21/5  Humanitäre Hilfe

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:20

Da am Samstagabend im Heilsarmee-Hotel in der Genfer Altstadt der W-LAN-Anschluss schlapp machte, war nichts mit online gehen und bloggen. So blieb der eindrückliche Besuch im IKRK-Musum unerwähnt.

Ich habe diese spezielle Ausstellung unterhalb des Hauptsitzes des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (und Halbmond und jetzt auch Kristall) früher schon einige Male besucht und war immer wieder fasziniert von der eindrücklichen und doch schlichten Präsentation der erschütternden Fakten über Kriegsgräuel und humanitäre Hilfe. Neu waren die „Pavillons“ mit Informationen zur Beseitigung von Landminen, zur Katastrophenhilfe und zur Familienzusammenführung am Beispiel der Massaker in Ruanda. Bedrückend die Rekonstruktion einer der Betonzellen, drei auf drei Meter etwa, in denen in Korea zwischen 15 und 30 Häftlinge zum Teil monatelang eingepfercht gefangen gehalten wurden… Erinnerungen an einen früheren Besuch im ehemaligen KZ Strutthof kommen wieder hoch und die Fassungslosigkeit darüber, was Menschen anderen Menschen anzutun imstande sind.

Wir haben am Sonntagvormittag unser Terre des hommes-Seminar abgeschlossen und sind zurückgekehrt in den privaten Alltag, wo die Medien bis zum Abwinken vollgepfropft sind mit DA-VINCI-CODE-Berichten aller Art (bald reut mich die Zeit, die ich damals aufgewendet habe um das Buch zu lesen, jetzt, wo man den ganzen Inhalt gleich mehrmals und mit unzähligen Deutungsversuchen um die Ohren geklatscht bekommt).

Ich lese noch die letzte Ausgabe der Coop-Zeitung durch und nehme mit Freude zur Kenntnis, dass bewusste Ernährung und Umstellung des Ess- und Bewegungsverhaltens zum heftfüllenden Thema geworden sind, das in allen Facetten ausgeleuchtet und dargestellt wird… – Klar, im Zentrum stehen die Weight-Watchers-Produkte, die der Coop vertreibt, und die ganzen Ausführungen sind eigentlich nichts anderes als eine verkappte, breit angelegte Werbekampagne für das erweiterte WW-Sortiment.

Das relativiert meine spontane Freude wieder ein wenig und ich erinnere mich, wie ich vor etwas über zwei Jahren mit der Marketingabteilung von Coop korrespondiert hatte und ihnen eine Zusammenarbeit im Hinblick auf eine umfassende Aufklärungs- und Motivationskampagne zum Thema Übergewicht und Volksgesundheit vorgeschlagen hatte… mit milden Worten wurde mir damals erklärt, dass dies kein Thema sei und dass man von einer Kooperation mit unserer Stiftung absehen möchte.

So vergeht die Zeit, von Solferino bis zur Gegenwart. Wichtig ist am Schluss das Resultat. Henri Dunant, der Begründer des Roten Kreuzes, starb 1910, einsam und verarmt, wie die Führerin im Museum mit Nachdruck erzählte.