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Von Heinrich von Grünigen um 22:45 |
Dass es müssig ist, auf eine Wunderpille zu warten, das wissen wir. Aus der gewaltigen Vielfalt an Produkten, die den grauen und schwarzen Markt überschwemmen, haben es gerade drei geschafft, die Würde der weitgehenden Anerkennung und Legalisierung zu erreichen: Pillen mit den Wirkstoffen Orlistat, Sibutramin und Rimonabant. Jedes dieser Medikamente wirkt auf seine Weise anders, spezifisch, und ist unter jeweils anderen Voraussetzungen zur Einnahme angezeigt… alle drei sollen nur vom Arzt verschrieben werden, der genau das Eintreten möglicher Nebenwirkungen zu überwachen hat. Alle drei können (aber müssen nicht) wirken, aber allen drei ist auch eigen, dass sie keine grosse Wirkung zeigen, wenn der Patient nicht durch sein Verhalten bzw. durch eine deutliche Veränderung desselben zum guten Gelingen beiträgt.
Genau dies hat nun eine breit abgestützte Studie belegt, die von Forscherteams an verschiedenen Universitäten in Kanada und in Brasilien durchgeführt wurde. – Das Resultat von mehreren sogenannten „Doppelblind„-Langzeit-Beobachtungen an Tausenden von Probanden brachte keine revolutionär neuen Erlenntnisse, aber bestätigt auf solide Weise, was man bereits weiss: die drei Produkte haben insgesamt eine „bescheidene“ Wirkung von 3-5 Kilo Gewichtsverlust… Das entspricht fünf bis zehn Prozent des jewiligen Übergewichts, was nach internationalen Standards als Erfolg gilt, wenn es mindestens zwei Jahre lang gehalten werden kann.
Dazu kommen unterschiedlich ausgeprägte positive Auswirkungen auf die Begleit-Erkrankungen, vor allem Diabetes, aber auch Bluthochdruck und Herzkreislauf-Risiken, aber ebenso auch unerwünschte Nebenwirkungen von ganz individueller Beschaffenheit.
Was bedeutet nun diese Erkenntnis, die eigentlich keine ist? – Das A und O bleibt auf der einen Seite die Prävention, die vorbeugende Verhinderung, die Übergewicht gar nicht erst entstehen lässt… und dann führt nichts daran vorbei, dass der Lebensstil so gestaltet werden muss, dass Energie-Aufnahme und Energie-Verbrauch ins Gleichgewicht kommen. Gelingt dies nicht ganz, so können Medikamente eine segensreiche unterstützende Wirkung haben, wenn man sie nicht durch Rückfälle in alte Verhaltensmuster wieder austrickst. Aber knallhart ist die Lektion auch dieser Studien: das Medikament allein schafft den Kampf gegen die Pfunde nicht, den schaffen nur wir selber, wenn wir Glück haben. Vielleicht.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:55 |
Das, was bei eBalance geschieht, wird von der deutschen Wochenzeitung DIE ZEIT indirekt als mustergültig und vorblidlich dargestellt. Nicht wortwörtlich, aber immerhin. Es geht um eine Betrachtung zum therapeutsichen Wert einer (anonymen) Betreuung und Begleitung per Internet. Etwas, das in verschiedenen Ländern – so eben auch mit eBalance in der Schweiz – schon praktiziert wird, in Deutschland aber offenbar immer noch auf Skepsis stösst.
Was im Sektor Dating schon längst zu einer unverzichtbaren Realität geworden ist, scheint sich auch im Bereich Lebenshilfe und Therapie zu bewahrheiten: das Internet wird mit seinen anonymen und anfangs unverbindlichen Angeboten zu einem glaubwürdigen Partner, dem man sich leichter öffnet als einem Therapeuten aus Fleisch und Blut, zu dessen Praxis man zuerst Zugang finden muss. Per Mausklick kann man sich Informationen holen, über eine einfache Eingabe sich seine Sorgen und Nöte von der Seele schreiben, ohne dabei mehr von sich preisgeben zu müssen, als man bereit und willens ist.
Sicher, in der Unverbindlichkeit liegt die Gefahr, dass man sich notfalls ebenso leicht auch wieder ausklinken kann, dass man Empfehlungen und Anweisungen nicht zu befolgen braucht, weil es ja keine wirksame und direkte Kontrolle gibt. Aber insgesamt scheint das Modell der unverbindlich-kompetenten Interaktivität doch aufzugehen, der Erfolg zahlreicher Angebote zeugt davon. Und wenn ich die Stories der Menschen lese, die mit eBalance gute und nachhaltige Erfolge erzielt haben, dann wird die Bedeutung eines solchen Modells deutlich, selbst wenn man eingestehen muss, dass es nur bei jenen wirken kann, die darauf auch tatsächlich ansprechen. Das ist schon mehr, als man sich eigentlich erhofft hatte.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:41 |
In Amerika sei es ganz schlimm, sagte man uns früher immer, dort würden die TV-Geräte den ganzen Tag über laufen, wie bei uns das Radio… und selbstverständlich sei der Kasten auch während des Essens eingeschaltet, was noch viel schlimmer war, weil ungesund. So steht es auch in jeder Beratungsschrift für richtige und gute Ernährung: ja nicht Fernsehen schauen während der Mahlzeit!
Ist da wirklich was dran? Oder ist das nur eine Verhaltenslegende, eine von vielen? – In der Universität von Minnesota wollte man es genau wissen. Verschiedene Studien über das Essverhalten von Schülern, am Familientisch, allein, mit oder ohne TV, haben zu einem erstaunlichen Resultat geführt, wie die New York Times berichtet: kurz zusammengefasst lautet die Botschaft, dass die Schüler deutlich „gesünder“ (also mehr Früchte und Gemüse und nicht so schnell) assen, wenn sie im Familien-Verband speisten, und zwar unbesehen, ob der TV-Apparat lief oder nicht. Die Familie (und damit wohl eine gewisse elterliche Aufsicht) ist also entscheidend, und nicht der Betrieb des TV-Geräts.
Zwar gab es gewisse negative Differenzen zwischen den Familien mit und denen ohne TV, aber diese waren weit geringer, als gemeinhin angenommen. Problematisch scheint also vor allem zu sein, wenn man allein vor dem Fernseher sitzt und dabei isst. Grund genug, die Tradition des gemeinsamen Essens hochzuhalten, ja sie bewusst zu pflegen, dort, wo sie in Vergessenheit zu geraten droht. Auch wenn wir kaum mehr die Zustände rekonstruieren können, wie sie in unserer Kinderzeit waren.
Wenn wir heute zu zweit am Mittagstisch sitzen, erinnere ich mich gelegentlich an meine eigene Kindheit, von der ich grosse Teile auf dem Bauernhof bei der Familie von Tante Ella und Onkel Otto verbrachte. Da war man bei Tisch nie weniger als zehn Personen: die Eltern, wir drei Kinder, der Melker, der Karrer, der Meisterknecht, die beiden Mägde und die Lehrtochter und wenn ganz unten am Ende der langen Tafel noch ein Besucher sass, so war das Dutzend voll. Es herrschte eine klare Ordnung, geredet hat nur, wer gefragt wurde, gegessen wurde von allem, es gab reichlich und das meiste stammte aus der eigenen Produktion und war naturbelassen.
Fernsehen gab es damals noch nicht… Aber vergleichbar in der Zeit war das Radio, das genau um halb eins das Zeitzeichen von Neuenburg pfiff, worauf jede Konversation verstummte und die Beromünster-Nachrichten uns die Welt erklärten. Das Medium war also damals schon dabei und gehörte zum Essen. Geschadet hat es uns nicht. Das Übergewicht kam später.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:42 |
Heute war Schlussredaktion unseres Mitglieder-Magazins saps.ch, und wie immer musste alles auf den letzten Drücker gehen, Texte, die noch fehlten, Bilder, die in ungenügender Qualität übermittelt wurden, Beiträge, die zu lang waren… Aber der „alte Job“ macht Spass und befriedigt noch immer!
Ein kleiner Beitrag hat es mir angetan. Es geht um eine Selbsthilfe-Initiative im Raum Bern, die ich gerne vorgestellt habe: es gibt eine ganze Reihe von Adipositas-Selbsthilfegruppen, die meisten von Ihnen haben eine klare thematische Ausrichtung, es sind Menschen, die sich vor und nach einer Magen-Operation zusammengetan haben, oft um Kliniken oder Ärzte geschart, um ihre prä- und postoperativen Erfahrungen auszutauschen, sich gegenseitig Mut zu machen und vom Wissen der andern zu profitieren.
Wer nicht „operiert“ ist, kann sich in solchen Runden von Betroffenen etwas fremd fühlen. Deshalb hat Marcel Walthert in Brügg den Verein Bluemaex.ch gegründet. Hier genügt es, wenn man „einfach übergewichtig“ ist, man muss nicht in eine besondere Kategorie von Betroffenheit gehören, man kann sich einfach mit anderen treffen und austauschen, Geselligkeit pflegen und gemeinsam etwas unternehmen, was man allein wahrscheinlich unterlassen hätte.
Es ist nicht die erste Gruppe dieser Art, aber es ist erfreulich und wichtig, dass es immer wieder neue Ansätze gibt, die Hoffnung machen. Auch bei eBalance gibt es ja einen „Stamm“, der sich am letzten Montag des Monats zum Mittagessen trifft, und es gibt die eBalance-Wandergruppe… – Was hat Marcel Walthert motiviert zu seiner Initiative? Er sagt: „Im Adipositas-Programm des Inselspitals Bern erlernte ich, dass alle Komponenten wie Ernährung, Bewegung, Körperwahrnehmung und Gruppendiskussionen wichtig sind füreine langfristige, dauernde Gewichtsabnahme ohne Jojo-Effekt.“ Diese Erkenntnisse gilt es in die Praxis umzusetzen. Viel Erfolg dabei!
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Von Heinrich von Grünigen um 23:41 |
Rund 150 Medizinmänner und -frauen hatten sich einfgefunden im schicken Hotel Park Hyatt Zürich zum 14. Interdisziplinären Zürcher Symposium. Es galt der Thematik der interdisziplinären Zusammenarbeit im Kampf gegen Adipositas. Fünf hochkarätige Referenten aus dem In- und Ausland bestritten den medizinischen Weiterbildungsabend, einerseits mit viel Grundlagen-Information, für den, der in der Materie zuhause ist, wenig Neues, aber für die Mehrzahl der Teilnehmenden wohl ein eindrücklicher Augenöffner für eine komplexe und bedeutungsvolle Problematik unserer Volksmedizin.
Nach einer Offenlegung der epidemiologischen Fakten und dem Hinweis auf die sehr spärlichen Bundesmittel im Dienste der Prävention (wobei es sich allerdings um Zahlen von 2004 handelte), erhielt ich vom Tagungsleiter einen wirkungsvollen Steilpass zugespielt: ob denn für Adipositas nicht genügend Lobby-Arbeit betrieben würde? Das gab mir Gerlegenheit, auf die Aktivitäten der SAPS und unser Engagement im Rahmen der nun anstehenden nationalen Programme hinzuweisen und die Anwesenden aufzufordern, uns aktiv zu unterstützen… mal schauen, ob es etwas bringt.
Aus Versicherungs-Sicht wurde über die Kosten der Adipositas referiert, mit dem Hinweis, dass der landläufig genannte Aufwand von rund 3 Milliarden nur die „direkten“ Kosten für Behandlung umfasst, nicht aber den weitaus grösseren Betrag, der volkswirtschaftlich anfällt durch Absenzen vom Arbeitsplatz, durch Früh-Invalidisierung und durch Prämien- und Rentenausschüttung bei vorzeitigem Ableben infolge verkürzter Lebenserwartung.
Professor Stephan Rössner aus Stockholm, der „Vater“ von eBalance, schilderte die Wirkungsweise der verschiedenen medizinischen Adipositas-Präparate und deren Grenzen, wies aber eindrücklich darauf hin, dass schon ein „kleiner“ Gewichtsverlust von 5-10% des Übergewichts in medizinischer Hinsicht eine enorme Verbesserung des Krankheitsbildes bedeutet. Er warnte vor unerreichbaren Zielsetzungen und formulierte das Axiom: Kleine Veränderungen über eine lange Zeit bringen etwas… (Ein Slogan, den man sich direkt für die Kampagne von Gesundheitsförderung Schweiz hätte wünschen können.)
Professor Jaques Himpens aus Brüssel, einer der europäischen Doyens der bariatrischen Chirurgie, sprach eindrücklich und selbstkritisch über die Risiken der verschiedenen Operationstechniken, vom Magenband bis zum Bypass, und stellte auch eine neue Methode für eine weniger invasive Operation vor, die sich in Erprobung befindet. – Professor Karl Miller aus Salzburg schliesslich legte dar, dass angesichts der grossen Auswegslosigkeit, in der sich heute die Adipositas-Therapie befindet, so früh wie möglich bei den Jugendlichen angesetzt werden müsse, und zwar unter besonderen Umständen bereits ab 12 Jahren mit einem chirurgischen Eingriff, um vor einer weiteren Entwicklung der Adipositas zu bewahren. Eine These, die unter den Teilnehmenden zu heftigen Diskussionen führte. Miller war es auch, der eindrücklich dafür plädierte, dass solche Eingriffe, wenn sie ein kleines Risiko aufweisen sollen, nur von geübten Chirurgen an spezialisierten Zentren vorgenommen werden sollten, die mindestens 100 Operationen pro Jahr ausführten. Operateure mit geringerer Praxis stellten ein massiv höheres Risiko dar… eine Thematik, die uns bei der SAPS auch aus zahlreichen Patienten-Feedbacks bekannt ist.
Die Veranstaltung machte eindrücklich deutlich, wie sehr und wie intensiv die verschiedenen Disziplinen in der Adipositas-Therapie aufeinander angewiesen sind. Schade nur, dass der immer wichtiger werdende Aspekt der Psychologie dabei praktisch ausgeblendet wurde.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:44 |
Woran erkennt man, dass ein Werbeangebot zur Gewichtsabnahme nur ein wirkungsloser Schwindel ist? Eigentlich möchte man meinen, das sei einfach. Aber die Praxis zeigt immer wieder, dass der Leidensdruck adipöser Menschen so enorm ist, dass sie sich wider jede Vernunft in verzweifelter Entschlossenheit an jeden Strohhalm klammern, zwar schon im Wissen darum, dass „es“ wahrscheinlich nichts bringt, aber man kann ja nie wissen…
Eine Untersuchung der amerikanischen Handels-Kommission (Federal Trade Commission) hat ergeben, dass über 13 Prozent der erwachsenen US-Bevölkerung schon einmal betrügerischen Angeboten zum Opfer gefallen sind. Dabei stehen Präparate gegen Übergewicht mengenmässig an der Spitze. 4,8 Millionen Amerikaner sind darauf hereingefallen… ein gewaltiger „Markt“.
Woran hätte man erkennen können, dass es sich um irreführende Schwindel-Produkte handelt, die von Scharlatanen in Umlauf gesetzt werden, um die Dicken wenigstens finanziell zu erleichtern? – Sieben wichtige Anzeichen müssten die roten Warnlampen aufleuchten lassen:
1. Versprechen auf raschen und einfachen Gewichtsverlust.
2. Keine wissenschaftlich fundierten Beweise für die Wirksamkeit, dafür sensationelle (und möglicherweise gefälschte) Vorher-Nachher-Bilder.
3. Man könne abnehmen, ohne die Essgewohnheiten zu verändern und ohne Bewegung.
4. Das Versprechen, es liesse sich Fett gezielt von bestimmten Körperregionen entfernen.
5. Formulierungen wie „wunderbar“, „wissenschaftlicher Durchbruch“, „Geheim-Formel“ oder „revolutionär“, um das Produkt zu beschreiben.
6. Kein Verkauf über die normalen Vertriebskanäle, dafür per Internet, über Postfach oder im Schneeball-System („multi-level-marketing“).
7. Die Behauptung, dass es einen ganz bestimmten Faktor fürs Übergewicht gebe, den man mit dem Produkt gezielt angehen könne
Dass auch die schönste Werbung nicht über jeden Zweifel erhaben ist, das zeigt ein Blick in die Hintergründe dieses Business’… – Und mit Sicherheit gilt die alte Weisheit: Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es wahrscheinlich auch so.
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Von Heinrich von Grünigen um 18:32 |
Eine kleine Erfolgsmeldung ist aus Bern zu vernehmen. Unsere Lobby-Arbeit hat erste Früchte getragen, wie aus Insider-Kreisen zu hören ist. Es war unser Ziel, dazu beizutragen, dass für die Umsetzung der künftigen Strategie gegen Adipositas auf Bundesebene etwas mehr Mittel zur Verfügung stehen als im ordentlichen Budget vorgesehen sind. Wir haben die Finanzkommissionen der beiden Räte im Bundeshaus mit einem Argumentarium bedient und von engagierten Politikern wurden entsprechende Anträge eingereicht.
Nun scheint unser Anliegen eine erste Hürde genommen zu haben, was angesichts der allgemeinen Sparpolitik keine Selbstverständlichkeit ist. Noch ist es zu früh, von einem Sieg zu sprechen, aber zumindest ist es gelungen, eine Mehrheit der Entscheidträger zu sensibilisieren. Das macht Mut und weckt zugleich Hoffnung, denn es geht nicht nur ums Übergewicht allein, es geht um Gesundheitsvorsorge ganz allgemein.
Jetzt heisst es dranbleiben und das warme Eisen schmieden, bevor es erkaltet. Dass dies nicht so rasch geschieht, dafür sorgen die Medien. In der Gratiszeitung punkt.ch wurde heute die Verzögerung bei der Umsetzung von Massnahmen beklagt und der Kassensturz hat sich angemeldet für die Recherche in einem Fall, da eine Krankenkasse sich zu unrecht weigert, die Kosten für eine Magenoperation zu übernehmen. Gut, dass sich etwas bewegt.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:38 |
Seit die klapperdürren Magermodels vom Laufsteg gekippt sind (ebalanceblog berichtete darüber), hat ein Umdenken stattgefunden. Das TV-Magazin RTL-Report extra brachte eine Reportage über füllige Laufsteg-Ladies, die im Kommen sind. Eine Strassenumfrage bestätigte, was auch wissenschaftlich erhärtet wird: Männer bekennen sich wieder offen zu Fülle und Kurve und wünschen sich, ganz der alte Adam aus der frühen Steinzeit, gebärfreudige und stilltüchtige Weibchen an den heimischen Herd.
So lernt man denn, dass in den Luxusbordellen die üppigen Damen erfolgreicher anschaffen als die dünnen, dass Agenturen wie Pilze aus dem Boden schiessen, die sich auf die Vermittlung von Models in Grössen über 40 spezialisieren, dass Designerinnen ihre Angebote für Madame Normalverbraucherin auf dem Catwalk von Mädels präsentieren lassen wollen, die so aussehen wie die potenzielle Kundschaft und dass überhaupt etwas Rundlichkeit wieder gefragt sei.
Da trifft es sich gut, dass eine breit angelegte Studie, über welche die New York Times berichtet, zum Schluss gekommen ist, dass etwas über dem Normalgewicht liegende Körperfülle nicht a priori mit massiven gesundheitlichen Problemen gekoppelt sein muss. Eine statistische Auswertung aller wesentlichen Todesursachen habe keinen direkten Zusammenhang ergeben, im Gegenteil: in der BMI-Bandbreite 25-30 (was nach Norm als „leicht übergewichtig“ bzw. „prä-adipös“ gilt) waren die Menschen im Schnitt „gesünder“, sofern sie – und das ist ein wichtiger Punkt – sich ausgewogen ernähren und auch ausreichend körperlich bewegen. – Eine bedeutungsvolle Erkenntnis, die manche vor chronischer Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper bewahren könnte.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:15 |
Der Mann, der neben mir im Flughafen Schiphol auf der Wartebank gesessen hatte, liess seine Zeitung liegen, als er in die Maschine nach Bristol einstieg. News Of The World – ein Boulevardblatt der direktesten Art, die vordere Hälfte lauter Sex-Skandale aus der Promiwelt, die hintere Hälfte Sport… und dazwischen eingeklemmt auf Seite 33 eine kleine Meldung, die mir in die Augen stach: Take a walk Fattie! (auf deutsch: Geh zu Fuss, Fettsack!)
Untertitel: Auto-Verbot, um die Übergewichtigen zur Bewegung zu zwingen. – Auf wenigen plakativen Zeilen wird ein Aktionsplan enthüllt, mit dem die Regierung in England ab 2008 der Adipositas-Problematik zu Leibe rücken will. Das Nationale Gesundheits-Institut hat einen 46-Seiten-Bericht erstellt, aus dem einige Eckdaten zitiert werden. Quer durchs ganze Land sollen Strassen für Autos gesperrt und für Fussgänger und Radfahrer frei gegeben werden, Betriebe sollen dazu angehalten werden, einen Teil ihrer Lifte ausser Betrieb zu setzen, damit die Belegschaft wieder Treppen steigt, Autostrassen sollen verengt und mit Zöllen belastet werden, Fussgänger und Velofahrer Vortritt erhalten, neue Spielplätze eröffnet werden, damit die Kinder wieder aktiver herumtoben können.
All diese Massnahmen, so wird der Bericht zitiert, sollen helfen, eine Verbesserung bei über 20 Krankheitsbildern zu erreichen, darunter Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes, Krebs und Adipositas. – Das sind, wenn es dazu kommt, drastische Massnahmen. Hierzulande denken die Experten zwar in die gleiche Richtung, ab er noch ist kein klarer Regierungswille zu erkennen, mutige Aktionen zu beschliessen und auch durchzusetzen. Die Erfahrungen in England werden aufmerksam zu beobachten und auszuwerten sein. Viel Zeit bleibt uns freilich nicht.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:27 |
In meinem Hotel in Amsterdam steht auf der Lifttuere das Motto des Tages. Beim Warten habe ich mich gefragt, ob die jeden Tag die Tuere wieder ablaugen und eine neue Schrift anbringen… – Auf der einen Tuere steht der Satz: Errate, wer schon im Lift ist…. – Auf der andern hat es eine bemerkenswerte Empfehlung zum Ernaehrungsverhalten, die ich mehrmals lesen musste, um ihre ganze Tiefe zu verstehen.
Es heisst (in Englisch): Alle unsere Backwaren sind frisch zubereitet. Moechtest du nicht zu Fuss ins Restaurant hinuntergehen? Um deinen Appetit anzuregen? – Zuerst war ich vom Satzanfang begeistert: frisch zubereitete Speisen, vorbildlich! Dann die Aufforderung, statt den Lift zu nehmen, zu Fuss hinunterzusteigen… wunderbar! Und ganz im Sinne des Programms Ernaehrung und Bewegung… Aber dann folgt der letzte Satzteil: Bewegung, nicht etwa um Kalorien zu verbrennen, sondern um den Appetit anzuregen, damit man mehr von den guten Backwaren essen kann…
Beim dritten Nachdenken hat mir die Empfehlung gefallen. Ich bin ihr gefolgt. Die Broetchen waren ausgezeichnet, wie èbrigens das ganze Bueffet.
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