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Von Heinrich von Grünigen um 19:06 |
Heute wars wie im Hochsommer. Die Sonne brannte gegen die grossen Fenster im Schlafsaal und in den Therapie-Räumen und man hatte das Gefühl, in einer Sauna zu schuften. Der Schweiss floss in strömen. Und draussen tobte der Föhn in einer Windstärke, die uns alle verblüffte.
Immer genügend trinken! das war und ist die ärztliche Ermahnung bei jeder Visite, um der Niere Gutes zu tun. In jedem Schlafsaal steht eine Batterie von Halbliterflaschen mit gratis Passugger und dem kohlensäurefreien Allegra. Dumm nur, dass das Wasser in den Flaschen nach kurzer Zeit die Zimmertemperatur angenommen hat und lauwarm wird… da lobt man sich das Hahnenwasser, das aus jedem Lavabo fliesst. Im Trainingsbereich ist an jeder Ecke ein Trinkbrunnen mit einem Becher-Spender, so dass wir uns nach Belieben mit frischem, kühlem Wasser abfüllen können. Durst muss hier niemand leiden. Auch zum Essen gibt es nur Wasser.
Trinken, so viel man will! Offenbar ein Trend aus USA, der unlängst in Frankreich Fuss gefasst hat: zwei Fastfood-Ketten – Quick und KFC – haben die Neuerung eingeführt als Marketing-Gag: wer ein Menu isst, kann gezuckerten Sprudel à discrétion trinken. Das sei, klagen die französischen Gesundheitsexperten, ein Schlag ins Gesicht aller Bestrebungen zu einer vernünftigen Ernährung. Besonders störend sei, sagen sie, dass die Aktienmehrheit am Unternehmen Quick (mit landesweit 400 Filialen)dem Staat gehört – dem gleichen Staat, der vor drei Jahren eine Steuer auf gezuckerten Getränken eingeführt hat.
Laut einer Umfrage sind es vor allem Junge und minderbemittelte Kreise, die sich zunehmend mit Fastfood verpflegen und die vom unlimitierten Sprudel-Angebot „profitieren“. Der Unfug sei zu verbieten, fordern die besorgten Gesundheitsleute. Aber noch ist der Durst grösser.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:12 |
Eigentlich hatte der Tag ja gut angefangen. Auf dem Weg zum Frühstück bin ich noch schnell auf die Waage gehüpft – bildlich gesprochen. Denn es ist eine spezielle Waage, etwa einen Quadratmeter gross, liegt sie am Boden, ganz flach, wie eine Vieh-Waage en miniature. Gedacht ist sie für Patienten im Rollstuhl, die auf diese Fläche fahren können und so ihr Brutto-Gewicht erhalten, von dem sie dann die Tara – den Rollstuhl – abrechnen können.
Bei mir zeigte die Waage heute früh fast zwei Kilo weniger als bei der letzten Messung. Das bestätigte meine gestrige Empfindung, dass mir die Badehose wieder eine kleine Spur lockerer zu sitzen schien. Jedenfalls bekräftigte es mich in meinem Bestreben, bei der Menü-Wahl weiterhin auf leichte Kost und kleine Portionen zu achten. Den Erfolg gilt es zu halten.
Die Retourkutsche kam etwas später beim „Selbsttraining“. Hier galt es, die bisher erlernten Übungen selbständig durchzugehen und zu absolvieren, zur Vorbereitung auf das richtige Verhalten, wenn man wieder daheim ist und der innere Schweinehund sich mit hämischen Bemerkungen zu Wort meldet…
Ich absolvierte also fleissig meine Aufgaben, übte Aufstehen und Absitzen, Treppensteigen, Kniestrecken und -beugen, Dehnen an der Sprossenwand, etc. Und um am Ende der Selbst-Lektion meine Turnschuhe wieder anzuziehen, setzte ich mich auf das Fussende einer dieser motorisierten Therapie-Liegen… das hatte ich früher auch schon gemacht. Nicht ohne eine gewisse Koketterie hatte ich am ersten Therapie-Tag die Therapeutin, die mich angewiesen hatte, mich dort zu setzen, gefragt, ob das Gestell denn mein Gewicht aushalten würde… Klar, sagte sie, die Dinger sind stabil.
Ich setzte mich also wie gewohnt… – und: Krawummm!!! – Der untere Teil der Liege knickte mit einem knirschend-polternden Laut von der Mitte her ab und ich sass am Boden, rieb mir erstaunt die Augen und schaute in die erschrocken-verblüfften Gesichter der Mit-Patienten, die rundum auch ihre Übungen absolvierten. Da war also die gesamte Schwerkraft wieder da, die zwei Kilo hatten mich nicht gerettet.
In der späteren Therapie-Stunde setzte ich mich jeweils ganz vorsichtig mittig auf die Liege und bewegte mich nur diskret. Der angerichtete Schaden reichte mir völlig.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:24 |
Vielleicht kann er täuschen. Aber mit der Zeit stellt sich der Eindruck ein, das Laufen sei die wichtigste Therapie. Jedenfalls für mich. Der Weg vom Zimmer in den Therapiebereich beträgt rund 150 Meter. Für jede Lektion geht man ihn zweimal, einmal hin, einmal zurück. Meine Lektionen sind so geplant, dass zu viel Zeit dazwischen liegt, um auf die nächste Lektion zu warten. Also laufe ich. Bis zu zwei Kilometer am Tag – eine Strecke, an die ich früher nicht in meinen kühnsten Träumen zu denken gewagt hätte.
Dazu kommt noch der Rundweg um die Klinik, den ich tatsächlich mit viel weniger Zwischenhalten zurücklege als am Anfang. Heute gab es eine Neuerung: ich erhielt Walking-Stöcke zum Laufen, mit Gummi am Ende, sie klicken und klacken nicht wie die Stöcke der penetranten Nordic-Walker. Es ist eine neue, andere Art, sich abzustützen, die Hände in den Schlaufen, die Arme bewegt, bei jedem Schritt helfen sie mit, anders als die vertrauten Krücken, auf die man zur Entlastung einen Teil seines Gewichts abstellen kann.
Das Gehen fühlte sich mi den Stöcken irgendwie sportlicher an, beschwingter, aber die Erschöpfung und die Atemlosigkeit sind geblieben. Fast scheint es mir, als würde die Arm-Muskulatur zusätzlichen Sauerstoff verbrauchen, den das Herz extra durch die Adern pumpen muss, was mich noch schneller an den Rand der Erschöpfung bringt… aber das sei eine Täuschung, sagt die Therapeutin, die das wissen muss. Vielleicht fehlt mir einfach noch die Übung. Aber die Vorstellung widerstrebt mir, wie ein Wanderprediger mit Rucksäcklein und Stöcken für den Rest meiner Tage durch die Landschaft zu stapfen…
Ich muss das mit dem richtig Laufen auch ohne Stöcke schaffen!
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Von Heinrich von Grünigen um 16:47 |
Zum Glück lässt uns der Therapie-Plan auch Ruhepausen. Die kann ich neben dem eigentlichen Ausruhen gut nutzen, um büromässig in Kontakt und am Ball zu bleiben, denn die Verlängerung des Aufenthaltes ist mit einigen Terminen kollidiert, die sich nun melden.
Von Vorteil ist die omnipräsente elektronische Kommunikation. So habe ich es endlich geschafft, unsere Broschüre über die Adipositas-Chirurgie, die schon in zweiter Auflage vergriffen war, für die dritte Auflage zu bearbeiten, nachdem mir die befragten Experten ihren Input längst geliefert hatten.
Auch die Arbeiten am Bericht für das BAG über die Möglichkeiten einer Optimierung der Adipositas-Therapie in der Schweiz müssen voran gehen, auch wenn sich einzelne Gesprächspartner noch schwer tun mit der Vorstellung, ihre Karten auf den Tisch zu legen.
Sodann habe ich verschiedene Artikel versprochen und es geht darum, die Dezember-Ausgabe unseres SAPS-Magazins zu planen. Das alles geht bei geordnetem Kurbetrieb so quasi nebenbei, auch dank der Fern-Unterstützung aus dem Büro, dem ein grosser Dank gehört.
Und morgen ist wieder Arztvisite, da ist dann mehr zu erfahren über die Fortschritte und über weitere Perspektiven. Interessant ist ein Befund, den ich heute realisiert habe: „subjektiv“ ging es mir vor Antritt der Kur „besser“ als im Moment, da mir viele Knochen und mehrere Muskeln weh tun. „Vorher“ hatte ich mich innerhalb der beschränkten Möglichkeiten, die ich hatte, so eingerichtet, dass ich nirgends zu stark an Grenzen stiess und nur das machte, was problemlos möglich war. – „Jetzt“ bin ich gefordert, werde zu vermehrter Leistung angetrieben, spüre, dass ich an Grenzen komme, die ich überschreiten müsste… und das ist unbequem, ja gar unangenehm. Aber es heisst wohl, dass man sich da durchbeissen muss und dass das Befinden später auch „objektiv“ besser sein wird.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:22 |
Hier in der Kur gehören die Mahlzeiten zum strukturierenden Ritual. Es ist eine leichte, ausgewogene Küche, die wenig Salz verwendet und die Portionen in vernünftiger Grösse hält. Früchte sind jederzeit frei verfügbar und auch der Nachtisch ist meist „leicht“ gehalten… Die wesentliche Verführungsfalle besteht im opulenten Salatbüffet, das nicht nur klassische Blattsalate bietet, sondern auch wahlweise Kartoffelsalat, Nudelsalat, Bohnensalat, Radieschen, Gurke, Karotten, Sellerie, Rotkraut, Oliven mit gedörrten Tomaten, Cole-Slaw, Zuckermais und vieles mehr, dazu Sesam-, Sonnenblumen- und Kürbiskerne (gegen Prostata werde ich bis ans Ende meines Lebens gefeit sein!), sowie geröstete Brotwürfel, gehackte Zwiebeln, Schnittlauch, Hack-Ei und fünf verschiedene Saucen… und ab und zu etwas Siedfleisch-Salat oder – wie heute wieder – eine Auswahl an Terrinen. Zum Glück sind die Salat-Schälchen nicht zu gross, sonst würde sich die Hauptmahlzeit erübrigen.
Die Bedeutung der richtigen Ernährung für das gesundheitliche Wohlergehen ist mittlerweile unbestritten. Im September haben sich auf europäischer Ebene die zuständigen Organe in Kopenhagen zu einer Konferenz getroffen um einen Europäischen Nahrungs- und Ernährungs-Aktions-Plan 2015-2020 zu diskutieren. Europäische Gesundheitsorganisationen begrüssen diesen Vorstoss als einen wichtigen Meilenstein im Kampf gegen die nicht-übertragbaren, durch die Ernährung mit verursachten Krankheiten. Sie sichern den Regierungen ihre fachliche Unterstützung zu, wenn es um die Umsetzung von Massnahmen geht, die nur dann wirken, wenn sie konsequent durchgezogen werden, wie etwa ein flachendeckendes Verbot von Werbung für ungeeignete Lebensmittel, die sich an Kinder richtet, und die trotz entsprechenden Zusagen seitens der Industrie immer wieder unterlaufen werden. Dies nur ein Beispiel.
Hier oben ist man weit weg von diesen weiträumigen politischen Debatten. Dadurch, dass man untertags ohnehin keinen freien Zugang zu irgendwelchen Lebensmitteln hat, ist das Risiko eines Fehlverhaltens sowieso eingeschränkt.
Ein wunderschöner Herbstsonntag geht zu Ende, den ich beim Spaziergang im Klinik-Park genossen habe, freiwillig und ohne Anstrengung. Aber es ist doch eine gute Perspektive, dass in einer halben Stunde das Abendessen serviert wird. Der Weg zu meinem Tisch Nr. 120 führt am Salat-Büffet vorbei.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:55 |
Am Morgen eine einzige Lektion: Wassergymnastik in der Gruppe. Das Thermalbad ist warm, fast heiss, für manche ungewohnt. Wir üben alle möglichen Arten zu gehen, auf den Fersen, den Zehenspitzen, vorwärts, rückwärts, seitwärts, die ganze Bassin-Länge, vom niedrigen bis ins tiefe Wasser, und es ist spannend, zu erleben, wie das eigene Körpergewicht sich „verändert“, je nachdem, wie viel davon oberhalb und wie viel unterhalb der Wasserfläche ist.
Als ich nach dem Duschen aus der Umkleidekabine trete, steht im Eingang zum Bad ein reichlich dicker Mann und sieht mich an. Mit seinem Finger zeigt er auf mich und sagt: Sie sind doch der Journalist! – Ich entgegne, das lasse sich nicht abstreiten. – Der Übergewichts-Professor! sagt der dicke Mann mit breitem Grinsen. – Ja, sage ich, man sieht es… Wir lachen zu zweit.
Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, dass man mich „erkennt“. Immer mehr MitpatientInnen sprechen mich an auf einen TV-Auftritt, auf einen Artikel oder erinnern sich an meine Stimme vom Radio, wenn auch oft verbunden mit einem fragenden Unterton, ob ich „es“ denn auch wirklich sei. Und ich frage mich, wie es denen geht, die „richtig“ bekannt sind, die fast täglich auf dem Bildschirm zu sehen sind, die keine Privatsphäre mehr haben und sich nirgends inkognito bewegen können, ohne dass man sie beobachtet oder anspricht…
Aber so schlimm ist es zum Glück nicht, im Gegenteil, man kommt ins Gespräch als Leidensgenossen im Therapie-Prozess und gewinnt so etwas wie spontane Vertrautheit. Wir sitzen im gleichen Boot.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:34 |
Schon ist die zweite Woche vorbei. Therapien und Trainings werden zur Routine, kleine Erfolge summieren sich, die Bedienung der Geräte im Kraftraum wird geläufig… einziger Nachteil: mit zunehmendem Erfolg und verbesserter Leistung wird die Belastung erhöht. Kaum freust du dich darüber, dass die Übungen „leichter“ gehen, wird an der Schraube gedreht, ein neues Gewicht angehängt und du stehst wieder am Start.
In der Nacht hatte ich einen bösen Traum, der mir auch noch am Tag nachgegangen ist. Weshalb träumt man so was? Was kann das bedeuten? Ich sass im Traum in der Strassenbahn. Diese fuhr nicht die gewohnte Strecke sondern schwenkte in einen Platz, wo es eine Wendeschleife gab. Diese wiederum führte auf der einen Seite extrem knapp an einem hohen Mauer entlang. Kurz bevor die Strassenbahn den Scheitelpunkt der Schlaufe erreicht hatte, näherte sich von vorn in hohem Tempo ein Radfahrer. Dieser versuchte auszuweichen und zwischen Bahn und Mauer durchzukommen – – – und ich musste vom Wagen aus durch das Fenster zusehen, wie der Velofahrer buchstäblich in der schmalen Lücke zerrieben wurde.
Am Fernsehen gab es nichts dergleichen, auch kein irres YouTube-Video auf facebook… was soll also der Graus? Gibt es nicht schon genügend Grausamkeiten im richtigen Leben? – Vielleicht lautet die Botschaft aus meinem Unterbewussten, ich solle zufrieden sein, dass ich es so gut habe, hier in der Wendeschleife des Gesundheitswesens bequem mitfahren zu können, während es armen Teufeln draussen in der Welt viel schlimmer ergehe?
Die Belastungen im heutigen Programm kamen mir jedenfalls relativ erholsam vor.
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Von Heinrich von Grünigen um 19:37 |
Damian, mein Bettnachbar, hat meinen Tag gerettet. Unvermittelt im Gespräch erkundigte er sich nach meinem Alter. Er ist hier nach einem schweren Autounfall, bei dem er sich mehrere Knochen und Rippen gebrochen hat, weil er einem Reh auf der Fahrbahn ausweichen wollte und dabei von der Strasse abkam.
Ich nannte ihm die Zahl. – Nein! rief er aus, das kann nicht sein, du bist doch höchstens sechzig! Da ging ein Ruck durch mich hindurch und ich fühlte mich massiv verjüngt, als wäre ich einem Jungbrunnen entstiegen… – Nein, Quatsch, im Gegenteil. Die Trainingseinheiten lasteten bleischwer wie immer auf Muskeln und Knochen und es wurde mir bewusst, dass das Gewicht eine weit schwerer wiegende Bürde ist als das Alter.
Die Übungen waren denn auch wieder präzis darauf ausgerichtet, die einzelnen Schwachstellen anzugehen. Vor allem im Fach Aquamotion wurden diesmal Gelenke und Muskeln in der Beinregion trainiert, von denen wir bislang gar nicht wussten dass es sie gab und dass wir damit so spezielle Bewegungen vollführen können, wie man sie bestenfalls vom Spitzenballett her kennt. Unter Wasser ging das in der Schwerelosigkeit quasi spielerisch und wir entwickelten eine Art von agiler Behendigkeit, die uns über uns selber staunen liess.
Die Nachwehen in Form von Muskelkater werden sich über Nacht einstellen. Aber das soll ja der Sinn der Sache sein, hört man.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:19 |
Hilfe im Alltag. Das ist es, was die Ergotherapie vermitteln will. Menschen mit einer Behinderung darin unterstützen, in ihrem Leben autonom bleiben zu können, sich selber in möglichst allen Lagen und Situationen helfen zu können.
Ich hatte heute Nachmittag wieder eine halbe Stunde mit Ergotherapeutin Gordana und wollte diese nutzen, um mit ihr ganz praktische, konkrete Tipps und Empfehlungen zu diskutieren, Kniffs allenfalls. So war mir noch allzu deutlich bewusst, wie ich am Vormittag bei der Massage mit meinem Gewicht bzw. dessen äusserer Dimension zu kämpfen hatte, als es darum ging, aus der Bauchlage in eine sitzende Haltung zu wechseln… ein brutales Unterfangen auf einer allzu schmalen Liege, die mit einer Wolldecke und einem Leintuch so locker bedeckt ist, dass sie unter dir wegrutscht, wenn du dich nur ein wenig seitlich bewegst. Ganz abgesehen davon, was geschieht, wenn du dich m deine Achse zu drehen versuchst, dabei die ganzen Decken mit zerrst, das Gleichgewicht verlierst und dich krampfhaft am Liegenrand festklammern musst, m nicht herunter zu fallen, denn vom Boden hättest du ohne Hilfe nie mehr aufstehen können…
Bis ich schliesslich auf dem Rand der Massageliege sass, war ich schweissgebadet und der ganze wohltuende Effekt der Behandlung durch die Hände des Masseurs war im Eimer. – Gibt es da gewisse Empfehlungen und schlaue Tipps, wie man so etwas besser anstellen könnte? Die Therapeutin war sichtlich zum ersten Mal mit einer solchen Frage konfrontiert. Man könnte in eine kniende Stellung gehen und dann ein Bein nach dem andern auf den Boden setzen. Klingt gut, ist aber auf dem schmalen Brett nicht machbar, wenn die Knie zu weit auseinander sind…
Für ein zweites Problem hatte sich Gordana vorbereitet. Ich hatte ihr in einem früheren Gespräch gesagt, eine Schwierigkeit gebe es für mich dann, wenn ein Gegenstand zu Boden fällt und unter ein Möbelstück rollt. Dann bin ich nicht in der Lage, mich zu bücken und ihn wieder hervor zu holen. Dafür hat sie einen Greifer mitgebracht: ein elegantes Instrument, das hinten einen Handgriff hat, mit dem sich vorne eine Greifzange schliessen lässt, die punktgenau auch kleine Dinge packen kann. Das wäre eine Lösung für mein Problem. Ganz konkret.
In einem kleinen Shop neben dem Therapieraum kann man diesen und andere nützliche Dinge erwerben. Das werde ich dann wohl tun.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:26 |
Der Doktor war zufrieden. Das, was bis jetzt erreicht wurde, war immerhin etwas. Aber offenbar nicht genug, denn man sei, so sagte er nach einem Seitenblick zu seiner Kollegin, überein gekommen, meinen Aufenthalt in der Kurklinik um weitere zehn Tage zu verlängern.
Mein fragender Blick galt der Krankenkasse. Darum würde sie sich kümmern, meinte die Ärztin. Der Aufenthalt war ursprünglich auf zwei Wochen angelegt. Die Verlängerung erforderte einige Umdispositionen und Terminverschiebungen, aber der Nutzen dürfte erheblich sein, denn je besser der Zustand war, in dem ich die Klinik verlassen würde, umso höher sollte die Motivation sein, zuhause weiterhin am Ball zu bleiben.
Und dass es noch einige therapeutische Novitäten geben würde, das wurde mir bereits angezeigt. Unter anderem das Unterwasser-Ergotraining, von dem Dr. med. Susanne Maurer-Wiesner in ihrem Referat am sapsTag gesprochen hatte. Darauf bin ich gespannt, sofern sich meine Badehose der sportlichen Herausforderung gewachsen zeigt.
Eine weitere Herausforderung zeigte mir heute die Limiten der Adipositas auf. Zwecks Analyse muss ich während 24 Stunden meinen Urin sammeln und in einen speziellen Behälter füllen, nachdem er zuerst mit einer Flasche aufgefangen wurde. Alle, die einem BMI von 40 und mehr haben, wissen wohl, dass sich in dieser Gewichtsklasse als Folge der Fettschürze die Richtung des kleinen Geschäfts nicht mehr zuverlässig steuern lässt. Nach dem Scheitern zweier mutiger Selbstversuche musste ich das medizinische Personal um Hilfestellung bitten, womit das Projekt auch ohne Verlängerung zum Erfolg geführt werden konnte.
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