16/3  Markt und Prävention

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:33

18. Zürcher Präventionstag, heute. Über 200 Leute sind gekommen, alle befasst mit Gesundheit und Prävention, eingeladen zum Thema Gesundheits-Boom: Markt und Prävention.

Kann man, das ist die Frage, Gesundheitsprävention dem freien Markt überlassen? Oder braucht es staatliche Richtlinien, Auflagen, Gesetze? – Von der Markt-Macht überzeugt sind die Vertreter von Finanz und Nahrungsproduktion. Der Gesundheits-Sektor im Lebensmittelbereich boomt, die CS hat eigens einen Index für die Aktien der entsprechenden Firmen eingerichtet, der sich prächtig entwickelt. Der Milchprodukte-Multi Emmi weist stolz uf den Erfolg seiner wohltätigen Joghurt-Drinklein hin: 250 Millionen Einheiten setzt er jährlich davon ab… da müsste, meint man, die Menschheit eigentlich nur so strotzen vor Wohlbefinden.

Die Gesundheitsleute halten dagegen. Der Markt muss auf seinen Profit schauen. Der Konkurrenzkampf ist gross, der Preisdruck ist kein Garant für Qualität und optimale Sicherheit. Die Produkte mit gesundheitsbefindlichen Anpreisungen (Fördert und stabilisiert die Verdauung – Aktiviert die natürliche Widerstndskraft – Steigert das Wohlbefinden – Hält die Darmflora im Gleichgewicht) könnten die Konsumenten zur irrigen Meinung verleiten, nach Einnahme des Zaubertranks sei der Gesunderhaltung Genüge getan und man brauche sich weder zu bewegen noch vernünftig zu essen…

Das Schöne, sagt der Emmi-Mann mit entwaffnender Offenheit, ist doch, dass die guten probiotischen Kulturen zwar den Magen unbeschädigt passieren und sich im Darm ansiedeln können… aber dort ist dann der Überlebenskampf zum Glück so extrem, dass tagtäglich Nachschub geschluckt werden muss.

Eine Umfrage hat gezeigt, dass lediglich 20% der KonsumentInnen angeben, sie würden verstehen, was auf den Packungen bezüglich Nährwert deklariert ist… Alles spricht also für einfache, Klare, optische Signale („Ampel“)… aber die Politik tut sich schwer, so etwas einzuführen. Man verlässt sich auf die freiwillige Initiative der Produzenten. Die werkeln inzwischen an einem fröhlichen JeKaMi und schaffen mehr Verwirrung als Klarheit.

Felix Gutzwiller, freisinniger Nationalrat und Präventionsprofessor, hat es in einer für einen Politiker schon fast überdurchschnittlichen Deutlichkeit gesagt: im Bereich der Gesundheit und der Prävention geht es nicht ohne Regulierung ab. – Gut so. Fragt sich nur: wie weit?