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Von Heinrich von Grünigen um 21:25 |
Einst war Adel Abdel-Latif der schönste Mann der Schweiz. Das war vor 13 Jahren. Medizinstudent damals noch, kurz vor dem Staatsexamen, als er in die Mister-Maschinerie geriet. Ein freundlicher junger Mann, wir waren uns gelegentlich begegnet an Anlässen, die ich beruflich zu frequentieren hatte. Kein dummschwätzender Schönling, wie es viele gibt in der Branche.
Heute ist er etablierter Mediziner und schreibt im Blick am Abend eine Kolumne über Gesundheitsprobleme der Stars und derer, die scih dafür halten. In der heutigen Ausgabe hat er sich den früheren bundesdeutschen Aussenminister und Vizekanzler Josef „Joschka“ Fischer vorgeknöpft bzw. dessen Körpergewicht. Mit scharfem Auge diagnostiziert er ein „erschreckendes“ Aussehen: Aus dedm gertenschlanken Marathon-Mann ist ein beängstigend fettleibiger Mensch geworden.
Beflissen zählt der kleine Doktor alle Komorbiditäten auf, an denen Joschka leiden könnte, von Gefässverkalkung, Diabetes, Bluthochdruck und Hypercholesterinämie bis zu Herzinfarkt, Hirnschlag und Krebs, zudem ist da auch noch die Arthrose… Und Abdel hofft, dass Joschka durch seinen Aufruf zur Besinnung kommen und zu seinem früheren schlanken Selbst zurückfinden möge. – Das ist alles richtig und sachlich korrekt, bloss weiss der junge Mann wohl nicht, dass sich Fischer in einem ganz anderen Adipositas-Zyklus befindet. Er war schon korpulent, als er in den Turnschuhen als bundesweit erster Grüner zum hessischen Umweltminister ernannt wurde. Erst für sein Amt auf Bundesebene in der rot/grünen Koalition hat er tüchtig abgespeckt und sich unter anderem mit Marathon-Schauläufen bei Figur gehalten. Damals war er ein Vorzeige-Ex-Adipöser, dem es gelungen war, seinen stressigen Job mit der nachhaltigen Sorge für seinen Leib zu verbinden. Aber als es aus war mit dem linken Bündnis und der Macht und er bald darauf auch von seiner Partei ins politische Niemandsland verbannt wurde, da kamen die Pfunde zurück, ereilte ihn das sattsam bekannte Schicksal der 85%-igen Rückfallquote, wie sie im Adipositas-Schulbuch steht.
Ob er es nochmals schafft, ist offen. Je älter er wird, umso schwieriger wird es sein und er kann von Glück reden, wenn sich nicht das ganze Panoptikum der möglichen Begleiterkrankungen einstellt. Aber einige werden ihm nicht erspart bleiben.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:32 |
Die eben angelaufene Aktion für ein „gesundes Znüni“ an den Schulen der Stadt Zürich hat interessante Reaktionen ausgelöst. Viel Lob und Anerkennung seitens der Fachwelt in Sachen Ernährung, aber auch Vorbehalte gegenüber einer zu plakativen Unterscheidung zwischen „guten“ und „schlechten“ Lebensmitteln… In diesem Punkt ist auch die Nahrungsmittel-Industrie bereits auf die Barriakden geklettert und hat sich vehement gegen eine Verketzerung bestimmter Produkte (mit denen sie natürlich gute Umsätze macht) zur Wehr gesetzt. Und perverserweise gibt es auch Stimmen von Eltern, die auf ihre Freiheit pochen, ihren Nachwuchs mästen zu können wie es ihnen beliebt und sich in dieser Sache nichts vorschreiben zu lassen.
Vergleichbare Aktionen gab und gibt es auch in anderen Kantonen und Gemeinden und hier werden wichtige Grundsteine gelegt für ein später hoffentlich „richtiges“ und bewusstes Ernährungsverhalten… – Aber hoppla: da melden sich schon wieder Zweifel an, ob die Bemühungen zur Erziehung der Kinder nicht ins Gegenteil umschlagen könnten. Hierzu hat die New York Times einen aufschlussreichen Artikel publiziert: die Fachleute zeigen sich besorgt darüber, dass allzuviele Vorschriften und Ermahnungen die Kinder verunsichern und ihnen eine negative Einstellung gegenüber dem Essen vermitteln könnten. Da gibt es Kids, die sich vor bestimmten Nahrungsmitteln regelrecht fürchten und sie direkt mit Krankheiten oder dem Tod in Verbindung bringen… und wenn das „richtige“ Essen ein tägliches Thema sei, bestehe die Gefahr, dass sich im schlimmsten Fall schwere Essstörungen herausbilden, bis zur Anorexie.
Da sind die Eltern in der Zwickmühle: einerseits hören und lesen sie, dass Kinder schon mit 6 Jahren Nierensteine und Diabetes haben können und dass die Weichen für eine spätere Adipositas bis zum fünften Lebensjahr gestellt werden… und andererseits möchten sie ihre Kleinen nicht unter Druck setzen und verängstigen. So stehen sie vor der heiklen Aufgabe, ihre Kinder anzuleiten, die richtige Balance zu finden zwischen Genuss und bewusster Ernährung, und dies zudem stufengerecht, entsprechend dem jeweiligen Alter… Das war noch kein Problem, als unsereins klein war. Es fing bereits an, als unsere Kinder aufwuchsen. Aber heute ist es eine echte Herausforderung.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:31 |
Da war doch gestern in der medizinischen TV-PULS-Sendung dieser rüstige Jubelgreis in seinem Spiderman-Tenue: der 89-jährige Dr. Charles Eugster, „der letzten November Strenflex Fitness-Sport-Weltmeister (ISFHA-Sportverein) im Milandia Greifensee wurde“, dies jedenfalls vermeldete im Vorfeld der Sendung die Schriftleitung der Fitness Tribune zuhanden einer geneigten Öffentlichkeit.
Gut, der Mann geht gegen die 90, er hat mir satte 20 Jahre voraus und ich wage mir nicht auszumalen, in welcher physischen Verfassung ich mich in zwei Jahrzehnten befinden werde… und es ist ja völlig unbestritten, dass körperliche Fitness einen positiven Einfluss auf das ganze Wohlbefinden hat, in allen Phasen des Lebens, auch wenn ich mich persönlich eher an Churchill orientiert habe, der mit seinem – mutmasslichen – Slogan „No sports!“ so vielen Couch Potatoes aus dem tiefen unsportlichen Herzen gesprochen hat.
Und nun kommt eine Studie der Universität Uppsala mit einer Langzeit-Untersuchung über 35 Jahre, die den Zusammenhang zwischen der sportlichen Betätigung von Männern (über 50) und deren Lebensdauer analysiert hatte. 2’205 Männer wurden erfasst, die im Jahr 1970 gerade 50 Jahre alt waren. Ihr Bewegungsverhalten wurde erfasst. Dann wurden sie wieder überprüft mit 60, 70, 77 und 82 Jahren. Dabei unterschied man 3 Kategorien: die „sehr aktiven“, die drei Stunden pro Woche intensiv Sport trieben, die „mässig aktiven“, die einige Stunden pro Woche wanderten oder Velo fuhren, und die „inaktiven“, die ihre Freizeit vor allem vor dem Fernseher verbrachten.
Das Resultat fiel aus, wie zu erwarten war, wenn auch nicht so deutlich, wie man eigentlich hätte meinen müssen: die „sehr aktiven“ Männer lebten im Durchschnitt 2,3 Jahre länger als ihre „inaktiven“ Kollegen, während die „mässig aktiven“ Senioren ihr Leben dadurch um 1,1 Jahre verlängerten. – Das erinnert mich sehr an jenes Bonmot, das in der Pointe gipfelt: Wer Sport treibt, der lebt in etwa um so viel länger, wie er Zeit gebraucht hat, um Sport zu treiben… – Ich gebe zu: die Gleichung mag stimmen. Sie berücksichtigt allerdings nicht, dass die „fitten Alten“ wohl die gesünderen sind, die sich möglicherweise besser fühlen und einen geringren Medikamentenverbrauch haben. Hier ist noch reichlich Stoff für weitere Untersuchungen, deren Resultate ich freilich im Jahre 2044 nicht mehr werde kommentieren können, selbst wenn ich jetzt noch mit Sport beginnen würde…
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Von Heinrich von Grünigen um 23:18 |
Übergewicht ist unübersehbar, in den meisten Fällen. Das unterscheidet Adipositas von vielen anderen Krankheiten, die man ihren Trägern nicht ansieht. Und doch – oder gerade weil das Zurschautragen so öffentlich ist, haben manche Betroffene Mühe, öffentlich darüber zu sprechen. Das wurde mir heute wieder bewusst, als ein Veranstalter sich meldete mit der Frage, ob wir übergewichtige Menschen – wenn möglich auch ein Kind – vermitteln könnten, die bereit wären, an einer Diskussion vor Publikum teilzunehmen.
Die Meinungen gingen auseinander. Ist es richtig, einen Jugendlichen, der durch den Spott seiner Kameraden schon genug zu leiden hat, der Belastung einer öffentlichen Debatte auszusetzen? Ich selber hatte schon positive Erfahrungen gemacht, etwa bei Tagungen in der Alpinen Kinderklinik Davos, aber dort waren die übergewichtigen Kids unter sich, hatten ihre eigenen Erfolgsstories, über die sie nicht ohne Stolz gerne berichteten. Aber wie würde das aussehen in einem „normalen“ Umfeld? Oder wäre es gerade eine Herausforderung, eine Bewährungsprobe?
Die Veranstaltung wird langfristig geplant, wir haben noch Zeit, uns eine Meinung zu bilden. Beispielcharakter könnte ein Auftritt eines Jugendlichen auf jeden Fall haben, Mut machen, eine Veränderung einzuleiten und aus dem Teufelskreis auszubrechen. Das muss nicht diskret geschehen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:11 |
Als unsere Vorfahren von den Bäumen heruntergeklettert waren, sich durch die Savanne gekämpft und in Höhlen Zuflucht gefunden hatten, bestand ihre Nahrung zu einem grossen Teil aus unverdaulichen Fasern, die aus den zerkauten Pflanzen stammten, von welchen sich die ersten Menschen vornehmlich ernährten.
Nahrungsfasern sind ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung und wir sollten – so lautet die Empfehlung – mindestens 30 Gramm davon täglich zu uns nehmen (und dazu mindestrens 2 Liter Wasser trinken). Das tun aber die wenigsten, denn in der Regel schneiden wir ja beim Zubereiten der Mahlzeiten die fasrigen Teile weg von den Spargeln, den Kohlrabi, den Schwarzwurzeln, dem Rhabarber und den Äpfeln… so dass wir schon wieder dankbar sein müssen, wenn eine fürsorgliche Lebensmittelindustrie immerhin minimale Spuren solcher Fasern in unsern Joghurtdrink mischt.
Wieviel von den Nahrungsfasern wir in welchen Lebensmitteln finden, das zeigt ein interaktiver Test auf einer Website: so haben zum Beispiel die Handvoll Himbeeren, die ich zum Frühstück mit etwas Joghurt nehme, rund 6 Gramm Nahrungsfasern… – Etwa die Hälfte des Tagesbedarfs sollte aus Früchten und Gemüse kommen, die andere aus Vollkornprodukten. Ob wir das schaffen, ist eine andere Frage. Beginnen wir damit, dass wir uns die Thematik bewusst machen.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:45 |
Soll das vielleicht ein Trost sein? Auch wenn ich mich langsam daran gewöhne, dass das Leben mit einem operierten bzw. ersetzten Kniegelenk in einigen Aspekten ein bisschen anders verläuft als ohne, so wird mir doch ständig und bei den meisten Bewegungen bewusst, dass „es“ nicht mehr so ist wie vorher. Das zeigt sich beim Autofahren, beim Treppensteigen, beim Aufstehen vom Stuhl oder vom WC (wehe, sie sind zu tief!)… und ich reflektiere ernsthaft im Blick auf das andere Knie: was wohl auf Dauer vorzuziehen sei, das Dasein mit einem bestimmten Quantum Schmerz oder die postoperative Ungelenkigkeit, an die ich mich gewöhnen muss und die mich einschränkt…
Dies an die Adresse all derer, die eine solche Operation – auch wenn sie technisch perfekt verläuft – noch vor sich haben. – Eine Studie aus Australien an 39’000 Probanden im Alter von 40 bis 69 Jahren, die während 15 Jahren begleitet wurden, hat ergeben, dass adipöse Menschen mit einem BMI von über 29,2 gegenüber Normalgewichtigen ein dreimal grösseres Risiko haben, an Osteorarthritis zu erkranken, so dass sie künstliche Hüft- oder Kniegelenke brauchen. Am Ende der Beobachtungsperiode zählte man über 1’000 Operationen, etwas mehr als die Hälfte davon betrafen das Knie.
Dies bedeutet eigentlich eine klare Botschaft zugunsten einer Gewichstreduktion. Aber bekanntlich wollen wir solche Dinge erst hören, wenn uns der Leidensdruck die Ohren geöffnet hat… und dann ist es vielfach schon zu spät.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:10 |
Als der eiserne Vorhang (was war das noch?) gefallen war, hielt der westliche Lebensstil auch im östlichen Europa Einzug. Und auch die Russen wurden dicker. Davon kann man sich hierzulande während der Reisesaison in jedem Tourismus-Ort überzeugen. Und wenn man sieht, wie die Freunde in den Lederjacken über das Frühstücksbüffet herfallen, dann merkt man, dass es ihnen schmeckt. Dies konnte nicht ohne Folgen bleiben.
Wie Agence France Press aus Moskau berichtet, haben nun die dortigen Gesundheitsbehörden dem Volk eine Retro-Diät aus früherer Zeit verordnet: Haferbrei zum Frühstück, die traditionelle Randensuppe Borschtsch, Gemüsesalat und Fisch zu Mittag und ein Glas Kefir am Abend. Das hätte, heisst es, nicht nur eine positive Auswirkung auf das gesunde Körpergewicht, denn wenn die Leute nicht zur traditionellen Ernährung zurückkehrten, bestünde die Gefahr, dass ein Teil der kulturellen Identitität des Landes verloren ginge, da die jungen Leute schon nicht mehr wüssten, wie diese Speisen zubereitet würden.
Diese gesundheitspolitische Empfehlung steht auch im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise, denn die genannte Nahrung sei wesentlich günstiger zuzubereiten als der Kauf von Fastfood und Fertigprodukten. Ob der Ernährungs-Ukas vom Volk auch befolgt wird, darüber ist noch nichts zu vernehmen.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:25 |
Das muss ein wunderliches wissenschaftliches Experiment gewesen sein, für das sich wohl unschwer freiwillige Versuchspersonen finden liessen: 40 Studenten wurden eingeladen, einen Freund mitzubringen. Vier Gruppen wurden gebildet. Die Probanden sassen auf bequemen Sofas vor TV-Geräten, daneben ein Kühlschrank, gefüllt mit Bier, kleinen Weinflaschen und Softdrinks. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, einen Film am TV zu schauen und dazu zu trinken, wieviel und worauf sie Lust hatten.
Die vier Gruppen sahen vier verschiedene Programme: die einen schauten einen Spielfilm, in dem viel Alkohol getrunken wurde, unterbrochen von Werbung für alkoholische Getränke; die zweiten sahen den gleichen Film, aber ohne die Werbung; die dritten sahen einen Film, in dem nicht getrunken wurde, unterbrochen von Alkohol-Werbung, und die vierten sahen diesen trinkfreien Film ohne Alkohol-Werbung. – Das Resultat erstaunt nicht: die Leute, die den Film sahen, in dem getrunken wurde, tranken selber doppelt so viel wie jene, die das „alkoholfreie“ Programm verfolgt hatten…
Welche Rolle es dabei spielte, dass die Leute nicht allein, sondern in Gesellschaft eines Freundes waren, ist noch nicht erforscht. Dennoch sind die Wissenschafter überzeugt, dass es ihnen gelungen ist, den Nachweis dafür zu erbringen, dass „TV-Vorbilder“ zu einem Verhalten verführen können, das man ohne sie nicht wählen würde… Haben wir das nicht irgendwie immer schon vermutet?
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Von Heinrich von Grünigen um 16:17 |
Da gibt es eine interessante Untersuchung, die einen Zusammenhang herstellt zwischen dem täglichen Kalorien-Verzehr und dem Lebensalter. Seit den 30er-Jahren wurden Experimente mit den verschiedensten Tiergattungen durchgeführt, bei denen sich zeigte, dass jene Exemplare, die permanent etwas Hunger hatten, um 40 Prozent länger lebten als ihre gut genährten Artgenossen. Diese Erkenntnis scheint die persönlichen Erfahrungen zu bestätigen, von denen ab und zu zu hören ist: Leute, die sich bewusst sehr sparsam ernähren, bleiben gesund bis ins hohe Alter…
Als Auslöser für diesen Effekt wurde ein besonderes Gen identifiziert und man hofft, aufgrund deser Tatsache künftig Medikamente entwickeln zu können, die sich gesundheitsförderlich auswirken.
Gibt es daraus eine praktische Anwendung für den Alltag? – Natürlich wissen wir (auch ohne jahrelange Forschung), dass überernährte Fettwänste eher von allerlei Gebresten befallen sind als der spindeldürre Wandergeselle, der am Hungertuch nagt (das hat schon der gute alte Wilhelm Busch meisterlich dargestellt in seiner Geschichte vom dicken Schlemmer, den die Gicht nicht schlafen lässt, während der arme Schlucker im Heuhaufen selig träumt…), aber können und wollen wir dieses Wissen auch praktizieren? In einem Internet-Forum, wo diese Frage thematisiert wurde, waren die Antworten offen und eindeutig: Lieber mein Leben geniessen und richtig essen, als einige Jahre länger leben und dafür hungern müssen… so lautete der generelle Tenor. Es ist ja auch nicht mehr wie zu Buschs Zeiten.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:21 |
Im Berner Bahnhof spukte heute das System. Wie stark, weiss ich nicht. Für moich und einige hundert andere Reisende hat es gereicht. An der grossen Anzeigetafel beim Meeting-Point stand unübersehbar: 18.02 – Zürich-Romanshorn – Gleis 2.
Hoppla, dachte ich, da ist der Zug noch nie gefahren. Entweder 8 oder 7 oder 5, auch schon 3… aber noch nie 2. – Gut, einen Grund wird das schon haben, also tapfer (und auch froh, dass der Weg etwas kürzer ist) zu Gleis 2 gestapft. Dort steht noch das Lokalzüglein nach Flamatt, Abfahrt 15.46. Dann finden sich langsam Leute ein. Ich stehe weit vorne, wo ich die Schrifttafel nicht sehen kann. Kurz vor 18 Uhr meldet sich der Lautsprecher: Gleis 2 – Einfahrt des Intercity-Zuges Bern – Olten – Basel! – Offenbar war der Zürcher Zug eine Fehlanzeige. Ich überlege mir, ob ich nun zum andern Perron hasten soll, denke aber, dort stehen schon die anderen, warum also nicht in Olten umsteigen und gemütlich hier bleiben, bis der Zug kommt.
Und das mache ich auch. Mit mir noch viele andere, die Waggons sind gut belegt. – Da meldet sich die Lautsprecherstimme im Zug: Achtung-Achtung! Infolge eines Signalisationsfehlers wurde das falsche Gleis angegeben, der Zug nach Zürich fährt auf Gleis 8. – Meine Mitreisenden erheben sich hastig und stürzen aus dem Wagen. Kurz darauf stürmen andere Passagiere herein, schnaubend und schnaufend, lassen sich in die Polster fallen, tief atmend. – Eine Zumutung, sagt eine elegante Dame zu einem schmucken Wehrmann im Kampfanzug, sind Sie jetzt auch zwischen Perron 6 und Perron 4 hin und her gehetzt worden? Der Soldat seufzt und nickt.
Das ist der der Beitrag der SBB an die Volksgesundheit, werfe ich ein. Die Dame lacht. Dann können wir es ja der Krankenkasse angeben, sagt sie, und vertieft sich in ihre Zeitung.
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