28/5  Sonntags-Medien-Mix

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:53

Wer auf eine bewusste Ernährung achten sollte, reagiert sensibel auf Botschaften, die uns die Medien mehr oder weniger diskret vermitteln. So wie werdende Mütter und Väter plötzlich an jeder Ecke einen Kinderwagen oder einen Wonneproppen im Tragtuch entdecken.

Am Sonntagmorgen fing es auf dem SF-Infokanal fadengerade an: ich habe just in dem Moment eingeschaltet, als – in einem eingekauften 100 Minuten-Dokumentarbericht über die Bordellszene in Deutschland – der Koch in einem Kölner Luxusappartement in echter Sorge um seine Kostgängerinnen berichtete, dass er stets darauf bedacht sei, vor allem Poulet- und Trutenfleisch zu verarbeiten und Crevetten vom Feinsten, mit wenig Fett daran, und viel Salat, „damit die Mädels nicht zu dick werden“, wie er höflich betonte.

Und als dann kurz darauf in der Sendung mit der Maus der wie immer etwas tappsige Christoph mit voller Kleidung ins Wasser tauchte, fiel mir auf, dass der Mann inzwischen auch schon ein Bäuchlein angesetzt hat… Grund genug wäre das, ihn gelegentlich mal seinen Speiseplan untersuchen zu lassen, so rein didaktisch, gewisseremassen.

In der NZZ am Sonntag schliesslich las ich dann noch einen Bericht über eine neue Wohnform, die nun auch in der Schweiz Fuss zu fassen beginnt: quasi begleitetes Wohnen im Mehrfamilienhaus mit einem Consierge. die gute alte Hauswartfigur, die man aus der französischen Belletristik kennt, wurde in USA mit neuem Leben gefüll und zurück nach Europa exportiert, ein allgegenwärtiger dienstbarer Geist, der den Bewohnern hilft mit Rat und Tat und bei dem man – male ich mir sofort aus – auch Empfehlungen für gesunde Menüs und Gaststätten einholen könnte, wenn man solche denn bewusst suchen würde.

Wenn.. – Im der gleichen Zeitung sehe ich ein Interview mit dem Gesundheitsminister. Pascal C. sitzt breitformatig am Konferenztisch in seinem Büro, auf dem Tisch liegt das Diktiergerät der Journalisten und mitten im Bild steht eine kleine Keramikschale… mit Migros-Schöggeli drin! Ertappt! So also macht sich der Magistrat seine Gesprächspartner gewogen, indem er sie mit Süssigkeiten verwöhnt. Aber eben: nur das im Verzicht geprüfte Auge stellt solche Nuancen überhaupt fest.