26/3  Paradox

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:01

Den gestern gefassten Vorsatz hab ich eingehalten: Ich habe mich heute nicht auf die Waage gestellt! – Und was das Essverhalten betrifft, so ist wieder relativ strikte Konsequenz angesagt. Dazu trägt ein Artikel in der SonntagsZeitung bei.

Es geht um eine Studie des Gottlieb-Duttweiler-Instituts GDI, die nächste Woche herauskommen soll und die dem Blatt mal so für ein bisschen Vorauspropaganda zugespielt worden ist. Sie handelt vom „Gesundheitsmarkt“, trägt den Titel „Health Horizon“ und blickt in die Zukunft, wie sich das für eine horizont-überschreitende Analyse geziemt.

Die Schlussfolgerungen, zu denen die Studie kommt, sind eigentlich logisch: Wenn immer mehr Menschen immer früher zu dick werden und deshalb eine kürzere Lebenserwartung haben, und wenn gleichzeitig die Kosten für das Gesundheitswesen unablässig steigen, wobei die Krankenkassen die Leistungen in der Grundversicherung redzieren… dann führt das unweigerlich zu einer knallharten Zweiklassen-Medizin, in der sich die Reichen jede Luxusbehandlung leisten können und in der die Minderbemittelten froh sein müssen, wenn sie beizeiten abtreten dürfen, da sie sich die Behandlung ja ohnehin nicht mehr leisten könnten. Und wenn ein Teil der Leute früher stirbt, wird noch weniger an Prämiensubstanz eingezahlt, und die Spirale dreht sich unaufhaltsam nach unten…

Diese letzte Schlussfolgerung steht allerdings nicht im Artikel, die habe ich mir selber ausgedacht. Es könnte ja sein, dass… – Aber Fakt ist, dass sich schon heute klare Trends abzeichnen, nach denen der Übergewichtige auf jeden Fall der Betrogene sein wird. Denn schon jetzt kennen viele Krankenkassen kein Pardon, wenn es um die Zusatzversicherungen geht: Wer nicht dem Normalgewicht entspricht (BMI nicht über 25!), hat schon heute kaum eine Chance, noch eine Zusatzversicherung abschliessen zu können. Oder er muss sich einen Vorbehalt gefallen lassen, der die Behandlung von Folgen der Adipostias ausschliesst. Wir haben bei unserer Geschäftsstelle gerade neulich einen solchen Fall gehabt. – Was also, wenn – wie die Studie vorhersagt – gewisse zusätzliche medizinische Leistungen künftig nur noch über Zusatzversicherungen zu finanzieren sind… aber gleichzeitig die Kassen den Dicken diese Möglichkeit verweigern?

Eine paradoxe Situation, für die alle gemeinsam nach einer Lösung suchen müssen, die noch guten Willens sind.