27/11  Von Böcken und Gärtnern

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:56

Was sollen wir von dieser Meldung halten, die heute verbreitet wurde: McDonald’s lanciert in China an den Schulen eine Kampagne gegen Übergewicht.

Das ist, als ob der alte Zino Davidoff eine Aktion gegen das Zigarrenrauchen starten würde… China galt ja bis vor wenigen Jahren noch als ein Hort des heilen Körpergewichts. Ich erinnere mich, dass ich mal einen Akupunktur-Experten bragte, ob man denn mit den Nadeln nicht auch etwas gegen Übergewicht machen könnte, und die Antwort war klar: Nein. Dann plötzlich tauchten die ersten TMC-Anbieter auf, die Programme gegen Adipositas auf den Markt brachten. Vor zwei Jahren war es, da machte ich ein halbes Jahr lang bei einem Test mit. Zweimal die Woche rammte mir der Medizinmann aus Fernost die langen Spezialnadeln tiiief in das Bauchfett, bis sie weit innen die richtigen Meridiane trafen, wo die Elmsfeuer ins Funkeln kamen und die kurzen Schmerzesblitze zuckten… Do you feel it? fragte er jeweils, während die Nadeln in die Tiefe glitten, bis ich wie elektrisiert zusammenfuhr… – Wie kommt es, hatte ich gefragt, dss man nun in China plötzlich den Nutzen der Nadeln gegen Fettsucht erkennt? Daran sei der westliche Lebensstil Schuld, war die Antwort. Der Junk-Food aus Amerika, der immer mehr Verbreitung finde… das habe dazu geführt, dass neue, bisher nicht bekannte Techniken entwickelt werden mussten.

Bei mir hat die Nadelkur nicht sonderlich genützt. Vielleicht wollte ich deren Wirkung zu explizit auf die Probe stellen, indem ich mir in dieser Zeit keinen Zwang beim Essen antat, und so zur Erkenntnis kam, dass auch der versierteste Nadelmann nichts erreichen kann, wenn nicht gleichzeitig Energiezufuhr und -verbrauch im Lot sind.

Und nun also Ronald McDonald, der rotgekleidete Clown und Kinderfreund, als Instruktor an Chinesischen Schulen! Viel dreister ist das kaum vorstellbar: auch wenn es offenbar eine Weisung gibt, dass die „eigenen“ Nahrungsmittel nicht erwähnt oder gar propagiert werden dürfen, so wird damit doch das Firmenlogo und das grossfüssige Maskottchen – mit staatlicher Genehmigung durch die Gesundheitsbehörde – nachhaltig in der kindlichen Wahrnehmung verankert: Wenn der liebe Ronnie mir so schön erklärt, was gut und gesund für mich wäre, dann kann doch nur gut und gesund sein, wofür er selber auf Plakaten, in TV-Spots und vor den schmucken Imbissbuden steht… also nichts wie los und auf ihn mit Gebrüll. (In China gibt es zurzeit 775 McDonald’s-Filialen. Bis in zwei Jahren sollen es 1000 sein. Man muss ja schliesslich für den Ansturm der Kids gewappnet sein.)