14/7  Zu gut um Geld zu brauchen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:34

Das ist die Geschichte einer Theatergruppe, die sich aufmachte, ein Stück zu produzieren, das vom Thema handelte: Übergewicht und Bewegungsmangel. Es ist eine Profitruppe mit dem Namen forumtheater.

Das forumtheater spricht aktuelle Stoffe an, zeigt eine pointierte Spielszene und lädt sein Publikum ein, sich dann in der Diskussion vertiefend mit dem Thema zu befassen, in das Stück einzugreifen, mitzuspielen. Die Truppe tritt vor besonderem Publikum auf, in Schulen, Betrieben, Firmen. Es ist engagierte Dramatik nach Mass, die in der Gesellschaft etwas bewegen will.

Übergewicht und Bewegungsmangel sind aktuelle Themen, die alle etwas angehen. Müssten. Meint man. Dass dem beileibe nicht so ist, haben die Verantwortlichen gemerkt, als sie sich aufmachten, um Sponsorengelder zu sammeln. Eine Absage nach der andern… Und einige vague Formulierungen, die gleich viel offen liessen, wie sie versprachen.

Den Vogel absolut abgeschossen hat eine Stiftung, die mit einer sehr respektablen Krankenkasse verbandelt ist und zu deren Zwecken es gehört, Projekte zu unterstützen, die einen im weitesten Sinn gesundheitsförderlichen Nutzen haben. Dazu gehört sicher auch ein solches Theaterkonzept, das in Schulen zum Nach- und Umdenken anregen soll, das Jugendliche und Eltern ins Gespräch bringen will über eine gesundheitsfördernde Lebensweise und über die Probleme, mit denen junge Menschen konfrontiert sind, wenn plötzlich ein neues Körpergefühl über sie hereinbricht.

Die Experten dieser Stiftung, die über das zu vergebende Geld wachen, haben einen extremen Sachverstand bewiesen. In ihrem von geheucheltem Bedauern nur so triefenden Absagebrief hiess es sinngemäss: Danke für Ihren interessanten Vorschlag. Leider können wir ihnen keine Unterstützung gewähren. Die Kritiken über ihre früheren Produktionen sind alle dermassen positiv, dass sie schon längst kommerziell erfolgreich sein und selbsttragend arbeiten müssten. Dass dies nicht der Fall ist, weist auf Management-Fehler hin, die wir – zu unserem Bedauern – nicht durch eine Unterstützung honorieren können…

Etwas Unbedarfteres habe ich im Zusammenhang mit der zwangsweise notwendigen Fremd-Finanzierung von kulturellen Darbietungen wirklich noch nie gehört! – Da möchte man diesen gedankenlosen Säckelmeistern doch glatt an die Gurgel gehen… wenn es denn etwas nützen würde. Wie so oft bei dieser Art von Stiftungen gibt es keine Rekursmöglichkeit. – Aber ich habe mir vorgenommen, die Gruppe bei ihrer Geld-Suche zu unterstützen. Wer eine Idee (oder gar einen Beitrag) hat, ist herzlich gebeten, sich bei mir zu melden. Jede Summe ist willkommen.