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Von Heinrich von Grünigen um 16:22 |
Zugegeben: Ich kenne Marie-Louise nicht. Die famose PR-Dame, mit der wohl das halbe Parlament Duzis ist, lief mir bisher noch nicht über den Weg. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich mit den Anliegen, die ich selber im Bundeshaus zu vertreten hätte, kaum Geld verdienen lässt. Und doch, auch das muss ich eingestehen, war auch ich schon als Lobbyist tätig. Nur läuft das bei uns etwas anders ab als es nun in der Enthüllungspresse hochge-entlarvt wird.
Unsere Themen – wir, das ist eine Gruppe von gemeinnützigen Organiationen, die im Gesundheitsbereich tätig sind und die selber an chronischem Geldmangel leiden – versuchen seit mehreren Jahren, fallweise bei der Behandlung einschlägiger Gesetze und gelegentlich aus aktuellem Anlass unseren Einfluss (und unser Know How) geltend zu machen. Das geht in aller Regel ohne Aufregung und unspektakulär vonstatten und gehört zur Routine des Polit-Betriebs.
Wenn zum Biespiel eine Gesetzesrevision ansteht, bei der es um Fragen geht, welche die Gesundheit betreffen, klären wir, was unsere Kernbotschaft ist und welcher Passus im künftigen Gesetz für uns wichtig und wünschenswert wäre. Wir entwerfen einen entsprechenden Passus und nehmen mit Politikern Kontakt auf, von denen wir wissen, dass sie unsere Anliegen teilen und dass sie unseren Gedanken in die Diskussison der vorberatenden Kommission einbringen können. Meistens sprechen wir den genauen Wortlaut mit dem betreffenden Parlamentarier vorgängig ab, damit er uns aufgrund seiner Erfahrung und in Kenntnis der Argumentation allfälliger Gegner bei der Ausformulierung behilflich sein kann, die am Schluss die seine wird.
Wird „unser“ Vorschlag in der Kommission aufgenommen und gelangt er vors Parlament, wenden wir uns mit persönlichen Botschaften perE-Mail an jene ParlametarierInnen, von denen wir wissen, dass sie unserem Anliegen gewogen sind, oder kontaktieren jene, die wir glauben, für uns gewinnen zu können. (Hardcore-Gegner lassen wir prinzipiell aussen vor, das wsäre nur Zeit- und Kraftverschwendung.) Und wenn wir Glück haben, kommt die Vorlage mitsamt unserer Ergänzung dann im Plenum beider Räte durch.
Das ist demokratischer Courant Normal. Da fliesst kein Geld… dafür sind wir vielleicht etwas hobbymässiger aufgestellt als die sackteuren Profi-Agenturen wie die von Marie-Louise, die sich von Multis und fremden Mächten finanzieren lassen. Davon lebt die Demokratie.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:27 |
Visionen können etwas Beängstigendes haben. Neulich war ich an einer Tagung zum Thema „Patientenorganisationen im digitalen Zeitalter“. Welchen Einfluss hat die digitale Datenverarbeitung auf das Gesundheitswesen und die Rolle der Institutionen, die sich mit dem Wohl bestimmter Patienten-Gruppen befassen?
Ein einleitendes Referat zeigte die aktuelle Situation auf und beleuchtete einige der denkbaren Perspektiven. Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran und besetzt vor allem die mobile Kommunikation. Es gibt Hunderttausende von „Apps“ in den Bereichen Gesundheit, Wellness, Ernährung, die meisten davon gratis, bzw. zum „Preis“, dass die damit erhobenen – und wohl auch andere – Daten irgendwo zentral ausgewertet und kommerziell genutzt werden können.
Die eingesetzten „Geräte“ werden immer leistungsfähiger und immer kleiner. In USA gibt es schon einen briefmarkengrossen Sensor, der innen am Handgelenk aufgeklebt wird und der sämtliche gesundheitsrelevanten Daten wie Blutdruck, Sauerstoffgehalt, Puls, Blutzucker, Temperatur etc. dauernd misst und drahtlos an eine Meldestelle übermittelt. Werden Werte festgestellt, die von einer bestimmten Norm abweichen, schickt das System eine Mitteilung mit einer Verhaltensanweisung aufs Handy: der winzige „Big Brother“ klebt an deiner Haut und durchschaut dich, er weiss jederzeit, was du tust. Diese Vorstellung lässt die Visionen von George Orwell und Aldous Huxley zu romantischen Märchen schrumpfen. Und schon wird geforscht an einer „digitalen Pille“, die man schlucken kann und die aus dem Inneren des Körpers die gewünschten Daten nach draussen sendet.
Dennoch ist unser Drang zur digitalen Selbstdarstellung ungebrochen: jeden Tag werden weltweit in den Social Media über 250 Millionen Fotos hochgeladen, in denen Menschen Intimes von sich selber preisgeben, Täglich werden 2 Millionen Blogs geschrieben und aufgeschaltet, das Internet ist zum effizientesten medizinischen Berater geworden, in dem sich die Menschen vor und nach dem Arztbesuch kundig machen…
Ist das alles nun ein Segen oder wird es zum Fluch? Es kann beides sein, je nachdem, wie man damit umgeht. Oberstes Gebot ist wohl die Wachsamkeit, verbunden mit einer kritischen Distanz. Ungelöst ist dann noch die Frage, was passieren würde, wenn einmal der Strom ausfällt….
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Von Heinrich von Grünigen um 17:30 |
Die Weltausstellung ist eröffnet. Thema ist die nachhaltige Ernährung der Welt, heute und in Zukunft. Aber das meiste, was man in den Medien zu dieser Monstershow in Mailand bisher zu sehen, zu lesen und zu hören bekommt, sind Betrachtungen über die Kühnheit der Architektur einzelner Pavillons, über Schlampereien und Verzögerungen beim Bau und über Randale vor dem Beginn am Ort…
Von wirklich konstruktiven Beiträgen oder Lösungsansätzen war noch nicht so viel zu vernehmen. Da kommt ein Hinweis auf eine Aussage des US-Soziologen, Oekonomen und Publizisten Jeremy Rifkin gerade recht: Fleisch sei, sagt er, „die am wenigsten wirkungsvolle Art, die Menschheit zu ernähren“. Rifkin hat gut reden. Er selber lebt seit 1977 vegetarisch – allerdings ohne für diese Ernährungsform zu missionieren. Aber er legt mit überzeugenden Argumenten dar, dass der hohe, massenhafte Fleischkonsum eine der wesentlichen Ursachen dafür sei, dass sich der Klimawandel rasant beschleunigt.
Die Rechnung ist einfach: um ein einziges Kilo Rindfleisch zu produzieren, braucht es – für die Erzegung des entsprechenden Futters – ganze 15’000 Liter Wasser, eine horrende Verschwendung angesichts der Tatsache, dass sich in vielen Landstrichen bereits eine Trinkwasserknappheit abzeichnet. Um ein Kilo Reis zu produzieren benötigt man lediglich 2’500 Liter. Es wsäre also wesentlich effizienter, wenn der Mensch sich direkt von pflanzlichen Quellen ernähren würde.
Heute werden 40 Prozent aller agrarischen Anbauprodukte als Viehfutter für die Fleischerzeugung verwendet, bis in 20 Jahren dürften es sogar 60 Prozent sein, warnt Rifkin. Und bereits heute werden 23 Prozent der Agrarflächen weltweit direkt und indirekt für die Viehzucht genutzt. Bei dieser Grössernordnung fällt auch die Umweltbelastung durch Pflanzenschutzmittel – Stichwort: Bienensterben! – immer massiver ins Gewicht. Der einzige Ausweg aus dieser Situation, die zwangsläufig in eine Katastrophe münden muss, ist für Rifkin eine gezielte, wenn auch nicht totale, Abkehr vom Fleischkonsum, verbunden mit dem konsequenten Umstieg auf auf biologischen Landbau. Dazu braucht es eine strikte Umkehr der Landwirtschaftpolitik innerhalb der nächsten zwanzig Jahre, verbunden mit klaren finanziellen Anreizen, damit biologische Produkte erschwinglich werden. Ansetzen muss dieser Wandel bei der Landwirtschaft und der Nahrungsproduktion. Alles andere folge dann von alleine, sagt Rifkin.
Sein Appell ist eindringlich: „Wenn wir dies nicht erreichen – wie sollen wir denn, angesichts der aktuellen Situation weltweit, die Ernährung der Menschheit sicherstellen? Ich weiss nicht, ob es nicht schon zu spät ist. Aber ich weiss, dass dies der einzige Weg ist.“
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Von Heinrich von Grünigen um 16:04 |
Pech für Orange. Kaum hat die Telecom-Firma ihr aufwändiges Re-Branding mit massierten Werbebotschaften eingeläutet, kommen die schlimmen Schlagzeilen: Salt – the next bad boy in children’s food? (Ist Salz der neue Bösewicht in der Kindernahrung?) Eine europäische Studie zeigt auf, dass bei kleinen Kindern durch den übermässigen Konsum von Salz in Fertigmahlzeiten der Grundstein gelegt wird für eine spätere Erkrankung an Bluthochdruck und Herzkreislauf-Problemen. Eltern, die ihren Kindern Gutes tun wollen, sollten deshalb tunlichst darauf achten, dass sie nur Kindernahrung mit wenig Salzgehalt kaufen.
Als empfohlene Richtmenge pro Tag werden genannt: nicht mehr als 2 Gramm für Kinder bis zu 3 Jahren, höchstens 3 Gramm für Kinder zwikschen 3 und 5, sowie 5 Gramm ab 6 Jahren. – Während in der Ernährung der Erwachsenen eine Umstellung auf „weniger Salz“ behutsam und schrittweise vorgenommen werden muss, um eine Umgewöhnung der Geschmacksnerven zu ermöglichen (weil sonst die salzreduzierten Produkte nicht mehr gekauft oder zuhause nachgesalzen werden), ist dies bei Kleinkindern nicht erforderlich, da diese ihr Geschmacksempfinden noch nicht an einen hohen Salzgehalt „gewöhnt“ haben.
Hier seien vor allem die Lebensmittelhersteller in die Pflicht zu nehmen, denn der grösste Salzanteil werde über Fertigprodukte konsumiert. Deshalb müssten die Rezepturen von Speisen, die vor allem für Kinder gedacht sind, besonders kritisch unter die Lupe genommen werden. Aber selbst Gaststätten, die sich als „familienfreundlich“ bezeichnen, setzen – so Studien in England und Australien – den Mahlzeiten für die Kleinen zuviel Salz zu – teilweise mehr, als für Erwachsene empfohlen ist.
Das Thema, so die Experten, würde es verdienen, von den Medien auf breiterer Basis aufgegriffen zu werden.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:31 |
Vor fast genau zwei Jahren kam die erste Meldung. Es ging damals um die Lancierung einer neuen Nahrung in Pulver- bzw. Shake-Form mit dem Namen „Soylent“. Ich bin in meinem damaligen Blog am Schluss zur Forderung gekommen, dass man das Zeug einmal ausprobieren müsste, um beurteilen zu können, ob es tatsächlich eine brauchbare und vor allem konsumierbare Lösung für die Ernährung der Weltbevölkerung darstelle. Denn vorausgesetzt, es gäbe noch eine Wahlmöglichkeit und es ginge nicht ums nackte Überleben mangels anderer Alternativen, müsste das neue Produkt ja gewisse geschmackliche Grundanforderungen erfüllen, um einen dauerhaften Platz auf unserer Speisekarte einnehmen zu können.
Dieser Praxis-Test bzw. dessen Resultat liegt nun vor in Form eines Artikels im heutigen TagesAnzeiger. Eine Journalistin hat den Selbstversuch gewagt, hat sich das Pulver auf Umwegen in den USA beschafft und einige Tage lang davon gelebt. Ihre Schilderungen sind eindrücklich und nachvollziehbar. Der Überdruss angesichts der abwechslungslosen und genussfreien Verköstigung stellte sich weit früher ein, als dies die Erfahrungen mit vergleichbaren Formula-Diäten erahnen liessen.
Fazit: solange keine bittere Not uns im Überlebenskampf dazu zwingt, mangels Alternative auf einen solchen Stoff zu greifen, hat er keine Chance, als Eratz für veritable Nahrung akzeptiert zu werden. Noch ist das Ende der Kulinarik nicht in Sicht. Pech gehabt.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:39 |
Auf den ersten Blick erscheint es verwirrend. Auf den zweiten schon viel verständlicher. Es geht um eine Grafik, die in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ publiziert wurde. Diese Grafik bildet die verschiedenen regulatorischen Zusammenhänge ab, die bestehen zwischen der Regierung (den Behörden), den Institutionen (Schulen), den Lebensmittelproduzenten, den Händlern und Verkäufern und den Individuen (Erwachsene/Kinder).
Die Grafik zeigt die verschiedenen, direkten und indirekten Verbindungen auf, die zwischen all den beteiligten Instanzen bestehen, und führt entlang dieser Verbindungen verschiedene, einfache Massnahmen auf, mit denen der Konsum von „gesunder“ Nahrung erleichtert und gefördert werden könnte. Es sind Massnahmen, die wir alle kennen, die mehr oder weniger intensiv im Gespräch sind und die von den einen befürwortet und gefordert, von andern im politischen Diskurs vehement bekämpft und verteufelt werden.
Einige Stichwoerte:
- an Kinder gerichtete Werbung für ungesundes Essen einschränken
- konsumentenfreundliche Labels einführen
- ungesunde Lebensmittel besteuern
- gesunde Lebensmittel verbilligen
- Rezepturen überprüfen und ungesunde Bestandteile reduzieren
- die Nachfrage nach gesunden Lebesnmitteln fördern
- Information und Aufklärung anbeiten
- Appelll an die Verantwortung des Einzelnen
Dies alles ist anschaulich auf einer A4-Seite abgebildet und zeigt auf, wie eines vom anderen abhängt und wie das Ganze ein einziges System bildet, in welchem dem Staat als Impuls- und Taktgeber eine bedeutende Rolle zukommt, die er aber nur wahrnehmen kann, wenn alle anderen Akteure auch mitspielen. Und dazu braucht es noch viel Anstrengung und politische Überzeugungskraft.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:49 |
Glück allein genügt nicht. Zwar leben wir – wie die Gazetten vermelden – im „glücklichsxten Land der Welt“… aber hat dieser Befund oder dieses Ranking, wie man wohl sagen müsste, etwas an unserer Befindlichkeit geändert, seit wir es wissen? Kaum. Wir teilen das Siegertreppchen mit Island (2) und Dänemark (3). Und Deutschland kommt erst auf Rang 26. Soll uns das mit Schadfenfreude erfüllen? Unser Alltag ist erfüllt von Superlativen und ausgezeichneten „Siegern“.
Und eben wird auch die aktuelle Frucht des Jahres bekannt gegeben: es ist die Heidel- oder Blaubeere. Was genau sie vor allen anderen prädestiniert, diesen Ruhmestitel zu tragen, ist mir im Detail nicht bekannt, es fand eine Abstimmung statt, bei der sie vor der Zitrone und der Dattel knapp den Sieg errang. Dass sie gesund ist und für die Ernährung ein wahres Kraftpaket an vitalen Stoffen zu bieten hat, ist kein Geheimnis und wurde hier auch schon referiert. Die Nominierung steht im Zusammenhang mit dem International Fruit Day, der am 1. Juli begangen wird und der zum Ziel hat, die Vielfalt der Früchte zu propagieren und zu deren vermehrtem Verzehr zu ermuntern, vor allem auch in geselliger Runde.
Wer wollte sich diesem Appell verschliessen? In hiesigen Supermärkten hat die Saison bereits begonnen. Die blauen Kügelchen kommen noch aus Spanien, wo die Sonne sie früher hat reifen lassen als bei uns. Aber bald werden wir „Schweizer Früchte“ in den Regalen finden – und wisssen, warum. Wohl bekomm’s.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:53 |
Endlich sagt es jemand. Was ich schon immer behauptet habe, wird nun von einer Forschergruppe „bestätigt“, laut einem Artikel im British Journal of Sports Medicine. Es solle endlich der Mythos entlarvt werden, dass man mit intensiveierter Bewegung Gewicht verlieren könne. Entscheidend für den Gewichtsverlust sei die richtige Ernährung, kombiniert mit Bewegung. Die Bewegung diene vor allem dazu, das einmal erreichte (tiefere) Gewicht zu halten, nicht aber, es zu reduzieren.
Meine persönliche These war simpel: Jede Kalorie, die du nicht zu dir nimmst, musst du dir auch nicht durch Bewegung abarbeiten. – Dies wird nun im Prinzip bestätigt. Diese explizite Position bezhieht vor allem Front gegen jene Anbieter und Vermarkter von hochkalorigen Lebensmitteln (wie Fastfood- und Süssgetränke-Verkäufer), die in der Werbung für ihre dickmachenden Produkte die Kundschaft zu mehr kompensatorischer Bewegung auffordern.
Dies sei schlicht scheinheilig bis zynisch. Man dürfe nicht Bewegung gegen Essen ausspielen und die Leute im Glauben lassen, sie könnten bedenkenlos „zuschlagen“, wenn sie sich dann einfach etwas mehr bewegen würden. Die Verantwortung für eine ausgewogene, amssvolle Ernährung liege einzig und allein bei denen, die das Essen herstellen buzw. konsumieren. Ein Zuviel an Kalorien könne nicht einfach „weg-bewegt“ werden.
Dass Bewegung an sich der Gesundheit förderlich ist und vielen Krankheiten entgegen wirkt, bleibt unbestritten. Bloss bezüglich des Gewichtsverlustes dürfe man sich keine Illusionen machen.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:22 |
Manchmal denkt man, es sei zum Mäusemelken. Da lese ich in unserem Amtsblatt, das jeweils am Mittwoch erscheint, einen begeisterten Bericht über das Erfolgsprojekt einer Schülergruppe, die im Rahmen eines Wettbewerbs mit einem privatwirtschaftlichen Modell auf der Kommerz-Erfolgsschiene ist.
Die jungen Leute produzieren – vorerst in bescheidenem Rahmen – verschiedene Sirups „nach Grossmutter-Rezept“: Holunderblüten, Pfefferminz, Zitrone. Ihr Produkt enthalte keinerlei Konservierungs- oder Farbstoffe, sagen sie voller Stolz, und das Unternehmen sei schon in er Gewinnzone, die süssen Säfte sind in verschiedenen Geschäften und online erhältlich.
Die Sache hat einen originellen Namen: „Zirüp“ – Zusammengesetzt aus Sirup und Zürich. Mit ihrer Idee haben es die Jungs im nationalen Wettbewerb Young Enterprise Switzerland (YES) von 170 Teilnehmenden Gruppen unter die ersten 50 gebracht.
Das ist ja alles gut und schön und den jungen Menschen ist das Erfolgserlebnis zu gönnen. Bloss… da laufen weltweit Bestrebungen, den überbordenden Zuckerkonsum, der sich zunehmend als Gesundheitsrisiko entpuppt, einzudämmen, die grossen Lebensmittelproduzenten überprüfen ihre Rezepturen, über die Vor- und Nachteile der Zucker-Austauschstoffe wird heftig diskutiert – und da brauen die jungen Entrepreneurs ihren Saft wie weiland Oma nach dem klassischen Rezept, das aus einer Zeit stammt, da noch Unschuld herrschte in diesen Fragen… 500 Gramm Zucker pro Liter Wasser ist das gängige Rezept für selbstgebrauten Sirup, darunter geht es nicht. Auch in ordnungsmässiger Verdünnung bleibt das Getränk eine Kalorienbombe.
Und wenn sich die Hersteller darüber freuen, dass ihr klassischer Zuckersaft bei seiner Kundschaft beliebt – weil so süss – sei und dass mit der aufkommenden warmen Jahreszeit nun das Durst-Geschäft winkt… dann könnte man böswilligerweise die YES-Jury fragen, ob es nicht ehrlicher gewesen wäre, grad ein kleines aber feines Drogenhandels-Projekt zu prämieren. Das hat sich nur keiner einzureichen getraut.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:46 |
Es ist wieder so recht eine Geschichte nach dem Geschmack des Boulevards. Eine junge Frau (21) in England bestellt übers Internet Abnehm-Pillen. Weil sie will, dass sie wirken, schluckt sie gerade acht Stück aufs Mal. Dabei wären – wie die nachträgliche Untersuchung ergibt – bereits zwei davon tödlich gewesen, denn sie enthielten eine giftige Substanz, die dazu führte, dass die Frau quasi von innen her „verbrannte“. Die notfallmässige Überführung ins Spital half auch nicht mehr, die Frau verstarb unter Qualen, ein Opfer ihres eigenen Mager-Spleens und der unberechenbaren Online-Pharmazeutik.
Die Botschaft dieses Vorfalls ist vielschichtig. Zum einen bestätigt sie auf erschreckend eindrückliche Weise die Gefahren, die im Internet lauern, wenn man dort Medikamente bestellt, die bei uns im Handel – aus gutem Grund – nicht erhältlich sind oder die weit unter Preis zum Verkauf angeboten werden. Die meisten von ihnen werden in Asien, vorzugsweise in China – olft als Fälschungen – produziert, und niemand weiss wirklich, welche Substanzen sie effektiv enthalten. Man kann nur die Warnung immer und immer wieder wiederholen: Finger weg von Bestellungen in der Online-Apotheke, wie verlockend das Angebot auch sein mag!
Zum andern ist es die Verblendung und der Wahn, um jeden Preis „schlank“ zu sein, der junge Frauen und Mädchen veranlasst, alle Bedenken über Bord zu werfen und sich einem veermeintlich harmlosen „Medikament“ anzuvertrauen, von dessen Wirkung und Nebenwirkung man keine Ahnung hat. Trotz dieser bekannten Risiken nimmt der Anteil der Medikemente, die übers Internet gekauft werden, immer noch zu, so wie der Online-Einkauf überhaupt. In Deutschland sind es bereits 65% der PC-Useer, die online shoppen.
Es ist leider nicht anzunehmen, dass soolche Vorfälle wirklich zu einer Veränderung des Risikoverhaltens führen, auch wenn sie publik werden. Der „Druck“, den die Gesellschaft offenbar auf Menschen, die nicht der vermeintlichen Idealform entsprechen, ausübt, ist zu gross. Dort müsste zuerst ein Umdenken stattfinden.
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