23/9  Zwei Tage

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:26

Jede Ausstellung ist anders und alle sind doch irgendwie gleich. Wir haben an der Züspa einen Stand, der sich einigermassen sehen lassen kann, obwohl wir nichts „verkaufen“ sondern nur informieren wollen.

Unser „Hau den Lukas“ mit der Ernährungs-Pyramide war von Anfang an ein Augenfang und ein Hit. Photo-Teams haben ihn abgelichtet, die Leute guckten interessiert und wenn man sie aufforderte, „zuzuschlagen“, so entwickelten sie spontane Kräfte, dass der Holzhammer nur so knallte und die Glocke weit herum hörbar bimmelte, was wieder neue Schau- und Haulustige anlockte…

Aber nach den ersten vier Stunden kam das Aus: Die Betreiber einzelner Nachbar-Stände erhoben Einspruch. Sie betrieben ein stilles Gewerbe mit esoterischer Meditation und so, und unsere Knallerei und Bimmelei schreckte ihre Kundschaft während der Probetherapie auf, so dass die ganze schöne Wirkung des Meditierens und Relaxens im Wohlfühldunst ermunternder Düfte und Salben wirkungslos verpuffte… und damit natürlich auch das Geschäft. Das sahen wir ein.

So haben wir den lautstarken „Lukas“ kurzerhand umfunktioniert zu einem geräuschlosen Ratespiel. In der leibhaftigen Abbildung der Lebensmittelpyramide mit den täuschend echten Nachbildungen der einzelnen Lebensmittel haben wir einige Produkrte auf eine andere Ebene verschoben. So brachten wir z.B. das Paar Landjäger in der Kategorie „Fünf Mal am Tag“ unter, den Hamburger aus dem Schnellimbiss in der Gruppe „Reichlich über den Tag verteilt“… und liessen die Leute raten, wo der Fehler steckt.

Und siehe da: die Trefferquote war sehr gut. Auch das Spiegelei wurde entlarvt, es hatte auf der Ebene „Zu jeder Hauptmahlzeit“ nichts zu suchen. Interessanterweise waren auch die Kids sehr gut im Bild und merkten sofort, dass der CocaCola-Becher bei den Getränken nicht so richtig hinpasste. – Alle Achtung: Wer gezielt in die Gesundheits-Ausstellung kommt, hat offenbar bereits Ahnung, was „gesund“ sein könnte und was nicht.

Knackpunkt ist noch die Vortrags-Arena. Zwar wurde sie liebevoll nach Feng-Schui-Prinzipien gestaltet und man fühlt sich in den warmen Farben auf dem kuscheligen Teppich und unter den geschmackvollen Deckenlampen echt wohlig geborgen… aber auch etwas einsam als Referant, wenn beim einen Vortrag drei Leute erscheinen und beim zweiten eine einzige Dame, die frenundlicherweise sagt: Wegen mir müssen Sie das Referat nicht extra halten. Wir sind dann an einen Tisch gesessen und ich habe ihr beim Kaffee erzählt, was sie über die Hintergründe der Epidemie des 21. Jahrunderts und über die Adipositas-Therapie wissen wollte. Bin gespannt, wer am Sonntag kommt. Der Vortrag ist um 12 Uhr. Ich kann auch noch fünf Minuten warten, bis alle da sind.