19/6  Die Mikrobe bringts

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:36

Besuch heute in Bern beim Bundesamt für Gesundheit, wo ich dem neuen Verantwortlichen für den Bereich Übergewicht unsere Stiftung und ihre Arbeit präsentieren darf.

Eines der Probleme, stellen wir fest, besteht darin, dass es zwar viele Theorien und noch mehr praktische Ansätze und Programme zur Vermeidung von Übergewicht gibt, aber dass man – mit Ausnahme der chirurgischen Eingriffe, deren Langzeit-Erfolg wissenschaftlich belegt ist – wenig verlässliche Angaben hat über die tatsächliche Wirkungsweise und die Nachhaltigkeit all dieser Angebote.

Hier könnte unsere Stiftung mit ihren direkten Kontakten zu sehr vielen, sehr unterschiedlich betroffenen Übergewichtigen mit ganz verschiedenen persönlichen Erfahrungen bezüglich Erfolgen und Misserfolgen, eine zentrale Rolle spielen bei der Erhebung und Erfassung der erlebten und auf der Wage überprüfbaren Wirkungen. Wenn wir uns mit einem Universitätsinstitut zusammenschlössen, könnte daraus eine einzigartige Feldstudie werden, welche ihrerseits Anhaltspunkte liefern könnte für die strategischen, gesundheitspolitischen Entscheide. – Eine bestechende Perspektive, die wir mit unseren wissenscchaftlichen Gewährsleuten intensiv studieren müssen.

Auf der Heimfahrt im Zug stosse ich dann in der noch nicht ausgelesenen vorletzten Ausgabe des Spiegel auf einen Bericht, der im Ansatz aufsehenerregend wirkt, über den ich bisher aber noch keine weiteren Informationen gefunden habe. Es geht um ein Forschungsprojekt an der Washington University School of Medecine in St. Louis, wo der Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und der Darmflora erforscht wird.

Es leben – so ist die Annahme, die momentan erst bei Mäusen experimentell zu belegen ist – im Darm ganze Kulturen von Mikroben und Bakterien, die den Abbau der Lebensmittel und die Zerlegung in die verschiedenen Elemente besorgen. Anderthalb Kilo (!) macht die Masse dieser Kleinstlebewesen im menschlichen Darm aus. – Mäuse, deren Darm total desinfizhiert wurde und die in einer keimfreien Umgebung labten und keimfreie Nahrung assen, nahmen ab, egal wie viel Futter sie verschlangen… Wenn man ihnen dann Darmbakterien verabreichte, waren sie nach kurzer Zeit wieder so fett wie ihre unbehandelten Kollegen.

Falls sich diese Annahme bestätigt, eröffnen sich wieder neue Perspektiven für die Hersteller von bakteriell angereicherten Drinks… es gäbe dann nicht nur den Schutz vor kachelmannscher Wetter-Unbill und die Befähigung aus dem kleinen Fläschchen, splitternackt in die Nordsee zu hüpfen… man könnte sich überdies wohl mit dem Griff zur schlankmachenden Phiole das Gedärme so imprägnieren, dass nur noch so viel Energie abgebaut und in den Körper eingespiesen wird, wie dieser effektiv verbrauchen mag… – Ein schöner Wunschtrum. Man wird uns wecken, wenn er in Erfüllung geht.