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Von Heinrich von Grünigen um 14:38 |
Seit gut einem Monat nehme ich nun das neue Präparat, von dem ich mir jeden Morgen inzwischen 1,8 Milligramm in die Bauchdecke spritze. Der Abnehm-Erfolg hält sich noch in Grenzen, aber die Wirkung wird fühlbar. Der Stoff ist einem körpereigenen Hormon nachgebildet. Dieses Hormon wird vom Körper – neben andern – dann produziert, wenn Sensorzellen am Ende des Dünndarms realisieren, dass sich im verdauten Speisebrei noch unverdaute Materie befindet. Dann melden diese Hormone an die verschiedenen Stellen, welche die Nahrungsaufnahme steuern, dass im Moment nichts mehr neu gegessen werden muss, solange das Vorhandene nicht völlig verdaut und ausgewertet ist. Der Körper ist aufs Überleben programmiert und dazu gehört auch die restlose Verwertung allen Futters.
Das Hormon vermittelt einen „positiven“ Appell an das Ernährungs-System. Im Unterschied zu anderen Stoffen, die im Gehirn den Appetit „blockieren“ sollen, täuscht dieses hier also Sättigung vor und bewirkt dadurch das gleiche Resultat: Ich, der ich mein ganzes Leben lang gedrillt worden war (das haben wir von der Kriegsgeneration so gelernt), dass gegessen wird, was auf den Tisch kommt und dass der Teller immer leer zu essen ist, ich kann heute ohne Problem von einer Pizza weniger als die Hälfte verspeisen und den Rest stehen lassen. Ich kann beim schönsten Büffet einige wenige Kostproben nehmen, ohne mir ganze Türme auf den Teller zu häufen, und ich kann ohne weiteres der Versuchung widerstehen, mir im Restaurant nachschöpfen zu lassen, wie innig mich das Servicepersonal auch darum bitten mag! Dass ich inzwischen wie selbstverständlich die „kleine“ Portion bestelle, habe ich mit Erstaunen realisiert.
So könnte also Hoffnung bestehen, dass aus dem Verzicht mit der Zeit eine dauerhafte Reduktion wird, da die tägliche Spritze für einen steten Hormonpegel sorgt, der meine natürliche Gier nach Nahrung im Zaum hält. Bin nun wirklich gespannt, wie es weitergeht.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:27 |
Angeregte Debatte im CLUB über den Hungerstreik des verurteilten Hanfbauern Rappaz und die Frage, ob man ihn zwangsernähren soll bzw. darf, oder ob man ihn sterben lassen darf bzw. soll. Die Meinungen sind geteilt, es ist erstaunlicherweise der Arzt, der dafür eintritt, dass man ihn sterben lässt, da er dies bei freiem Willen so wolle.
Wie kommt es denn, frage ich mich, dass man selbst dem kleinsten Kriminellen, der für eine Nacht in Haft genommen wird, den Gürtel abnimmt und die Schuhbändel, um zu verhindern, dass er sich womöglich in seiner Zelle damit aufhängt und sich so der Gerechtigkeit und einer allfälligen Strafe entzieht? Diese Praxis belegt doch, dass in unserem Rechtssystem die Bestrafung Vorrang hat: Der mutmassliche Täter soll bei Gesundheit seinen Prozess abwarten und dann im Vollbesitz seiner Kräfte die Konsequenzen tragen, um am Schluss allenfalls geläutert in die Gesellschaft zurück zu kehren.
Nach dieser Logik stellt sich doch die Frage nicht, ob man den Verurteilten den Ausweg des Todes gehen lassen solle. Er muss am Leben bleiben, damit ihn die rechtliche Konsequenz seines Handelns bei vollem Bewusstsein treffen kann. – Hungerstreik als politisches Druckmittel – eine Extrem-Diät quasi – hat eine lange Vergangenheit. Mit ihm kann auf Unrecht aufmerksam gemacht werden. Bei einer rechtmässigen Verurteilung und nach Ausschöpfung aller Rekursinstanzen sieht das allerdings anders aus.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:04 |
Neulich im Flugzeug: da wird keine Verpflegung mehr serviert. Willst du was schnappen, musst du es selber kaufen. Und du wunderst dich, wie wenig Sandwich du für dein gutes Geld bekommst. Da hilft selbst der starke Franken nicht wirklich.
In Amerika hat man ein anderes Verhältnis zur Grösse von Broten. Seit die Fastfood-Kette Subway mit übergrossen Eingeklemmten den Geschmack des Publikums getroffen hat, rüstet auch die Konkurrenz auf. Versuchsweise bringt die Restaurant-Kette Carl’s Jr. nun Käse-Hamburgers in den Verkauf, die so gross sein sollen wie ein Fuss: Footlong Geeseburgers. Ein solches Trumm steht für 850 Kalorien und 20 Gramm gesättigte Fette… Und kostet bloss 4 Dollar.
Alles, was im Lebensmittelsektor gross ist, scheint Amerika zu faszinieren. Dem Wachstum sind keine Grenzen gesetzt und es ist fast tröstlich (im Blick auf die Gesundheit), dass unter dem Strich 50 Prozent der Nahrungsmittel weggeschmissen werden… – Im Flugzeug könnten solche Essenshämmer nicht verspeist werden. Da sind die Sitzreihen zu nahe aufeinander. Drum müssen die Brötchen winzig bleiben. Und der Verzicht fällt leichter.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:45 |
„Anscheinend liebt es der Zuschauer vor dem Fernseher, ruinierte Existenzen zu sehen, den Abschaum, das Kaputte. Da weiss man dann, wie viel besser man es selbst in seinem Leben getroffen hat. Und anscheinend gehört Fettleibigkeit zum, na ja, zumindest Kaputten, Widerlichen und Ekelerregenden.“
Das schreibt Artemis Gounaki in ihrem Buch Wenn jede Diät versagt – Wie ich 70 Kilo abgenommen habe. Artemis, dem TV-Zuschauer bekannt als Vocal-Coach aus der Sendung MusicStar, hat ihr Gewicht nach einer Magenband-Operation halbiert. In offenen Worten spricht sie über die Zeit vor und nach der Operation, auch über ihre Erfahrung mit den Medien in „schwerer“ Zeit.
Heute Nachmittag hat auf RTL wieder so eine Dicken-Beschau begonnen: Die achtteilige Serie Das Grosse Abnehmen, moderiert von Vera Int-Veen. Sie, die sich früher selber unzimperlich durch die nachmittäglichen Freak-Shows gebrüllt hat, begleitet nun recht behutsam und verständnisvoll die acht Abnehmwilligen, die zusammen 1,2 Tonnen auf die Waage bringen, durch die Sendung.
Ein halbes Jahr verbringen die KandidatInnen zusammen auf Mallorca, der schwerste wiegt 256 Kilo. Sie sollen lernen, richtig zu essen, Freude an Sport und Bewegung zu bekommen (dafür sorgen als Personal Trainers zwei Ex-Sportler)… aber die erste Folge hat da noch wenig Konkretes gezeigt, und der Verdacht bleibt, dass auch in diesen Sendungen vor allem die monströsen Schwabbelbäuche vorgeführt werden sollen. Es wäre so wichtig, dass derartige Sendungen, die eine breite Beachtung beim Publikum finden, sachlich und ehrlich die individuellen Möglichkeiten – und auch die Grenzen – des Abnehmens aufzeigen, ohne zu einem voyeuristischen Wettbewerb zu werden, wer in wie kurzer Zeit wieviel abnehmen kann bzw. warum nicht.
Das Ganze riecht noch sehr nach Big Brother für Dicke, wobei vor allem die Emotionen der armen Seelen hochgekocht werden. Ich lasse mich gern eines Besseren belehren.
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Von Heinrich von Grünigen um 22:16 |
Ein Bild zum Nachdenken: es zeigt, was der Durchschnitts-Amerikaner und die Amerikanerin im Laufe eines Jahres so alles essen. Es sind erhebliche Mengen an Lebensmitteln – insgesamt über 500 Kilo – die da in den US-Mündern verschwinden, aber interessant ist die mengenmässige Verteilung. Wenn man davon ausgeht, wie viel an Energie, die der Mensch zum Leben braucht, aus den verschiedenen Nährstoffen (Fett, Eiweiss, Kohlenhydrate) stammen sollte, dann stellt sich bald einmal die Frage, wie weit das durchschnittliche Resultat vom „gesunden“ Mix entfernt ist. Der Anteil an Früchten und Gemüsen ist erstaunlich hoch, auch Milchprodukte werden tüchtig konsumiert… aber über 40 Kilo Fett und Öl!?
Ein Vergleich mit den eigenen Essgewohnheiten kann zeigen, wie stark wir ernährungsmässig schon auf US-Pfaden wandeln, oder ob wir noch nach europäischen Traditionen essen.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:40 |
Bei 38 Grad Hitze ist es selbst am geöffneten Fenster zu warm im Büro um ernst zu bleiben. So will mir ein Spruch nicht aus dem Sinn, der heute bei mir auf facebook aufgetaucht ist:
„Mücken sollten nicht Blut saugen, sondern Fett!!!“
Eine ganze Reihe meiner fb-Freunde haben diesem Wunsch Beifall gezollt. Man sollte sich diese Sentenz wohl nicht zu lange auf der Zunge zergehen lassen… von wegen Geschmack. Aber beim sommerlichen Sinnieren stellen sich doch einige Assoziationen ein.
Was wäre, wenn die Mücken wirklich als winzige Liposuktoren funktionieren könnten? Wenn man sie mit der Zeitung erschlägt, gäbe es an der Tapete keine Blutflecke mehr, sondern dicke Fett-Patzer… Die prall gefüllten Mückenleiber würden nicht mehr rubinrot funkeln, sondern bernsteingelb leuchten, wenn das Licht der Nachttischlampe auf sie fällt… – Dann wiederum stellt sich die Frage, wie lange die Saug-Rüssel der Mücken sein müssten, um durch die Lederhaut ins Fettgewebe zu dringen, und dort gleichmässig die Reservekanister zu leeren?
Bräuchte es zur Erfüllung dieser Aufgabe besonders grosse Mücken? Müsste es allenfalls Fett-Vampire geben? Besonders gezüchtete Fledermäuse mit Fett-Vorliebe, damit sich das Absaugen auch wirklich lohnt? Um die gewünschten Kilos wegzubringen müssten sonst apokalyptische Mücken-Armeen herangeschwirrt kommen, sich flächendeckend auf uns stürzen, so dass wir vor Schmerz aufjaulen würden…
Nicht vorzustellen, wie Adipöse sich um Mückenschwärme prügeln, ihre aus- und einladenden Breitseiten und Bauchwölbungen darbietend, um möglichst viele der Absauger anzulocken! Es wäre der Untergang der ganzen Anti-Brumm-Salben und -Spray-Industrie, die Sumpfgebiete würden zu bevorzugten Tourismusregionen und in meinem Ferienhaus müsste ich die Fliegengitter herausreissen, um auch nachts so gut wie möglich besogen zu werden.
Es ist eine perverse Hitze-Fantasie, die ich jetzt schleunigst abbrechen will, um frische, mückenfreie Kühle zu suchen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:42 |
In einem der letzten Referate stellte Gary Egger sein neues Buch Planet Obesity vor. Scharf kritisierte er dabei die klassischen Ansätze, der Adipositas-Epidemie Herr zu werden durch die simple Mechanik von weniger Energie-Aufnahme und mehr Verbrauch. Dieser „lineare Approach“ habe sich als untauglich erwiesen, da es dabei lediglich um Symptom-Bekämpfung gehe. Es seien weit mehr und vielfältigere Faktoren, welche das Körpergewicht der Menschen beeinflussten. Das Phänomen Adipositas sei gewisseremassen ein Kollateralschaden der Moderne, eine Nebenwirkung des angestrebten Wirtschaftswachstums. Nicht umsonst seien dem Wachstum in der Natur klare Grenzen gesetzt. Würden diese überschritten, seien die entsprechenden Organismen dem Untergang geweiht. Zwar sei unsere Lebenserwartung gestiegen, dafür hätten aber auch die chronischen Krankheiten massiv zugenommen und vielfach erweise sich das verlängerte Leben gar nicht als lebenswert.
Die globale Weltwirtschaft leide an einer Entzündung, die permanente Belastung durch den Expansions- und Erfolgsstress führe zu dauernden Schäden, Adipositas sei demnach die natürliche Reaktion unseres Immunsystems auf den modernen Lifestyle. Man solle abkehren vom Mythos eines permanenten Wachstums, Stabilisierung wäre schon ein grosser Fortschritt. Wachstum über die Reife hinaus führt entweder zu Übergewicht oder zu Krebs. – Letztlich sei, so Gary Egger, Adipositas nichts anderes als der Kanarienvogel im Käfig, den die Bergleute früher in die Kohlenminen mitgenommen hatten. Solange der Vogel zwitscherte, war die Luft noch gut. Fiel er tot von der Stange, war die Katastrophe im Anzug und Flucht angezeigt.
Beim Rückflug von Stockholm nach Zürich hatte ich eine SAS-Maschine. Da sind die Sitzreihen deutlich enger montiert als bei der SWISS. Mit grösster Mühe quetschte ich mich neben einen englischen Mitreisenden, mich vielmals entschuldigend – er nahm es gelassen. Doch als die Flugbegleiterin die Verlängerung des Sicherheitsgurtes montieren wollte, zeigte sich, dass dies gar nicht möglich war… meine Beine waren inzwischen wie abgeklemmt und eingeschlafen, obwohl wir immer noch am Dock standen. Da wies mich die SAS-Dame beherzt nach hinten, dort war noch eine ganze Sitzreihe leer Ich konnte mich bequemst installieren und verbrachte den gemütlichsten Flug seit langem… ein Hoch auf die Skandinavien Airline und ihre Adipositas-freundliche Einstellung!
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Von Heinrich von Grünigen um 17:46 |
Heute gab es einen Schwerpunkt zur Ernährung. Erstaunlich die Erkenntnis, dass das Verhältnis des Individuums zur Nahrung, die Esslust und der Geschmack am Essen zu 60% genetisch bedingt sind. Was soll man sich da dagegen wehren?
Eine eindrückliche Session galt den globalen Zusammenhängen rund um die Ernährung. Sie wurde eingeführt von Phil James, dem WHO-Koordinator aller weltweiten Kampagnen gegen Adipositas. Wie immer situerte er die Thematik mit träfen Worten und zitierte dazu einen Verantwortlichen der britischen Gesundheitsbehörde, der 2007 sinngemäss gesagt hatte: Adipositas spiegelt das Versagen des freien Marktes.
Was damit gemeint war ging aus dem Referat von Anthony J. McMichael hervor, der in einem grossen Bogen eine Verbindung herstellte zwischen der globalen Ewärmung und der Adipositas-Epidemie. In den letzten 200 Jahren hat sich weltweit der Konsum von Fett verdoppelt. Pasrallel dazu stieg die Anzahl der Übergewichtigen an. Die gesteigerte Produktion von Lebensmitteln hat einen Einfluss auf den Klimawandel, indem sie 25 bis 30% der Treibhausgase erzeugt. Durch erhöhten Konsum und gesenkten direkten Energieverbrauch werden die Menschen dicker. Für den Transport der Dicken braucht es mehr Energie in Form von Treibstoffen. Um aus diesem Teufelskreis herauszukommen braucht es integrale politische Handlungspläne, diese werden aber auf grossen Widerstand stossen, da sie die bisherigen Vorstellungen von Werten und Prioritäten radikal in Frage stellen müssen.
Der Vortrag von Carole Hawkes galt der wachsenden Bedeutung des Detailhandels im Lebensmittelbereich: er steuert und beeinflusst, was und wie viel wir essen. Das ganze System ist auf Wachstum angelegt, „Bedürfnisse“ der Konsumenten werden vorweggenommen und erfüllt, bevor sie diesen bewusst sind, der Handel steuert die Produktion nach seinen Interessen, „gesundheitsbewusste“ Linien erwecken den Anschein, als würde ein Mehrwert geboten, für den sich ein höherer Preis lohnt. Die Botschaft der Detailhandelsindustrie lautet: ISS MEHR! KAUF MEHR! KAUF ES BEI UNS!
In einem abschliessenden Vortrag zeigte Derek Yach, was alles möglich ist, wenn die Lebensmittelindustrie wirklich etwas verändern will. Er selber arbeitete früher für die Weltgesundheitsorganisation und ist nun in leitender Funktion bei PepsiCola verantwortlich für die Gesundheitspolitik des Konzerns, kennt also beide Seiten der Mdaille. – Ein Tag, der Impulse gegeben und Mut gemacht hat.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:27 |
Am zweiten Tag in Stockholm besuche ich vor allem jene Sessionen, die sich mit Päventionsprogrammen und deren Wirksamkeit befassen. Schon gestern hatte ich den Eindruck, dass wir in der Schweiz sehr gut auf Kurs sind, was die Programme für Kinder betrifft. Das bestätigt sich heute.
Zuerst geht es um die Gestaltung einer bewegungsfreundlichen Umwelt. Beispiele für staatliche Regelungen auf verschiedenen Ebenen aus Australien, Kanada und Zypern werden vorgestellt. Interessant ist dabei, dass Regelungen fürs Ernährungsverhalten bei der Bevölkerung deutlich weniger gut ankommen als Regelungen für Bewegung. Dabei sind die Schlussfolgerungen, die gezogen werden, sehr vorsichtig: Weil eine richtige, langzeitig geplante Umwelt-Gestaltung eine positive Auswirkung auf das Körpergewicht der Kinder und Jugendlichen haben könnte, sollte erwogen werden, diese ins Auge zu fassen… Hilfreich können finanzielle Anreize sein, etwa Steuervergünstigungen, wenn die Kinder ein Bewegungsprogramm absolvieren oder wenn der ÖV regelmässig benutzt wird.
Ein spannendes Kapitel war dem Einfluss bzw. der Reglierung der Nahrungs-Umwelt gewidmet: Hier haben die Weltgesundheitsorganisation und die EU zwar verbindliche Absichten bezüglich Einschränkung der Werbung, die sich an Kinder richtet, formuliert, aber bei der Umsetzung berufen sich alle Staaten auf Freiwilligkeit der Lebensmittelindustrie,, die z.T. entsprechende Grundsätze aufgestellt hat. Was die Freiwilligkeit bringt, zeigt eine Überprüfung der selbstverantworteten „Codes“: Viele Konzerne halten sich nicht an das, was sie freiwillig gelobt haben und verstossen damit gegen ihre eigenen Versprechen. Aber es fehlt eine Instanz, die Sanktionen ergreifen könnte.
Eine wichtige Session befasste sich mit den verschiedenen Rahmenbedingungen, die nach einem Gewichtsverlust dazu führen können, dass man wieder zunimmt. Die biologischen und physiologischen Kräfte des Körpers sind übermächtig, für sie garantieren die Fettreserven die Existenz. Dass man bei konsequenter Anwendung einer kalorienreduzierten Ernährung und bei dauernder ausgiebiger körperlicher Aktivität das neue Gewicht auch über längere Zeit halten kann, wurde als Frohbotschaft präsentiert, ist jedoch kein Trost für alle, die es nicht geschafft haben…
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Von Heinrich von Grünigen um 18:06 |
Das Wetter gibt sich Mühe, nicht hinter der zentraleuropäischen Gluthitze zurück zu stehen, aber das Meer sorgt bei aller Wärme doch für stets angenehme Belüftung und was mir an Stockholm am meisten aufgefallen ist (bis jetzt), das ist die sagenhafte Disziplin, mit welcher die Automobilisen die für das Stadtzentrum verhängte 30 Kmh-Limite einhalten. Keiner drängt, keiner hupt, man lässt sich den Vortritt, als gäbe es Punkte fürs Höflichsein.
Wir sind eine Gruppe von acht Leuten, die von der Pharma-Firma Abbott AG aus der Schweiz an diesen Kongress delegiert wurden. Abbott hatte das Abnehm-Mittel mit dem Wirkstoff Sibutramin hergestellt, das vor einem Jahr weltweit vom Markt genommen wurde, weil sich dadurch das Risiko erhöht hatte, an Herzkreislaufproblemen zu erkranken… (obwohl im Beipackzettel ausdrücklich gewarnt worden war, dass das Mittel für HerzpatientInnen nicht geeignet sei). Die Adipositas-Profis beklagen unisono, dass es unverständlich sei, dass dieses Mittel gesperrt wurde. Bei anderen Krankheiten – zum Beispiel beim Krebs – nehme man gravierendste Nebenwirkungen in Kauf, um die Krankheit zu besiegen… aber Adipositas sei noch immer nicht als echte Krankheit anerkannt.
Der Kongress startete mit einigen Hoffnungssignalen: verschiedene Untersuchungen wurden präsentiert, die nachwiesen, dass sich die Adipositas-Prävention bei Vorschul-Kindern in mehreren Ländern positiv ausgewirkt habe, dass die bisher ansteigenden Kurven abzuflachen beginnen, dass sich möglicherweise gar ein Trend zur Umkehr abzeichne. Aber sicher kann man da noch nicht sein, dazu braucht es längerfristige Beobachtungen, vor allem über ein späteres Verhalten, wenn die „gebremsten“ Kids ins Erwachsenenalter kommen.
Dass wir diesmal am Internationalen Kongress sind, zeigt sich schon daran, dass viele der Teilnehmenden aus Asien und Afrika kommen, wo die Problematik nicht weniger dringlich ist als hierzulande. – Für Aufsehen und etwas Ratlosigkeit sorgte ein Exkurs über das Adipositas-Paradox: Zwar ist es unbestritten, dass Übergewicht mit einer ganzen Reihe von Begleiterkrankungen verbunden ist, welche die Lebensdauer der dicken Menschen verkürzen können und kostspielige Beandlungen erfordern. Aber gleichzeitig haben verschiedenste Studien gezeigt, dass Übergewichtige etwa nach einer Operation statistisch gesehen die besseren Heilungschancen haben als Normalgewichtige und dass die Dicken bei vielen Krankheiten eine längere Lebensewartung aufweisen. Das Risiko für die Gesundheit ist nach diesen Erkenntnissen am absolut grössten für die Untergewichtigen, die über keine Ressourcen und Reserven verfügen.
Noch weiss man nicht, weshalb das so ist. Und die Befunde sind konrovers. Denn absurd wäre es in der ganzheitlichen Bilanz, zu sagen, wer übergewichtig sei, sei generell gesünder. Aber die Dicken haben offenbar einen ausgeprägteren Überlebenswillen. Eine Umfrage nach der Diskussion hat gezeigt, dass die grosse Mehrheit der Experten nicht glaubt, dass dieses Paradox von dick und gesund real ist, sondern dass es sich dabei um eine interpretatorische Fiktion handelt… Wie auch immer: Hauptsache gesund!
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