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Von Heinrich von Grünigen um 15:12 |
Es war wunderbares Herbstwetter. Den ganzen Samstag-Nachmittag beschien die Sonne das Ufer des Zugersees. Vertreterinnen und Vertreter von insgesamt 17 Patientenorganisationen hatten sich eingefunden, um auf Einladung der Pharma-Firma abbvie den diesjährigen Event „Walk & Talk“ zu begehen.
Begehen im wahrsten Sinn des Wortes, denn es galt, in verschiedenen Gruppen unterschiedliche Wanderrouten in der Zuger Region zurückzulegen. Wer nicht gut zu Fuss war, konnte eine Schifffahrt buchen und so einen gemeinsamen Ausflug verbringen. Ziel der – wie immer perfekt organisierten – Veranstaltung einerseits: die verschiedenen Organisationen, die sich alle für das Wohlergehen „ihrer“ Patienten engagieren, untereinander ins Gespräch zu bringen und anderseits auch einer interessierten Öffentlichkeit Informationen über die jeweiligen Krankheitsbilder zu vermitteln.
Eine öffentliche Podiumsdiskussion mit Experten und Politikern aus dem Gesundheitswesen brachte zwar keine revolutionären Erkenntnisse, zeigte aber die komplexe Situation in der Schweiz auf, wo die Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung bei den Kantonsregierungen angesiedelt ist und der Bund kaum Mittel und wenig Einfluss hat, was es den meist auf Fronarbeit beruhenden Gesundheits-Organisationen nicht leichter macht, an die benötigten Betriebsmittel zu kommen.
Viel Lob und Anerkennung für unsere Tätigkeit waren seitens der Politik zu vernehmen, auf die materielle Situation der Akteure hatte dies jedoch keinen Einfluss.
An einer schönen Stellwand waren Plexiglas-Boxen angebracht, in denen die beteiligten Organisationen ihr Informations-Material für die Passanten anbieten konnten. Gut gemeint. Aber wer will sich schon freiwillig mit chronischen Krankheiten befassen, wenn er an einem so herrlichen Nachmittag der Seepromenade entlang flaniert?
Da hatten es Gruppierungen leichter, die für eine offensichtlich „gute“ Sache warben: sie konnten ihre Flyer grosszügig im Publikum streuen und für Unterstützung werben bei Krankheiten, die einen offensichtlichen Schicksalsschlag darstellen… oder die in der Öffentklichkeit kaum bekannt sind. Was aber machen wir mit Übergewicht und Adipositas?
Da stand ich denn, mit meinen Flyern ibn der Hand, etwas verloren in der herbstlichen Landschaft, und überlegte mir, ob es korrekt und angemessen wäre, jene Frau oder diesen Mann, die durch eine gewisse Leibesfülle auffielen, anzusprechen… Aber was hätte ich denn sagen sollen? Möchten Sie abnehmen? Haben Sie nicht auch das Gefühl, Sie sollten endlich etwas gegen Ihr Gewicht tun? Haben Sie es schon mal ernsthaft versucht..?
Ein paar Flyer bin ich losgeworden. An Leute, die mich offenbar vom Fernsehen her kannten… Die es wagten, mich anzusprechen. Aber übergewichtig waren sie nicht eigentlich.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:26 |
Es lässt sich nicht wegdiskutieren. Auch wenn das Thema für manche Betroffene und selbst für Nichtbetroffene heikel sein mag: übermässiges Körpergewicht hat direkt oder indirekt einen Einfluss auf unsere Sexualität, sowohl bei Männern als auch – und wohl noch viel mehr – bei Frauen..
Aus männlicher Sicht habe ich das Phänomen gleich doppelt erlebt: in der Phase der Gewichtszunahme, über eine lange Zeit, erst unmerklich, dann immer spürbarer, wenn das involvierte Organ langsam aber sicher zwischen den sich bildenden Fettwülsten am Unterleib verschwindet, überdeckt wird von der Fettschürze und schliesslich nicht nur aus deinem Blickfeld entschwindet, sondern wegen der massiven Wölbung des Unterbauches mit den eigenen Händen gar nicht mehr zu greifen ist… Das ist nicht nur ein hygienisches Problem, es stellt auch jede andere Betätigung auf diesem Gebiet in Frage. – Und dann im umgekehrten Sinn innerhalb von zwei Jahren, nachdem sich 80 Kilo davongemacht hatten und der viele Jahre verborgene Körperteil wieder sicht- und greifbar wurde, sich zurückmeldete und neue Ansprüche geltend machte… Während gleichzeitig der hautige Faltenwurf am Unterleib den Anforderungen körperlicher Ästhetik nicht mehr entsprechen will.
Frauen ihrerseits unterliegen einem noch viel rigoroseren Diktat der eigenen und der fremden Wahrnehmung. (Ich klammere hier mal die besondere Spezies der „Fat-Lover“ aus, die explizit auf ausladende Rundungen ihrer Partnerinnen stehen und diese sogar durch gezielte Mästung noch zu erweitern versuchen.) Was passiert mit dem eigenen Körperbild, wenn eine adipöse Person in relativ kurzer Zeit viel Gewicht verliert, wie dies nach einem bariatrischen Eingriff, einer Bypass- oder Schlauchmagen-Operation der Fall ist?
Dazu gibt es noch weinge gesicherte Erkenntnisse. Aktuell ist eine Studie in Arbeit, zu der noch Probandinnen gesucht werden: Frauen, die nach einer Magen-OP (mindestens sechs Monate zurück, aber auch mehr) bereit sind, sich einer Befragung (mittels Fragebogen) zu stellen. Falls dies gewünscht wird, besteht zudem die Möglichkeit, freiwillig an einem therapeutischen Programm teilzunehmen, in welchem darüber reflektiert wird, wie mit dieser Veränderung des eigenen Körperbildes besser umzugehen ist.
Ich halte dies für einen interessanten Ansatz, den man sich – in adaptierter Form – auch für Männer wünschen möchte. Wer mehr wissen will, findet hier nähere Angaben und den Link zur Anmeldung.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:39 |
Die Sehnsucht nach „natürlichen“ Produkten hat Hochkonjunktur. Am liebsten direkt vom Landwirt nebenan. Kein Wunder, erwecken die Werbespots der Grossverteiler, wenn es um Lebensmittel geht, die Illusion einer heilen Welt der Bauernsame, wo das Säulein lebenslustig grunzt, das Huhn freudig einhertrippelt und die Früchte frisch vom Baum gebrochen werden.
Zur Widersprüchlichkeit dieser Werbebotschaften gibt es einen informativen und lesenswerten Text, der die Realitäten hinter den plakativen Clichébildern der TV-Spots sichtbar macht.
Und trotzdem gibt es eine echte, zugängliche Regionalität, sofern man in der privilegierten Lage ist, diese zu nutzen: da sind einmal die immer zahlreicheren Hofläden, die zum Direktverkauf ab Bauernhof einladen, teilweise mit Automaten ausgerüstet, die einen 24-Stunden-Betrieb erlauben. Wenn ich über Land fahre, fallen mir die Schilder auf: saisonale Früchte, Eier, Honig. Aber auch Metzgereiprodukte und Milch gibt es im Offenausschank…
Eine weitere Spielart sind die kleinen, oft auf genossenschaftlicher Basis betriebenen „Dorfläden“ abseits der Städte, welche Frischprodukte von den Landwirtschaftsbetrieben in der näheren Umgebung einkaufen: hier kann ich auf dem Etikett die genaue Herkunft handschriftlich ablesen, den Zeitpunkt der Herstellung, das exakte Legedatum beim Ei… und bilde ich es mir dann nur ein oder schmeckt das „Landei“ tatsächlich besser, ist sein Dotter gelber, seine Schale fester als die beim Ei aus dem Massenbetrieb mit Bodenhaltung im Supermarkt-Regal?
Wenn der Glaube selig macht, dann will ich mich in diesem Glauben wähnen: Echtes soll auch wirklich echt schmecken, wenn ich die Echtheit mit eigenen Augen überprüfen kann und mich nicht von gestylter Propaganda blenden lassen muss.
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Von Heinrich von Grünigen um 18:41 |
In meiner Jugend war das „Zugpflaster“ aus Männedorf ein Wundermittel. Es vermochte, als pechdunkle Paste auf die Haut aufgetragen und mit einem dicken Verband abgedeckt, praktisch alle schlimmen Erscheinungen gewissermassen aus dem Leib zu saugen: Eiterige Wunden, Abszesse, Verstauchungen, Entzündungen… Wo ist es hingekommen? Wer kennt es noch?
Jetzt lese ich von einem neuen wundersamen „Pflaster“. Es soll schlank machen, indem es weisse Fettzellen zu braunen umprogrammiert. Braunes Körperfett hat die gute Eigenschaft, überflüssige Energie nicht zu speichern sondern in Wärme umzuwandeln. Menschen mit einem hohen Anteil davon bleiben ihr Leben lang dünn, was immer sie auch essen mögen. Babies und kleine Lebewesen haben viel davon, weil sie ihre Körper immer schön warm halten müssen. Aber mit dem Grösserwerden verwächst sich das bei den meisten Menschen.
Nun wird ein Pflaster entwickelt, das weisses Fett „zurückverwandeln“ soll. An Mäusen wurde es erfolgreich getestet. Aber ob das auch beim Menschen klappt? Der Wirkstoff dringt aus dem Pflaster durch die Haut in das darunter liegende Gewebe. Riskant für Adipositas-Patienten ist jedoch das „viszerale“ Fett, das sich tief im Inneren unserer Bauchhöhle um die Organe klammert, die Zwischenräume ausfüllt und die pralle Wanst-Trommel macht. Kann ein Pflaster bis da hinein wirken?
Die Zeitung, die das heute publiziert hat, machte eine kleine Umfrage. Die Resultate sind interesssant: 60% der Antwortenden finden eine solche Lösung „toll“ und würden das Pflaster ausprobieren; 21% hätten Angst vor unerwünschten Nebenwirkungen, 10% meinen, sportliche Betätigung wäre besser und 5% wollen lieber schauen, dass sie gar nie dick werden…
Noch ist es nicht so weit, noch wird geforscht. Besser wäre allemal, durch eine „vernünftige“ Lebensweise und durch die Schaffung eines wenig belastenden Umfeldes dafür zu sorgen, dass weniger Leute zuviel Gewicht zulegen. – Aber dann kommen Nestlé und die Post und versprechen, mir eine Tafel Schokolade in den Briefkasten zu legen, wenn ich das „bitte keine werbung“-Schildchen abmontiere.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:29 |
Nur keine Crash-Diäten. Diese Botschaft ist durch, möchte man meinen. Aber was zeichnet eine solche denn erkennbar aus? Meist sind es strikte, stark einschränkende, einseitige Ernährungsempfehlungen, oft auf einzelne Lebensmittel fokussiert: die Weissweindiät, die Kohlsuppendiät, die Eierdiät… Und Faktum ist, dass man sie in der Regel gar nicht lange durchhalten kann.
Lange waren alle Empfehlungen auf Fettreduktion ausgerichtet: Tipps und Tricks um beim Kochen ohne Fett auszukommen, waren populär. Bei uns steht noch ein Fläschchen mit einem Sprühkopf in der Küche, mit dem wir früher das Öl in minimalen Dosen in die Pfanne sprayten… mit einem Pinsel verteilten wir die Öltröpfchen, wenn wir unser Kochgut nicht ganz ohne Fett und nur mit Mineralwasser anbrieten. Dabei nahmen wir in Kauf, auf die geschmacksverstärkende Wirkung von Fett zu verzichten, im Wissen, dass uzu viel davon ungesund sei.
Inzwischen hat eine neue Lehrmeinung Fuss gefasst. Fett und Öl sind – in moderaten Mengen – rehabilitiert. Jetzt stehen die Kohlenhydrate auf dem Ernährungs-Gericht. Carbohydrates, die sich nicht nur im Erzschurken Zucker finden, sondern auch in allen raffinierten Teigwaren, im Weissbrot, in vielen stärkehaltigen Gemüsen, denen wir früher gerne zugesprochen haben.
Von Vorsicht bis Verzicht gehen die Empfehlungen. Man muss nicht gänzlich auf Kohlenhydrate verzichten und dadurch den Körper in einen ketogenen Stoffwechselmodus schicken (obwohl dies eine der effizientesten Methoden ist, Gewicht zu reduzieren, sofern man es aushält), es reicht schon, wenn man bewusst mit den Kohlenhydraten umgeht und sie gezielt einschränkt: Wenig = „Low“.
Das muss nicht Verzicht bedeuten, denn auch für Anhänger einer LCHF-Diät gilt: möglichst abwechslungsreich und ausgewogen! (LCHF heisst übrigens: Low Carb & High Fat, wobei „high“ nicht unbedingt „viel“ bedeuten muss, einfach: nicht eingeschränkt.) Auch für diese Formel gibt es attraktive Rezepte und brauchbare Menü-Vorschläge. Wer mehr darüber wissen sill, findet diese in einem speziellen Low-Carb-Blog, dem ich hiermit mlöglichst viele aufmerksame LeserInnen wünsche.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:20 |
Die Welt spinnt. Heute wird Bundesrat Berset, unser Gesundheitsminister, darüber informieren, dass die an der Weltausstellung in Mailand gefassten Beschlüsse zur Reduktion von Zucker in (einigen) Joghurts und Frühstücksflocken weitergeführt werden. Bis Ende 2018 sollen Joghurts 2,5% weniger Zucker haben und Frühstücksflocken bis zu 5%. Neu dazu gestossen sind einige Lebensmittelverteiler. Auch der Milchverarbeiter Emmi ist mit von der Partie, er bietet einzelne Produkte mit weniger Zucker an. Das ist sehr lobenswert.
Aber gleichzeitig läuft eine aufwändige Werbekampagne für das „erste öffentliche Multiplayer Virtual Reality Game der Schweiz“: ein Videospiel, das wohl vor allem Jugendliche ansprechen soll, in dem das Schokoladegetränk Comella angepriesen wird: „Tauche ein in die virtuelle Schoggi-Welt von Comella!“ Auf Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen kann man es live „erleben“, mitspielen und dabei Preise gewinnen, reichlich das beworbene Getränk: Comella.
Drei Dezi des „Kultgetränks“ (so die Werbung im Internet) enthalten 7 (sieben) Stück Würfelzucker! Das wäre im Prinzip schon mehr als eine ganze, empfohlene Tagesration für einen Erwachsenen: 25 Gramm Zucker sind gemäss WHO-Empfehlung der Gesundheit zuträglich. In der Schweiz nehmen wir pro Tag bis zu 100 Gramm zu uns. Problematisch sind die „versteckten“ Zucker-Anteile in praktisch allen verarbeiteten Lebensmitteln, zur Konservierung und zur Geschmacksverstärkung… aber wenn dann noch solche „Genuss“-Zucker-Bomben dazu kommen, die unserem Nachwuchs per Videospiel eingehämmert werden, gerät die amtliche Vorführung von ein paar weniger süssen Joghurts und einigen nicht so stark gezuckerten Flöckli zur Präventions-Lachnummer.
Sorry, Herr Bundesrat, es gibt noch viel zu tun, wenn Sie wirklich etwas erreichen wollen bezüglich vernünftiger Lebensweise und Ernährung.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:51 |
Der Innere Schweinehund hat eine Kollegin. Ich nenne sie: die Lust-Wildsau. Sie überfällt uns immer dann, wenn wir uns vorgenommen haben, jetzt endlich wieder einmal einige Tage striktes Regime zu beachten, nicht über die Schnur zu hauen, vorsichtig zu sein, alles anzuwenden was wir gelernt haben, und so weiter.
Dann ist die Wildsau da und macht uns „gluschtig“: sie wühlt den Untergrund unserer Vorsätze auf und lasst uns an nichts anderes mehr denken als an Crèmeschnitten, Linzertorten, Coupe Dänemark, Schwarzwälder, aber auch an Pralinés und andere Süssigkeiten, denen wir innerlich eigentlich abgeschworen hätten… Das Objekt unserer Begierde können auch süsse Drinks sein, oder Knabberwaren, die uns immer wieder in neuer Gestalt und Verpackung von den Regalen aus anlocken…
Was gegen die Gelüste-Versuchung unternehmen? – Mein aktueller Vorteil: die Akupunktur-Therapie hat u.a. zum Ziel, Hunger-Attacken zu unterdrücken, dazu gehört auch unziemliches Gelüsten nach „verbotenen“ Speisen, welche den Abnehm-Erfolg torpedieren. Und trotzdem erliege ich ab und zu der Versuchung, genehmige mir beim gemeinsamen Auswärtsessen einen oder zwei Kaffeelöffel von der Glace der Frau Gemahlin oder breche mir ein winziges Stück vom knusprigen Brot ab, nur, damit die Wildsau Ruhe gibt.
Einen sachlichen Ratgeber zur Eindämmung und zur Vermeidung von Gelüste-Fallen hat der patente Online-Doktor Samuel Stutz verfasst, den er in seinem aktuellen Newsletter publiziert. Es sind hilfreiche Tipps, die sich im Alltag beachten lassen, auch ohne den Support der Akupunktur-Nadeln.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:56 |
Es war eine absurde Idee. Hinzustehen, sich einen Kübel mit Eiswasser über dem Kopf auszuleeren, das Ganze zu filmen und ins Internet zu stellen… Die weltweite Aktion soll einem karitativen Zweck gedient haben, der mir jedoch entfallen ist. Unlängst wurde da und dort über eine analoge (Fake-)Challenge spekuliert: diesmal solle man sich mit einem Kübel siedend heissen Wassers übergiessen…
Challenge bedeutet Herausforderung. Eine ganz spezielle aktuelle Herausforderung ist die Coca-Cola Company Sweetener Challenge. Sie geht so: der Getränkemulti hat auf einer Crowdfunding-Plattform die User – also die Öffentlichkeit – dazu aufgerufen, Vorschläge zu machen für einen neuen, zuckerfreien Süssstoff, jedoch nicht auf der Basis von Stevia oder Mönchsfrucht. Dies im Rahmen der Bestrebungen des Konzerns, sein Sortiment an zuckerfreien, natürlich und nachhaltig gesüssten Getränken zu erweitern um dadurch besser „auf die veränderten Bedürfnisse der gesundheitsbewussten Konsumenten“ reagieren zu können. Der beste Vorschlag wird im Oktober 2018 mit einer Million US-Dollars prämiert.
Bemerkenswert an diesem Projekt ist nicht die Höhe des versprochenen Preises, nicht die ungewöhnliche Form der öffentlichen Ausschreibung vià Crowd-Kommunikation, nein, es ist schlicht die Tatsache, dass ganz offensichtlich die Nachfrage am Markt das Angebot beeinflussen kann. Dies ist nicht das Resultat firmeneigener PR-Anstrengungen (die gehen nach wie vor davon aus, dass nur der Konsum von gesüssten Limonaden die wahren Hoch- und Glücksgefühle im Leben auslösen kann), es ist eine konkrete Auswirkung der konzentrierten, stetigen Information unzähliger Organisationen im Gesundheitsbereich und vor allem eine präventive Massnahme im Blick auf die in vielen Ländern geplante Einführung einer steuerlichen Belastung von Zucker oder zuckerhaltigen Getränken.
Das Verhalten der Konsumenten kann zum Positiven beeinflusst werden, der Kaufentscheid steuert die Produktion. Das ist in diesem Zusammenhang wohl die interessanteste Challenge.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:57 |
Landauf landab wird dieser Tage wieder eingeschult. Sei es in den Kindergarten, in die erste Klasse oder einfach in die nächste Stufe. Und für viele junge Eltern heisst es, einen Teil der Kontrolle über ihre Kids abzugeben oder zumindest zu teilen mit der Schule und der Lehrerschaft.
Ein immer wieder von neuem virulentes Thema für Eltern von Kindergärtlern und Erstklässlern ist dabei die Frage der Zwischenverpflegung. Was ist erlaubt und was ist verboten? Unvermittelt prallen schulische Regelungen und individuelle Essgewohnheiten aufeinander.
Ich wurde freundlicherweise auf eine (geschlossene) Facebook-Gruppe aufmerksam gemacht, die sich eigentlich mit Kochfragen befasst, und in der seit Tagen ein erbitterter verbaler Kampf unter Jungmüttern tobt, nachdem es eine von ihnen gewagt hatte, ein Bild zu posten, auf welchem die ZnüniBox ihres Chindsgi-Sprösslings abgebildet war: zwei „Power-Spiessli“ (liebevoll drapiert aus Gemüse, Brot und Fleischkäse) sowie ein Fläschlein mit Fruchtjoghurt-Drink.
Insgeheim hatte sich die Mutter wohl Anerkennung erhofft für eine originelle Lösung der Kombination zwischen „gut“ und „gesund“… aber stattdessen prasselte ein Hagel von Hass-Posts auf die Arme herein: ob sie noch bei Trost sei? ein Joghurt-Drink mit so viel Zucker gehe gar nicht… andere Mütter warfen sich ins schriftliche Getümmel, beschimpften sich gegenseitig, klagten über zu rigide Vorschriften der Schule, reklamierten eigene Entscheidungsfreiheit, während andere auf das Gewichtsproblem der Kleinen hinwiesen und mehr Verantwortungsbewusstsein und Vorbildfunktion einforderten… zuletzt artete der Schlagabtausch in sehr persönliche gegenseitige Beschimpfungen aus, unterbrochen durch beschwörende Appelle an Vernunft und rationale Argumentation…
Über 160 Posts haben sich bis gestern in dem Thread angesammelt, besserwisserisch, gehässig, verletzt und verletzend… Und als Leser fragt man sich, ob diese Muttis denn keinen anderen Lebensinhalt haben, als auf ihren Smartphones herumzutöggeln?
Aus gesundheitspolitischer Sicht komme ich zu folgender Erkenntnis: dass in den Schulen Vorgaben für eine „richtige“ Ernährung gemacht werden, ist grundsätzlich ok, diese werden allerdings von Ort zu Ort unterschiedlich streng ausgelegt. Mancherorts gibt es kreative Ausnahmen, die einen bewussten Umgang auch mit „Süssem“ erlauben. Die Botschaft von einer zuckerfreien, bekömmlichen Ernährung ist offenbar in weiten Kreisen angekommen. Allerdings kumuliert sie sich da und dort mit dem leider weithin ausgeprägten helvetischen „Besserwisser- und Weltverbesserungs-Syndrom“. Viele Eltern sind durch die Essens-Vorgaben verunsichert und verfallen in Panikattacken.
Gelassenheit tut Not. Und weiterhin sachlich korrekte und vernünftige Aufklärung. Wir sind dabei.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:08 |
Alles hat seinen Preis. Kann sich die Verteuerung von „ungesunden“ Produkten positiv auf das Konsumverhalten von Kindern auswirken? Eine aktuelle Studie – allerdings basierend auf einer kleinen Anzahl von Probanden – hat Erkenntnisse vermittelt, die wir eigentlich erwarten konnten. Aber sie bestätigen unsere Annahmen.
Mit Kindern zwischen 8 und 11 Jahren, die über eigenes Taschengeld verfügen, wurden einerseits theoretische Experimente in Form von Befragungen durchgeführt, anderseits wurden sie vor ganz konkrete Kauf-Entscheide gestellt. Dabei zeigte sich, dass jene Kinder, die schon über mehr Erfahrung im Umgang mit „eigenem“ Geld verfügten, bewusster kauften und vermehrt darauf achteten, nicht zu teure Produkte zu wählen. Der Preis spielte dabei eine deutlich wichtigere Rolle als etwa die Marke oder deren Bekanntheitsgrad.
Die einfache Lehre aus dem Versuch lautet: zumindest jene Kids, die erfahren sind im Umgang mit eigenem Geld, können durch eine Verteuerung ungeeigneter Produkte dazu gebracht werden, gesündere Angebote zu wählen, wenn diese billiger sind.
Das ist doch immerhin etwas und als eines von vielen Elementen im Kampf gegen kindliches Übergewicht nicht bededutungslos.
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