14/4  Karfreitags Fisch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:47

40 Tage dauert die Fastenzeit nach katholischem Kirchenbrauch, von Aschermittwoch bis Gründonnerstag. Eine dieser Regelungen, die in altüberlieferten Ernährungsgewohnheiten begründet sind, auch wenn sie heute längst nicht mehr immer und konsequent eingehalten werden.

Dass am Karfreitag kein Fleisch auf den Tisch kommt, das war schon in unserer Kindheit so und irgendwie hält man sich daran. Zur Fasten-Tradition gehört auch, dass man sich an diesem Tag nur einmal richtig satt essen sollte… eine Praxis übrigens, auf die der Stoffwechsel mancher Völker noch immer eingerichtet ist.

Nicht alle leben in einem permanenten Schlaraffenland wie wir hierzulande, wo Nahrung im Überfluss rund um die Uhr vorhanden ist und angeboten wird, wenn es sein muss im Automaten am Bahnhof, wo ohnehin nur die unnötigsten Schokoriegel und weitere Kalorienbomben herausplumpsen. – Der Dualismus der beiden Ernährungswelten wird einem bewusst, wenn überliefertes Brauchtum auf die inzwischen etablierte Realität stösst, wenn beispielsweise brav zum Nachtessen ein leichter Fisch auf dem Tisch steht, wie sich dies geziemt… aber wenn der Schokolade-Osterhase, der das Pech hat, noch kein Nestchen-Versteck gefunden zu haben, so schutzlos in der Wohnung ausgestellt ist, dass er dem Auge des Betrachters nicht entgehen kann… dann geschieht es eben, dass er unversehens zuerst die Ohren verliert, dann den Kopf einbüsst… – und bald erinnert nur noch der feinsüssliche Geruch, der an den Fingern kleben bleibt, an seine schon abgeschlossene, vorübergehende Existenz.

Etwas früh, dieses Jahr, Herr und Frau Leckermaul!