3/10  Schwergewichte auf dem Schirm

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:02

Der heutige Fernsehabend hatte es in sich. Zuerst auf SF 1 in 10vor10 der Bericht über Patrick Simmen und seine Behinderungen im Alltag durch die Tatsache, dass er 220 Kilo wiegt. Er hat seinen Job verloren, das Leben ist Mühsal, der Kampf mit sich selber und gegen das Gewicht scheint hoffnungslos. Er leidet, so nimmt man an, unter einem genetischen Defekt, der ihm verunmöglicht, seinen Energiehaushalt zu regulieren. Patrick hat einen Traum. Er möchte nach Amerika auswandern, weil er dort unter Seinesgleichen wäre. Weil sein Gewicht dort alltägllicher wäre, keine Ausnahmeerscheinung, mit der man hierzulande nicht oder nur mit Mühe umgehen kann.

Dann auf VOX eine Reportage von Stern-TV: Menschen mit Extremgewicht. Der 17jährige Dirk, der über 200 Kilo wiegt und deshalb keine Lehrstelle als Automechaniker findet. Er möchte ein Magenband, das ihm beim Abnehmen helfen würde, aber die Krankenkasse lehnt ab. Zuerst muss er es mit Sport und Ernährungsberatung versuchen. Einmal pro Woche kommt das Beraterteam vorbei. Sie machen ihre Sache gut, professionell, mit viel Verständnis, aber Dirk zeigt, dass es ihm stinkt, dass er nicht will. Und die Mutter nimmt ihm den letzten Rest an Motivation, indem sie sagt: Ich kenne meinen Sohn, wenn er nicht will, dann will er nicht, der nimmt nicht ab.

Und da ist die 21jährige Birgit, 185 Kilo schwer. Sie kann kaum mehr gehen. Mit einer Personal-Trainerin lernt sie, ihr Essverhalten beim Einkauf und in der Küche umzustellen. Mit Staunen hört sie, dass man Fleisch auch ohne Fett und Öl anbraten kann. Ihr Freund unterstützt sie, gemeinsam erarbeiten die die Menüpläne und machen Sportübungen, die dem grossen Gewicht angepasst sind… in zehn Wochen schafft sie acht Kilo, sie kann wieder Kleider von früher anziehen.

Und da ist die 46jährige Petra, sie wiegt 168 Kilo. Sie bekommt einen Magen-Bypass und nimmt in vier Wochen 16 Kilo ab. Sie ist auf dem Weg, ein neuer Mensch zu werden, aber sie weiss, dass es bis dahin noch weit ist. – TV-Geschichten, die deprimieren, die aber auch Mut machen können. Geschichten, die zeigen, dass sich etwas verändern lässt, wenn das Umfeld stimmt. Geschichten aber auch, die nur einen kleinen Ausschnitt zeigen aus einer Wirklichkeit, die viel härter, viel grausamer und viel leidvoller sein kann, die Tag für Tag vorhanden ist, auch wenn man sie nicht am TV sieht.