9/10  Weniger ist mehr

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 11:32

Aus dem heutigen SonntagsBlick schaut mir auf Seite 13 eine wunderschöne junge Frau mit ihren rehbraunen Augen direkt ins Gesicht und gesteht unumwunden: „Ich hab schon so manchen vernascht.“ – Das Gesicht kenne ich doch! Es ist unsere neue Miss Schweiz, Lauriane Gilliéron, von der es weiter hinten im Blatt dann heisst, sie führe mit ihrem Freund eine „SMS-Beziehung“ (weil sie ihn nicht mehr so oft sehen kann wie vor ihrer Wahl).

Das Geständnis vom Vernaschen gibt mir zu denken: Soeben ist Lauriane zur Botschafterin für die Stiftung „Terre des hommes“ geworden, was mich als Stiftungsratspräsidenten dieses Kinderhilfswerks sehr gefreut hat… und nun ein so unverblümtes Bekenntnis zu promiskem Lebenswandel – Wie geht das auf?

Die nächste Zeitungsseite löst das Rätsel: Vor dem gleichen altrosa Hintergrund strahlt mich eine Slimline-Buttermilch mit Himbeeraroma an und der Text dazu lautet: „Bei nur 0,5% Fett kann man sich mit gutem Gewissen nehmen, was man will.“ – Aha, Lauriane hat also Buttermilchdrinks vernascht, und alles ist wieder gut.

Nicht so ganz: Das Inserat (und dafür kann Lauriane überhaupt nichts) vermittelt die unterschwellige Botschaft, von fettreduzierten und niedrigkalorischen Lebensmitteln könne man mit gutem Gewissen nehmen, was und wie viel man wolle. Ein folgenschwerer Irrtum, dem auch ich immer wieder erliege. Die Versuchung ist gross und das Resultat ärgerlich: Weil ein Produkt weniger Fett und Kalorien hat, nimmt man mehr davon, hat am Ende gleich viel oder gar mehr an Nährwert zu sich genommen und es bleibt der Frust, dass man geschmacklich doch nicht so ganz auf die Rechnung gekommen ist. – Also lieber etwas weniger vernaschen… dafür richtig.