12/12  Noch mehr Zucker

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:26

Ich habe gestern über den Umgang mit Zucker in unseren Nahrungsmitteln berichtet. Heute lese ich im „Spiegel„, dass am Weltmarkt ein globaler Kampf um den Zucker im Gange ist, bei dem es um die Entwicklungsmöglichkeiten ganzer Länder und/oder den Erhalt historischer Landwirtschafts-Privilegien in Europa geht.

146,2 Millionen Tonnen Zucker pro Jahr werden weltweit produziert, was einem Handelswert von 63 Milliarden Euro entspricht. In Europa wird er aus Zuckerrüben gewonnen und zum Preis von 63 Cent verkauft; in Brasilien, dem grössten Zuckerproduzenten, kostet das Kilo 28 Cent, die Arbeitskräfte sind billiger und der billigere Zucker drängt mit Macht in den europäischen Markt, nachdem die EU per Gerichtsurteil durch die World Trade Organisation gezwungen wurde, ihre Zollschranken abzubauen und den eigenen Zuckerpreis schrittweise zu senken.

Das bringt die hiesigen Produzenten in Bedrängnis und europäische Rübenbauern müssen mit massiven Existenzproblemen rechnen, ja sehen sich vom Ruin bedroht, während Länder wie Australien, Indien, Südafrika und Basilien einen wirtschaftlichen Gewinn am Weltmarkt erwarten können.

Da sind weltökonomische Kräfte am Werk, vor deren Hintergrund unser Bemühen, den Zuckerkonsum möglichst vernünftig zu gestalten und wenn es geht einzuschränken, eher kleinlich wirkt. Denken wir daran, wenn wir das Zuckerbriefli für den Espresso aufreissen? Sind wir uns der Thematik bewusst, wenn wir ein Praliné auf der Zunge zergehen lassen? Oder ein Stück Würfelzucker in den Tee einrühren? – Kaum. Wir wissen, dass Zucker süss schmeckt und dass wir das mögen. Es ist erwiesen, dass Zuckergenuss Glücksgefühle auslöst. Dabei handelt es sich doch nur um eine schlichte chemische Verbindung mit der (nicht ganz leicht zu merkenden) Formel C12H22O11…