11/5  Dicker Mann am Ziel

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:40

Ein gutes Jahr lang war er unterwegs, Steve Vaught, ein Amerikaner von 186 Kilo Gewicht. Im April letzten Jahres beschloss der 39jährige, zu Fuss von Küste zu Küste quer durch ganz Amerika zu marschieren. Jetzt ist er in New York angekommen, nach 5’000 Kilometern und um 45 Kilo leichter.

Die Welt konnte seinen Gewaltsmarsch verfolgen. Medien begleiteten ihn, Filmteams dokumentierten seinen täglichen Kampf und er selber erstattete auf seiner Website regelmässig Bericht. „The Fat Man Walking“ wurde zum Symbol für Durchhaltewillen, zur Ikone der Übergewichtigen, die etwas unternehmen wollen, um sich besser zu fühlen.

Mit seinen rund 140 Kilo gehört er bei der Ankunft in N.Y. noch nicht zu den Fliegengewichten. Aber er ist erheblich abgespeckt und hat, so versichert er, sein Wohlbefinden wieder gewonnen. Litt er vor dem Start an Depressionen, so hat sich sein Selbstwertgefühl nun gestärkt und das Bad der Gefühle, das er im wahrsten Sinne des Wortes durchschritten hat, beschreibt er in seinen Berichten.

45 Kilo in 5’000 Kilometern – das sind rund 110 Kilometer pro Kilo Körpergewicht. Diese kontrollierbare Erfahrung entspricht recht genau einer Berechnung aufgrund des Energieverbrauchs bei körperlicher Aktivität, die wir bisher nur theoretisch angestellt haben: Um ein Kilo abzunehmen, müsste man zu Fuss von Bern nach Zürich marschieren. Diese Formel illustriert, um wie viel schwieriger es doch ist, Gewicht abzubauen, als es zuzulegen… Ganz neu ist diese Erkenntnis nicht. Wir erleben sie im kleinen 100-Gramm-Rahmen jeden Tag, wenn wir die Waage besteigen.

Steve Vaught ist am Ziel, geografisch gesehen. Es gehe ihm (wieder) gut. Hoffentlich kann er sein neues Gewicht halten. Vielleicht hört man wieder von ihm, auch wenn die Scheinwerfer der Weltöffentlichkeit auf ein anderes Spektakel gerichtet sind.