseplan. Heute sind es die verderbenbringenden Substanzen, mit denen wir gegen unseren Willen gemästet werden.
Salz Zucker Fett – so lautet der Titel eines neuen, kämpferischen Buches des Journalisten und Pulitzerpreis-Trägers Michael Moss. Es handelt davon, wie die internationalen Food-Produzenten uns mit Salz, Zucker und Fett abhängig machen, so dass wir ihre Produkte immer wieder und im immer grösseren Mengen kaufen und verzehren. Ein regelrechtes Suchtverhalten.
Anhand statistischer Verbrauchswerte aus Amerika zeigt Moss auf, wie die Bevölkerung auf der einen Seite versucht, den Fettkonsum zu reduzideren, indem sie z.B. teilentrahmte Milch trinkt… während sich gleichzeitig der Verbrauch von fettem Käse in den letzten dreissig Jahren verdoppelt hat, da der Käse in zahlreichen Formen in den verschiedensten Fertigprodukten auftaucht, wo man ihn gar nicht vermuten würde.
Auch der Pro-Kopf-Verzehr von Zucker und Salz hat sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht, obwohl die Nahrungsmengen an sich gleich geblieben sind: die Kaloriendichte vieler Lebensmittel hat massiv zugenommen. Dies sei, sagt der Autor, ein Teufelskreis. Die Hersteller produzieren die Lebensmittel so, dass sie den Menschen schmecken, und weil sie so gut schmecken, wollen diese immer mehr davon, und die Industrie produziert, weil die Nachfrage so gross sei… Befriedigt wird ein Geschmacksverlangen, es geht längst nicht mehr um die Nahrungsaufnahme zum Überleben.
Wie kann man aus diesem Teufelskreis ausbrechen? – Nur durch Erziehung schon im Kindesalter, sagen die Experten. Am durchschlagenden Erfolg dieses Rezeptes zweifelt allerdings, wer in der RTL-Sendung „Frauentausch“ den Beitrag mit „Nadine“ gesehen hat, die inzwischen als „dümmste Frau Deutschlands“ eine bizarre Berühmtheit erlangt hat mit Weisheiten à la: Wer bio isst, wird dick, denn da hat es viel Zucker drin… oder: Wurst und Käse enthalten keinen Zucker, die machen schlank.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:14 |
In jüngeren Jahren habe ich (noch) geraucht. Während meines Studienaufenthalts in England (in Sheffield) wohnte ich bei einer Landlady, die als Krankenschwester arbeitete. Um mich vom Rauchen abzubringen, nahm sie gelegentlich aus dem Spital ein Stück böse verkohlter, rabenschwarzer Raucherlunge mit nach Hause und hielt es mir am Küchentisch unter die Nase… Von einer kurzfristigen Wirkung hatte ich damals nichts gemerkt. Erst einige Jahre später, als sich in den Bronchien ein stechender Schmerz einstellte, hörte ich mit Rauchen auf… und nahm in der Folge mehr als 30 Kilo zu.
Über den effektiven Nutzen von Schocktherapien gehen die Meinungen auseinander. Beim Tabak hat man sich trotzdem dazu entschlossen, die Zigarettenpackungen mit entsprechenden Aufschriften und Illustrationen zu versehen. – Nach dem gleichen Muster prüft nun die australische Gesundheitsbehörde eine Aktion gegen Adipositas, indem auf Fast-Food-Verpackungen Bilder gezeigt werden sollen von inneren Organen im menschlichen Körper, die von Fett umwuchert sind…
Im Rahmen dieser geplanten Kampagne sollen auch TV-Spots gezeigt werden mit Aufnahmen aus dem Inneren eines verfetteten menschlichen Körpers… Zudem wird den Produzenten von Fertigmahlzeiten nachdrücklich empfohlen, ihre Rezepturen zu überprüfen und den Gehalt an Zucker, Fett und Salz zu senken, sowie vermehrt für „gesunde“ Produkte zu werben und die Werbung für Junk Food zu reduzieren, sonst würden entsprechende staatliche Regelungen erlassen werden.
Gesundheitsminister Lawrence Springborg wird mit der Aussage zitiert: „Ich bin sonst wirklich gegen den Nachtwächter-Staat, der alles und jedes im Leben seiner Bürger zu Tode reguliert… aber es gibt einige Dinge, wo die Regierung es sich nicht leisten kann, nicht einzugreifen, und dies ist eines davon.“
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Von Heinrich von Grünigen um 15:59 |
Vor Schlangenfängern wird gewarnt. Da war heute eine Dame am Telefon, die wollte wissen, ob wir eine bestimmte Firma kennen und ob diese seriös sei. Man habe sie nun seitens dieser Firma bereits mehrmals telefonisch kontaktiert und versucht, ihr ein ganzes Paket von Schlankheitspillen für mehrere Hundert Franken aufzuschwatzen. Ob wir dieses Präparat kennen und was davon zu halten sei.
Am Anfang ist man noch offen und gutwillig. Der Name der Firma klingt vertrauenswürdig. Er erinnert an eine Klinik mit gleichem Namen in Winterthur. Der Zusatz „med“ zum Firmennamen suggeriert, dass wir es hier mit einer seriösen ärztlich-medizinischen Institution zu tun haben… Betrachtet man aber die Website, so stellt man fest, dass es hier keinerlei verbindliche, konkrete Information gibt, sondern nur ganz allgemeines Blabla über die Segnungen der natürlichen Vitalstoffe, von denen man möglichst viel und möglchst lange einnehmen müsse…
Bei näherer Recherche zeigt sich dann, dass hinter dieser Firmen-Tarnung ein aggressiver Telefon-Vertrieb steht, für den jemand verantwortlich ist, der schon seit Jahren Gegenstand von kritischen Berichten im Kassensturz und in einschlägigen Konsumenten-Magazinen ist. Hier wird systematisch mit nutzlosen oder gar schädlichen, überteuerten Produkten Abzockerei betrieben, vorzugsweise bei älteren Menschen, die nicht mehr voll handlungsfähig sind.
Diese Praxis ist ein Skandal. Ich wundere mich, dass solchen Machenschaften nicht von Amtes wegen ein Riegel gschoben werden kann, die Klagen darüber sind offenbar häufig und bekannt. – Im Moment kann man nichts tun als laut und deutlich warnen: Auf keinen Fall irgendwelche Produkte zum Abnehmen am Telefon kaufen! Man weiss nicht, worauf man sich dabei einlässt, die Präparate sind massiv überteuert und können sogar für die Gesundheit schädlich sein. Abnehmen tut dabei höchstens der Geldbeutel.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:28 |
Seit letzter Woche werden im TV wieder die Dicken über den Bildschirm gehetzt. The Biggest Loser heisst die Serie auf Sat.1, nach amerikanischem Vorbild, in erneuertem Gewand. Zu Paaren getrieben und in farbige Trikots gesteckt, wabbeln die Kolosse durch eine spanische Fitnesslandschaft.
Schicksalsgerät ist die überdimensionale Waage, auf die sich die Teilnehmenden stellen müssen. Spannender als die Rangverkündung bei Heidi Klums Modelcasting ist der Wiegeprozess, indem die digitale Gewichtsanzeige sekundenlang zwischen mini- und maximalen Werten pendelt… bis sie am Schluss ein Resultat anzeigt, das niemand überprüfen kann.
Wer nach einer Woche am wenigsten abgenommen hat, fliegt raus.
Was ist der erkennbare Gewinn einer solchen Veranstaltung? Ist es die gnadenlose Zurschaustellung von kranken Menschen als abschreckendes Beispiel und Mahnmal gegen eine ungesunde Lebensweise? Denn eine wirkliche Lebenshilfe vermag dieses Spektakel nicht zu vermitteln: es ist, als wollte man das Dschungelcamp ernsthaft als Überlebenstraining für angehende Expeditionsteilnehmer verkaufen…
Aus medizinisch-gesundheitlicher Sicht ist es absurd und gefährlich, in so kurzer Zeit so viel abnehmen zu wollen. Wer es nicht schafft, muss nicht unbedingt „schuld“ daran sein, es ist seine individuelle Konstellation, die es ihm erlaubt, mehr oder weniger Gewicht zu verlieren. Sendungen wie diese unterstützen und erhärten lediglich die bestehenden Vorurteile, brandmarken die Betroffenen uns setzen sie gnadenlosem Spott aus. Auf der Strecke bleibt dabei die Würde, auf die auch ein Mensch ein Anrecht hat, dessen Körpergewicht – aus welchem Grund immer – aus dem Ruder gelaufen ist.
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