15/4  Ei, Ei, Eierlei

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:09

Alle Jahre wieder das mit den Ostereiern. – Früher war ja schon das Färben ein Erlebnis. Wer etwas auf sich hielt, machte es auf die natürliche Weise, mit Zwiebelschalen, Chinarinde oder anderen organischen Zutaten wurden Farbsude hergestellt, die sich dann noch wochenlang am Pfannenrand bemerkbar machten. Zur Dekoration der Eier wurden erlesene Gräser und Kräutlein gesammelt, die dann mittels Faden an den weissen Eiern festgebunden wurden, darum herum kam noch ein Stück von einem abgelegten Damenstrumpf, eng zugebunden, damit die Kräuter nicht verrutschen… – Der perfekte Glanz der Schale wurde nach dem Kochen mit einem Stück Speckschwarte herbeigerieben… gibt’s das alles überhaupt noch? (Ich komme mir vor wie Kathrin Rüegg beim Schwelgen in kulinarischen Vergangenheiten!)

Bewundert wurden jene Eier, in deren Zwiebelschalenbräune mit Ameisensäure und einer Schreibfeder kleine Zeichnungen oder Gedichtlein eingeätzt waren… zu schade, um beim Tütschen geknackt zu werden. Und hemmungslos haben wir am Ostersonntag bis zu 10 Stück und mehr verdrückt, mit der neckischen Einlage „Sag mal Pfaff!“ wenn man den grünlich-gelben Dotter im Mund hatte… Keiner wusste etwas von Cholesterin und von möglichen Gefahren, es war irgendwie eine friedliche Zeit und das Osterfest konnte als solches bedenkenlos gefeiert werden.

Dann kam die Phase, als dem Ei eine direkte Bedrohung der Gesundheit unterstellt wurde. Der Verzehr wurde strikte kontingentiert, höchstens eins pro Woche oder so… Bis sich wieder eine andere Lobby durchsetzte und das Ei als natürliches Nahrungsmittel rehabilitiert war… – Als ich Mitte der 60er Jahre in England arbeitete, zierte eine flächendeckende Inserate-Kampagne die Plakatwände: „Go To Work on an Egg!“ stand da in mächtigen Lettern, um sicher zu stellen, dass auch wirklich jeder sein ungeschlüpftes Frühstücksküken köpfte…

Wie steht es denn heute mit der Cholesterin-Gefahr? – Es wird und wurde Entwarnung gegeben. Alles halb so wild, sogar gesundheistförderlich könne der Eiergenuss sein, haben neuere Studien gezeigt, an die wir uns doch halten wollen, bis die nächsten kommen. – Gut Tütsch!