25/1  Nanozauber

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:39

Das ist mal ein Knüller, mit dem uns der TagesAnzeiger auf seiner WISSEN-Seite den Mund wässrig macht: Da werde an Nahrungsmitteln geforscht, deren Kalorien – dank Nano-Technologie – gar nicht mehr vom Körper aufgenommen würden…

Wie, was? Gehen da etwa unsere kühnsten Träume in Erfüllung? Schlemmen nach Herzenslust – und es macht nichts aus, weil die winzigwinzigkleinen Helferlein (ein „Nanopartikel“ ist kleiner als 100 Nanometer, also kleiner als 100 Milliardstelmeter…) dafür sorgen, dass die energiehaltigen Nährstoffe gar nicht in die Körperzellen gelangen können und wir uns nur am guten Geschmack laben dürfen?

So etwa könnte man die Sache beim Lesen der Titel und Schlagzeilen interpretieren… aber das ist falsch. Und die Hoffnung verfrüht. Zwar wird emsig an diesem Thema geforscht und in St.Gallen fand offenbar heute ein Seminar zum Thema „Nanotechnologie in Lebensmitteln und Verpackungen“ statt.

Dabei ging es allerdings weniger um den Verzehr und dessen energetische Wirkung (oder eben Wirkungslosigkeit) als vielmehr darum, mit „schlauen Winzpartikelchen“ etwa eine Fleischverpackung dazu zu bringen, ein sichtbres Zeichen zu geben, sobald ihr Inhalt nicht mehr geniessbar ist… oder bestimmte Lebensmittel zu „befähigen“, sich zu verfärben, wenn ihre Haltbarkeit definitiv abgelaufen ist.

Anderseits könnte eine „nano-mässige“ Beschichtung und Verpackung von Farb- oder Aromastoffen dazu beitragen, dass viel weniger davon verwendet werden muss. – Aber das ist im Moment alles noch Gegenstand forscherischer Spekulation, die zwar mit intensiven Versuchen auf dem Weg zum Ziel ist, dieses aber noch in weiter Ferne weiss.

Also können wir ab sofort die Erwartungen wieder kleiner schrauben. Und irgendwie mutet es ja auch paradox an, dass wir einerseits in höchsten Tönen davor gewarnt werden, dass der „Feinstaub“ bis in die Zellen des Körpers vordringen könnte… während auf der andern Seite an noch viel feineren Nano-Stäubchen gebastelt wird, von denen man möchte, dass sie durch unsere Körper gehen. – Muss man ein vorgestriger Fortschrittspessimist sein, um hier den Warnfinger zu heben und die Zauberlehrlinge vor übereilten Freisetzungsversuchen zu warnen?