29/9  Krasse Krankenkassen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 10:29

Alles spricht von der neuerlichen Kostenexplosion bei den Prämien und der heutige „Blick“ stellt einen Drittel aller ParlamentarierInnen an den publizistischen Pranger als „Krankenkassen-Lobbyisten im Bundeshaus“ und als Interessenverteter der Pharma-Industrie, der Spitäler oder anderer Gesundheits-Verbände (darunter auch erfreulich viele Patienten-Organisationen).

Können wir sicher sein, dass die anderen zwei Drittel effektiv die Interessen des Volkes, von dem ja alle gewählt sind, vertreten? Wer lebt auf dem Buckel der Kranken seine Spar-Hysterie aus?

Und die Wirtschafts-Denkfabrik „Avenir Suisse“ prognostiziert eine „Umverteilung“ der Gesundheitskosten in Höhe von 10 Milliarden von den Jüngeren auf die über 60-Jährigen – und propagiert deshalb eine selektive Mehrbelastung älterer Menschen bei Prämien und beim Selbstbehalt.

Diese krasse Diskriminierung kennen Adipositas-Kranke bereits heute: Eine der bisher erfolgreichsten Interventionen bei lebensbedrohlichem Übergewicht sind die chirurgischen Eingriffe mit Magenband oder -Bypass. Aber das Krankenversicherungs-Gesetz KVG schliesst bei Patienten, die älter als 60 sind, eine solche Operation von der Kassenpflicht per definitionem aus! – Krebsoperationen kennen keine Altergrenze, auch wenn die Betroffenen ein Leben lang geraucht haben.

Es gibt noch viel zu tun, um eine patienten-orientierte Gerechtigkeit im Krankenkassenwesen zu schaffen. Mit den jeweiligen Aufrufen, hurtig mit der Grundversicherung zur nächst billigeren Kasse zu wechseln, wird das Problem nur verschleiert.